Nerven Docs Informationen: Ein umfassender Leitfaden zu neurologischen Erkrankungen und Behandlungen

Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene neurologische Erkrankungen, ihre Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten. Er stützt sich auf Informationen von medizinischen Experten und Institutionen, um ein fundiertes Verständnis für Patienten und Interessierte zu schaffen.

Neurologische Versorgung in Baden-Württemberg

Die Kassenärztliche Vereinigung verfügt über einen geprüften Datenbestand aller niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in Baden-Württemberg, die gesetzlich versicherte Patienten behandeln. Für eine detaillierte Recherche mit mehr Filtermöglichkeiten kann die erweiterte Suche genutzt werden, um gezielt nach psychotherapeutischen Verfahren (z. B. Verhaltenstherapie) zu filtern. Es wird empfohlen, die Suche mit möglichst wenigen Suchkriterien zu starten, da die Anzahl der Treffer mit zunehmenden Kriterien sinkt.

Ein Beispiel für einen Neurologen ist Dr. med. Hans Weidmann, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, tätig in der Praxis Dres. med. Pohl und Schreiber in der Dr.-Konrad-Adenauer-Str. Die Sprechstundenzeiten können direkt bei der Praxis erfragt werden.

Polyneuropathie: Eine häufige Nervenerkrankung

Die Polyneuropathie gehört zu den häufigsten neurologischen Krankheiten. Typische Symptome sind Kribbeln, Brennen und Taubheit, die anfangs an beiden Füßen und Beinen auftreten. Ihren Ursprung haben die Gefühlsstörungen in den langen Nerven, die Muskeln, Haut und Organe mit dem Gehirn verbinden. Schäden an den Nerven führen dazu, dass die Weiterleitung von Informationen zwischen Gehirn, Rückenmark und dem Rest des Körpers gestört ist. Je nachdem, welche Nerven betroffen sind, können bei der Polyneuropathie unterschiedliche Beschwerden im Vordergrund stehen. Trotz aller diagnostischen Fortschritte bleibt die Ursache in vielen Fällen unklar ("idiopathische Neuropathie"). Ärzte können dann nur die Symptome behandeln.

Diagnose von Polyneuropathie

Verschiedene Diagnoseverfahren helfen, die Ursache und den Schweregrad der Polyneuropathie zu bestimmen:

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  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit: Hierbei wird Strom durch die Nervenbahnen geschickt.
  • Prüfung des Vibrationsempfindens: Der Neurologe nutzt eine Stimmgabel, um das Vibrationsempfinden zu prüfen.
  • Standardisierte Quantitative Sensorische Testung (QST): Durch sieben verschiedene Gefühlstests an der Haut werden 13 Werte ermittelt. Diese helfen zu erkennen, welche Nervenfasern genau geschädigt sind und wie stark die Schädigung fortgeschritten ist.
  • Thermode: Um das Temperaturempfinden exakt zu messen, kommen bei der sogenannten Thermode computergesteuerte Temperaturreize zum Einsatz.
  • Nerv-Muskel-Biopsie: Die Untersuchung einer Gewebeprobe kann helfen, die Ursache einer Polyneuropathie zu finden. Dazu wird eine Gewebeprobe aus dem Schienbein entnommen und feingeweblich untersucht. Hierbei wird festgestellt, ob der Schaden an der Hüllsubstanz des Nerven (Myelin) oder am Nerven selbst entstanden ist. Bei bestimmten Ursachen finden sich zum Beispiel Entzündungszellen oder Amyloid-Ablagerungen.
  • Hautbiopsie: Bei einer Untergruppe der Neuropathien sind insbesondere die dünnen, kleinen Nervenfasern der Haut betroffen (Small-Fiber-Neuropathien). Die Nervenleitgeschwindigkeit, die die Funktion von dickeren Nerven misst, ist dann oft unauffällig. Für die richtige Diagnose ist die Quantitative Sensorische Testung mit Messung des Temperaturempfindens entscheidend. Darüber hinaus kann eine Gewebeprobe aus der Haut (Hautbiopsie) unter dem Mikroskop untersucht werden.

