Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die durch starke, pulsierende Kopfschmerzen gekennzeichnet ist, die oft von Übelkeit, Erbrechen und extremer Empfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm begleitet werden. Obwohl die Diagnose in erster Linie auf der Grundlage der Anamnese und der neurologischen Untersuchung erfolgt, können zusätzliche Tests wie das EEG (Elektroenzephalographie) in bestimmten Fällen wertvolle Informationen liefern. Dieser Artikel untersucht die Rolle des EEGs bei der Diagnose und Behandlung von Migräne in der Neurologie.
Was ist Migräne?
Migräne ist mehr als nur ein starker Kopfschmerz. Es handelt sich um einen primären Kopfschmerz, der durch anfallsweise auftretende Kopfschmerzen charakterisiert ist, die durch Bewegung und körperliche Aktivität verstärkt werden. Die Dauer eines Migräneanfalls variiert typischerweise zwischen zwei Stunden und drei Tagen. Patienten beschreiben oft einen pulsierenden Schmerz im Bereich der Stirn, Schläfen und Augen. Ruhe und Dunkelheit können die Symptome lindern, während Bewegung sie verschlimmern kann.
Eine Migräne kann sich zu einer chronischen Migräne entwickeln, die an bis zu 15 Tagen im Monat auftritt. Es gibt verschiedene Formen der Migräne, wobei die Migräne ohne Aura am häufigsten vorkommt. Bei etwa 10 % der Migränepatienten tritt eine Aura auf, die von Sehstörungen bis hin zu Kribbelmißempfindungen, Taubheit, Lähmungen, Schwindel oder Sprachstörungen reichen kann. Seltenere Formen sind die familiär hemiplegische Migräne und die Basilarismigräne.
Symptome der Migräne
Die Symptome einer Migräne sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Pulsierende, stechende Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Licht- und Lärmempfindlichkeit
- Konzentrationsstörungen
Einige Patienten erleben auch eine Aura, die sich durch folgende Symptome äußern kann:
Lesen Sie auch: Neurologie vs. Psychiatrie
- Sehstörungen (Flimmern, Flackern, Zackenmuster, Skotome)
- Kribbelmißempfindungen oder Taubheit
- Lähmungen
- Schwindel
- Sprachstörungen
Ursachen und Auslöser der Migräne
Migräne ist eine häufige Erkrankung, von der etwa 7 % der Männer und 13 % der Frauen betroffen sind. Die Anfälle treten am häufigsten zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf, können aber auch schon im Kindesalter beginnen. Migräne tritt oft familiär gehäuft auf, was auf eine genetische Veranlagung hindeutet.
Obwohl die genauen Ursachen der Migräne noch nicht vollständig geklärt sind, geht man davon aus, dass eine Störung des Gehirnstoffwechsels eine Rolle spielt. Insbesondere Serotonin, Noradrenalin und CGRP (Calcitonin-Gene-Related-Peptide) scheinen fehlreguliert zu sein und die Schmerzempfindlichkeit der Blutgefäße zu beeinflussen. Es wird auch vermutet, dass kleine Blutgefäße im Gehirn entzündlich verändert sind und eine fehlende Schmerzhemmung im Hirnstamm vorliegt.
Es gibt zahlreiche Triggerfaktoren, die Migräneattacken auslösen können, darunter Stress, Alkohol und bestimmte Lebensmittel.
Diagnose der Migräne
Die Diagnose der Migräne basiert in erster Linie auf der Anamnese und der neurologischen Untersuchung. Der Arzt wird sich nach der Häufigkeit, Stärke und Lokalisation der Kopfschmerzen erkundigen, sowie nach möglichen Auslösern und Begleitsymptomen. Die Migräne-Diagnosekriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS) dienen als Grundlage für die Befundstellung.
In einigen Fällen können zusätzliche Untersuchungen wie EEG, Ultraschalluntersuchung der Hirngefäße oder Kernspintomografie (MRT) eingesetzt werden, um andere Ursachen auszuschließen oder bei unklaren Fällen weitere Informationen zu gewinnen.
Lesen Sie auch: Expertise in Neurologie: Universitätsklinik Heidelberg
Die Rolle des EEGs bei Migräne
Die Elektroenzephalographie (EEG) ist eine nicht-invasive Methode zur Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns. Dabei werden Elektroden auf der Kopfhaut platziert, um Spannungsschwankungen aufzuzeichnen. In der Neurologie wird das EEG vor allem zur Überprüfung der Gehirnaktivität eingesetzt, die bei verschiedenen Erkrankungen des Gehirns gestört sein kann.
Wann ist ein EEG bei Migräne sinnvoll?
Obwohl das EEG nicht zur Basisuntersuchung bei Migräne gehört, kann es in bestimmten Fällen sinnvoll sein:
- Abgrenzung anderer Erkrankungen: Bei unklaren Kopfschmerzen oder Verdacht auf andere neurologische Erkrankungen kann ein EEG helfen, diese auszuschließen.
