Die magische Welt von Alzheimer verstehen: Definitionen, Herausforderungen und Wege zu einer verbesserten Lebensqualität

Die Alzheimer-Krankheit, oft einfach als Alzheimer bezeichnet, ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die vor allem das Gedächtnis, das Denken und das Verhalten beeinträchtigt. Sie ist die häufigste Ursache für Demenz, einem Oberbegriff für eine Gruppe von Symptomen, die mit einem Rückgang der kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Obwohl es derzeit keine Heilung für Alzheimer gibt, können ein frühzeitiges Verständnis der Krankheit und die Anwendung geeigneter Strategien die Lebensqualität von Betroffenen und ihren Familien erheblich verbessern.

Was ist die Alzheimer-Krankheit? Eine Definition

Die Alzheimer-Krankheit ist gekennzeichnet durch den fortschreitenden Verlust von Nervenzellen und -verbindungen im Gehirn. Dieser Prozess führt zu einem allmählichen Abbau der kognitiven Funktionen, der sich in verschiedenen Symptomen äußert. Zu den Hauptmerkmalen der Alzheimer-Krankheit gehören:

  • Gedächtnisverlust: Schwierigkeiten, sich an neue Informationen zu erinnern, wiederholtes Stellen von Fragen und Vergessen wichtiger Ereignisse oder Termine.
  • Beeinträchtigung des Denkens und der Problemlösung: Schwierigkeiten, komplexe Aufgaben zu planen, Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen.
  • Sprachschwierigkeiten: Probleme, die richtigen Worte zu finden, Gespräche zu führen und Anweisungen zu verstehen.
  • Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Angstzustände, Depressionen, Misstrauen und sozialer Rückzug.
  • Desorientierung: Schwierigkeiten, sich in vertrauten Umgebungen zurechtzufinden, Zeit und Ort zu erkennen.

Die magische Welt von Alzheimer: Eine neue Perspektive

Huub Buijssen entschlüsselt in seinem Buch den tieferen Sinn und die Bedeutung hinter den oft seltsamen und sinnlos anmutenden Verhaltensweisen demenzkranker Menschen. Jede seiner Deutungen schließt er mit einer Botschaft ab, die das Leben mit Demenzkranken leichter, angenehmer und erfüllter macht. Er vermittelt ganz warmherzig, welche Hintergründe hinter den oft schwer nachvollziehbaren Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz oder Alzheimer stecken, belegt sein Wissen mit Beispielen aus der Praxis, die er mit hilfreichen und leicht umsetzbaren Tipps verknüpft.

Die Bedeutung der Kommunikation

Eine der größten Herausforderungen im Umgang mit Menschen mit Alzheimer ist die Kommunikation. Da ihre sprachlichen Fähigkeiten nachlassen, ist es wichtig, alternative Kommunikationsmethoden zu entwickeln. Dazu gehören:

  • Einfache Sprache: Verwenden Sie kurze, klare Sätze und vermeiden Sie Fachjargon oder komplexe Anweisungen.
  • Nonverbale Kommunikation: Achten Sie auf Körpersprache, Mimik und Tonfall. Berührungen können ebenfalls eine beruhigende Wirkung haben.
  • Geduld: Geben Sie der Person ausreichend Zeit, um zu antworten, und wiederholen Sie gegebenenfalls Ihre Aussage.
  • Validation: Erkennen Sie die Gefühle und die Realität der Person an, auch wenn sie nicht mit Ihrer übereinstimmen.

Die Rolle der Umgebung

Die Umgebung spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden von Menschen mit Alzheimer. Eine sichere, vertraute und beruhigende Umgebung kann dazu beitragen, Angstzustände und Verwirrung zu reduzieren. Zu den wichtigsten Aspekten gehören:

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  • Sicherheit: Entfernen Sie Stolperfallen, installieren Sie Handläufe und sorgen Sie für eine gute Beleuchtung.
  • Vertrautheit: Umgeben Sie die Person mit vertrauten Gegenständen, Fotos und Möbeln.
  • Orientierung: Verwenden Sie Kalender, Uhren und Beschilderungen, um die Orientierung zu erleichtern.
  • Ruhe: Vermeiden Sie Lärm und Ablenkungen. Schaffen Sie einen ruhigen und entspannenden Raum.

