Dominal bei Demenz: Anwendung, Wirkungen und Risiken

Dominal, dessen Wirkstoff Prothipendyl ist, wird zur Dämpfung bei psychomotorischen Unruhe- und Erregungszuständen im Rahmen psychiatrischer Grunderkrankungen eingesetzt. Obwohl es in der Praxis häufig Anwendung findet, insbesondere bei der Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten bei Demenz, ist es wichtig, die Anwendung, Wirkungen und potenziellen Risiken dieses Medikaments zu verstehen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Dominal, seine Anwendung bei Demenz, mögliche Nebenwirkungen und wichtige Warnhinweise.

Zusammensetzung von Dominal

Dominal enthält Prothipendylhydrochlorid als Wirkstoff sowie verschiedene Hilfsstoffe, darunter Calciumcarbonat, Carmellose-Natrium, mikrokristalline Cellulose, Chinolingelb, Indigocarmin, Lactose-1-Wasser, Macrogol 35000, Magnesiumstearat, Maisstärke, Montanglycolwachs, Polysorbat 20, Povidon K25, Saccharose, hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum und Titandioxid.

Indikation und Dosierung

Dominal wird hauptsächlich zur Dämpfung bei psychomotorischen Unruhe- und Erregungszuständen im Rahmen psychiatrischer Grunderkrankungen eingesetzt. Die Dosierung sollte so gering wie möglich und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich gehalten werden. Die empfohlene Dosis für Erwachsene beträgt in der Regel zwei überzogene Tabletten (80 mg Prothipendylhydrochlorid) drei- bis viermal täglich. Bei Bedarf kann die Dosis auf eine überzogene Tablette (40 mg Prothipendylhydrochlorid) viermal täglich reduziert werden. Es ist wichtig, Prothipendyl nach längerer Anwendung nicht abrupt, sondern ausschleichend abzusetzen.

Kinder und Jugendliche sollten nur im Ausnahmefall mit Prothipendylhydrochlorid behandelt werden, wobei entsprechend niedrigere Dosen zu verabreichen sind. Die Tabletten sollten mit Flüssigkeit eingenommen werden.

Gegenanzeigen

Dominal darf nicht angewendet werden bei:

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  • Überempfindlichkeit gegen Prothipendyl
  • Akute Vergiftung mit Alkohol, Schlafmitteln, Analgetika und Psychopharmaka
  • Komatösen Zuständen

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Hypotonie, Neigung zu orthostatischer Dysregulation oder Herzinsuffizienz. Bei Patienten mit Lungenfunktionsstörungen (Lungenemphysem, Cor pulmonale, Asthma) kann es unter Prothipendyl zu einer Verschlechterung der Atmung mit Abfall der Sauerstoffsättigung kommen. In solchen Fällen sollte Dominal nur nach strenger Indikationsstellung und mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen verabreicht werden.

Erhöhte Mortalität bei älteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen: Studien haben gezeigt, dass ältere Menschen mit Demenz-Erkrankungen, die mit konventionellen (typischen) Antipsychotika behandelt werden, einem leicht erhöhten Mortalitätsrisiko im Vergleich zu nicht mit Antipsychotika Behandelten ausgesetzt sind. Dominal ist nicht zur Behandlung von Verhaltensstörungen, die mit Demenz-Erkankungen zusammenhängen, zugelassen.

Erhöhtes Risiko für cerebrovaskuläre Ereignisse: In klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das dreifache erhöhtes Risiko für unerwünschte cerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Vorsicht ist geboten bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben.

Thromboembolie-Risiko: Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika wurden Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet. Es sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Prothipendyl identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.

Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sollte Prothipendyl nur unter besonderer Berücksichtigung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses verordnet werden, da keine ausreichenden Studien vorliegen.

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Das mögliche arrhythmogene Potential der Phenothiazine erfordert besondere Vorsicht bei Patienten mit Bradykardie, Hypokaliämie, angeborenem langem QT-Syndrom oder anderen klinisch signifikanten kardialen Störungen sowie bei gleichzeitiger Behandlung mit Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall im EKG verlängern oder eine Hypokaliämie hervorrufen können.

