Demenz ist ein Begriff, der den fortschreitenden Verlust geistiger Fähigkeiten beschreibt. Es gibt verschiedene Formen von Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit die bekannteste ist. Obwohl es derzeit keine Heilung für die meisten Demenzerkrankungen gibt, ist die Prävention ein wichtiger Ansatz, um das Risiko zu verringern oder den Ausbruch der Krankheit zu verzögern. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Demenz und die vielfältigen Möglichkeiten der Prävention.
Was ist Demenz?
Der Begriff "Demenz" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich "Weg vom Geist" oder "ohne Geist". Diese Übersetzung beschreibt treffend das Hauptmerkmal von Demenzerkrankungen: die Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten bis hin zum vollständigen Verlust. Betroffene haben Schwierigkeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis, der Merkfähigkeit und später auch mit dem Langzeitgedächtnis.
Eine Demenz geht jedoch weit über den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinaus. Menschen mit Demenz haben zunehmend Schwierigkeiten, sich in ihrer Umgebung zu orientieren, vertrauten Tätigkeiten nachzugehen und für sich selbst zu sorgen. Dies kann dazu führen, dass sie sich und andere gefährden, weshalb es wichtig ist, die Lebensumstände an ihre Bedürfnisse anzupassen.
Wie viele Menschen sind betroffen?
In Deutschland leben derzeit rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Aufgrund der Alterung der Gesellschaft wird erwartet, dass diese Zahl in den kommenden Jahren deutlich ansteigen wird.
Ursachen von Demenz
An der Entstehung von Demenzen sind mehrere Faktoren beteiligt. Der wichtigste Risikofaktor ist ein hohes Lebensalter. Aber auch genetische Faktoren und die körperliche Gesundheit, Lebensgewohnheiten und Umwelteinflüsse spielen eine Rolle. Nur in einer kleinen Zahl der Fälle sind genetische Faktoren die vorherrschende Ursache.
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Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und macht etwa 70 Prozent aller Fälle aus. Sie ist durch die Ablagerung von Amyloid-Plaques und Tau-Proteinen im Gehirn gekennzeichnet, was zum Absterben von Nervenzellen und einer Schrumpfung des Gehirns führt. Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt, aber genetische Faktoren spielen in einigen Fällen eine Rolle.
Vaskuläre Demenz
Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Form der Demenz und wird durch Schädigungen der Hirngefäße verursacht. Diese Schädigungen können durch Bluthochdruck, winzige Einblutungen oder andere Durchblutungsstörungen entstehen. Die vaskuläre Demenz macht etwa 15 Prozent aller Demenzen aus.
Seltenere Demenzformen
Neben der Alzheimer- und der vaskulären Demenz gibt es noch eine Reihe anderer, seltenerer Demenzformen, wie z. B. die Lewy-Körperchen-Demenz, die frontotemporale Demenz und Demenzen, die als Folge anderer Krankheiten wie Lebererkrankungen oder einer HIV-Infektion entstehen können. Es kann auch zu Mischformen kommen, bei denen beispielsweise eine Alzheimer- und eine vaskuläre Demenz gleichzeitig vorliegen.
Risikofaktoren für Demenz
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, erhöhen können. Einige dieser Risikofaktoren sind nicht beeinflussbar, wie z. B. das Alter und die genetische Veranlagung. Es gibt jedoch auch viele beeinflussbare Risikofaktoren, die durch Änderungen des Lebensstils und medizinische Behandlungen reduziert werden können.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
- Alter: Das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter.
- Geschlecht: Frauen haben ein etwas höheres Risiko als Männer, was vermutlich auf ihre höhere Lebenserwartung zurückzuführen ist.
- Genetische Veranlagung: In seltenen Fällen kann eine genetische Veranlagung das Risiko für Demenz erhöhen.
Beeinflussbare Risikofaktoren
Eine internationale Expertengruppe hat 14 beeinflussbare Risikofaktoren identifiziert, die eine Rolle bei der Entwicklung einer Demenz spielen. Würden alle diese Risikofaktoren ausgeräumt, könnten bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindert oder zumindest deutlich hinausgezögert werden. Zu diesen Risikofaktoren gehören:
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- Geringe Bildung in jungen Jahren: Eine höhere Bildung kann dazu beitragen, kognitive Reserven aufzubauen und das Gehirn widerstandsfähiger gegen Schäden zu machen.
- Unbehandelte Schwerhörigkeit: Schwerhörigkeit kann dazu führen, dass das Gehirn weniger Reize verarbeitet und mehr Energie aufwenden muss, um Sprache zu verstehen.
- Hirnverletzungen: Schwere oder wiederholte Kopfverletzungen können Entzündungen im Gehirn auslösen und die Ablagerung von Amyloid-beta und Tau fördern.
- Bluthochdruck: Bluthochdruck kann die Gefäße schädigen und das Risiko für eine vaskuläre Demenz erhöhen.
- Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einem Verlust der grauen Masse im Gehirn und einem erhöhten Risiko für Demenz führen.
- Adipositas: Übergewicht, insbesondere im mittleren Lebensalter, erhöht das Risiko für Demenz.
- Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz.
- Depression: Anhaltende Niedergeschlagenheit, sozialer Rückzug und mangelnde Selbstfürsorge können das Gehirn belasten.
