Ein Ganglion, umgangssprachlich auch als Überbein bekannt, ist eine gutartige, mit Flüssigkeit gefüllte Zyste, die sich in der Nähe von Gelenken oder Sehnen bildet. Am häufigsten tritt es am Handgelenk auf, kann aber auch an Fingern, Füßen oder Knien vorkommen. Obwohl Ganglien in der Regel schmerzlos sind, können sie Druck auf umliegende Nerven ausüben und so Beschwerden verursachen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Ganglien, einschließlich ihrer Ursachen, Symptome, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist ein Ganglion?
Ganglien sind Ausstülpungen der weichen Gelenkhäute, die mit Gelenkflüssigkeit gefüllt sind. Sie entstehen meist in der Nähe von Gelenken oder Sehnenscheiden direkt unter der Haut. Daher werden sie im Volksmund oft als "Überbeine" bezeichnet, obwohl es sich nicht um Knochenwucherungen handelt. Medizinisch werden Ganglien auch als Synovialzysten bezeichnet, da sie mit Synovialflüssigkeit, der Gelenkschmiere, gefüllt sind.
Ganglien treten bevorzugt bei jungen Erwachsenen zwischen 20 und 40 Jahren auf. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die Geschwülste sind gutartig und entarten nicht zu Krebs.
Ganglion zwischen den Handwurzelknochen
Stülpen sich die Gelenkhäute nicht nach außen, sondern nach innen, entsteht ein Ganglion zwischen den Handwurzelknochen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Ganglions sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Vermutlich spielen mehrere Faktoren eine Rolle, darunter eine Schwachstelle in der Gelenkkapsel in Kombination mit einem Überdruck im Gelenkspalt.
Lesen Sie auch: Umfassender Ratgeber: Ganglion geplatzt
Es wird vermutet, dass chronische Reizzustände und entwicklungsbedingte Veränderungen im Kapsel-Band-Apparat bei Überlastung eine Rolle spielen. Auch eine überschießende Bildung von Hyaluronsäure durch chronisch gereizte Synovialzellen (Zellen der Gelenkkapsel) wird diskutiert.
Weitere Risikofaktoren für die Entwicklung eines Ganglions sind:
- Überbeanspruchung der Gelenke oder Sehnen, z. B. durch wiederholte Bewegungen
- Verletzungen oder Traumata an Gelenken
- Entzündliche Erkrankungen wie Arthritis
- Bindegewebsschwäche
Schwaches Bindegewebe als begünstigender Faktor
Ein schwaches Bindegewebe kann die Entwicklung von Ganglien begünstigen. Um die Gelenke herum liegt eine feste Bindegewebsschicht, die sogenannte Gelenkkapsel. Diese hält das Gelenk in Position und sorgt dafür, dass es sich nur in die gewünschte Richtung bewegt. Bei einer Bindegewebsschwäche kann es in Verbindung mit einer Überbelastung des Gelenks passieren, dass Gelenkflüssigkeit aus der Gelenkhöhle austritt und sich im umgebenden Weichteilgewebe sammelt.
Symptome
Häufig wird ein Ganglion bereits lange bemerkt, ist tastbar und äußerlich sichtbar, bevor es zu einer störenden Funktionseinschränkung kommt. Die meisten Betroffenen empfinden die gutartige Geschwulst eher aus kosmetischen Gründen als störend.
Typische Symptome eines Ganglions sind:
Lesen Sie auch: Handgelenksganglion: Symptome, Diagnose und Therapie
- Eine sichtbare, runde oder ovale Schwellung, die sich über Gelenken oder Sehnen bildet
- Schmerzen oder Unbehagen, insbesondere bei Bewegung des betroffenen Gelenks
- In einigen Fällen Druck auf Nerven, was zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen kann
- Eingeschränkte Beweglichkeit
Manchmal können die Schmerzen bis in den Oberarm ausstrahlen, besonders wenn durch die Schwellung benachbarte Blutgefäße und Nerven eingeklemmt sind. Die Kraft der Hand kann dann nachlassen, Kribbeln und Taubheitsgefühle können auftreten. Kleinere Ganglien (Mikroganglien), die oft extrem schmerzhaft sind, können bisweilen nicht ertastet werden und sind erst im Ultraschall oder Kernspin (MRT) sichtbar.
Je nachdem, wo sie sitzen und wie groß sie sind, können Ganglien sehr unterschiedliche Beschwerden verursachen. Wenn das Ganglion am Fuß sitzt, kann es im Schuh drücken und Probleme beim Gehen bereiten.
Diagnose
Neben der klinischen Untersuchung lässt sich das Ganglion insbesondere mithilfe der Sonographie (Ultraschall) gut darstellen. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung des betroffenen Bereichs. Der Arzt tastet die verdächtige Schwellung und die umliegenden Bereiche sorgfältig ab. Für ein Ganglion spricht beispielsweise, wenn es prall-elastisch und nicht verschiebbar ist.
Der Arzt kann auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT anordnen, um die Größe und Lage des Ganglions genauer zu bestimmen und andere mögliche Ursachen auszuschließen. Diese bildgebenden Verfahren bieten zudem den Vorteil, dass beispielsweise eine Sehnenscheidenentzündung als Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden kann.
