Dilar Kisikyol: Boxen als Therapie und Hoffnung für Parkinson-Patienten

Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, ermöglichen Fortschritte in der Forschung und innovative Therapieansätze den Betroffenen, ein aktives und erfülltes Leben zu führen. Eine dieser vielversprechenden Innovationen ist das Parkinson-Boxen, das von der Boxweltmeisterin Dilar Kisikyol in Deutschland maßgeblich vorangetrieben wird. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung von Dilar Kisikyols Arbeit, die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinter dem Parkinson-Boxen und die Hoffnungen, die es den Betroffenen gibt.

Die Parkinson-Forschung und ihre Herausforderungen

Am 29. März 2023 fand der digitale Welt-Parkinson-Tag statt, bei dem sich rund 400.000 Menschen in Deutschland über den Stand der Forschung informierten und sich über ein selbstbestimmtes Leben mit Parkinson austauschten. Die Forschung hat es ermöglicht, dass Betroffene heute aktiv mit der unheilbaren neurologischen Bewegungsstörung leben können. Frank Elstner, selbst an Parkinson erkrankt, betonte, dass trotz Fortschritten mehr öffentliche Förderung notwendig sei: „Gerade jetzt, wo sich in verschiedenen Gebieten spannende Ergebnisse abzeichnen, sind mehr finanzielle Mittel nötig und sehr gut investiert. Auch private Spenden fördern die Entwicklung neuer Therapien.“

Selbsthilfe und aktive Krankheitsbewältigung

Betroffene können selbst aktiv werden, um die Erkrankung zu bremsen. Sport und gesunde Ernährung spielen dabei eine zentrale Rolle. Markus Maria Profitlich präsentierte im Filmbeitrag „Kochen gegen Parkinson“ gesunde Rezepte. Regelmäßiger Ausdauersport kann die Symptome verbessern, und neuere Studien deuten darauf hin, dass körperliche Aktivität den Ausbruch und Langzeitverlauf der Erkrankung positiv beeinflussen könnte.

Auch die Ernährung kann das Erkrankungsrisiko senken und dem Abbau von körperlichen und geistigen Fähigkeiten entgegenwirken. Prof. Georg Ebersbach erklärte: „Inzwischen wissen wir, dass die Parkinson-Erkrankung häufig im Darm beginnt, lange bevor sich äußere Zeichen von Parkinson zeigen. Eine spezielle mediterrane Ernährung, die z. B. viele Polyphenole enthält, könnte neuroprotektiv wirken und das Mikrobiom und damit den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen.“

Dilar Kisikyol und das Parkinson-Boxen

Dilar Kisikyol, Boxweltmeisterin im Leichtgewicht, engagiert sich ehrenamtlich für Parkinson-Patienten. In Hamburg trainiert sie eine Gruppe von Frauen, um deren Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Reaktionsfähigkeit zu verbessern - und den Willen zu kämpfen. Die jüngste Teilnehmerin ist 43, die älteste 73 Jahre alt. „Auch die Konzentrationsfähigkeit lässt sich durch das Training steigern. Die Frauen berichten mir auch, wie gut es ihnen nach dem Training geht“, sagte Dilar Kisikyol.

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Die Entstehung und Entwicklung des Parkinson-Boxens

Der Frauenboxkurs entstand vor einigen Jahren zufällig. Bettina Köhler, eine der Initiatorinnen, sah einen Fernsehbeitrag über eine Frau in der Türkei, die aufgrund von Parkinson nicht mehr aufrecht laufen konnte. Durch den Boxsport verbesserte sich ihr Zustand immens. Köhler wandte sich an Dilar Kisikyol, damals Frauen- und Inklusionsbeauftragte. Gemeinsam gründeten sie die Gruppe „K. O. Parkinson“.