Die Bedeutung der sozialen Interaktion

Soziale Interaktion ist für Menschen mit Alzheimer von großer Bedeutung, um Gefühle der Isolation und Einsamkeit zu vermeiden. Aktivitäten, die soziale Kontakte fördern, können die Lebensqualität erheblich verbessern. Dazu gehören:

  • Besuche von Familie und Freunden: Ermutigen Sie regelmäßige Besuche und Gespräche.
  • Teilnahme an Gruppenaktivitäten: Suchen Sie nach lokalen Gruppen oder Vereinen, die speziell auf Menschen mit Demenz zugeschnitten sind.
  • Musiktherapie: Musik kann Erinnerungen wecken und positive Emotionen hervorrufen.
  • Tiergestützte Therapie: Der Kontakt mit Tieren kann beruhigend und therapeutisch wirken.

Die Bedeutung der Pflege

Die Pflege von Menschen mit Alzheimer ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die sowohl körperliche als auch emotionale Belastungen mit sich bringen kann. Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige auf ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden achten. Zu den wichtigsten Strategien gehören:

  • Unterstützung suchen: Treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei oder suchen Sie professionelle Beratung.
  • Pausen einlegen: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für sich selbst, um neue Energie zu tanken.
  • Delegieren Sie Aufgaben: Teilen Sie die Pflegeaufgaben mit anderen Familienmitgliedern oder professionellen Pflegekräften.
  • Gesund leben: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung.

Die fünf psychischen Grundbedürfnisse

Der englische Sozialpsychologe Tom Kitwood hat in seinen Untersuchungen festgestellt, dass jeder Mensch fünf zentrale psychische Grundbedürfnisse hat. Das betrifft die Pflegekraft genauso wie den dementen Menschen. Demente Menschen können aber, im Gegensatz zum gesunden Menschen, nicht mehr selbst für die Erfüllung ihrer seelischen Bedürfnisse sorgen und leiden oft still darunter. Manche werden aufgrund des Mangels an seelischer Befriedigung auch unruhig und entwickeln auffällige Verhaltensweisen.

Zur gelingenden Begleitung eines dementen Menschen gehört die Anerkennung und Berücksichtigung der wesentlichen Grundbedürfnisse der Person. Die Erfüllung dieser Grundbedürfnisse ist für jeden Menschen unverzichtbar, denn sie dient zum Erhalt seiner körperlichen und seelischen Gesundheit. Die Wurzeln für diese Bedürfnisse werden früh in der Lebensgeschichte geprägt und entwickelt. Sie sind im weiteren Leben steuernd für die Gestaltung von Beziehungen, für die Entwicklung von Selbstvertrauen und der Kommunikationsfähigkeit mit anderen Menschen.

