Diabetes und Epilepsie: Eine komplexe Verbindung

Epilepsie, eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende Krampfanfälle gekennzeichnet ist, betrifft bis zu einem Prozent der Bevölkerung. Diabetes mellitus, insbesondere Typ-1-Diabetes, scheint mit einem erhöhten Risiko für Epilepsie assoziiert zu sein. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Diabetes und Epilepsie, wobei sowohl medizinische als auch schulische Aspekte berücksichtigt werden.

Chronische Erkrankungen in der Schule: Eine zunehmende Herausforderung

Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen, einschließlich Diabetes und Epilepsie, nimmt in Schulen zu. Dies stellt Lehrkräfte, Schulleitungen und Schulaufsichtsbehörden vor besondere Herausforderungen. Es ist wichtig, das Bewusstsein für diese Erkrankungen zu schärfen und Lehrkräfte entsprechend zu unterstützen und zu sensibilisieren. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat eine Handreichung für Lehrkräfte herausgegeben, die sich mit chronischen Erkrankungen als Problem und Thema in Schule und Unterricht befasst.

Der Umgang mit chronisch kranken Kindern in der Schule

Lehrkräfte stehen vor der Aufgabe, den Umgang mit kranken Kindern im Schulalltag zu gestalten, die Krankheit im Unterricht zu thematisieren und bei Mitschülern und deren Eltern Verständnis für betroffene Kinder zu wecken. Die Handreichung der BZgA bietet hierzu wertvolle Informationen und Anregungen.

Akut symptomatische Anfälle (ASA)

Akut symptomatische Anfälle (ASA) sind epileptische Anfälle, die in zeitlichem Zusammenhang mit einem auslösenden Ereignis auftreten. Die Ursachen für ASA sind vielfältig und können von vaskulären Ereignissen über Infektionen bis zu metabolisch/toxischen Ursachen reichen. Elektrolytentgleisungen, insbesondere akut auftretende und schwere, können ebenfalls ASA auslösen.

Elektrolytentgleisungen und epileptische Anfälle

Elektrolytentgleisungen beeinflussen direkt das Gehirn und können somit epileptische Anfälle verursachen. Die Internationale Liga gegen Epilepsie (ILAE) hat Grenzwerte für verschiedene Elektrolytstörungen festgelegt, die jedoch wissenschaftlich evaluiert werden sollten.

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Hyponatriämie

Eine Vielzahl von internistischen Erkrankungen und Störungen kann zu einer Hyponatriämie führen. Ursachen sind Verdünnungshyponatriämie, übermäßige Wasseraufnahme, gestörte renale Wasserausscheidung, diuretische Therapien, Nebenniereninsuffizienz, Hypothyreose, Diarrhö, Herzinsuffizienz, Zirrhose, Nierenfunktionseinschränkung und SIADH. Auch Antikonvulsiva wie Carbamazepin können Hyponatriämie verursachen. Ein Natriumwert < 115 mg/dl erhöht das Risiko für ASA deutlich.

Hypernatriämie

Eine chronische Hypernatriämie verursacht selten neurologische Defizite, es sei denn, der Natriumwert steigt sehr rasch an. Eine zu rasche Korrektur der Hypernatriämie kann jedoch zu ASA führen. Ursachen sind exzessiver Wasserverlust (z.B. Diabetes insipidus, Diarrhö), medikamentös bedingt (z.B. Mannitol) oder intrazelluläre Wassermigration. Ein Natriumwert > 170 mg/dl wird als schwere Hypernatriämie bezeichnet.

Hypokalziämie

Die klassischen klinischen Manifestationen der Hypokalziämie sind Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfälle. Ursachen sind Hypoparathyreoidismus, reduzierte Vitamin-D-Aufnahme oder Störungen im Vitamin-D-Metabolismus.

Magnesiummangel

Ein ausgeprägter Magnesiummangel kann zu bilateral tonisch klonischen Anfällen führen. Ursachen sind Diarrhö, Missbrauch von Abführmittel oder Medikamente wie Thiaziddiuretika und Cyclosporine.

Diabetes mellitus und Epilepsie

Diabetes mellitus (DM), sowohl Typ I als auch Typ II, ist mit einem erhöhten Risiko für epileptische Anfälle und Epilepsie assoziiert. Eine italienische Studie zeigte, dass ältere Patienten mit DM eine höhere Inzidenz von epileptischen Anfällen aufweisen. Die genaue Ursache für diesen Zusammenhang ist noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch ein multimodales Erkrankungsmodell angenommen.

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Hyperglykämie und Hypoglykämie als Auslöser für ASA

Hyperglykämien können akut symptomatische Anfälle auslösen, insbesondere die nichtketotische Hyperglykämie, die sich meist als fokal motorische Anfälle manifestiert. Hypoglykämien sind vor allem bei Neugeborenen und Kindern mit ASA verbunden, wobei hier die Gefahr der Entwicklung einer Epilepsie aufgrund von rezidivierenden neonatalen Hypoglykämien besteht.