Trainingsmethoden und Ziele

Das Training kombiniert Boxsport mit Krankengymnastik. Kisikyol erklärt: „Natürlich kann der Boxsport die Erkrankung nicht heilen, aber es gibt eine Handvoll Studien, die belegen, dass der Sport Betroffenen helfen kann.“ Die Übungen umfassen Aufwärmen, Arm- und Beinkoordination, Reaktionsübungen und leichtes Sparring. Ziel ist es, die Beweglichkeit zu fördern, die Muskeln zu stärken und das Selbstbewusstsein zu steigern.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Parkinson-Boxen

Eine Studie untersuchte die Auswirkungen von Boxsport im Vergleich zu anderen Fitnessübungen bei 40 Betroffenen. Boxen verbesserte vor allem die Balance und die motorischen Fähigkeiten signifikant und verringerte das Sturzrisiko. Neurologe Jens Volkmann betont: „Wir machen eigentlich eine Kombination aus Boxsport und Krankengymnastik.“

Die soziale und psychische Bedeutung

Neben den körperlichen Vorteilen bietet das Parkinson-Boxen auch eine wichtige soziale Komponente. Die Frauen tauschen sich aus, motivieren sich gegenseitig und erleben ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Birgit Rashidi, die seit einem Jahr dabei ist, erzählt: „Rashidi sagt, sie verlasse die Sporthalle jedes Mal mit einem Gefühl von Stolz, dass ihr Körper wieder eine Stunde durchgehalten hat. Es sei zudem ein mentaler Ansporn: Sich mit Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe auszutauschen, das könne einen nämlich auch herunterziehen, erzählt sie.“

Dilar Kisikyols Engagement und Vision

Dilar Kisikyol leitet das Parkinson-Projekt ehrenamtlich und sieht es als Ausgleich zu ihrem leistungsorientierten Profisport. Sie beobachtet gesundheitliche Fortschritte bei den Frauen und lernt viel über die Krankheit und die Belastbarkeit der Patientinnen. „Für Kisikyol ist schön zu sehen, dass die Frauen eine Leidenschaft für den Sport entwickelt haben. Auch beobachtet sie gesundheitliche Fortschritte. Sie sieht vor allem positive Entwicklungen in den Bewegungsabläufen.“

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Kisikyol möchte das Parkinson-Boxen deutschlandweit bekannt machen und plant Kooperationen mit Kureinrichtungen, Kliniken und Physiotherapiepraxen. Ihr Ziel ist es, Therapeutinnen und Therapeuten Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie das Parkinson-Boxen selbst anbieten und umsetzen können.

Weitere Initiativen und Therapieansätze

Neben dem Parkinson-Boxen gibt es weitere innovative Ansätze, die Betroffenen helfen können, ihre Lebensqualität zu verbessern.

PingPongParkinson

Wolfgang Hoelscher-Obermaier erklärte, wie Tischtennis die Parkinson-Krankheit spielerisch und effektiv ausbremst und soziale Kontakte schafft. Der Verein PingPongParkinson e. V. will bundesweit an über 100 Stützpunkten möglichst vielen Menschen mit Parkinson das Tischtennisspiel ermöglichen.

Fahrradtour zum Welt-Parkinson-Kongress

Nadine Mattes berichtete über eine geplante Fahrradtour von Menschen mit Parkinson zum Welt-Parkinson-Kongress nach Barcelona. Diese Initiative fördert die Bewegung und den Austausch unter Betroffenen.

James Parkinson Preis für ziviles Engagement

Die Parkinson Stiftung würdigte das gemeinnützige Engagement von Stefan Lauer, der aus persönlicher Betroffenheit durch den Tod seiner Mutter über die Krankheit aufklärt und die Forschungsarbeit an neuen Therapien unterstützt.

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Die Bedeutung von Sport und Bewegung

Sport kann die Symptome der Nervenkrankheit lindern. Die Hamburger Profiboxerin und Sozialpädagogin Dilar Kisikyol sieht das anders. Sie steht nicht nur im Ring und strebt als Dritte der aktuellen WBA-Rangliste Ende des Jahres einen WM-Kampf im Superleichtgewicht (bis 63,5 kg) an. Kisikyol leitet in Hamburg auch eine Gruppe von elf Frauen, die an Parkinson erkrankt sind und Box-Training absolvieren.

Unfallchirurg und Sportmediziner Professor Walter Wagner, seit 1977 Ringarzt im Boxen, sagt: „Durch Box-Training können Parkinson-Patienten gezielt Koordination, Schnellkraft, Ausdauer und Kondition trainieren. Das hilft ihnen, die Herausforderungen der Krankheit anzunehmen.“

Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Trotz der positiven Ergebnisse und des wachsenden Interesses gibt es noch Herausforderungen. Die Studienlage zum Parkinson-Boxen ist noch dünn, und es bedarf weiterer Forschung, um den gesundheitlichen Nutzen für Betroffene umfassend zu belegen. Eine flächendeckende Versorgung mit Parkinson-Boxkursen müsste mithilfe der Krankenkassen finanziert werden.

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