- Verdacht auf erhöhte Erregbarkeit des Nervensystems: Das EEG kann eine mögliche erhöhte Erregbarkeit des Nervensystems nachweisen, die bei Migräne häufig auffällig ist.
- Migräne mit Aura: Insbesondere bei Migräne mit Aura, die mit neurologischen Ausfällen einhergehen kann, ist eine Abgrenzung zu anderen Erkrankungen wie einem Schlaganfall wichtig.
- Ausschluss von Epilepsie: Da Migräne und Epilepsie ähnliche Symptome aufweisen können, kann ein EEG helfen, eine Epilepsie auszuschließen.
Wie läuft ein EEG ab?
Für ein Routine-EEG werden bis zu 21 Elektroden auf der Kopfhaut befestigt. Die Elektroden sind meist in einer Art Haube eingearbeitet und werden mit einem Kontaktgel eingestrichen. Während der Untersuchung werden die Hirnströme aufgezeichnet. Durch kurze Anweisungen wie das Öffnen und Schließen der Augen können Änderungen der Hirnaktivität simuliert werden.
Zusätzlich können folgende Provokationsmethoden eingesetzt werden:
- Hyperventilation: Der Patient wird gebeten, für drei bis fünf Minuten möglichst tief ein- und auszuatmen.
- Photostimulation: Der Patient wird hellen Lichtblitzen ausgesetzt.
- Schlafentzug: Der Patient soll während einer gesamten oder einem Teil der Nacht wach bleiben.
Die Ärzt:innen der Neurologie beurteilen das EEG nach Form, Frequenz und Amplitude der Wellen. Ein sogenannter Herdbefund, also eine örtlich begrenzte Veränderung der Hirnaktivität, kann auf Tumore oder Hirnschäden hindeuten.
Lesen Sie auch: Aktuelle Informationen zur Neurologie in Salzgitter
Was kann ein EEG bei Migräne zeigen?
Bei Migränepatienten kann das EEG folgende Auffälligkeiten zeigen:
- Erhöhte Erregbarkeit des Nervensystems: Dies äußert sich in einer erhöhten Frequenz und Amplitude der Hirnströme.
- Veränderungen in der Hirnaktivität während einer Attacke: Während einer Migräneattacke können spezifische Veränderungen in der Hirnaktivität auftreten, die im EEG sichtbar sind.
- Ausschluss anderer Erkrankungen: Das EEG kann helfen, andere Erkrankungen wie Epilepsie oder Hirntumore auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können.
Eine Studie konnte mittels EEG-Messung darstellen, dass Migränepatienten Probleme besser lösen als gesunde Probanden. In dem Experiment mussten die Teilnehmer eine hilflose Situation bewältigen. Im Gegensatz zu den beiden anderen bildgebenden Verfahren, die bei Patienten mit Migräne eingesetzt werden können, kommt es durch ein CT (Computertomographie) zu einer Strahlenbelastung (Röntgenstrahlen). Deswegen ist dieses Verfahren seltener das Mittel der Wahl, um eine Migräne zu diagnostizieren. Ob eine Migräne vorliegt, ist mit dem CT direkt nicht nachweisbar. Wenn der Arzt Hirnblutungen, Gefäßfehlbildungen oder -verschlüsse sowie Erkrankungen des Schädels und der Nebenhöhlen ausschließen will oder es sich um Akutfälle handelt, ist ein CT oft sinnvoll.
Therapie der Migräne
Die Therapie der Migräne umfasst sowohl die Behandlung akuter Attacken als auch die Prophylaxe, um die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren.
Akuttherapie
Bei leichten bis mittelschweren Migräneattacken können Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol, ASS, Naproxen, Novalgin oder Diclofenac eingesetzt werden. Es ist wichtig, die Medikamente frühzeitig und in ausreichender Dosierung einzunehmen.
Bei schwereren Symptomen können Triptane eingesetzt werden. Diese helfen ebenfalls am besten, wenn sie frühzeitig eingenommen werden. Bei Übelkeit und Erbrechen können Medikamente gegen Übelkeit eingenommen werden.
Zusätzlich können folgende Maßnahmen helfen:
- Ruhe und Dunkelheit
- Schlaf
- Verdünntes Pfefferminzöl auf die Schläfen auftragen
Prophylaxe
Bei häufigen und schweren Migräneattacken ist eine Migräneprophylaxe ratsam. Es stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, z.B. Beta-Blocker, Flunarizin oder Topiramat.
Weitere nichtmedikamentöse Therapien zur Vorbeugung einer Migräne sind:
- Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
- Biofeedback-Verfahren
- Akupunktur
- Verhaltenstherapie
- Ausdauersport
Allgemeine Maßnahmen
Zusätzlich zu den medikamentösen und nichtmedikamentösen Therapien können folgende allgemeine Maßnahmen helfen, Migräneattacken vorzubeugen:
- Vermeidung von Triggerfaktoren (z.B. bestimmte Nahrungsmittel, Alkohol)
- Genügend Schlaf
- Stressabbau
- Mäßiger Ausdauersport
- Nikotinkarenz
- Ggf. Wechsel von Hormonpräparaten