Doppelbilder können für Betroffene sehr irritierend und beunruhigend sein. Das Sehen von Doppelbildern, auch Diplopie genannt, beschreibt die Wahrnehmung von zwei unterschiedlichen Bildern eines Objekts. Die Bilder können horizontal, vertikal oder diagonal verschoben sein und sich überlappen oder nebeneinander liegen. Es ist wichtig, die Ursachen zu verstehen und die entsprechenden neurologischen Aspekte zu berücksichtigen.
Arten von Doppelbildern: Monokular vs. Binokular
Wenn ein Patient Doppelbilder wahrnimmt, kann die Unterscheidung zwischen einer monokularen und einer binokularen Diplopie helfen, die Dringlichkeit der weiteren Behandlung festzustellen. Dr. Twishaa Sheth vom Colchester Hospital und Kollegen betonen, dass diese Unterscheidung wesentlich ist, um die richtige Vorgehensweise zu bestimmen.
Monokulare Diplopie
Monokulare Diplopie bedeutet, dass die Doppelbilder nur aus einem Auge stammen. Die Doppelbilder bleiben bestehen, wenn der Patient das nicht betroffene Auge schließt. Dies deutet auf einen intraokulären pathologischen Prozess hin.
Differenzialdiagnosen bei monokularer Diplopie:
- Refraktionsfehler (Fehlsichtigkeit)
- Sicca-Syndrom (trockene Augen)
- Pathologische Veränderung der Hornhaut (z.B. Hornhautverkrümmung)
- Katarakt (grauer Star)
- Nicht dringliche Veränderung der Netzhaut
In solchen Fällen ist eine Routineüberweisung an den Augenarzt zur weiteren Abklärung angemessen. Eine Laserbehandlung kann die Hornhaut so verändern, dass die Netzhaut wieder ein scharfes Bild erzeugt. Die Sehschärfe wird wiederhergestellt, und die Doppelbilder verschwinden. Bei einer Trübung der Linse sehen Betroffene "wie durch einen Schleier". Bei einer Kataraktoperation ersetzt der Arzt die Linse durch eine künstliche Linse.
Binokulare Diplopie
Bei der binokularen Diplopie sieht der Patient nur dann Doppelbilder, wenn beide Augen geöffnet sind. Diese Situation ist deutlich ernster, da hinter dem Symptom eine Fehlausrichtung der beiden Augen steckt. Diese Fehlausrichtung kann durch eine pathologische Veränderung der Augenmuskeln oder durch eine zentrale neurologische Ursache ausgelöst werden.
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Warnzeichen und Dringlichkeit
Bestimmte Merkmale einer Diplopie müssen als Warnzeichen verstanden werden. Eine akute Diplopie, die sich innerhalb von Stunden bis Tagen entwickelt, signalisiert typischerweise eine pathologische Veränderung, die eine rasche Untersuchung erfordert. Besteht die Diplopie dagegen schon lange, deutet das eher auf ein dekompensiertes latentes Schielen hin; in diesem Fall reicht eine Standardüberweisung an den Augenarzt. Intermittierendes Doppeltsehen kann auf Krankheitsbilder hinweisen, die durch Ermüdung exazerbieren.
Ursachen von Doppelbildern
Doppelbilder können viele sehr unterschiedliche Ursachen haben. Gemeinsam ist allen, dass sie durch die augenärztliche Untersuchung am schnellsten aufgedeckt werden. Hier ist die sichere Diagnose gewährleistet und die geeignete Therapie.
Augenhöhlenerkrankungen
Wenn sich bei einem Patienten mit einem bisher normal beweglichen Augenpaar plötzlich eine Schielstellung entwickelt, sieht er doppelt. Die häufigsten Ursachen für Doppelbilder in diesem Bereich sind die sogenannten Blow-out-Frakturen der Augenhöhlenwände durch einen Schlag auf das Auge. Dabei können sich die Augenmuskeln in den Bruchspalt einklemmen. Wird auch ein Nerv verletzt, erschlafft der Augenmuskel.
Drei der vier Augenhöhlenwände grenzen an die Nasennebenhöhlen und sind sehr dünn. So können infektiöse Nasennebenhöhlenentzündungen auf die Augenhöhle übergreifen. Die Entzündung des Augenhöhleninhaltes führt zu einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung, meist in allen Blickrichtungen, mit Doppelbildwahrnehmung und Lidschwellungen.
