Die Nerven in der Zeche Carl: Ein Konzertbericht

Die Nerven, bekannt für ihre energiegeladenen Auftritte und kritischen deutschen Texte, spielten in der Zeche Carl in Essen-Altenessen im Rahmen ihrer "100 Milliarden Dezibel Tour Part 2". Der Abend bot eine Mischung aus neuen und bekannten Songs, Improvisation und einer Prise Humor.

Der Support-Act: Shitney Beers

Bevor Die Nerven die Bühne betraten, präsentierte Shitney Beers, bürgerlich Maxi Haug, zartere Töne. Allein mit ihrer Gitarre spielte sie acht Stücke in reduzierter Form. Obwohl sie selbstironisch bemerkte, dass kaum jemand wegen melancholischem Lo-Fi-Songwriter-Pop gekommen sei, zog sie das Publikum mit ihrer einnehmenden Stimme und einigen Gags auf ihre Seite. Sie erinnerte sich an einen Gast, der sie bei einem früheren Konzert in der Zeche Carl als "zickig" bezeichnet hatte und bot ihm scherzhaft einen in der Arschtasche angewärmten Schokoriegel an. Ihre Songs, wie "Long Distance", könnten gut als Soundtrack für Herzschmerz-Szenen in Filmen dienen.

Die Nerven: Spielfreude, Dynamik und Wucht

Die Nerven, bestehend aus Max Rieger, Julian Knoth und Kevin Kuhn, sind seit Jahren Kritikerlieblinge. Ihre Konzerte zeichnen sich durch eine Kombination aus Spielfreude, Dynamik, Wucht, Eruptionen, Atmosphäre und Ohrwurm-Hooks aus. Es spielt keine Rolle, ob man die Stücke vorher kennt oder nicht. Auch fünf komplett neue Songs im klassischen Die-Nerven-Sound zwischen Noise-Rock und Postpunk, die voraussichtlich auf einer neuen Platte veröffentlicht werden, kamen packend rüber.

Ein Höhepunkt des Konzerts war das Stück "Der Erde gleich". Das melancholische Intro, gesungen von Julian Knoth, mündete in einen ausgiebigen Impro-Part mit lauten Ausbrüchen und einem rasenden Hardcore-Punk-Zwischenspiel, bevor das Stück zur Refrain-Melodie zurückfand. Drummer Kevin Kuhn wirkte wie ein Dirigent des Ganzen, entfaltete ungeheure Kraft und unterhielt das Publikum mit Gesichtskirmes und Zwischenschreien.

Interaktion mit dem Publikum

Obwohl wenig Kommunikation von der Bühne kam, wurde ein Missverständnis ausgeräumt: Max Rieger war überzeugt, zum vierten Mal in der Zeche Carl zu spielen, was aber nicht stimmte. Nach älteren Hits wie "Der letzte Tanzende" und "Angst" folgten Zugabe-Rufe, woraufhin die Band "Frei" und "Albtraum" spielte.

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Die Setlist

Die Setlist des Abends umfasste sowohl neue als auch ältere Songs:

  1. AIDL (neuer Song, vermutlich Arbeitstitel/Abkürzung)
  2. Glas (neuer Song)
  3. Europa
  4. Niemals
  5. WWH (neuer Song, vermutlich Arbeitstitel/Abkürzung)
  6. Der Erde gleich
  7. Grosse Taten (neuer Song)
  8. Funktionieren (neuer Song)
  9. Keine Bewegung
  10. Ein Tag
  11. Der letzte Tanzende
  12. Angst
  13. Frei (Zugabe)
  14. Albtraum (Zugabe)

Die Nerven: Mehr als nur Kritikerlieblinge

Die Nerven wurden 2010 in Stuttgart gegründet und erlangten schnell den Status von Kritikerlieblingen. Ihr drittes Album "Fun" wurde von Spiegel Online als eine der wichtigsten und besten deutschsprachigen Platten des Jahrzehnts gelobt. Im Video zum Stück "Angst" traten Tocotronic als Imitationen von Die Nerven auf. Ihr fünftes Werk "Die Nerven" erreichte Platz 17 der deutschen Albumcharts.

Die Zeche Carl: Mehr als nur ein Veranstaltungsort

Die Zeche Carl ist ein Kulturzentrum in einer umfunktionierten Industriestätte in Essen-Altenessen. Sie bietet ein vielfältiges Programm, darunter Konzerte, Comedy, Lesungen und Festivals.

Fazit

Das Konzert von Die Nerven in der Zeche Carl war ein energiegeladener und abwechslungsreicher Abend. Die Band bewies einmal mehr ihre Live-Qualitäten und begeisterte das Publikum mit einer Mischung aus neuen und bekannten Songs, Improvisation und einer Prise Humor. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich ein Konzert von Die Nerven nicht entgehen lassen.

