In den letzten Jahren hat die Wissenschaft unser Verständnis vom Gehirn revolutioniert. Die Vorstellung, dass das Gedächtnis lediglich ein Speicher für Wissen und objektive Fakten ist, hat sich durch neue Erkenntnisse über die komplexen Lernprozesse im Gehirn grundlegend verändert. Dieser Artikel beleuchtet die Aufgaben der linken und rechten Gehirnhälfte, die Vernetzung beider Hemisphären, verschiedene Tests zur Bestimmung der dominanten Gehirnhälfte und Übungen zur Verbesserung der Zusammenarbeit beider Hirnbereiche.
Die Aufgaben der linken und rechten Gehirnhälfte
Unser Gehirn besteht aus zwei Hälften, der linken und der rechten Gehirnhälfte, die durch die Großhirnrinde miteinander verbunden sind. Jede Hälfte ist für bestimmte Funktionen und Fähigkeiten zuständig. Die linke Gehirnhälfte ist in der Regel für sprachliche und logische Funktionen zuständig. Sie verarbeitet Informationen sequenziell und analytisch und konzentriert sich auf Details. Sie ist zuständig für Sprache, Lesen und Rechnen und arbeitet nach Regeln und Gesetzen. Die linke Gehirnhälfte nimmt Details wahr und denkt in logischen Schritten. Sie verarbeitet verbale und mathematische Informationen und steuert die mündliche Darstellung sowie Grammatik und Wortstellung.
Die rechte Gehirnhälfte hingegen ist in der Regel für räumliche und kreative Funktionen zuständig. Sie verarbeitet Informationen ganzheitlich und intuitiv. Die rechte Gehirnhälfte ist zuständig für Körpersprache, Bildersprache und Intuition. Sie ist kreativ und spontan und interessiert sich für Neugier, Spielen und Risiko. Die rechte Gehirnhälfte besitzt den Überblick und verarbeitet Informationen ganzheitlich. Sie kontrolliert die Körpersprache, Mimik und Gestik und steuert Bewegungen und physische Aktivität sowie künstlerische Leistungen und Erlebnisse wie Musik, Zeichnen und Malen. Die rechte Gehirnhälfte ist spezialisiert auf räumliches Denken, die Verarbeitung von Bildern und die Position des eigenen Körpers im Raum (beispielsweise die Information, dass ein Arm auf der Tischplatte aufliegt).
Die Vernetzung der Gehirnhälften
Insgesamt arbeiten die linke und rechte Gehirnhälfte zusammen, um eine optimale Gehirnleistung zu erzielen. Einige Wissenschaftler vermuten, dass erfolgreiche und kreative Menschen besonders gut zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte kommunizieren können. Um das Gedächtnis zu verbessern, müssen Synapsen verstärkt werden. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Verbindung zwischen systematischem Denken und Intuition. Die neuen Erkenntnisse bezüglich der Neurobiologie des Gedächtnisses bestätigen Lehrer, die variable methodische Konzepte anwenden, um Studierenden und Schülern beim Erwerb von Erfahrung und Wissen zu helfen. Die Großhirnrinde ist verantwortlich für die Vernetzung der beiden Gehirnhälften. Die Erinnerung besteht hauptsächlich aus einer verstärkten Verknüpfung von Nervenzellen.
Tests zur Bestimmung der dominanten Gehirnhälfte
Um herauszufinden, welche Gehirnhälfte bei einer Person dominant ist, gibt es verschiedene Tests. Einer dieser Tests ist der sogenannte 2-Sekunden-Test. Wenn sie sich im Uhrzeigersinn dreht, wird der rechten Gehirnhälfte der Vorzug gegeben. Diese Personen sind eher kreativ, intuitiv und emotional. Wenn sich die Tänzerin gegen den Uhrzeigersinn dreht, dominiert die linke Gehirnhälfte, was zu einem strukturierten, logisch-analytischen Denken führt. Ein weiterer Hinweis auf die Dominanz der Gehirnhälfte ist die Kopf- und Augenhaltung bei der Beantwortung einer Frage. Personen, die den Kopf nach links drehen, bevorzugen die rechte Gehirnhälfte. Eine weitere Testmöglichkeit ist die Montageanleitung für technische Geräte. Linksseitig orientierte Personen folgen der Anweisung Satz für Satz.