Zum Verwechseln ähnliche Symptome können akute nicht infektiöse (Rheuma ähnliche Erkrankungen) Entzündungen der Augenmuskeln oder des Augenhöhlenbindegewebes verursachen. Die Patienten erleiden ebenfalls eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung mit Lidschwellung. Bei solchen Krankheiten helfen jedoch Antibiotika überhaupt nicht.
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Gefährliche Komplikationen, wie Austrocknen der Hornhaut, Hornhautgeschwüre und Sehnervenschäden, können einen chirurgischen Eingriff erfordern. Tumoren machen 25% aller Augenhöhlenerkrankungen aus.
Die Behandlung der meisten Augenhöhlenerkrankungen erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Augenarzt, Gesichtschirurgen, Neurochirurgen, HNO-Ärzten und Radiologen. Bei wechselnden Schielstellungen im Krankheitsverlauf vermeidet man Doppelbildwahrnehmung durch Verdecken eines Auges oder eine Brille mit Prismengläsern. Nach Behandlung der Ursachen werden zum Teil Eingriffe an den Augenmuskeln notwendig (Straffung gelähmter Augenmuskeln, Lockerung entzündlich verkürzter Muskeln).
Hirnnervenlähmungen
Die Hirnnerven spielen eine entscheidende Rolle bei der Steuerung der Augenmuskeln. Der 4. Hirnnerv versorgt den oberen schrägen Augenmuskel, wodurch das betroffene Auge nicht nach unten zur Nase gesenkt und nicht nach innen gerollt werden kann. Der 6. Hirnnerv versorgt den äußeren geraden Augenmuskel, und der 3. Hirnnerv versorgt die restlichen vier Muskeln.
Bei einer Lähmung des 3. Hirnnervs ist sowohl die Bewegung des Augapfels zur Nase als auch der Auf- und Abblick eingeschränkt. Das Auge gleitet nach außen. Am häufigsten verursachen isolierte Durchblutungsstörungen im Zusammenhang mit einem schon lange Zeit bestehenden Diabetes mellitus diese peripheren Hirnnervenläsionen, wobei meist der 6. Hirnnerv von der Lähmung betroffen ist. Isolierte Lähmungen des 4. Hirnnervs sind fast immer durch ein Trauma bedingt. Von den drei die Augenmuskeln versorgenden Nerven ist er am anfälligsten bei Schädel-Hirn-Traumata. Typisch sind beidseitige Lähmungen ohne erkennbares Schielen, da sich die Abweichungen in der Höhe gegenseitig aufheben.
Die Lähmung des 6. Hirnnervs (vor allem beidseitig) ist auch ein häufiges Hirndrucksymptom, hervorgerufen durch direkte Kompression des Nervs (Volumenzunahme im Gehirn durch Tumor, Blutung u.a.). Für den Augenarzt ist die Gefahr beim Blick auf den Sehnerv sofort erkennbar. Der Patient wird unverzüglich zur Weiterbehandlung in eine Klinik eingewiesen.
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Nachdem die spezifischen Ursachen behandelt worden sind, wartet man bei der peripheren Nervenläsion die spontane Regeneration ein Jahr lang ab. Danach kann die korrigierende Schieloperation erfolgen. Zwischenzeitlich trägt der Patient eine Brille mit Umkehrprismen oder einer Augenklappe zur Vermeidung von Doppelbildern. Anfangs hat er durch die Lähmung ein gestörtes Raumempfinden, greift daneben und fühlt sich schwindelig. Beim Blick in die Zugrichtung des gelähmten Muskels wird der Schielwinkel größer.
Neurologische Ursachen
Einige Nervenbahnen sind entwicklungsgeschichtlich schon sehr alt und werden seltsamerweise besonders häufig bei Multipler Sklerose befallen. Besondere Beachtung verdienen Störungen der Konvergenz mit und ohne Störungen der Akkommodation. Nach Schädel-Hirn-Traumata treten diese Störungen bei 10 bis 20 Prozent der Patienten auf. In den meisten Fällen bilden sie sich glücklicherweise wieder zurück. Bleibt dies aus, sieht der Patient in der Nähe verschwommen bzw. doppelt, weil der zentrale Impuls fehlt, der beim Fixieren eines Objektes in der Nähe die Einwärtsbewegung beider Augäpfel bewirkt.
