Die Nerven, gegründet 2010 in Esslingen und heute zwischen Stuttgart und Berlin angesiedelt, haben sich in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten und besten Live-Bands Deutschlands entwickelt. Mit ihrem kompromisslosen Sound und ihren klugen Beobachtungen der Gesellschaft haben sie sich einen festen Platz in der Musikwelt erobert. Ihr fünftes, selbstbetiteltes Album aus dem Jahr 2022, oft als ihr "schwarzes Album" bezeichnet, festigt ihren Ruf als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Rockbands. Im September 2024 erschien ihr sechstes Studioalbum "Wir waren hier".
Von "Fluidum" zu "Die Nerven": Eine musikalische Entwicklung
Nach einer Flut von Digital-Releases erschien 2012 ihr Debütalbum "Fluidum" (Fin Du Monde/This Charming Man Records), gefolgt von "Fun" im Jahr 2014. Jan Wigger von Spiegel Online bezeichnete "Fun" als "eine der wichtigsten und besten deutschsprachigen Platten dieses Jahrzehnts". Die Nerven blieben stets glaubwürdig und dem Underground verbunden und spielten in Clubs und auf Festivals wie Roskilde, Melt!, Appletree Garden, Sziget und Eurosonic. Sie unternahmen eine Israel-Tournee und veröffentlichten als erste deutschsprachige Band auf dem stilprägenden US-amerikanischen Label Amphetamine Reptile Records.
2015 veröffentlichten sie ihr drittes Album "Out" (Glitterhouse Records) und gingen auf eine ausgedehnte Tour, die sie weit über die Grenzen Deutschlands hinausführte. Im Juni 2017 erschien ihr erstes Live-Album "Live in Europa". "Fake", ihr viertes Album, markierte mit Platz 13 in den Charts ihren Durchbruch.
Das "schwarze Album": "Die Nerven" (2022)
Das selbstbetitelte Album "Die Nerven", das 2022 auf Glitterhouse Records erschien, wird oft als das "schwarze Album" der Band bezeichnet. Das Cover zeigt einen schwarzen Schäferhund vor düsterem Hintergrund. Die erste Singleauskopplung "Europa" wurde live im TV im ZDF Magazin Royale präsentiert. Das Album stieg auf Platz 17 der Top 100 Albumcharts ein und wurde anschließend ausgiebig betourt.
Auf diesem Album zeigen Die Nerven eine neue Herangehensweise. Erstmals stellten sie ihre eigenen Songs auf die Probe, ließen sie miteinander konkurrieren und jagten sie durch ein engmaschiges Sieb. Von insgesamt 16 fertigen Songs blieben schlussendlich nur zehn übrig. Bass, Gitarre und Schlagzeug rücken näher beisammen und komprimieren sich so sehr, dass die Gesänge von Julian Knoth und Max Rieger gerade noch so in deren dichten Geflechten Platz finden. Die Stimmen der beiden nutzen aber jeglichen Spielraum und öffnen neue Melodieräume.
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Das "schwarze Album" der Band ist schlagkräftig, weil es keine Kompromisse kennt. Wenn es Akustikgitarren oder Streicher braucht, dann kriegt es sie. Wenn es einem Tempowandel bedarf, dann kriegt es einen solchen und aus Rock wird kurzerhand Punk. Wenn sich eine Zeile nach großer Melodie sehnt, dann bekommt sie diese - ganz ohne lästigen Ohrkleber. Und wenn der Sound eben nach Rototoms verlangt, dann bekommt er diese Portion Retro. Alles im Dienste des großen Ganzen. Diese Konsequenz ist neu im Schaffen der sonst oft spontan agierenden Die Nerven.
"Wir waren hier" (2024): Dystopische Klänge und persönliche Befindlichkeiten
Mit ihrem sechsten Studioalbum "Wir waren hier", das im September 2024 erschien, setzen Die Nerven ihren Weg fort, die Risse der Welt auszuleuchten. Die Texte sind dystopisch und eindringlich und drücken aus, wie die Menschheit den Planeten Erde in kurzer Zeit zerstört hat. "Wir haben uns verewigt/Wir, die Herren der Welt", heißt es im Titelstück. "Wir waren hier/Wir waren hier/Keine Pflanze, kein Tier war so wertvoll wie wir/Nach uns kommt die Sintflut/Wir fressen vorher alles auf."
Die Songs auf "Wir waren hier" sind hochintensiv und behandeln nicht nur politische Themen, sondern auch sehr persönliche Gefühle und Befindlichkeiten. Der Sound ist kathedralengroß, mit wuchtig hallenden Gitarrenriffs, gefährlich knurrendem Bass und vorwärts peitschenden Drums. Die Band hat die neuen Songs in einer vierwöchigen Session in einem ehemaligen Sterne-Restaurant am Stuttgarter Schlossgarten mit Blick auf die Oper geschrieben. "Wir waren wieder alle gemeinsam in einem Raum, und plötzlich ging alles wieder wie von alleine. Es haben sich wie von selber Leitmotive gebildet, die alle Songs miteinander verbinden."
Die Nerven: Mehr als nur eine Band
Die Nerven sind mehr als nur eine Band. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der deutschen Musikindustrie. Kevin Kuhn trommelt auch bei Gordon Raphael und Wolf Mountains, Julian Knoth legt mit dem Peter Muffin Trio und Yum Yum Club beeindruckende Platten vor, und Max Rieger produziert mit Casper, Drangsal, Die Selektion, Friends Of Gas, Ilgen-Nur, Jungstötter, Stella Sommer etc.
Die Nerven sind aus der lebendigen Musikwelt nicht mehr wegzudenken. Sie befeuern und prägen sie!
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