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Es gibt verschiedene Online-Tests und Übungen, die dabei helfen können, die Vorlieben und Stärken der linken und rechten Gehirnhälfte zu identifizieren. Im Web kursieren unterschiedlichste Gehirntests: auf der einen Seite sehr wissenschaftliche Gehirntests, auf der anderen Seite Tests, die ihren Fokus auf den Faktor Spaß legen. Letztere dienen größtenteils der Unterhaltung, geben den Testpersonen aber trotzallem Hinweise darauf, welche ihrer Gehirnhälften die dominante ist.
Übungen zur Verbesserung der Vernetzung beider Gehirnhälften
Um die Zusammenarbeit und Synchronisation beider Gehirnhälften zu stärken, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
- Multisensorische Aktivitäten: Durchführen von Tätigkeiten, die mehrere Sinne ansprechen und somit beide Gehirnhälften gleichzeitig aktivieren.
- Kinesiologische Übungen: Übungen, die die Koordination zwischen beiden Gehirnhälften verbessern sollen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Übungen, die angeben, lediglich eine Gehirnhälfte zu trainieren, wissenschaftlich nicht fundiert sind. Bei jeglicher Art von Gehirntraining werden immer beide Hälften aktiv, jedoch in unterschiedlicher Form.
Mythen und Fakten über die dominante Gehirnhälfte
In der Trainingsbranche existiert der Mythos, das menschliche Gehirn teile sich in eine analytisch-logische linke Gehirnhälfte und eine emotional-kreative rechte Gehirnhälfte auf. Dieses Modell wird gern genutzt, um menschliches Verhalten zu erklären. Doch stimmt diese Annahme überhaupt?
In Seminaren, Testverfahren oder Artikeln zu dem Stichwort „linke und rechte Gehirnhälfte“ wird häufig behauptet, dass es eine analytische, logische, rationale linke Gehirnhälfte und eine emtionale, kreative, künstlerische rechte Gehirnhälfte gibt. So weit, so gut. Richtig Fahrt nimmt das Thema aber erst auf, wenn auf dieser Logik behauptet wird, dass bei Menschen eine Hälfte dominieren würde. So sei es eben zu erklären, dass einige Personen eher analytisch, andere eher kreativ denken und handeln. Stereotypen wie „IT-Fachmann“ und der „typische Künstler“ lassen grüßen.
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Die generelle Behauptung, die linke Gehirnhälfte sei eher für kognitive Aspekte und die rechte für emotionale ist aber eine fälschliche Verallgemeinerung von solchen Einzelbefunden. Unsere hohen kognitiven und emotionalen Fähigkeiten sind viel zu komplex als das Sie in einem so simplen Modell abbildbar wären. Der aktuelle Stand der Forschung sieht so aus: Wir haben das Gehirn in seiner detaillierten Funktionalität bei weitem noch nicht verstanden. Wir können wenige unumstößlich-simple Aussagen über die komplexe Neurophysiologie machen. Das Gehirn nutzt bei unterschiedlichen Aufgabentypen die eine oder andere Hirnregion mehr oder weniger. Im Großen und Ganzen ist das Gehirn aber als interagierendes System zu verstehen. Simple Testverfahren wie die zitierte berühmte Drehfigur können nicht zur Bestimmung der Hemnisphärendominanz genutzt werden. Sie sagen nichts über die Präferenz eines Menschen aus, entweder emotional-kreativ oder kognitiv-analytisch zu denken.
Die Theorie vom Verhalten, dass seinen Ursprung in der linken und der rechten Gehirnhälfte hat, ist daher grundlegend falsch und hat nichts mit der Realität zu tun. Sie taugt höchstens als symbolisches Bild. Genau aufgrund dieses Symbolcharakters hat sie sich wahrscheinlich auch so schnell und erfolgreich verbreitet - trotz der nicht vorhandenen Hintergründe.
Die Tänzerin: Eine optische Täuschung
Wie nehmen Sie die Bewegung der Tänzerin wahr? Dreht sie sich im Uhrzeigersinn oder entgegen? Je nach Drehrichtung, so wird der Mythos gern zitiert, denken Sie links- oder rechtsseitig. Neurowissenschaftlich betrachtet, ist das in der Tat Unsinn und wurde schon öfters von Experten klargestellt Auf den Punkt gebracht: Die drehende Tänzerin ist lediglich eine optische Täuschung in 2D, die von unserem Wahrnehmungsapparat als dreidimensionales Bild interpretiert wird. Durch das unterschiedliche Augenmerk auf Schatten oder Konturen wird eine Drehung in die eine oder andere Richtung vom Gehirn erzeugt.
