Lewy-Körper-Demenz: Prognose und Krankheitsverlauf

Die Lewy-Körper-Demenz (LKD), auch bekannt als Lewy-Körperchen-Demenz oder Lewy-Body-Demenz, ist eine neurodegenerative Erkrankung, die zu den Demenzformen zählt. Sie ist durch das Vorhandensein von Lewy-Körperchen, abnormalen Eiweißablagerungen, in den Nervenzellen des Gehirns gekennzeichnet. Diese Ablagerungen stören die normale Funktion des Gehirns und führen zu einer fortschreitenden Verschlechterung der kognitiven und motorischen Fähigkeiten.

Häufigkeit und Verbreitung

In Deutschland leben schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung (Stand: 2024). Etwa 5 bis 10 Prozent davon, was 90.000 bis 180.000 Menschen entspricht, leiden an einer Lewy-Körper-Demenz. Die genaue Prävalenz ist schwer zu bestimmen, da die LKD oft mit anderen Demenzformen, insbesondere der Alzheimer-Krankheit, verwechselt wird.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Lewy-Körper-Demenz sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren zur Entstehung der Erkrankung beitragen. In einigen Fällen spielen genetische Veränderungen eine Rolle, ähnlich wie bei der Parkinson-Krankheit. Veränderungen im Erbgut können die Erkrankung verursachen, wobei die gleichen Gene betroffen sind, bei welchen Mutationen zur Entwicklung des klassischen Morbus Parkinson führen. Hierzu gehört vor allem das die Dopaminausschüttung regulierende Protein α-Synuclein. Eine Genvariante namens ApoE4, die das Protein Alpha-Synuclein reguliert, welches bei der Lewy-Körperchen-Demenz und bei der Parkinson-Demenz zu den schädlichen Verklumpungen im Gehirn führt, scheint ebenfalls eine Rolle zu spielen. Gesicherte Risikofaktoren sind jedoch nicht bekannt, und die Lewy-Körperchen-Demenz ist in der Regel nicht erblich.

Symptome der Lewy-Körper-Demenz

Die Symptome der Lewy-Körper-Demenz können vielfältig sein und variieren von Person zu Person. Typische Symptome sind:

  • Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisprobleme, Verwirrung, Aufmerksamkeitsstörungen und Schwierigkeiten beim Planen und Organisieren. Die geistige Leistungsfähigkeit kann im Tagesverlauf stark schwanken.
  • Visuelle Halluzinationen: Wiederholtes Sehen von Menschen, Tieren oder Dingen, die nicht vorhanden sind. Diese Halluzinationen treten oft schon früh im Krankheitsverlauf auf und können sehr detailreich sein.
  • Parkinson-ähnliche Symptome: Muskelsteifheit (Rigor), Zittern (Tremor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und Gleichgewichtsprobleme.
  • Schlafstörungen: Verhaltensstörungen im Traumschlaf (REM-Schlaf-Verhaltensstörung), unruhiger Schlaf und vermehrte Bewegungen im Schlaf.
  • Schwankungen im Bewusstseinszustand: Die Betroffenen können im Tagesverlauf zwischen Phasen von Klarheit und Verwirrung wechseln.
  • Autonome Störungen: Niedriger Blutdruck, Harninkontinenz und Verstopfung.
  • Psychiatrische Symptome: Depressionen, Angstzustände und Reizbarkeit.

Diagnose

Die Diagnose der Lewy-Körper-Demenz kann schwierig sein, da viele Symptome auch bei anderen Demenzformen oder Parkinson auftreten können. Die Diagnose stützt sich auf die Beobachtung der typischen klinischen Symptome. Es werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um andere mögliche Ursachen auszuschließen und die Diagnose zu bestätigen:

Lesen Sie auch: Lewy-Körperchen-Demenz: Was Sie über Risikofaktoren, Symptome und Behandlungen wissen sollten

  • Krankengeschichte und körperliche Untersuchung: Erhebung der Krankengeschichte und Durchführung einer körperlichen Untersuchung, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Neuropsychologische Tests: Tests zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten, wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösung. Ein Beispiel ist der Uhrentest, der visuell-konstruktive Fähigkeiten prüft.
  • Bildgebende Verfahren: MRT und CT des Gehirns, um andere Erkrankungen wie Hirntumore auszuschließen. FDG-PET und DaT-SPECT sind spezielle bildgebende Verfahren, die helfen können, die Lewy-Body-Demenz von anderen Demenzformen zu unterscheiden. Die FDG-PET zeigt LBD-typische Veränderungen im Hinterkopfbereich, während mit dem DaT-SPECT LBD-typische Nervenschädigungen gut erkannt werden können.
  • Schlafstudie (Polysomnographie): Zur Diagnose von REM-Schlaf-Verhaltensstörungen.

Behandlung

Bislang gibt es keine Heilung für die Lewy-Körper-Demenz. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Therapie umfasst sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Ansätze.

