Doppelbilder nach Schlaganfall: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Ein Schlaganfall kann vielfältige neurologische Ausfälle verursachen, darunter auch Sehstörungen wie Doppelbilder (Diplopie). Diese können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Doppelbildern nach einem Schlaganfall, die Diagnoseverfahren und die verschiedenen Behandlungsansätze.

Was ist Diplopie?

Diplopie ist eine Sehstörung, bei der ein einzelner Gegenstand doppelt wahrgenommen wird. Normalerweise erzeugen beide Augen leicht unterschiedliche Bilder, die vom Gehirn zu einem einzigen, räumlichen Bild zusammengefügt werden. Bei Diplopie ist diese Koordination gestört, sodass die Bilder nicht mehr korrekt überlagert werden und nebeneinander oder übereinander verschoben erscheinen.

Ursachen von Doppelbildern nach einem Schlaganfall

Doppelbilder nach einem Schlaganfall können verschiedene Ursachen haben:

  • Direkte Schädigung der Sehbahn: Der Schlaganfall kann das Auge oder die Sehbahn direkt betreffen, wenn die Blutversorgung unterbrochen wird.
  • Schädigung des Gehirns: Häufiger ist eine Schädigung der Hirnregionen, die für die Verarbeitung visueller Informationen zuständig sind. Das Auge selbst ist intakt, aber die Verarbeitung der Informationen im Gehirn funktioniert nicht mehr richtig.
  • Fehlstellung der Augen: Binokulare Doppelbilder entstehen durch eine Fehlstellung der Augen oder eine Störung der Augenmuskeln, was zu Problemen bei den Augenbewegungen führt. Strabismus (Schielen) oder eine Lähmung der Hirnnerven können hier die Ursachen sein.

Es gibt zwei Haupttypen von Doppelbildern:

  • Monokulare Doppelbilder: Diese treten auf einem Auge auf und bleiben bestehen, auch wenn das andere Auge geschlossen wird. Ursachen sind in der Regel Probleme innerhalb des Augapfels selbst, wie Hornhautverkrümmung, Katarakt oder Keratokonus.
  • Binokulare Doppelbilder: Diese treten auf, wenn beide Augen geöffnet sind, und verschwinden, wenn ein Auge geschlossen wird. Sie entstehen durch eine Fehlstellung der Augen oder eine Störung der Augenmuskeln.

Ein Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben. Die Mehrheit aller Schlaganfälle (ca. neun von zehn Schlaganfällen) ist auf eine Durchblutungsstörung bei Gefäßverschlüssen im Gehirn (Ischämie) zurückzuführen. Seltener sind Einblutungen in das Hirngewebe aufgrund erkrankter Blutgefäße.

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Symptome der Diplopie

Die Symptome der Diplopie können vielfältig sein und den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen:

  • Doppeltsehen: Wahrnehmung eines Gegenstandes als zwei separate Bilder, die horizontal, vertikal oder diagonal versetzt sein können.
  • Schwindel: Insbesondere bei Doppelbildern kann Schwindel auftreten.
  • Orientierungsstörungen: Schwierigkeiten bei der Einschätzung von Entfernungen und Tiefen.
  • Unsicherheit beim Gehen: Erhöhtes Risiko zu stolpern oder zu stürzen, insbesondere auf Treppen.
  • Schwierigkeiten beim Lesen: Verschwommenes Sehen oder Doppelbilder erschweren das Lesen.
  • Kopfschmerzen: Können in Verbindung mit Doppelbildern auftreten.

Diagnose von Doppelbildern

Bei plötzlich auftretenden Doppelbildern sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären. Der erste Ansprechpartner ist in der Regel ein Augenarzt oder ein Orthoptist.

Untersuchung beim Augenarzt

Der Augenarzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben, um mögliche Ursachen einzugrenzen. Dabei werden Fragen gestellt wie:

  • Seit wann bestehen die Doppelbilder?
  • Treten sie plötzlich oder schleichend auf?
  • Verschwinden die Doppelbilder, wenn ein Auge abgedeckt wird?
  • Sind die Doppelbilder immer vorhanden oder nur vorübergehend?
  • Gibt es weitere Symptome wie Schmerzen, Schwindel oder neurologische Ausfälle?
  • Liegen Vorerkrankungen wie Diabetes oder Multiple Sklerose vor?

