Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft und zu Bewegungsstörungen, Muskelsteifheit, Zittern und anderen Symptomen führt. Die Suche nach wirksamen Behandlungsmethoden ist daher von großer Bedeutung für Betroffene und ihre Angehörigen. Eine alternative Behandlungsmethode, die in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerückt ist, ist die sogenannte "ewige Nadel"-Therapie, auch bekannt als Implantat-Akupunktur oder Neurostimulation.
Was ist die "ewige Nadel"-Therapie?
Die "ewige Nadel"-Therapie ist eine Form der permanenten Akupunktur, bei der winzige, biokompatible Titan-Implantate dauerhaft an definierten Punkten der Ohrmuschel eingesetzt werden. Diese Methode wurde seit 2001 durch den Neurologen Dr. Ulrich Werth mit der Firma LAMETEC entwickelt. Die Idee dahinter ist, dass der ständige Kontakt der Implantatnadeln mit den Ästen des zentralen Nervensystems über das Ohr elektrische Impulse erzeugt, die die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe anregen und damit verschiedene Körperfunktionen positiv beeinflussen können.
Im Gegensatz zur herkömmlichen Akupunktur geben die Akupunktur-Implantate eine permanente bzw. kontinuierliche Stimulation auf das periphere und zentrale Nervensystem (ZNS) ab. Es wird vermutet, dass diese Stimulation über kleinste Mikro-Impulse einen Reiz für die Ausschüttung der Nervenbotenstoffe ß-Endorphin und Dopamin setzt.
Seit 2007 wurden auch bio-resorbierbare Nadeln (TEMPLAX®) eingeführt. Diese Nadeln bestehen aus einer Milchsäure-Glukose-Verbindung (L-lactide-co-glycolide) und lösen sich selbstständig im Körper auf. Das Material dieser Nadeln ist identisch mit dem Material, das zur Herstellung von bioresorbierbaren Geräten für die Osteosynthese verwendet wird. Diese Templax® Nadeln lösen sich wahlweise nach 3, 15-18 und 60 Monaten vollständig im Körper auf. Akute oder subakute Krankheiten können damit behandelt werden.
Wie funktioniert die Implantat-Akupunktur?
Die Implantat-Akupunktur basiert auf dem Prinzip der Ohrakupunktur, einer eigenständigen Methode, die vergleichbar mit der Schädelakupunktur nach Yamamoto und der Fußsohlen-Akupunktur ist. Sie beruht auf der Vorstellung, dass die verschiedenen Körperorgane bestimmten Regionen am Ohr zugeordnet sind. Daher lässt sich über Nadelsetzen am Ohr (wie am Fuß) der gesamte Körper beeinflussen. Die Ohrakupunktur wurde in den 1950er Jahren in Frankreich entwickelt und kam verschiedentlich bei Parkinsonkranken zum Einsatz.
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Durch den permanenten Kontakt der Titan-Implantate mit den Nervenenden im Ohr sollen elektrische Impulse entstehen, die:
- Die Ausschüttung von Botenstoffen wie Dopamin und Endorphinen anregen
- Das vegetative Nervensystem beeinflussen
- Die Durchblutung fördern
- Muskelverspannungen lösen
- Sich positiv auf die Psyche auswirken
Für wen ist die "ewige Nadel"-Therapie geeignet?
Die Neuroimplantat-Methode ist für verschiedene neurologische Krankheiten anwendbar und unabhängig von der Schwere und Dauer der Erkrankung bzw. des Alters des Patienten. Viele Patienten mit chronischen und neurologischen Krankheiten müssen viele Medikamente einnehmen. Nach der Behandlung mit den Neuroimplantaten kann die Lebensqualität wesentlich verbessert und die Medikamentendosis oft reduziert werden.