Weitere Ursachen
Doppelbilder können auch durch Müdigkeit, Stress, Alkohol, Augenerkrankungen, Schielen, Verletzungen, Lähmungen und bestimmte Erkrankungen wie Diabetes oder Multiple Sklerose verursacht werden.
- Schlaganfall: Bei einem Schlaganfall bildet sich ein Blutgerinnsel, wodurch bestimmte Bereiche des Gehirns nicht mehr mit Blut versorgt werden. Sind Nerven geschädigt, die die Augen steuern, entstehen Doppelbilder. Ein Schlaganfall kann sich isoliert an der Sehrinde manifestieren, so dass nur ein Gesichtsfeldausfall auf das Geschehen hinweist und keine weiteren neurologischen Symptome auftreten.
- Kopfverletzungen: Wie z.B. ein Bruch der Augenhöhle.
- Hirntumor: Tumore im Gehirn können zu verschiedensten Augensymptomen führen. Je nach Lage des Tumors entsteht ein gemischtes Bild an neuro-ophthalmologischen Ausfällen. So treten oftmals Gesichtsfeldausfälle und Augenbewegungsstörungen auf.
- Gefäßerweiterung im Gehirn (Gehirnaneurysma): Bei einem Aneurysma ist ein Blutgefäß ausgebuchtet. Drückt das auf den Nerv des Augenmuskels, sehen Betroffene unter Umständen doppelt.
- Endokrine Orbitopathie: Ausgelöst durch eine Schilddrüsenerkrankung kommt es zu einer entzündlichen Erkrankung der Augenhöhle.
- Durchblutungsstörungen: Infolge von Diabetes oder Bluthochdruck.
Neuroophthalmologische Störungen
Neuroophthalmologische Störungen betreffen das Auge, die Pupille, den Nervus opticus (Sehnerv), die extraokulären Muskeln und ihre Nerven. Auch die zentralen Bahnen zur Kontrolle und Integration der Augenbewegungen und des Sehens können betroffen sein.
Anisokorie
Eine Anisokorie beschreibt eine Differenz der Pupillendurchmesser zwischen beiden Augen. Eine solche Differenz ist in den allermeisten Fällen harmlos, kann aber gelegentlich ein Zeichen einer neurologischen Erkrankung sein.
Anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION)
Die AION ist eine häufige Ursache für eine plötzliche Sehverschlechterung bei Patienten über fünfzig. Die Ursache für diese Erkrankung ist der Ausfall der Blutversorgung des Sehnervs, was zu einer Schädigung der Nervenfasern führt. Leitsymptom einer AION ist eine schmerzlose, sich verschlechternde Sehfähigkeit (die Sicht ist verschwommen, verschattet und dunkel, Farben wirken abgeblasst) mit Gesichtsfeldausfällen. Diese Veränderungen sind meist länger anhaltend.
Leber’sche hereditäre Optikusneuropathie
Leber’sche hereditäre Optikusneuropathie ist eine neuro-degenerative Erbkrankheit, die zu einer plötzlichen einseitigen Erblindung führen kann. Häufig folgt das andere Auge innerhalb von einigen Monaten. Die Ursache liegt in den Ganglienzellen des Sehnervens. Die Erkrankung gehört zu den Mitochondriopathien, also einer mütterlicherseits vererbten Erkrankung der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). Das führt zu einem Schwund von Fasern des Sehnervens, v.a. im Randbereich. Die Patienten bemerken zunächst eine Störung der Farbwahrnehmung, insbesondere bei Rot und Grün. Im Endstadium führt die Erkrankung zur Erblindung.
Benigner essentieller Blepharospasmus (BEB)
Beim BEB kommt es zu unkontrollierbarem Blinzeln, Zusammenkneifen der Lider und zu einem krampfartigen Lidschluss. Dieses Krankheitsbild tritt in mittleren Jahren auf und betrifft mehr Frauen als Männer. Die Ursache kann eine Fehlfunktion im Bereich der Basalganglien (der Teil des Gehirns, welcher Bewegungen koordiniert) sein.