Manchmal ist auch eine Feinnadelaspiration erforderlich. Dabei sticht der Arzt ultraschallkontrolliert mit einer sehr dünnen, hohlen Nadel in das Ganglion, um Flüssigkeit aus dem Inneren zu gewinnen. Diese meist dickflüssige, klare Flüssigkeit untersucht dann ein Pathologe im Labor. So lassen sich Entzündungen oder bösartige Prozesse ausschließen.
Lesen Sie auch: Alles über Ganglien: Ein umfassender Leitfaden
Behandlung
Ein Ganglion kann nicht-operativ oder durch einen chirurgischen Eingriff entfernt werden. Welche Behandlungsmethode geeignet ist, hängt von der Größe, Lage und den Beschwerden des Ganglions ab.
Konservative Therapie
Bestehen keine Beschwerden oder kosmetische Beeinträchtigungen, ist eine Behandlung meist nicht nötig. Ganglien können spontan verschwinden, zum Beispiel durch das versehentliche Anstoßen mit nachfolgendem Zerplatzen des Ganglions.
Weitere konservative Behandlungsmethoden sind:
- Beobachtung: Wenn das Ganglion keine Beschwerden verursacht, kann es einfach beobachtet werden.
- Ruhigstellung: Das Tragen einer Schiene oder Bandage kann helfen, das Gelenk zu entlasten.
- Krankengymnastik: Krankengymnastik kann bei leichteren Beschwerden und bei gerade erst entstandenen Ganglien hilfreich sein.
- Abschwellende Maßnahmen: Eisauflagen, Quarkumschläge oder abschwellende Salbenverbände können zur Linderung von Schwellungen und Schmerzen beitragen.
- Medikamente: Entzündungshemmende Medikamente können zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt werden.
Früher stellte das willentlich herbeigeführte Zerplatzen eine gängige Therapie dar. Diese kann jedoch genau wie das Abpunktieren des Ganglions, bei dem lediglich die Flüssigkeit aus dem Ganglion abgesaugt wird, in über 50 Prozent zum Wiederauftreten des Ganglions führen. Aus diesem Grund wird bei funktionellem Stören des Ganglions eher die operative Therapie empfohlen.
Operative Therapie
Eine strenge Indikation zur Operation besteht nur bei Beschwerden im Sinne von Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. An den Endgelenken, bei den sogenannten Mukoidzysten, kann auch die starke Ausdünnung der Haut mit drohender Perforation des Ganglions und einer damit einhergehenden Infektionsgefahr eine prophylaktische Operationsindikation darstellen. Die Indikation zum operativen Eingriff bei rein optischem Stören des Ganglions sollte streng gestellt und mit den möglichen Risiken abgewogen werden.
Technisch kann die Ganglionentfernung durch einen offenen chirurgischen Zugang erfolgen. In manchen Fällen bietet sich alternativ die minimalinvasive, arthroskopische Gelenkspiegelung mit Ganglienentfernung an.
Operationsrisiken
Neben den allgemeinen Operationsrisiken kann es nach einer Ganglionoperation zu narbigen Verklebungen mit Bewegungseinschränkungen kommen. Die gelegentliche Nähe zu sensiblen Hautästen von Nerven kann nach Verletzungen zu einer umschriebenen vorübergehenden Überempfindlichkeit oder Taubheit führen. Die Möglichkeit des Wiederauftretens des Ganglions nach konsequenter Operation wird mit etwa fünf Prozent angegeben.
Nachbehandlung
Je nach Ausdehnung der Operation kann eine kurzzeitige Schienenruhigstellung des Handgelenkes oder Fingers erfolgen. Einfache manuelle Tätigkeit ist nach der Wundheilung etwa zwei Wochen nach der Operation, schwere manuelle Tätigkeit nach vier bis sechs Wochen möglich.
Erfolgsaussichten
Insgesamt kann zwar das Wiederauftreten eines Ganglions nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden. Die genaue Ursache ist noch unbekannt. Es wird vermutet, dass Ganglien entstehen, wenn die Gelenkkapsel eine Schwachstelle aufweist und gleichzeitig ein Überdruck im Gelenkspalt besteht. Dann kann es passieren, dass sich die weichen inneren Gelenkhäute nach außen stülpen und sich eine Zyste bildet. Über einen Stiel bleibt sie mit dem Gelenkspalt verbunden und kann sich weiter mit Gelenkflüssigkeit füllen - damit wächst auch das Überbein.
Vorbeugung
Es gibt keine garantierte Möglichkeit, einem Ganglion vorzubeugen. Allerdings können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
- Vermeidung von übermäßigen oder wiederholten Belastungen der Gelenke
- Regelmäßige Pausen bei monotonen Tätigkeiten, die Handgelenke oder Hände beanspruchen
- Durchführung von Dehn- und Kräftigungsübungen zur Stärkung der Muskulatur rund um die Gelenke
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn ein Ganglion schmerzhaft ist, schnell wächst oder andere Symptome wie Taubheitsgefühle oder Schwäche verursacht. Eine frühzeitige Untersuchung kann helfen, mögliche Komplikationen zu vermeiden.