Wechselwirkungen

Es gibt eine Reihe von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die bei der Anwendung von Dominal beachtet werden müssen.

Schwerwiegend:

  • Stoffe, die das QT-Intervall verlängern /Stoffe, die das QT-Intervall verlängern
  • Proteinkinase-Inhibitoren /Stoffe, die das QT-Intervall verlängern können

Mittelschwer:

  • Bupropion /Stoffe, die die Krampfschwelle herabsetzen können
  • Neuroleptika /Tetrabenazin
  • Ethanol /Neuroleptika
  • Antidepressiva, tri- und tetrazyklische /Neuroleptika

Geringfügig:

  • Eszopiclon /Neuroleptika
  • ZNS-Stimulanzien /Neuroleptika
  • Dopamin-Agonisten /Neuroleptika
  • ACE-Hemmer /Phenothiazine

Diese Liste ist nicht vollständig, daher sollten Patienten ihren Arzt über alle Medikamente informieren, die sie einnehmen.

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit

Die Anwendung von Dominal in der Schwangerschaft darf oder sollte nicht erfolgen. Prothipendyl soll im ersten Trimenon nicht angewendet werden. Im zweiten und dritten Trimenon sollte es nur bei zwingender Indikation unter Berücksichtigung des Risikos für Mutter und Kind verordnet werden, wobei die niedrigste wirksame Dosis eingesetzt werden sollte. Neugeborene, die während des 3. Trimenons der Schwangerschaft gegenüber Antipsychotika (einschließlich Prothipendyl) exponiert sind, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen gefährdet.

Es ist nicht bekannt, ob Prothipendyl in die Muttermilch übergeht. Daher sollte Dominal in der Stillzeit nicht angewendet werden.

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Nebenwirkungen

Zu den möglichen Nebenwirkungen von Dominal gehören:

  • Erkrankungen des Nervensystems: Extrapyramidale Erscheinungen (Dyskinesien, Zungenschlundsyndrom, Parkinsonoid), Krampfanfälle
  • Gefäßerkrankungen, Herzerkrankungen: Orthostatische Kreislaufstörungen (Blutdrucksenkung, Schwindelgefühl, Herzklopfen, Tachykardie), bis hin zum Kreislaufkollaps
  • Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: Thromboembolien
  • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: Mundtrockenheit
  • Erkankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: Photosensibilisierung
  • Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse: Priapismus
  • Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: Leichte Gewichtszunahme (bei Langzeitbehandlung)

Es ist wichtig, dass Patienten ihren Arzt informieren, wenn sie Nebenwirkungen bemerken.

Dominal bei Demenz: Eine kritische Betrachtung

Die Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten bei Demenz stellt eine besondere Herausforderung dar. Obwohl nichtmedikamentöse Behandlungen bevorzugt werden sollten, kommen häufig auch Medikamente, insbesondere Neuroleptika, zum Einsatz. Dominal wird in der Praxis oft verwendet, obwohl es weder eine Zulassung noch eine explizite Empfehlung für die Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten bei Demenz gibt.

Eine retrospektive Querschnittsstudie in einem psychiatrischen Fachkrankenhaus zeigte, dass Prothipendyl der am häufigsten eingesetzte Arzneistoff bei der Behandlung von Unruhe und Aggression bei Demenzpatienten war, während zugelassene Arzneistoffe wie Melperon, Zuclopenthixol und Risperidon weniger häufig eingesetzt wurden.

Die Gründe für die häufige Anwendung von Dominal trotz fehlender Zulassung und Empfehlung sind vielfältig. Einerseits spielen das Nebenwirkungsprofil und die oft unbefriedigende Wirksamkeit der zugelassenen Medikamente eine Rolle. Andererseits kann die Erfahrung, dass eine kurzzeitige pharmakologische Intervention oft nicht zu einer dauerhaften Besserung führt, die Entscheidung für eine längerfristige Behandlung mit Dominal beeinflussen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Anwendung von Dominal bei Demenz mit Risiken verbunden ist, insbesondere im Hinblick auf erhöhte Mortalität und cerebrovaskuläre Ereignisse. Daher sollte die Indikation für Dominal bei Demenzpatienten sorgfältig geprüft und die Behandlung engmaschig überwacht werden.

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