Durchblutungsbedingte Augenbewegungsstörung
Eine solche Lähmung tritt am häufigsten bei älteren Menschen in Form von plötzlich auftretenden Doppelbildern auf. Die für die Augenbewegung zuständigen Hirnnerven sind aufgrund einer Durchblutungsstörung nicht ausreichend versorgt. Weitere Faktoren, die dazu führen, sind ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie) und Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). In der Regel verbessert sich die Symptomatik mit der Zeit und verschwindet ohne Doppelbilder zu hinterlassen.
Optikusneuritis
Die Optikusneuritis ist eine Sehnervenentzündung und stellt eine der häufigsten Ursachen für die plötzliche Sehminderung (Dunkelsehen, Störung des Farbsehens) bei jungen Patienten dar. Schmerzen neben oder hinter dem Auge, besonders beim Bewegen der Augen, sind charakteristische Symptome dieser Erkrankung. Die häufigste Ursache einer Optikusneuritis ist eine Multiple Sklerose (MS).
Hypophysentumor
Hypophysenadenome (etwa 15 % aller Hirntumoren, Altersgipfel 35-45 Jahre) sind meist gutartige Tumore, die von Hormonzellen des Vorderlappens der Hirnanhangsdrüse ausgehen. Sie wachsen gegen die umgebenden Strukturen verdrängend oder infiltrativ vor. Da die Hypophyse genau an der Sehnervenkreuzung liegt, können größere Tumore, die deutlich seltener sind, zu Sehstörungen und Gesichtsfeldausfällen führen.
Meningeome
Meningeome sind sehr langsam wachsende gutartige Tumore, die den Sehnerven oder die Sehnervenkreuzung komprimieren können, ohne dass das zunächst auffällig ist.
Raumforderungen im Gehirn
Hirntumore können zu verschiedensten Augensymptomen führen. Je nach Lage des Tumors entsteht ein gemischtes Bild an neuro-ophthalmologischen Ausfällen. So treten oftmals Gesichtsfeldausfälle und Augenbewegungsstörungen auf. Häufig kommt es zu einer Stauung der Hirnflüssigkeit (Liquor) mit einer nachfolgender Hirndrucksteigerung.
Pseudotumor cerebri
Bei dieser Krankheit ist der Hirndruck erhöht, ohne dass es dafür eine klar erkennbare Ursache gibt. Der Sehnerv kann stark anschwellen und mit der Zeit Schaden nehmen. Betroffen sind meistens jüngere Frauen mit Übergewicht, die an Kopfschmerzen leiden.
Symptome von Diplopie
Die Symptome von Diplopie können unterschiedlich ausgeprägt sein und hängen von der Art und Ursache der Erkrankung ab.
Häufige Symptome sind:
- Doppeltsehen: Der Betroffene nimmt ein Objekt als zwei getrennte Bilder wahr.
- Augenschmerzen: Die Augen können durch das Anstrengen der Augenmuskeln Schmerzen verursachen.
- Kopfschmerzen: Die Überanstrengung der Augenmuskulatur kann zu Kopfschmerzen führen.
- Schwindel: Die visuelle Wahrnehmungsstörung kann zu Schwindelgefühlen führen.
- Einschränkung der Augenbeweglichkeit: Bei manchen Arten der Diplopie können die Augen nicht mehr vollständig bewegt werden.
- Augenzittern (Nystagmus): Bei manchen Arten der Diplopie kann es zu unkontrollierbaren Augenbewegungen kommen.
- Störungen bei der Augenbewegung
- Hängen des Oberlides
- Lidschwellungen
- Sichtbares Schielen
- Hervortretende Augen
- Schmerzen bei Augenbewegung
- Höhen, Tiefen und Entfernungen werden nicht mehr richtig eingeschätzt. (Verletzungsgefahr!)
- Betroffene greifen daneben oder stoßen sich.
- Unsicheres Gehen, insbesondere beim Treppen steigen
- Schwierigkeiten beim Lesen
- Verschwommen sehen
Diagnose von Diplopie
Erster Ansprechpartner bei Doppelbildern ist der Augenarzt und gegebenenfalls der Orthoptist. Während der Augenarzt die Sehfähigkeiten untersucht, beschäftigt sich der Orthoptist mit der Augenstellung, der Beweglichkeit der Augen und mit ihrem Zusammenspiel.