Behandlung von Polyneuropathie

Die Behandlung der Polyneuropathie zielt darauf ab, die Ursache zu behandeln und die Symptome zu lindern:

  • Diabetes: Hat ein Diabetes schleichend über viele Jahre die Nerven angegriffen, muss der Patient seine Blutzuckerwerte in den Griff bekommen, um die Nervenschädigung zu stoppen. Allerdings führt eine zu rasche Senkung der Blutzuckerwerte zu weiteren Nervenschäden. Als optimal gilt eine sanfte Senkung des HbA1c-Wertes um weniger als zwei Prozentpunkte über einen Zeitraum von drei Monaten. Bei Altersdiabetes empfehlen Ärzte eine Umstellung des Lebensstils mit Gewichtsreduktion und viel Bewegung. Ziel ist, dass sich die Nerven wieder erholen. Besteht die Schädigung allerdings schon lange, ist die Polyneuropathie in der Regel nicht heilbar.
  • Alkohol und Medikamente: Sind Alkohol oder Medikamente die Ursache, hilft Abstinenz beziehungsweise ein Wechsel der Präparate.
  • Schmerzbekämpfung: Zur Schmerzbekämpfung haben sich Antidepressiva und Medikamente gegen Krampfanfälle (Epilepsie), sogenannte Antikonvulsiva, bewährt.
  • Capsaicin-Pflaster: Capsaicin ist für die Schärfe der Chilischoten verantwortlich und hat sich in Form von Capsaicin-Pflastern auf der Haut in Studien als erfolgversprechendes Mittel gegen Polyneuropathie erwiesen. Es betäubt nicht nur den schmerzenden Bereich und steigert die Durchblutung, sondern scheint sogar die Neubildung kleiner Nervenfasern anzuregen.
  • Elektrotherapie: Bei der Elektrotherapie werden die Nerven durch Impulse aus einem speziellen Gerät so stimuliert, dass Erkrankte statt Schmerzen ein leichtes Kribbeln spüren. Von außen lässt sich dieses durch ein TENS-Gerät erreichen. Die Therapien müssen dauerhaft durchgeführt werden. Eine Pause beeinträchtigt schnell den Behandlungserfolg.
  • Gleichgewichtstraining: Gegen die fortschreitende Gangunsicherheit wirkt Gleichgewichtstraining in der Physiotherapie.
  • Akupunktur: Wie die gezielten Reize der Akupunktur die Nerven beleben, ist noch ungeklärt.

Mögliche Auslöser einer Polyneuropathie

Als Auslöser einer Polyneuropathie können folgende Erkrankungen in Betracht kommen: Diabetes mellitus, Vergiftungen, Alkoholismus, Gefäßerkrankungen.

Weitere neurologische Erkrankungen und Beschwerden

Neben der Polyneuropathie gibt es eine Vielzahl weiterer neurologischer Erkrankungen und Beschwerden, die im Folgenden kurz erläutert werden:

  • Gedächtnisstörungen: Wenn die Gedächtnisfunktion zunehmend beeinträchtigt wird, kann dies verschiedene Ursachen haben. Häufig ist dies auf Durchblutungsstörungen des Gehirns und damit Demenz zurückzuführen.
  • Durchblutungsstörungen oder Blutungen im Gehirn: Diese können jeden treffen. Verstopfte Blutgefäße können ein Auslöser sein.
  • Kopfschmerzen: Kopfschmerzen können unterschiedliche Gründe haben. Eine Anamnese-Erhebung ist wichtig, um schwerwiegende Ursachen auszuschließen und eine effektive Therapie zu entwickeln.
  • Schwindel: Schwindel ist ein weit verbreitetes Leiden. Mithilfe von technischen Verfahren können Durchblutungsstörungen oder Entzündungen erkannt werden. Die ausgeführten Verfahren können Bildgebung, Ultraschall oder evozierte Potentiale sein.
  • Krampfanfälle: Jeder 10. Deutsche erleidet in seinem Leben einen Krampfanfall. Dieser stellt oftmals das Symptom einer Epilepsie dar. Bei wiederholten Anfällen ist eine ausführliche Anamnese unabdingbar. Durch EEG und gegebenenfalls MRT kann die Ursache eingegrenzt und eine optimale Therapie erstellt werden.
  • Parkinson-Krankheit: Dies ist eine Erkrankung des Nervensystems, wodurch vor allem die Beweglichkeit und Bewegungsabläufe gestört werden. Nach einer fundierten Untersuchung wird die Diagnose erstellt.
  • Karpaltunnelsyndrom: Wenn der Medianus-Nerv am Handgelenk geklemmt ist, haben Sie Schmerzen und ein Taubheitsgefühl in den Fingern. Jede 10. Person leidet an dieser häufigen, neurologischen Erkrankung mindestens einmal im Leben.
  • Myasthenie: Bei dem Krankheitsbild Myasthenie werden Antikörper entwickelt, die die Übertragung zwischen Nerv und Muskel stören. Beispielsweise kommt es oft zu einer Muskelschwäche im Bereich der Augen.
  • Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfall: Ein sehr verbreitetes Leiden sind Rückenschmerzen. Anhand einer klinischen Untersuchung wird entschieden, ob eine weitere Abklärung beispielsweise mittels MRT notwendig ist.

