Hirnstamm Einklemmung: Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Hirnstamm Einklemmung ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der durch eine Verschiebung von Hirngewebe verursacht wird. Diese Verschiebung übt Druck auf den Hirnstamm aus, der lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Herzfrequenz und Bewusstsein kontrolliert.

Ursachen einer Hirnstamm Einklemmung

Eine Hirnstamm Einklemmung kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, die zu erhöhtem Druck im Schädelinneren führen. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  • Hirnödem: Ein Hirnödem, eine pathologische Ansammlung von Flüssigkeit im Hirngewebe, führt zu einer Schwellung und einem Anstieg des intrakraniellen Drucks. Die häufigste Ursache für eine generalisierte Hirnschwellung ist ein schweres Schädelhirntrauma. Elektrolytverschiebungen, wie eine Hyponatriämie, können bei rascher Entwicklung zu einem Hirnödem führen.

  • Raumfordernde Prozesse: Tumore, Blutungen oder Abszesse im Gehirn können zu einer Volumenvermehrung und lokalen Schwellung führen, die den Hirnstamm komprimiert. Ein nicht schnell wachsender Tumor kann Druck auf das umliegende Hirngewebe ausüben und in Funktionsausfällen in den entsprechenden Arealen resultieren.

  • Hydrozephalus: Eine Abflussstörung des Liquors oder eine Behinderung der Resorption kann zu vermehrtem Hirnwasser (Liquor) führen, was als Hydrozephalus bezeichnet wird. Ein schneller Anstieg des intrakraniellen Drucks, wie bei einem akuten Hydrocephalus, z. B. im Rahmen einer Subarachnoidalblutung, ist immer als Notfall anzusehen und führt meist zu Beeinträchtigungen, die von einer Bewusstseinstrübung bis zum Koma reichen können. Ist der Hirnwasseraufstau ein chronischer Prozess, kann von außen über eine augenärztliche Untersuchung eine Stauungspapille als Zeichen für den intrakraniellen Druck gesehen werden.

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  • Meningitis und Enzephalitis: Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis) können zu Hirnschwellungen und erhöhtem intrakraniellen Druck führen. Meningitiden können durch Bakterien und Viren verursacht werden und treten oft im Kindesalter auf - in 70% der Fälle bei Kindern unter 5 Jahren. Hirnschwellungen, die durch eine fulminante bakterielle Meningitis bedingt sind, können durch eine ursächliche antibiotische Therapie und Cortisongabe behandelt werden.

  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall, insbesondere ein Kleinhirninfarkt, kann zu einer Schwellung des Gehirns führen, die den Hirnstamm komprimiert. Im Rahmen eines Kleinhirninfarktes kann es durch die Minderdurchblutung zu einer vermehrten Schwellung des Gehirnes, einem Ödem, kommen. Dieses führt zu einer vermehrten Kompression des vierten Ventrikels, wodurch das Hirnwasser nicht mehr abfließen kann.

  • Chiari-Malformation: Ein tonsillarer Bruch des Kleinhirns ist auch bekannt als Chiari-Missbildung (CM), oder früher eine Arnold-Chiari-Missbildung (ACM). Es gibt vier Arten von Chiari-Fehlbildungen, die sehr unterschiedliche Krankheitsprozesse mit unterschiedlichen Symptomen und Prognosen darstellen.

Symptome einer Hirnstamm Einklemmung

Die Symptome einer Hirnstamm Einklemmung können je nach Ausmaß und Lokalisation der Kompression variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Bewusstseinsstörungen: Diese können von Verwirrtheit und Benommenheit bis hin zu Koma reichen. Ein schneller Anstieg des intrakraniellen Drucks, wie bei einem akuten Hydrocephalus, z. B. im Rahmen einer Subarachnoidalblutung, ist immer als Notfall anzusehen und führt meist zu Beeinträchtigungen, die von einer Bewusstseinstrübung bis zum Koma reichen können.
  • Atemstörungen: Der Hirnstamm kontrolliert die Atmung, daher kann eine Einklemmung zu unregelmäßiger oder aussetzender Atmung führen.
  • Herzrhythmusstörungen: Die Herzfrequenz kann sich verlangsamen oder beschleunigen.
  • Pupillenveränderungen: Die Pupillen können sich erweitern oder verengen und nicht mehr auf Licht reagieren. Bei unkalem Hernien kann der Uncus den okulomotorischen Nerv (alias CN III) zusammendrücken, was den parasympathischen Eingang zum Auge auf der Seite des betroffenen Nervs beeinträchtigen kann, wodurch sich die Pupille des betroffenen Auges ausdehnt und sich in Reaktion auf das Licht nicht so verengt, wie es sollte. Die Pupillenerweiterung geht häufig den somatischen motorischen Effekten der CN III-Kompression voraus, die als okulomotorische Nervenlähmung oder dritte Nervenlähmung bezeichnet wird.
  • Motorische Schwäche oder Lähmung: Eine Einklemmung des Hirnstamms kann zu Schwäche oder Lähmung auf einer oder beiden Körperseiten führen.
  • Kopfschmerzen: Oft ist eine entzündliche Erkrankung mit Hirnhautbeteiligung mit starken Kopfschmerzen verbunden.
  • Übelkeit und Erbrechen: Übelkeit, Erbrechen und Schwindel sind typische Symptome eines Kleinhirninfarkts, ausgelöst durch die Minderdurchblutung des Cerebellum (Kleinhirn). Erbrechen kann auch durch Kompression des Erbrechenszentrums im Medulla oblongata auftreten.
  • Schwindel: Der Schwindel gilt als eines der klassischen Symptome bei einer Kleinhirnschädigung. Oft tritt er zusammen mit Übelkeit und Erbrechen auf. Des Weiteren kann eine Schwindelmigräne Ursache sein - oder auch eine Innenohrschädigung, die sogenannte M.