Tatsächlich ist die Animation intensiv untersucht in neurowissenschaftlichen Studien. Sie zeigen, dass die rechte Gehirnhälfte stärker involviert ist in die Verarbeitung von menschlichen Bewegungen als die linke. Das könnte erklären, wieso die Drehung von vielen als Rechtsdrehung (d.h., im Uhrzeigersinn) wahrgenommen wird. Diese Interpretation ist allerdings umstritten. Außerdem wurde gezeigt, dass einige Menschen bewusst beeinflussen können, ob sich die Ballerina für sie links- oder rechtsherum dreht. Die wahrgenommene Drehrichtung sagt also nichts darüber aus, ob jemand “mehr links oder rechts denkt”. Die rechte Hirnhälfte aktiviert sich bei den meisten Menschen verstärkt, egal in welche Richtung sich die Tänzerin dreht. Forscher:innen haben entdeckt, dass diese Momente des Richtungswechsels mit spezifischen Fluktuationen in der Aktivität des rechten Scheitellappens zusammenfallen. Sie könnten erklären, woher die plötzliche Änderung unserer Wahrnehmung kommt.
Emotionen und die rechte Gehirnhälfte
Heute wird stattdessen ein Zusammenhang zwischen einer Dominanz der rechten Hirnhälfte und Emotionen wissenschaftlich diskutiert - allerdings nur negativer Emotionen! Auf der Suche nach der Ursache für Depressionen haben Forscher:innen die Valenzhypothese vorgeschlagen. Die Idee ist, dass eine Hyperaktivität der rechten Gehirnhälfte dazu führe, dass negative Gefühle stärker verarbeitet werden, pessimistische Gedanken auftauchen und unkonstruktive Denkmuster entstehen. Aktivität in der rechten Hirnhälfte sei außerdem verknüpft mit Selbstreflektion, die bei depressiven Patient:innen häufig intensiver ist als bei gesunden Menschen. Die rechte Hirnhälfte spielt auch eine wichtige Rolle bei der Anpassung unseres Erregungszustands. Das könnte erklären, wieso depressive Menschen häufig an Schlafproblemen leiden.
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Neglect: Wenn die rechte Gehirnhälfte ausfällt
Die Zeichnungen stammen von Menschen, die eine Schädigung in der rechten Hirnhälfte, meist am Scheitellappen, erlitten haben. Seitdem zeigen sie einen sogenannten Neglect. Bei diesem Krankheitsbild passiert etwas, das für Außenstehende schwierig nachzuvollziehen ist: Die linke Hälfte der Welt wird normal wahrgenommen, aber kaum verarbeitet und deshalb ignoriert. Die rechte Gehirnhälfte ist hauptverantwortlich für einen Großteil der Wahrnehmung von linksseitigen Sinneseindrücken und Bewegung unserer linken Körperhälfte. Daher führt eine Schädigung in der rechten Hirnhälfte zu Beeinträchtigungen in der Aufmerksamkeit für die linke Hälfte der Umwelt, genannt linksseitiger Neglect.
Die linke Gehirnhälfte wiederum steuert (die meisten) Bewegungen und Wahrnehmungen der rechten Körperhälfte. Trotzdem folgt auf eine Schädigung der linken Gehirnhälfte nur selten ein rechtsseitiger Neglect. Forscher:innen schließen daraus, dass die rechte Gehirnhälfte eine Dominanz hat für die Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit und zwar sowohl nach links als auch nach rechts.
Gehirntraining für mehr Aufmerksamkeit
Trainings, die vorgeben, nur die rechte Gehirnhälfte anzusprechen, sind aber nicht wissenschaftlich fundiert. Obwohl die rechte Gehirnhälfte eine Dominanz für räumliche Aufmerksamkeit hat, arbeiten im gesunden Gehirn die Hälften immer zusammen. Ihre Aufmerksamkeit zu trainieren ist aber trotzdem möglich. NeuroNation bietet Ihnen im Bereich Aufmerksamkeit über 20 Übungen an, die gezielt diese Funktionen und Fähigkeiten ansprechen: Bei regelmäßigem Training verlängern sie die Aufmerksamkeitsspanne und verbessern den Fokus. NeuroNation bietet Ihnen ein wissenschaftlich fundiertes Trainingsprogramm, das in Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschungsinstituten entwickelt wurde. Über 30 Übungen warten dort auf Sie. Die App wertet automatisch Ihre Leistung aus und personalisiert die Schwierigkeit, um so den Trainingseffekt zu maximieren.
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