Die Meningokokken-Impfung schützt vor einer Ansteckung mit Meningokokken, Bakterien, die schwere Erkrankungen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können. Es gibt verschiedene Meningokokken-Gruppen, von denen einige häufiger als andere schwere Erkrankungen verursachen. In Deutschland sind Meningokokken der Serogruppe B (MenB) und seltener die Serogruppen C, W und Y die häufigsten Ursachen für invasive Infektionen.
Warum sind Meningokokken gefährlich?
Meningokokken sind Bakterien, die vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern zu Erkrankungen wie Mittelohr- oder Lungenentzündung führen können. Aber auch schwerwiegende Infektionen wie Hirnhautentzündungen oder eine Blutvergiftung sind möglich. Betroffene stecken sich durch Tröpfchen von Mensch zu Mensch mit Meningokokken an, etwa beim Niesen, Husten oder Sprechen.
Die Wahrscheinlichkeit, sich mit Meningokokken anzustecken, ist in Deutschland insgesamt sehr gering. Das Robert Koch-Institut (RKI) nennt eine Meningokokken-Fallzahl von weniger als 0,4 pro 100.000 Einwohner in Deutschland (Stand September 2025). Etwa 62 Prozent der Fälle hierzulande verursacht der Meningokokken Typ B.
Symptome einer Hirnhautentzündung
Die Symptome einer Hirnhautentzündung durch Meningokokken sind in den ersten Stunden kaum von anderen Erkrankungen zu unterscheiden. Möglich sind etwa Fieber, Reizbarkeit, Benommenheit und Nahrungsverweigerung, aber auch eine verstopfte Nase und Erbrechen. Nach wenigen Stunden kommen dann häufig eine Veränderung der Hautfarbe, eine vorgewölbte Fontanelle oder Krämpfe dazu. Ältere Kinder klagen zum Beispiel über Kopfschmerzen oder Nackensteifigkeit und fühlen sich meist sehr krank. Schließlich können Lichtempfindlichkeit, eine vorgewölbte Fontanelle oben am Kopf oder Krämpfe auftreten.
Kinder- und Jugendärztin Dr. Tanja Brunnert aus Göttingen beschreibt: „Wenn die Kinder anfangen berührungsempfindlich zu werden, jammern und den Kopf leicht in den Nacken nehmen, sich ein bisschen überstrecken, vielleicht auch übergeben, sind das immer Warnhinweise.“ In solchen Fällen sollte das Kind unverzüglich ärztlich behandelt werden.
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Behandlung und Vorbeugung
Behandeln lässt sich die Infektion mit Antibiotika. Doch besser ist es, mit einer Impfung vorzubeugen. Bereits seit 2006 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für Kinder die Impfung gegen Meningokokken Typ C. Das hat Wirkung gezeigt: Der Anteil der Meningokokken-C-Erkrankungen ist vor allem bei Kleinkindern zurückgegangen.
Eine Impfung gegen Meningokokken Typ B gibt es seit 2013. Die STIKO empfahl sie zunächst nur Risikogruppen, wie Menschen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten oder Reisende in Länder, in denen Meningokokken-Erkrankungen häufiger sind als in Deutschland. Die allgemeine Impf-Empfehlung für Säuglinge besteht nun seit Januar 2024.
Empfehlungen der STIKO
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt verschiedene Impfungen gegen Meningokokken. Seit Januar 2024 empfiehlt die STIKO allen Säuglingen ab dem Alter von zwei Monaten die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B (MenB). Versäumte Impfungen gegen Meningokokken B sollen bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden.
Zudem wird allen Kindern zu Beginn des 2. Lebensjahres die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C (MenC) empfohlen. Nachholimpfungen gegen Meningokokken C sollen bis zum 18. Geburtstag durchgeführt werden.
Bei erhöhtem Risiko wird für alle Altersgruppen die Impfung mit Meningokokken-ACWY-Impfstoff empfohlen, ebenso die Impfung gegen Meningokokken B, wenn diese im Säuglings- oder Kleinkindalter noch nicht erfolgt ist.
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Impfschemata
- Meningokokken B (MenB):
- Säuglinge (ab 2 Monaten): Grundimmunisierung mit drei Impfdosen im Alter von 2, 4 und 12 Monaten.