Weitere Veranstaltungen in der Zeche Carl

Die Zeche Carl bietet auch in Zukunft ein abwechslungsreiches Programm:

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  • Donnerstag, 13.11.25: Comedy
  • Donnerstag, 20.11.25: Konzert
  • Donnerstag, 27.11.25: Podcast
  • Mittwoch, 03.12.25: Comedy
  • Sonntag, 21.12.25: Konzert
  • Donnerstag, 08.01.26: Lesung
  • Donnerstag, 15.01.25: Comedy
  • Sonntag, 18.01.26: Comedy
  • Samstag, 31.01.26: Konzert
  • Mittwoch, 04.02.26: Lesung
  • Dienstag, 18.11.25: Rudelsingen
  • Mittwoch, 11.02.26: Kabarett
  • Freitag, 06.03.26: Comedy (in der Weststadthalle)
  • Mittwoch, 11.03.26: Konzert
  • Mittwoch, 18.03.26: Comedy
  • Donnerstag, 19.03.26: Comedy
  • Donnerstag, 23.04.26: Konzert
  • Freitag, 24.04.26: Konzert
  • Donnerstag, 07.05.26: Konzert
  • Dienstag, 15.09.26: Konzert
  • Samstag, 26.09.25: Festival
  • Sonntag, 11.10.26: Comedy
  • Freitag, 13.11.26: Comedy
  • Donnerstag, 10.12.26: Comedy
  • Donnerstag, 17.12.26: Comedy
  • Samstag, 25.10.25: Comedy
  • Freitag, 24.10.25: Konzert
  • Mittwoch, 22.10.25: Konzert
  • Donnerstag, 16.10.25: Lesung
  • Mittwoch, 15.10.25: Konzert
  • Sonntag, 01.02.26: Comedy

Zweilaster: Dadaismus als Vorband

Auf der aktuellen Tournee werden Die Nerven von verschiedenen Gruppen begleitet, darunter Zweilaster. Das Duo, bestehend aus Sänger und Gitarrist Arno aka AK99 sowie Schlagzeugerin Marie aka Ollenixxe, wurde bereits von Julian Knoth produziert. Ihre Auftritte beinhalten einen gewaltigen Schuss Dadaismus und Dilettantismus. Der Frontmann schaut fast die gesamte Konzertdauer über zur Seite, während Marie im Gang eines Baby-Gorillas auf die Bühne schreitet. Musikalisch bewegen sie sich zwischen Helge Schneider, Drangsal und Riot-Grrrl-Punk. Ihre Songs sind zumeist kompakt gehalten und die Texte irgendwo zwischen Sozialkritik, Wut und Dada. Ein bunt beleuchteter Taubenmodell-Roboter fährt durch die Publikumsreihen und am Ende tanzen beide eine Macarena-Gedächtnis-Choreo. Die Publikumsreaktionen fielen eher verhalten aus, aber kreativ und erfrischend war es allemal.

Fan-Frage-Antwort-Block: Humorvolle Interaktion

Während einer Reparaturpause am Schlagzeug nutzte Max Rieger die Gelegenheit für einen Fan-Frage-Antwort-Block. Dieser entwickelte sich zu einem humorvollen Moment der Improvisation, in dem sich einige Zuschauer für besonders lustig hielten. Ein Zuschauer fragte, ob er das Wasser haben könne, woraufhin Rieger ihm die Flasche reichte. Ein anderer fragte, was sie im Ernst von ihrer Vorband halten, woraufhin Rieger antwortete, dass sie Zweilaster für eine sehr gute Band halten und froh seien, dass sie sie auf Tour begleiten. Als ein Zuschauer forderte, dass sie mal was von Die Nerven spielen sollten, erklärte Rieger die Fragerunde für beendet.

Scream-Duell: Einzigartige Momente

Vereinzelt kommt es bei Die Nerven-Konzerten zu kurzen Black-Metal-Lärmorkanen, die Kevin Kuhn mit Fauchen und Kreischen garniert. In Essen entstand ein kleines "Scream-Duell" zwischen Fan und Schlagzeuger, das mit einer Verbeugung Kuhns endete. Solche Augenblicke machen Konzerte in kleinen Clubs besonders und unvergesslich.

Die Energie der Band: Idealismus und Spaß

Man spürt die besondere Chemie zwischen allen drei Bandmitgliedern, den Idealismus und den Spaß an der Sache. Alles klang wie aus einem Guss und der tolle Sound in der Zeche Carl tat sein Übriges, um zu beweisen, dass es aktuell keine bessere Rockband im deutschsprachigen Raum gibt.

Ausblick

Wer diese akustische Machtdemonstration verpasst hat, muss nicht verzagen: Es gibt weitere Chancen für einen Besuch auf der "Auf der Flucht vor der Wirklichkeit"-Tournee. Und vielleicht kommt da ja noch etwas zu - schließlich verabschiedete sich Kevin Kuhn vom Essener Publikum mit den Worten „Bis nächstes Jahr!“ …

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