Ausgangpunkte für die Betreuung und Sorge für einen Menschen mit Demenz sind die Grundbedürfnisse, die für alle Menschen gelten, aber bei Menschen mit Demenz von existenzieller Bedeutung sind. Zu den wesentlichen Grundbedürfnissen von Personen mit Demenz gehört das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle über das eigene Leben, das bedeutet den Erhalt von Selbstbestimmung. Danach steht das Bindungsbedürfnis als Streben nach Geborgenheit, Schutz, Nähe, Wärme und genährt werden ganz oben an. Der Mensch ist ein soziales Wesen, er ist angewiesen auf das „Du”, auf ein Leben von „Angesicht zu Angesicht”. Gerade bei Demenz im fortgeschrittenen Stadium ist das Alleinsein häufig beängstigend und kann sich im Umherwandern, Anklammern und anderen Verhaltensweisen äußern. Einbezogensein meint, einen festen Platz in der Gruppe zu haben, sich in der Gemeinschaft zu Hause zu fühlen - oft einfach nur dabei sein zu dürfen. Eine Beschäftigung zu haben, die den eigenen Fähigkeiten und Kräften entspricht, bedeutet, persönlich bedeutsam zu sein. Die Möglichkeiten der aktiven Beschäftigung nehmen ab, doch sind Anregungen über die Sinne (Ohren, Augen, Geschmack, Geruch, Hautsinn) bis zuletzt möglich. Demente Menschen können ihre Identität nur mit Unterstützung durch andere aufrechterhalten. -Sie brauchen Betreuer, die ihre Realität anerkennen und die eigene brüchige Lebensgeschichte wie mit einem roten Faden lebendig halten. Dazu ist ein möglichst detailliertes Wissen über die Biografie wichtig. Trost zu spenden bedeutet, die Situation, in der sich eine Person befindet, empathisch wahrzunehmen und ihre belastenden Emotionen anzuerkennen und Beistand zu leisten. Das Entgegenbringen echter Empathie hilft dem Trostbedürftigen, sich seelisch wieder aufzurichten. Eine Demenz ist für die betroffenen Personen mit vielfältigen Verlusten verbunden: Verlust an sozialen Beziehungen, Verlust von Fähigkeiten, Erinnerungen, Verlust der Kontrolle, Verlust eines unabhängigen Lebensstils - somit ist ein Verlangen nach Trost sehr verständlich. Das Eingehen auf spirituelle Bedürfnisse kann hier für einen gläubigen Menschen sehr wichtig werden. Diese Bedürfnisse sind immer die Grundlage für die verschiedenen praktischen Betreuungsangebote. In der Hierarchie der Grundbedürfnisse gehört die sichere Bindung zu den jeweils bedeutsamen Bezugspersonen zu den lebensnotwendigen Grundlagen der menschlichen Existenz. Daher geht es beim Umgang mit dementen Menschen häufig um Vertrauen. Deshalb erfordert die Erfüllung des Bindungsbedürfnisses immer ein Gegenüber, das feinfühlig die Signale wahrnimmt, richtig interpretiert, angemessen und prompt darauf regiert. In diesem Sinne ist der Auftrag von Betreuungskräften nicht einfach nur das Anbieten von Beschäftigung. Sie dürfen sich also nicht als "Beschäftigungstherapeuten" verstehen, sondern als "Kümmerer" um die psychischen Bedürfnisse der alten Menschen.

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Der Demenz-Code

Menschen mit Demenz drücken ihre Bedürfnisse oft anders aus, als wir es gewohnt sind. Die Ausführungen von Dr. Udo Baer sollen eine Hilfe sein, um verständlich zu beschreiben, was sich hinter dem oft verschlüsselten Ausdruck von Menschen mit Demenz verbergen kann.

  • Augenhöhe! Echte, hilfreiche Begegnung findet immer auf Augenhöhe statt.
  • Wie man in den Wald hineinruft … Wenn Sie ungeduldig, genervt und bevormundend mit dem dementen Menschen sprechen - was soll dabei herauskommen? Freundlichkeit gewinnt!
  • Einfache Sprache! Möglichst nicht mehr als 5 Wörter in einem Satz. Keine Warum-Fragen.
  • Zuhören und ernst nehmen. Auch mit scheinbar wirren Aussagen möchte uns der demente Mensch etwas mitteilen. Hören Sie auf den Gefühlsausdruck!
  • Langsam ist am schnellsten. Durchatmen. Einen Gang zurückschalten. Langsam sprechen!
  • Jeder macht sich gerne nützlich. Geben Sie dem dementen Menschen Alltags-Aufgaben, die er bewältigen kann. Ohne Aufgaben und kleine Erfolgserlebnisse verliert der Mensch den Lebensmut.
  • Feste gewohnte Strukturen / Rituale Das Altbekannte, das Gewohnte gibt Halt und Sicherheit.
  • Der Demente hat immer recht. Diskussionen führen nur zu schlechter Stimmung und sonst zu nichts. Bedenken Sie: Der demente Mensch hat morgen alles vergessen - nur die schlechte Stimmung nicht!
  • Mit Humor geht alles leichter. Natürlich aber nur mit dem dementen Menschen lachen - nicht über ihn!
  • Reize dosieren! Keine Dauerberieselung mit Radio oder TV! Aber immer wieder die Sinne anregen mit alten Liedern, vertrauten Gerüchen, frische Luft, Natur.
  • Hören Sie nie auf zu reden! Auch wenn der demente Mensch nichts mehr versteht: Er hört die vertraute Stimme, die Wärme in der Stimme, den wohlmeinenden Tonfall.
  • Berührung, Trost, Nähe geben! Jeder Mensch braucht Berührung eines anderen Menschen, braucht körperlichen Trost und Beistand. Der Körper versteht die Zeichen der Zuneigung, die der Verstand nicht mehr versteht. Das Herz wird nicht dement.

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