Untersuchung beim Augenarzt:
Für die Diagnose erkundigt sich der Augenarzt zunächst genau nach den Beschwerden, um Hinweise für mögliche Ursachen zu finden. Er wird Fragen stellen wie:
- Wie lange sehen Sie schon Doppelbilder?
- Haben Sie Schmerzen?
- Sehen Sie aktuell Doppelbilder?
- Gab es einen Auslöser? (Verletzung, Operation, neue Brille)
- Traten die Doppelbilder plötzlich auf oder entwickeln sie sich schleichend?
- Verschwinden die Doppelbilder, wenn Sie ein Auge abdecken?
- Sind die Doppelbilder immer oder nur vorübergehend da?
- Erscheinen die Doppelbilder waagerecht, senkrecht, schräg oder gekippt?
- Verändern sich die Doppelbilder mit der Blickrichtung oder Kopfhaltung?
- Ändern sich die Bilder im Tagesverlauf?
- Treten weitere Symptome wie Kopfschmerzen, Augenschmerzen, Augenbewegungsschmerzen, Augenrötung, Hörstörungen, Gefühlsstörungen, Schwindel und/oder Gangunsicherheit auf?
- Wurde bei Ihnen eine andere Erkrankung diagnostiziert wie beispielsweise Diabetes oder Multiple Sklerose?
- Haben Sie als Kind geschielt?
Im Anschluss untersucht er beide Augen eingehend - unabhängig davon, ob die Doppelbilder nur auf einem oder auf beiden Augen auftreten. Dabei prüft der Arzt das Sehvermögen, die Beweglichkeit der Augen und die Reaktion der Pupillen auf Licht. Gleichzeitig achtet er auf Veränderungen wie hervorstehende Augen oder schlaffe Augenlider.
Anschließend untersucht er das Innere des Auges. Dafür verwendet der Arzt eine sogenannte Spaltlampe. Das Gerät besteht aus einer Beleuchtung und einem Mikroskop, das das Augeninnere vergrößert darstellt. Damit prüft er das Augeninnere auf Veränderungen, die als Ursachen für die Diplopie infrage kommen.
Indem er jeweils ein Auge abdeckt, stellt der Augenarzt zudem fest, ob das Doppeltsehen nur ein Auge betrifft oder beide Augen. Daraus gewinnt er weitere Hinweise auf der Suche nach der Diplopie-Ursache.
Untersuchung beim Orthoptisten:
Stellt der Arzt eine binokulare Diplopie fest, folgt in der Regel eine sogenannte orthoptische Untersuchung. Die Orthoptik ist eine Fachrichtung der Augenheilkunde, die sich speziell mit Bewegungsstörungen der Augen beschäftigt. Der Orthoptist prüft, ob Betroffene schielen, dreidimensional sehen und ob beide Augen richtig zusammenspielen. Gemeinsam mit dem Patienten und dem Augenarzt bespricht der Orthoptist im Anschluss an die Untersuchung das weitere Vorgehen.
Weiterführende Untersuchungen:
Da Diplopie viele Ursachen haben kann, sind für eine sichere Diagnose oft weitere Untersuchungen notwendig. Dazu zählen bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanz- oder Computertomografie. Sie machen Veränderungen der Augenhöhe, des Schädels oder des Gehirns sichtbar.
Bei Verdacht auf eine andere Erkrankung zieht der Augenarzt den entsprechenden Facharzt hinzu. Wiederkehrende Doppelbilder in Kombination mit neurologischen Beschwerden sind zum Beispiel ein möglicher Hinweis auf neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Myasthenia gravis. In diesen Fällen überweist der Arzt den Patienten zur weiteren Abklärung an einen Neurologen.
Besteht der Verdacht, dass der Diplopie beispielsweise eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder eine andere Allgemeinerkrankung (Durchblutungsstörung) zugrunde liegt, überweist er an einen Internisten. Sobald alle Untersuchungen abgeschlossen sind, bespricht der Arzt gemeinsam mit dem Patienten die Befunde und leitet die für den Patienten passende Behandlung ein.