Die gerade veröffentlichten Ergebnisse dreier Langzeitbeobachtungen der Mediziner Dr. Rolf Wlasak und Dr. Stefan Lobner zeigen deutlich, dass Implantat-Akupunktur (Neurostimulation) vielen Menschen mit Morbus Parkinson, Restless Legs Syndrom und beginnender Demenz helfen kann: Symptome werden oftmals gelindert, die Lebensqualität erhöht und das Fortschreiten der Erkrankung häufig hinausgezögert. Außerdem haben sich bei vielen Probanden Antrieb und Stimmung verbessert.
Kritik und Kontroversen
Trotz der positiven Berichte gibt es auch Kritik und Kontroversen rund um die "ewige Nadel"-Therapie. Ein Hauptkritikpunkt ist die fehlende wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit der Methode. In diesem Zusammenhang beschwerte sich ein Zuschauer des Nachrichtenkanals n-tv über die Schleichwerbung des Magdeburger Neurologen Dr. Ulrich Werth in der n-tv-Sendung „Gesund & Schön“. In dieser Sendung sei dessen Heilmethode für Parkinsonkranke wiederholt vorgestellt und umworben worden. Der Beschwerdeführer, selbst ein an Parkinson Erkrankter, legte dem PR-Rat ärztliche Stellungnahmen und eine Patientenstudie der Deutschen Parkinson-Vereinigung vor, die an den behaupteten Behandlungserfolgen des Dr. Werth zweifeln.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die Kosten der Behandlung, die bis zu 10.000 Euro betragen können und in der Regel nicht von den gesetzlichen oder privaten Krankenkassen übernommen werden, da die Wirksamkeit nicht ausreichend bewiesen ist.
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Die Rolle der Akupunktur in der Parkinson-Behandlung
Die traditionelle Akupunktur ist eine zentrale Säule der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), bei der in bestimmte Körperpunkte, die Akupunkturpunkte, feine Nadeln gestochen werden. Die „Nadelung“ soll gegen viele Beschwerden helfen, teils heilend, teils lindernd. Auf diese Weise lassen sich nicht nur Schmerzen mildern, sondern wohl auch das Gewicht reduzieren, eine Nikotinsucht bekämpfen oder Stressphänomene in den Griff bekommen. Der TCM zufolge behebt das Setzen der Akupunkturnadeln Störungen im Energiefluss: Blockaden lösen sich. Was genau an naturwissenschaftlichen Prinzipien hinter der Akupunkturwirkung steckt, ist bisher noch nicht vollständig geklärt.
Es gibt zumindest Indizien - bei manchen der im Folgenden genannten Symptome auch deutlichere Hinweise -, dass eine Akupunktur-Behandlung vielfach wirkt. Eine Nadelung lindert nicht nur Schmerzen, sie reguliert ebenso die Muskelspannung, nimmt Einfluss auf das Immun- und das vegetative Nervensystem sowie die Hormonkreisläufe, fördert die Durchblutung und wirkt ausgleichend auf die Psyche. All diese Symptome spielen - als Haupt- oder Nebenwirkungen der Erkrankung - auch bei Parkinson eine Rolle.