- Kleinkinder (12-23 Monate): Zwei Impfdosen im Mindestabstand von 2 Monaten, gefolgt von einer dritten Dosis 12-23 Monate nach der zweiten Dosis.
- Kinder (2-5 Jahre): Zwei Impfdosen im Mindestabstand von 1 Monat.
- Personen ab 2 Jahren: Zwei Impfstoffdosen in einem Mindestabstand von 1 Monat.
- Meningokokken C (MenC):
- Einmalige Impfung im Alter von 12 bis 23 Monaten, Nachholimpfung bis zum 18. Geburtstag möglich.
- Meningokokken ACWY:
- Impfschemata je nach Fachinformation und verwendetem Impfstoff.
Gründe für die Empfehlung der Meningokokken-B-Impfung
Auch wenn die Meningokokken-B-Infektion in Deutschland selten ist, ist sie eine ernst zu nehmende Erkrankung, die selbst bei bestmöglicher Therapie mit Folgeschäden wie Hörstörungen oder Gedächtnisproblemen einhergehen kann. Davon betroffen ist jeder Fünfte bis Zehnte mit einer schweren Meningokokken-Infektion. In seltensten Fällen kann die Infektion auch soweit fortgeschritten sein, dass es zu einer schweren Blutvergiftung mit Blutgerinnungsstörungen kommt, die tödlich enden kann.
Die allgemeine Sterblichkeit bei einer Meningokokken-B-Erkrankung liegt dem RKI zufolge in Deutschland bei etwa acht Prozent. Von 2015 bis 2019 seien in Deutschland insgesamt 59 Todesfälle berichtet worden - die meisten Todesfälle traten bei Säuglingen und Kleinkindern auf.
Es gibt mehrere Gründe, warum eine allgemeine Impf-Empfehlung gegen Meningokokken B erst 2024 kam:
- Eine Meningokokken-B-Infektion ist insgesamt eine seltene Erkrankung in Deutschland.
- Die wissenschaftlichen Daten zur Meningokokken-B-Impfung waren vorher unvollständig.
- Es war bisher noch nicht geklärt, ob und wie der Impfstoff dafür eingesetzt werden kann, einen Herdenschutz zu erzeugen.
Meningokokken-Impfstoffe
In Deutschland stehen Impfstoffe gegen die Serogruppen B, C und ACWY zur Verfügung. Dabei wird zwischen Konjugat-Impfstoff und Polysaccharid-Impfstoff unterschieden. Die Impfstoffe sind Totimpfstoffe, die in den Oberarm injiziert werden.
- Meningokokken B-Impfstoff (MenB): Der empfohlene Impfstoff für die MenB-Impfung (4CMenB) ist ein sogenannter protein-basierter Impfstoff. Er enthält gereinigte Eiweiße von Meningokokken beziehungsweise ihrer Hülle, die das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern anregen. In Deutschland sind der Protein-basierte Vierkomponenten-Impfstoff 4CMenB ab 2 Monaten und der Bivalente fHbp Impfstoff ab 10 Jahren zugelassen.
- Meningokokken A, C, W135, Y-Impfstoff (MenACWY): Die verfügbaren Impfstoffe für die MenACWY-Impfung sind sogenannte Konjugatimpfstoffe. Die darin enthaltenen charakteristischen Bestandteile der Erreger sind chemisch an ein Trägereiweiß gebunden ("konjugiert"). Das löst eine stärkere Immunantwort, also eine stärkere Antikörperbildung aus.
Hat die Impfung Nebenwirkungen?
Einige Eltern machen sich Sorgen, dass das Kind schwere Nebenwirkungen durch die Impfungen erleidet. Kinderärztin Henriette Rudolph klärt auf: „Bei der Impfung gegen Meningokokken B kommt es häufiger zu hohem Fieber und Reizbarkeit. Auch Magen-Darm-Beschwerden, wie Durchfall, treten etwas häufiger auf.“ Der Körper reagiert auf den Impfstoff. „Dies sind aber alles Beschwerden, die man mit gängigen Mitteln lindern kann“, so Rudolph.