Behandlung von Diplopie
Wie Diplopie behandelt wird, hängt von der jeweiligen Ursache ab. Mit der Behandlung der Grundkrankheit verschwinden meist auch die Doppelbilder.
Behandlung von monokularen Doppelbildern
Bei monokularen Doppelbildern liegt in der Regel eine Augenerkrankung vor, die der Augenarzt entsprechend behandelt:
- Fehlsichtigkeit: Kurz- oder Weitsichtigkeit gleicht der Arzt mit einer entsprechend angepassten Brille oder mit Kontaktlinsen aus.
- Hornhautverkrümmung: Mit einer Laserbehandlung verändert der Arzt die Hornhaut so, dass die Netzhaut wieder ein scharfes Bild erzeugt. Die Sehschärfe ist wiederhergestellt und die Doppelbilder verschwinden.
- Grauer Star (Katarakt): Ist die Linse getrübt, sehen Betroffene „wie durch einen Schleier“. Bei der Kataraktoperation ersetzt der Arzt die Linse durch eine künstliche Linse.
- Trockenes Auge: Wenn die Augen nicht genügend Tränenflüssigkeit produzieren, entzünden sie sich möglicherweise, und es kommt zum Doppeltsehen. Dann verschreibt der Arzt Augentropfen als Tränenersatz.
Behandlung von binokularen Doppelbildern
Bei binokularen Doppelbildern ist nicht das Auge selbst erkrankt, sondern die Diplopie ist Folge einer anderen Erkrankung. Abhängig von der jeweiligen Ursache wird der Arzt die passende Therapie beginnen. Ist die Behandlung erfolgreich, so bessern sich auch die Doppelbilder.
Liegen der Diplopie andere Erkrankungen wie Migräne oder Multiple Sklerose zugrunde, behandelt der Arzt diese mit speziellen Medikamenten. Gleiches gilt für Durchblutungsstörungen oder Schilddrüsenerkrankungen. Je besser die Erkrankung unter Kontrolle ist, desto geringer sind die Auswirkungen auf das Sehen.
Doppelbilder, die plötzlich und begleitet von Lähmungen oder Schmerzen auftreten, sind ein Alarmsignal. In diesen Fällen gilt es, die Ursache schnellstmöglich ärztlich abzuklären und zu behandeln.
Verschwinden die Doppelbilder trotz richtiger Behandlung nicht wieder, kommen spezielle Brillen zum Einsatz. Diese sind mit Folien beschichtet, die den einfallenden Lichtstrahl so bündeln, dass der Betroffene nur noch ein Bild sieht. Alternativ kommen Augenpflaster oder Augenklappen zum Einsatz, die die Beschwerden lindern.
Augenübungen
Zusätzlich zur medizinischen Behandlung gibt es Augenübungen, die Ihnen helfen, wieder besser zu sehen.
- Konzentrieren Sie sich auf ein bestimmtes Ziel wie beispielsweise ein Foto.
- Halten Sie das Bild auf Augenhöhe eine Armlänge entfernt.
- Versuchen Sie, so lange wie möglich nur ein einziges Bild zu sehen.
- Bewegen Sie das Foto langsam und gleichmäßig auf die Nase zu.
- Stoppen Sie, sobald aus dem Einzelbild zwei Bilder werden, und gehen Sie in die Position zurück, in der sie zuletzt ein Bild gesehen haben.
- Beginnen Sie die Übung erneut.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
- Prismen: In einigen Fällen kann die Verwendung von Prismen in Brillen oder Kontaktlinsen die Doppelbilder reduzieren oder beseitigen. Die prismatischen Gläser brechen das Licht und richten die Bilder so aus, dass sie auf der Netzhaut übereinanderliegen.
- Okklusionstherapie: Bewährt hat sich zudem die sogenannte Okklusionstherapie, bei der das Sehen auf einem Auge durch Abdeckung des anderen Auges gefördert wird. Dies kann dazu beitragen, das Gehirn zu trainieren, das Sehen auf einem Auge zu bevorzugen und die Diplopie zu reduzieren.
- Schieloperation: Wenn die Diplopie durch einen Augenmuskeldefekt verursacht wird, kann eine Schieloperation zur Neuausrichtung der Augenmuskel erforderlich sein.
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