Im Anschluss an die Anamnese wählt der Akupunkteur die Punkte aus und entscheidet, wie oft die Therapie durchgeführt werden soll - meist ein bis zwei Serien von je zehn bis zwölf Behandlungen in jeweils ein bis zwei Sitzungen wöchentlich. Mit dem Ziel einer größtmöglichen Entspannung während der Behandlung findet diese dann im Liegen statt. Verwendet werden sterile Einmalnadeln, nur selten wiederverwertbare Gold-, Silber- oder Stahlnadeln. Die Nadeln sind 0,2 bis 0,4 Millimeter dick, ein bis zehn Zentimeter lang und haben einen speziellen Schliff, so dass der Einstich schmerzarm bis schmerzfrei erfolgt. Wie tief die Nadel in den Akupunkturpunkt eingestochen wird, hängt von der anatomischen Beschaffenheit des Punktes ab. Manchmal stimuliert der Akupunkteur die Punkte zusätzlich, indem er die Nadel dreht oder unter leichten Strom setzt. Über diese Faktoren, die Zahl der Nadeln und die Verweildauer der Nadeln in der Haut, lässt sich letztlich die Stärke der Behandlung regeln. Zwischen zehn und zwanzig Nadeln werden meist je nach körperlicher und seelischer Verfassung des Patienten gesetzt. Sie verbleiben zehn bis dreißig Minuten in der Haut. Nach dem Einstich stellen sich unterschiedliche Empfindungen ein, die den korrekten Sitz der Nadeln anzeigen. Typisch sind dumpfer Druck, Kribbeln, leichtes Taubheits- oder Schweregefühl sowie Wärme oder Kälte am Einstichpunkt. All dies fasst man unter dem Begriff „De-Qi-Gefühl“ zusammen. Weiterhin beobachtet man gelegentlich eine Art elektrisches Kribbeln, Leitbahnphänomen genannt, das sich entlang der Meridiane ausbreitet.
Die Weltgesundheitsorganisation veröffentlichte bereits 2003 eine Indikationsliste für den Einsatz von Akupunktur. Heute wird „das Nadeln“ als Therapieform immerhin von etlichen Krankenkassen bei einigen Diagnosen verlässlich abgerechnet, insbesondere bei chronischen Lendenwirbelsäulen-, Rücken- oder Kniebeschwerden. Kosten werden meist für zehn Anwendungen übernommen, sofern dafür ein qualifizierter Behandler bereitsteht. Inwieweit eine Krankenkasse die Kosten trägt, ist im Vorfeld solch einer Therapie zu klären. Mittlerweile tragen auch viele private Krankenversicherer die Kosten einer Akupunktur-Behandlung.
Prinzipiell ist das Nadeln in jedem Alter möglich, jedoch werden Kinder bevorzugt mit der sanfteren Laserakupunktur behandelt. Dafür nutzt man einen schwachen, punktförmigen Laserlichtimpuls, der die Akupunkturpunkte beeinflusst. Die Methode eignet sich auch für Patienten mit Angst vor Nadeln und für alte oder sehr kranke Menschen, bei denen Akupunktur sonst gar nicht zum Zuge käme. Allerdings ist der Effekt nicht so stark wie bei der klassischen Akupunktur-Behandlung.
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Erfahrungen von Patienten
Viele Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit der "ewigen Nadel"-Therapie. Sie berichten von einer Verbesserung ihrer Lebensqualität, einer Reduzierung ihrer Medikamentendosis und einer Linderung ihrer Symptome.
Hier sind einige Beispiele für Patientenberichte:
- "Vielen Dank für die Nachfrage . Meiner Mutter geht es gut. Sie hatte eine schwere Grippe ist aber auf dem Weg der Besserung . Ich habe den Eindruck das es ihr nach der Behandlung wesentlich besser geht."
- "Sehr geehrter herr dr. wert , Frau dr. die steiff fasen sind leider noch da mehr oder weniger denn ganzen tag sie, werden einmal vorbei sein…ich habe,mit absprache von frau dr. wiest, das 2mg.requip abgesezt."
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Berichte subjektiv sind und nicht durch wissenschaftliche Studien belegt sind.
Fazit
Die "ewige Nadel"-Therapie ist eine alternative Behandlungsmethode für Parkinson-Patienten, die auf dem Prinzip der permanenten Akupunktur basiert. Obwohl einige Patienten von positiven Erfahrungen berichten, gibt es auch Kritik und Kontroversen rund um die Methode, insbesondere hinsichtlich der fehlenden wissenschaftlichen Evidenz für die Wirksamkeit und der hohen Kosten.
Es ist wichtig, dass Patienten, die sich für diese Therapie interessieren, sich umfassend informieren und die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen. Ein offenes Gespräch mit einem Arzt oder Therapeuten ist unerlässlich, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
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