Fallbeispiel: Epilepsie und Typ-1-Diabetes

Ein persönlicher Bericht schildert den Fall einer Patientin, bei der nach fast 20 Jahren Typ-1-Diabetes auch Epilepsie diagnostiziert wurde. Trotz fehlender Hypowahrnehmungsstörung und normalen Blutzuckerwerten zum Zeitpunkt des Anfalls bestätigte ein EEG die Diagnose Epilepsie.

Studien zum Zusammenhang zwischen Typ-1-Diabetes und Epilepsie

Eine taiwanesische Studie zeigte, dass Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes ein fast dreifach erhöhtes Risiko haben, an Epilepsie zu erkranken. Eine britische Kohortenstudie bestätigte dieses Ergebnis und fand eine ähnlich erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Diagnose Epilepsie bei Typ-1-Diabetikern.

Mögliche Ursachen für den Zusammenhang

Diskutiert werden gemeinsame genetische und autoimmunologische Faktoren sowie metabolisch bedingte zerebrovaskuläre Schädigungen. Es wird empfohlen, in der Differenzialdiagnose von Krampfanfällen bei Typ-1-Diabetikern nicht nur die Hypoglykämie, sondern auch ein potenziell erhöhtes genuines Epilepsierisiko in Betracht zu ziehen.

Schilddrüsenerkrankungen und Epilepsie

Schilddrüsenhormone können die Erregungsbereitschaft im Gehirn steigern. Im Rahmen von thyreotoxischen Zuständen können in seltenen Fällen ASA auftreten. Eine Hypothyreose führt nur bei langfristiger, unbehandelter Unterfunktion oder im Rahmen eines Myxödemkomas zu ASAs.

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Leber- und Nierenerkrankungen und Epilepsie

Akute wie chronische Leberfunktionsstörungen können zu neurologischen Komplikationen führen, insbesondere zur hepatischen Enzephalopathie, die ASA auslösen kann. Nierenfunktionseinschränkungen oder Niereninsuffizienzen sind nicht direkt mit dem Auftreten von ASA verbunden, können aber in fortgeschrittenen Fällen das posteriore reversible Enzephalopathiesyndrom (PRES) begünstigen, das mit epileptischen Anfällen einhergeht.

Das posteriore reversible Enzephalopathiesyndrom (PRES)

PRES ist charakterisiert durch neu auftretende epileptische Anfälle, Kopfschmerzen, Sehstörungen und meist bilateral auftretende Hyperintensitäten im Posteriorstromgebiet des Gehirns. Ursachen sind neben Nierenerkrankungen auch hypertensive Entgleisungen, Sepsis, zytotoxische Medikation und autoimmunlogische Erkrankungen.

Systemischer Lupus erythematodes (SLE) und Epilepsie

ASA treten bei SLE meist im Rahmen einer systemischen Exazerbation auf. Die Therapie der Wahl sind Cortison, Immunsuppressiva oder Immunglobuline.

Entzündliche Darmerkrankungen und Epilepsie

ASA werden nur selten und auch nur indirekt durch chronisch entzündliche Darmerkrankungen ausgelöst. Die Darmerkrankungen können das Risiko einer zerebralen Thromboembolie, einer Vaskulitis und einer Verbrauchskoagulopathie erhöhen, was zu zerebralen Ischämien und ASA führen kann.

Alkohol und Drogen und Epilepsie

Sowohl eine akute Alkoholintoxikation als auch der Alkoholentzug können zu akut symptomatischen Anfällen führen. Auch eine Vielzahl von meist illegalen Drogen können ASA auslösen, wobei die Mechanismen je nach Substanz variieren.

Medikamentös-toxische Genese von ASA

Etwa 1,4-14 % der ASA sind medikamentös-toxischer Genese. Neuroleptika und antipsychotische Medikamente sind mit einem vermehrten Auftreten von epileptischen Anfällen verknüpft, insbesondere Clozapin.

Erste Hilfe bei Unterzuckerung

Da Unterzuckerung ein möglicher Auslöser für epileptische Anfälle sein kann, ist es wichtig, die Symptome zu erkennen und schnell zu handeln:

  • Kohlenhydrate zuführen: Bei den ersten Anzeichen einer Unterzuckerung sollten Sie sofort schnelle Kohlenhydrate zu sich nehmen. Dazu eignen sich Traubenzucker, Fruchtsaft oder eine süße Limonade.
  • Ruhe bewahren: Setzen oder legen Sie sich hin, um Stürze oder Unfälle zu vermeiden.
  • Blutzucker messen: Wenn möglich, messen Sie Ihren Blutzuckerspiegel, um den Wert zu überprüfen.

In der Apotheke sind Blutzuckermessgeräte, Teststreifen und Notfallsets zur schnellen Anhebung des Blutzuckerspiegels erhältlich.

Diabetes und neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern

Eine aktuelle Studie aus Taiwan bestätigt eine Korrelation zwischen Diabetes der Mütter und verschiedenen neurologischen Entwicklungsstörungen ihrer Kinder, darunter Autismus, ADHS, Entwicklungsverzögerungen, geistige Behinderungen, Zerebralparesen und Epilepsie. Frauen mit Typ-1-Diabetes hatten demnach überdurchschnittlich häufig Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, geistigen Behinderungen und Epilepsie.

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