- Soziale Isolation: Soziale Isolation kann das Gehirn weniger anregen und das Risiko für Demenz erhöhen.
- Bewegungsmangel: Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns und schwächt Nervenzellen.
- Luftverschmutzung: Feine Partikel aus Abgasen, Industrie und Holzöfen können Entzündungen auslösen und die Gefäße schädigen.
- Diabetes: Typ-2-Diabetes zählt zu den am besten belegten Risikofaktoren für Demenz.
- Erhöhte Cholesterinwerte: Erhöhtes Cholesterin kann die Ablagerung von schädlichen Proteinen im Gehirn fördern und die Blutgefäße belasten.
- Sehschwäche: Unbehandelte Sehschwächen können dazu führen, dass das Gehirn weniger Reize erhält und sich mehr anstrengen muss.
Prävention von Demenz
Obwohl es keine Möglichkeit gibt, Demenz vollständig auszuschließen, gibt es viele Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Risiko zu verringern oder den Ausbruch der Krankheit zu verzögern.
Gesunder Lebensstil
Ein gesunder Lebensstil ist ein wichtiger Faktor bei der Prävention von Demenz. Dazu gehören:
- Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann das Risiko für Demenz senken. Die Mittelmeer-Diät, die reich an Olivenöl, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Fisch ist, wird oft als besonders vorteilhaft angesehen. Es ist ratsam, stark verarbeitete Lebensmittel, die reich an Zucker, Salz und ungesunden Fetten sind, zu meiden.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Durchblutung des Gehirns verbessern, Nervenzellen stärken und den geistigen Abbau verlangsamen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche.
- Geistige Aktivität: Geistige Aktivität kann dazu beitragen, das Gehirn fit zu halten und kognitive Reserven aufzubauen. Dies kann durch Lesen, Schreiben, Kreuzworträtsel, das Erlernen einer neuen Sprache oder eines Instruments oder andere geistig anregende Aktivitäten erreicht werden.
- Soziale Interaktion: Soziale Interaktion kann das Gehirn anregen und das Gefühl der Verbundenheit fördern. Dies kann durch den Kontakt mit Freunden und Familie, die Teilnahme an Gruppenaktivitäten oder die ehrenamtliche Arbeit erreicht werden.
- Ausreichend Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Gesundheit des Gehirns. Schlafmangel kann zu kognitiven Beeinträchtigungen und einem erhöhten Risiko für Demenz führen.
- Stressbewältigung: Chronischer Stress kann das Gehirn belasten und das Risiko für Demenz erhöhen. Es ist wichtig, Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln, wie z. B. Entspannungsübungen, Yoga oder Meditation.
Behandlung von Risikofaktoren
Die Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, erhöhten Cholesterinwerten und Depressionen kann dazu beitragen, das Risiko für Demenz zu senken. Es ist wichtig, diese Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Vermeidung von schädlichen Substanzen
Der Konsum von schädlichen Substanzen wie Tabak und übermäßigem Alkohol sollte vermieden werden, da diese das Risiko für Demenz erhöhen können.
Schutz vor Kopfverletzungen
Kopfverletzungen können das Risiko für Demenz erhöhen. Es ist wichtig, den Kopf vor Stößen und Stürzen zu schützen, z. B. durch das Tragen eines Helms beim Radfahren oder Skaten.
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Frühzeitige Erkennung und Diagnose
Eine frühzeitige Erkennung und Diagnose von Demenz ist wichtig, um den Krankheitsverlauf zu beobachten, die Wirksamkeit von Therapiemaßnahmen zu überprüfen und die Angehörigen zu beraten, wie sie den Patienten am besten unterstützen können. Wenn Anzeichen von Vergesslichkeit über längere Zeit anhalten und zunehmen, sollte dies von einem Spezialisten untersucht werden.
Diagnose von Demenz
Die Diagnose von Demenz umfasst in der Regel eine umfassende Untersuchung, die Folgendes umfasst:
- Anamnese: Der Arzt wird die Krankengeschichte des Patienten erfragen und sich nach den Symptomen und deren Verlauf erkundigen. Die Angaben von Bezugspersonen sind dabei besonders wichtig, da der Betroffene seine Gedächtnisprobleme oft nicht bemerkt oder verheimlicht.
- Psychometrische Tests: Es werden psychometrische Tests durchgeführt, um die Veränderungen der geistigen Leistungsfähigkeit objektiv zu erfassen. Dazu gehören Kurztests wie der Uhrentest oder die Mini Mental State Examination (MMSE) sowie ausführlichere Testverfahren, um Beeinträchtigungen in verschiedenen Bereichen (z. B. Kurz- und Langzeitgedächtnis, Sprachfähigkeiten) zu erfassen.
- Körperliche Untersuchung: Eine körperliche Untersuchung, einschließlich einer internistischen und neurologischen Untersuchung sowie einer Blutuntersuchung, wird durchgeführt, um andere mögliche Ursachen der Symptome auszuschließen.
- Bildgebende Verfahren: Eine Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) dienen dazu, Veränderungen der Struktur des Gehirns sichtbar zu machen, die auf eine Demenz schließen lassen.
- Weitere Verfahren: In bestimmten Fällen können zusätzliche Verfahren wie die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) eingesetzt werden, um Funktionseinbußen in unterschiedlichen Hirnregionen abzubilden oder Amyloid-Ablagerungen im Gehirn sichtbar zu machen.
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