Anschließend erfolgt eine umfassende Augenuntersuchung, einschließlich:

  • Prüfung des Sehvermögens: Bestimmung der Sehschärfe und eventueller Fehlsichtigkeiten.
  • Untersuchung der Augenbeweglichkeit: Beurteilung der Fähigkeit, die Augen in alle Richtungen zu bewegen.
  • Beurteilung der Pupillenreaktion: Überprüfung der Reaktion der Pupillen auf Licht.
  • Untersuchung des Augeninneren: Mithilfe einer Spaltlampe werden Hornhaut, Linse, Netzhaut und andere Strukturen des Auges untersucht.

Untersuchung beim Orthoptisten

Bei Verdacht auf eine binokulare Diplopie wird in der Regel eine orthoptische Untersuchung durchgeführt. Der Orthoptist prüft:

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  • Schielen: Vorliegen und Ausmaß einer Augenfehlstellung.
  • Räumliches Sehen: Fähigkeit, dreidimensional zu sehen.
  • Zusammenarbeit der Augen: Beurteilung, wie gut die Augen zusammenarbeiten.

Weiterführende Untersuchungen

Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie:

  • Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) des Gehirns, um Veränderungen der Augenhöhle, des Schädels oder des Gehirns sichtbar zu machen.
  • Neurologische Untersuchung: Bei Verdacht auf neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Myasthenia gravis.
  • Internistische Untersuchung: Bei Verdacht auf Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Durchblutungsstörungen.

Behandlung von Doppelbildern nach Schlaganfall

Die Behandlung von Doppelbildern hängt von der Ursache ab. Ziel ist es, die Grunderkrankung zu behandeln und die Sehstörung zu korrigieren.

Behandlung der Grunderkrankung

  • Ischämischer Schlaganfall: Bei einem ischämischen Schlaganfall muss das durch ein Blutgerinnsel akut verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnet werden. Dies kann durch eine medikamentöse Therapie (Thrombolyse) oder einen mechanischen Eingriff (Thrombektomie) erfolgen.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall: Bei einer Hirnblutung wird versucht, die Ausbreitung der Blutung zu bremsen und den Druck im Gehirn zu senken. In einigen Fällen ist eine Operation erforderlich.

Korrektur der Sehstörung

  • Brillen und Prismen: Spezielle Brillen mit Prismen können die Lichtstrahlen so bündeln, dass die Doppelbilder zu einem einzigen Bild verschmelzen.
  • Augenpflaster oder Augenklappen: Abdecken eines Auges, um die Doppelbilder zu beseitigen.
  • Augenübungen: Spezielle Übungen zur Stärkung der Augenmuskeln und Verbesserung der Koordination.
  • Neurovisuelles Training: Ein computergestütztes Training, das darauf abzielt, das Sehvermögen und die visuelle Wahrnehmung zu verbessern. Eine Studie* hat gezeigt, dass ein solches Training, das zu Hause unter therapeutischer Aufsicht durchgeführt wird, die ambulante oder stationäre Therapie wirksam unterstützen kann. Dabei schulen die Patienten willentlich kontrollierbare Blickbewegungen.
  • Operation: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Augenmuskeln zu korrigieren.

Rehabilitation

Die Rehabilitation spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Sehstörungen nach einem Schlaganfall. Sie umfasst:

  • Physiotherapie: Verbesserung der motorischen Fähigkeiten und der Koordination.
  • Ergotherapie: Training der Alltagsfähigkeiten und der Feinmotorik.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach- und Sprechstörungen.
  • Sehtherapie: Spezielle Therapie zur Verbesserung der visuellen Wahrnehmung und der Augenbeweglichkeit.

Vorbeugung von Schlaganfällen

Die beste Vorbeugung gegen Doppelbilder nach einem Schlaganfall ist die Vorbeugung des Schlaganfalls selbst. Dazu gehören:

  • Gesunder Lebensstil: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, Verzicht auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Kontrolle der Risikofaktoren: Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und Herzrhythmusstörungen.
  • Regelmäßige ärztliche Untersuchungen: Früherkennung und Behandlung von Risikofaktoren.

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