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Zur Fiebersenkung oder Linderung der Beschwerden solle vor allem Paracetamol benutzt werden, da es in Studien untersucht wurde und die Impfantwort nicht stört. Vor allem bei gleichzeitiger Impfung mit dem Sechsfach- und dem Pneumokokkenimpfstoff treten laut Studien häufiger schmerzhafte, fieberhafte Reaktionen auf. Die STIKO empfiehlt daher, vorbeugend Zäpfchen mit Paracetamol bei oder kurz nach der Impfung zu geben.
Nebenwirkungen, die die Kinder erfahren, sind Folgen der Immunreaktion des Körpers und können bei jedem Menschen individuell ausfallen. „Insgesamt sind diese Nebenwirkungen etwas stärker ausgeprägt als beispielsweise bei der Sechsfach-Impfung, die in einem ähnlichen Alter verabreicht wird“, sagt Henriette Rudolph.
Mögliche Impfreaktionen und Nebenwirkungen
- Rötungen, Schwellungen und Schmerzen an der Impfstelle
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Allgemeines Unwohlsein
- Müdigkeit
- Reizbarkeit (bei Babys und Kleinkindern)
- Appetitlosigkeit
- Magen-Darm-Beschwerden (z.B. Durchfall, Erbrechen)
Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten. Beispielsweise kann es bei Säuglingen und jungen Kleinkindern zu einem Fieberkrampf kommen, der in der Regel jedoch ohne Folgen bleibt. Auch allergische Reaktionen sind möglich.
Kostenübernahme
Schutzimpfungen, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Instituts empfohlen und in den Leistungskatalog der Krankenkassen übernommen wurden, sind kostenfrei.
- Die von der STIKO standardmäßig für alle Babys empfohlene Meningokokken-B-Impfung geht zu Lasten der Krankenkassen. Auch eine Nachholimpfung bis zum Alter von vier Jahren wird bezahlt.
- Ebenfalls Teil der Schutzimpfungs-Richtlinie und damit bezahlt wird die MenB-Impfung als Indikationsimpfung für gesundheitlich gefährdete Personen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche sowie für gefährdetes Laborpersonal.
- Für Auslandsreisen werden die Impfkosten von den Krankenkassen nur in bestimmten Fällen übernommen, zum Beispiel bei Katastrophenhelfern und -helferinnen.
- Die standardmäßige Empfehlung der Meningokokken-ACWY-Impfung für alle Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren wurde noch nicht in die Schutzimpfungs-Richtlinie aufgenommen. Bislang übernehmen die Krankenkassen die Kosten der MenACWY-Impfung nur beispielsweise für Risikopersonen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche und für gefährdetes Laborpersonal.
Meningokokken: Ansteckung, Krankheitsverlauf und Behandlung
Meningokokken können den Nasen-Rachen-Raum besiedeln. Bei engem Kontakt können sie zum Beispiel über Speichel oder Nasensekret übertragen werden. Da Meningokokken außerhalb des Körpers rasch absterben, kommt es bei Begegnungen ohne engen Kontakt in der Regel nicht zu einer Ansteckung.
Eine Ansteckung kann vor allem zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningokokken-Meningitis) oder zu einer bakteriellen Blutvergiftung (Meningokokken-Sepsis) führen. In manchen Fällen treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch einer Erkrankung dauert es in der Regel 3 bis 4 Tage, die Zeitspanne kann jedoch zwischen 2 und 10 Tagen liegen.
Zunächst treten kurzzeitig grippeähnliche Symptome auf. In der Folge setzen plötzlich Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel mit schwerstem Krankheitsgefühl ein. Bei einem großen Teil der Erkrankten treten zusätzlich Hautveränderungen auf. Bei einer Meningitis kommen unter anderem Erbrechen und Nackensteifigkeit hinzu. Eine Sepsis kann sich durch Blutdruckabfall bemerkbar machen und bis zum Organversagen fortschreiten.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome häufig schwieriger zu deuten. Anzeichen einer Meningokokken-Erkrankung können bei Kindern Fieber, schrilles Schreien, Reizbarkeit oder auch Schläfrigkeit sein. Bei Anzeichen einer Meningokokken-Erkrankung sollte sofort eine Arztpraxis oder das nächstgelegene Krankenhaus aufgesucht werden.
Meningokokken-Erkrankungen müssen schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden, da sie fast immer schwer verlaufen und häufig Komplikationen nach sich ziehen. Meningokokken-Erkrankungen werden mit Antibiotika behandelt.
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