Medikamentöse Behandlung

  • Cholinesterasehemmer: Medikamente wie Donepezil, Rivastigmin und Galantamin können zur Verbesserung der kognitiven Funktion und zur Reduzierung von Halluzinationen eingesetzt werden. Bei Menschen mit einer Lewy-Körperchen-Demenz ist jedoch Vorsicht geboten, da viele überempfindlich auf diese Medikamente reagieren.
  • Antipsychotika: Bei starken Halluzinationen oder Verhaltensstörungen können niedrig dosierte Antipsychotika wie Quetiapin oder Clozapin eingesetzt werden. Allerdings ist bei der Anwendung von Antipsychotika Vorsicht geboten, da sie die Parkinson-ähnlichen Symptome verschlimmern können. Neuroleptika und Antipsychotika, die vor allem gegen die Symptome wie Angst, Aggression oder Wahnideen helfen, werden von den Betroffenen schlecht vertragen oder sind zur Behandlung der Lewy-Körperchen-Demenz nicht geeignet.
  • Levodopa: Bei Parkinson-ähnlichen Symptomen kann Levodopa eingesetzt werden. Allerdings ist die Wirkung bei der Lewy-Körperchen-Demenz in der Regel geringer als bei der Parkinson-Krankheit, und es können sich Halluzinationen und Wahnvorstellungen verstärken.
  • Antidepressiva: Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) wie Citalopram können zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden.

Ein Medikamentenplan hilft Ihnen dabei, den Überblick über Dosierung, Einnahmezeiten und mögliche Nebenwirkungen zu behalten.

Nicht-medikamentöse Behandlung

  • Kognitives Training: Übungen zur Verbesserung der Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und Problemlösungsfähigkeiten.
  • Physiotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit, des Gleichgewichts und der Koordination.
  • Ergotherapie: Hilft den Betroffenen, ihre Alltagsfähigkeiten zu erhalten und anzupassen.
  • Logopädie: Zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Musik- und Kunsttherapie: Können helfen, die Stimmung zu verbessern und die Kommunikation zu fördern.
  • Verhaltenstherapie: Zur Bewältigung von Verhaltensproblemen und zur Förderung positiver Verhaltensweisen.
  • Anpassung des Wohnumfelds: Sicherstellung einer sicheren und komfortablen Umgebung, um Stürze zu vermeiden und die Selbstständigkeit zu fördern.
  • Unterstützung für Angehörige: Beratung und Unterstützung für Angehörige, um die Belastung durch die Pflege zu verringern.
  • 24-Stunden-Betreuung: Eine 24-Stunden-Betreuung kann eine wichtige Rolle dabei spielen, die Sicherheit und das Wohlbefinden dieser Patienten zu gewährleisten. Die 24h Betreuungskraft kann sicherzustellen, dass die Patienten sicher sind und keine gefährlichen Handlungen unternehmen. Eine strukturierte Tagesroutine trägt dazu bei, den Patienten Orientierung zu bieten und Unruhe zu minimieren. Dies kann Aktivitäten wie Spaziergänge, Mahlzeiten, geistige Übungen und Ruhezeiten umfassen.

Verlauf und Prognose

Der Verlauf der Lewy-Körper-Demenz ist sehr unterschiedlich. Im fortgeschrittenen Stadium nehmen die Symptome deutlich zu. Menschen mit anerkanntem Pflegegrad, die zuhause gepflegt werden, haben Anspruch auf sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch im Wert von bis zu 42 Euro monatlich. Dazu zählen unter anderem Einmalhandschuhe, Mundschutz und Desinfektionstücher. Die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Diagnose beträgt etwa 7 bis 8 Jahre. Die Betroffenen verlieren nach und nach die Fähigkeit, sich im Alltag zurechtzufinden. Im Endstadium treten oft Schluckbeschwerden auf, und die Patienten werden immobil und bettlägerig. Die häufigste Todesursache ist Lungenentzündung.

Umgang mit der Diagnose

Die Diagnose einer Lewy-Körper-Demenz kann für die Betroffenen und ihre Angehörigen sehr belastend sein. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.

Was Angehörige tun können

Die Betreuung von Menschen mit Lewy-Körper-Demenz erfordert viel Geduld, Empathie und Verständnis. Angehörige sollten sich frühzeitig über Entlastungs- und Unterstützungsmöglichkeiten informieren und sich mit anderen Angehörigen austauschen. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen und sich regelmäßig Pausen zu gönnen.

Lesen Sie auch: Erfahrungen im Umgang mit Lewy-Körperchen-Demenz

  • Information und Aufklärung: Informieren Sie sich umfassend über die Erkrankung, um die Symptome und den Verlauf besser zu verstehen.
  • Kommunikation: Sprechen Sie ruhig und deutlich mit dem Betroffenen und vermeiden Sie Stress und Reizüberflutung.
  • Struktur und Routine: Schaffen Sie einen strukturierten Tagesablauf mit klaren Routinen, um dem Betroffenen Orientierung zu geben.
  • Sicherheit: Sorgen Sie für eine sichere Umgebung, um Stürze und andere Unfälle zu vermeiden.
  • Unterstützung: Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch und tauschen Sie sich mit anderen Angehörigen aus.
  • Patientenverfügung: Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift, wenn Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Ein solches Dokument entlastet auch Ihre Angehörigen bei schwierigen Entscheidungen.
  • Pflegetagebuch: Halten Sie alle Auffälligkeiten möglichst schriftlich fest - zum Beispiel in einem Pflegetagebuch. Hier können Sie dokumentieren, wo die Person im Alltag Unterstützung benötigt. Die Notizen helfen Ihrem Arzt und können bei zunehmendem Unterstützungsbedarf auch im Rahmen einer Pflegebegutachtung zum Einsatz kommen.

Lesen Sie auch: Lewy-Körperchen-Demenz verstehen: Ein umfassender Überblick

tags: #Lewy-Körper-Demenz #Prognose