Nervenschmerzen (Neuropathische Schmerzen)

Nervenschmerzen werden fachsprachlich auch als neuropathische Schmerzen bezeichnet. Sie entstehen als direkte Folge einer Schädigung von „Gefühlsfasern“ des Nervensystems. In diesem Punkt unterscheiden sich neuropathische Schmerzen grundsätzlich von allen anderen Schmerzen, zum Beispiel Rücken-, Kopf- oder Tumorschmerzen. Anders als beim „normalen“ Schmerzerleben entstehen die Schmerzimpulse in der Regel nicht mehr im Bereich der Nervenendigungen von Schmerzfasern in den Geweben des Körpers.

Diagnose neuropathischer Schmerzen

Für den Nachweis neuropathischer Schmerzen ist es wichtig, Verteilungsmuster, Stärke und Qualität der Schmerzen zu erheben, also beispielsweise ihren brennenden (häufig), bohrenden, einschießenden oder stechenden Charakter. Die Beschwerden treten oft in Ruhe auf und können oft auch durch leichte Berührungsreize ausgelöst werden. So kann eine leichte Berührung der Haut zu Schmerzen führen, die normalerweise keine Schmerzempfindung auslöst. Diese Art von Schmerzen nach leichter Berührung wird auch als Allodynie bezeichnet. Zudem weisen Betroffene häufig eine verstärkte Schmerzempfindlichkeit nach anderen schmerzauslösenden Reizen auf, die als Hyperalgesie beschrieben wird.

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Eine schmerzhafte Nervenschädigung, d.h., ein neuropathischer Schmerz, ist immer dann anzunehmen, wenn die Schmerzausbreitung und eine begleitende Gefühlsstörung (Taubheitsgefühl) dem Versorgungsgebiet eines Gefühlsnervs (sensorischen Nervs) im Gewebe entsprechen. Gleiches gilt, wenn sich das Muster der Schmerzausbreitung mit dem Versorgungsgebiet einer geschädigten Nervenwurzel, eines Rückenmarkabschnittes oder Gehirnbereiches deckt.

Neuropathischer Schmerz unterscheidet sich grundsätzlich von allen anderen Schmerzen wie Rücken-, Kopf- oder Tumorschmerzen. Ein relativ häufiges Beispiel hierfür ist ein Bandscheibenvorfall (Prolaps), bei dem eine Bandscheibe auf eine Nervenwurzel drückt. Bei einem Bandscheibenvorfall drückt der Bandscheibenkern auf den Rückenmarksnerv. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT machen das für den Arzt sichtbar. Am häufigsten ist dabei die fünfte Nervenwurzel im Lendenbereich betroffen. Dies kann zu einem Taubheitsgefühl und einer Schmerzausstrahlung außen seitlich am Bein entlang über den Vorderfuß zur Großzehe hin führen.

Die Diagnose „neuropathischer Schmerz“ kann mit umso größerer Sicherheit gestellt werden, je mehr übereinstimmende Hinweise auf eine Nervenschädigung im Rahmen der Untersuchung und Befragung des Patienten gefunden werden. Sie kann durch eine Schmerzzeichnung, Schmerzfragebögen und weitere Spezialtests ergänzt werden.

  • QST: quantitative sensorische Testung zur Prüfung der Hautempfindlichkeit
  • Neurographie: Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit
  • SEP: somatosensibel evozierte Potenziale zur Prüfung der gesamten Gefühlsbahn von der Haut über das Rückenmark bis ins Gehirn.

Oft werden darüber hinaus moderne bildgebende Verfahren eingesetzt, zum Beispiel die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT, auch als Kernspintomografie bezeichnet). Sie können eine Nervenschädigung direkt sichtbar machen.

Mögliche Auslöser neuropathischer Schmerzen

Der Bandscheibenvorfall ist ein häufiger Auslöser. Eine andere Form der Nervenschädigung liegt bei der Polyneuropathie vor. Das Wort „Polyneuropathie“ bedeutet „Erkrankung vieler Nerven“ - beispielsweise im Rahmen einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) - und kann zu einem Brennschmerz der Füße führen. Diese Brennschmerzen und auch Berührungsschmerzen beginnen am Fuß und erweitern sich sockenförmig (können auch an den Händen auftreten). Hier hat der dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel die feinen Nervenendigungen geschädigt.

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Eine andere Form der Nervenschädigung liegt bei einer schmerzhaften Gürtelrose (Herpes zoster) vor. Hier entstehen die neuropathischen Schmerzen im Bereich kleiner Nerven in der Haut, deren Schädigung als Folge einer Nervenentzündung durch das Varizella-Zoster-Virus hervorgerufe wird. Dieses Virus kann nach einer Windpockeninfektion im Kindesalter dauerhaft in den Nervenwurzeln von Rückenmark und Hirnnerven verbleiben. Durch Stress oder ein im Alter oder durch Krankheiten geschwächtes Immunsystem können diese Viren wieder aktiv werden und Wochen bzw. Monate nach dem Auftreten der Gürtelrose zu Nervenschmerzen führen.

Auch Nervenquetschungen oder Nervendurchtrennungen im Rahmen von Unfällen oder Operationen - z.B. des Trigeminus-Nervs im Gesicht bei zahnärztlichen Eingriffen - können Nervenschmerzen nach sich ziehen. Gleiches gilt für das bis heute nicht komplett verstandene Krankheitsbild des Phantomschmerzes, bei dem Schmerzen in Gliedmaßen gespürt werden, die durch eine Amputation entfernt wurden. Schließlich können Nervenschmerzen auch auftreten, wenn Nerven zusammengedrückt werden, was als Engpass-Syndrom bezeichnet wird. Ein häufiges Beispiel ist das Karpaltunnel-Syndrom am Handgelenk. Es geht mit Nervenschmerzen und weiteren Ausfällen wie Taubheitsgefühl und Muskellähmung einher.

Behandlungsmöglichkeiten neuropathischer Schmerzen

Die Behandlung von Nervenschmerzen gestaltet sich oft schwierig, sofern keine Operation zur Entlastung des betroffenen Nervs möglich ist. Schmerzfreiheit kann nur in den seltensten Fällen erreicht werden. Daher sollen realistische Behandlungsziele vor Therapiebeginn gemeinsam mit dem Patienten besprochen werden.

Die Therapie neuropathischer Schmerzen gründet sich vor allem auf eine für jeden einzelnen Menschen individuell abgestimmte Behandlung mit Medikamenten. Sie soll die Beschwerden lindern, bis sich die geschädigten Nerven zumindest weitgehend erholt und neu aufgebaut haben. Es werden unterschiedliche Wirkprinzipien angewendet, darunter häufig die Kombinationsbehandlung mit verschiedenen Medikamenten, die den Nervenschmerz über unterschiedliche Wirkmechanismen lindern.

Nicht-medikamentöse Verfahren können ergänzend oder in der Akuttherapie zur Überbrückung der Zeit bis zum Anschlagen der sonstigen Medikamente eingesetzt werden. Darüber hinaus können im Einzelfall, je nach Ausprägung der Beschwerden, physikalische Maßnahmen, Ergotherapie und Psychotherapie sinnvoll sein.

Interdisziplinäres Hamburger Neurokolloquium

Das 1. Interdisziplinäre Hamburger Neurokolloquium "Moderne Diagnostik und Therapie von Läsionen peripherer Nerven" fand am 24. Februar 2010 im Sofitel Hotel Alter Wall in Hamburg statt. Die Organisation lag bei Dr. Kele. Das Programm umfasste:

  • Elektrophysiologische Diagnostik bei peripheren Neuropathien (Dr. Knop, Hamburg)
  • Sonografie der peripheren Nerven (Dr. Kele, Hamburg)
  • MRT bei Erkrankungen der peripheren Nerven (Prof. Bendzus, Heidelberg)
  • Therapie der Kompressionssyndrome (Prof. Antoniadis, Günzburg)
  • Therapeutische Möglichkeiten bei Nervenverletzungen (Prof. Kretschmer, Oldenburg)
  • Sekundäreingriffe und Therapieoptionen nach Operationen an peripheren Nerven (Dr. Preisser, Hamburg)

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