Diagnose einer Hirnstamm Einklemmung

Die Diagnose einer Hirnstamm Einklemmung erfordert eine schnelle Beurteilung und Bildgebung des Gehirns. Zu den wichtigsten diagnostischen Maßnahmen gehören:

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  • Klinische Untersuchung: Eine neurologische Untersuchung kann helfen, die Symptome zu beurteilen und die Lokalisation der Schädigung zu bestimmen. Tritt eine Neurologie neu beim Patienten auf oder verstärkt sich diese deutlich, ist immer eine umgehende Abklärung erforderlich.
  • Computertomographie (CT): Ein CT-Scan des Gehirns ist unerlässlich, um Blutungen, Tumore oder andere strukturelle Anomalien zu identifizieren, die zu einer Einklemmung führen könnten. Zudem resultiert vermehrtes Hirnwasser als Folge einer Abflussstörung des Liquors oder Behinderung der Resorption (wie z. B.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT kann detailliertere Bilder des Gehirns liefern und helfen, die genaue Ursache und das Ausmaß der Einklemmung zu beurteilen. Ein CT ist in der Notfallsituation unabdinglich - eine kernspintomographische Untersuchung, ein sogenannter MRI Scan, erfolgt meist im Verlauf, um die genaue Schädigung des Hirngewebes abschätzen zu können. Zur genaueren Diagnostik ist bei dem Verdacht auf eine Raumforderung eine Kernspintomographie (MRT) mit Kontrastmittel notwendig.
  • Augenärztliche Untersuchung: Ist der Hirnwasseraufstau ein chronischer Prozess, kann von außen über eine augenärztliche Untersuchung eine Stauungspapille als Zeichen für den intrakraniellen Druck gesehen werden.

Behandlung einer Hirnstamm Einklemmung

Die Behandlung einer Hirnstamm Einklemmung ist ein Notfall und erfordert eine sofortige Intervention, um den Druck auf den Hirnstamm zu reduzieren und weitere Schäden zu verhindern. Die Behandlung kann Folgendes umfassen:

  • Medikamentöse Therapie: Medikamente wie Mannitol oder hypertonische Kochsalzlösung können eingesetzt werden, um Flüssigkeit aus dem Gehirn zu ziehen und den intrakraniellen Druck zu senken. Bei erhöhtem Hirndruck erfolgen als Gegenmaßnahmen eine gerade, leichte Oberkörperhochlagerung, eine milde Hyperventilation, die Gabe von Medikamenten und das Ablassen von Hirnwasser über eine zuvor angelegte, externe Ventrikeldrainage.
  • Chirurgische Intervention: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache der Einklemmung zu beseitigen, z. B. durch Entfernung eines Tumors oder einer Blutung. Um das zu verhindern, ergibt sich bei diesem Zustand des Patienten die Indikation zur dekompressiven Kraniektomie der hinteren Schädelgrube mit Duraeröffnung und Entfernung des infarzierten Kleinhirngewebes. Ist der Hirndruck durch diese Maßnahmen nicht dauerhaft unter 25 mmH2O zu senken, ist eine Operation die Therapie der Wahl. In diesem Fall wird eine dekompressive Kraniektomie durchgeführt, die Schädeldecke auf der betroffenen Seite entfernt und die Hirnhaut erweitert. Bei dieser Operation wird zunächst ein Bohrloch gesetzt, z. B. mit dem Bohrer evoDrill von evonos. Anschließend wird mittels Kraniotom der Schädelknochen ausgesägt. Dadurch hat das geschwollene Gehirn Raum, sich auszudehnen. Muss eine Operation durchgeführt werden, weil das Kleinhirn zu sehr geschwollen ist, wird sowohl der Knochen als auch das abgestorbene Kleinhirngewebe entfernt. Zum Eröffnen des Schädels wird ein Kraniotom wie der evoDrill von evonos genutzt. Es gibt ihn in unterschiedlichen Durchmessern und für zwei verschiedene Schädeldicken.
  • Liquorableitung: Ist vermehrtes Hirnwasser (Liquor) die Ursache der Druckerhöhung, kann die Ursache des Aufstaus behandelt und/oder eine Liquorableitung in Form eines ventrikuloperitonealen Shunts erfolgen. Bei erhöhtem Hirndruck erfolgen als Gegenmaßnahmen das Ablassen von Hirnwasser über eine zuvor angelegte, externe Ventrikeldrainage.
  • Künstliche Beatmung: Bei schweren Atemstörungen kann eine künstliche Beatmung erforderlich sein, um eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Gehirns sicherzustellen. Die Betroffenen werden sofort auf die Intensivstation eingeliefert und dort parallel zur Diagnostik engmaschig überwacht. Essenziell ist dabei die Unterstützung von Herz und Kreislauf sowie gegebenenfalls die künstliche Beatmung, um das Gehirn mit möglichst viel Sauerstoff zu versorgen.

Arten von Hirnhernien

Das Tentorium ist eine Erweiterung der Dura Mater, die das Kleinhirn vom Großhirn trennt. Es gibt zwei große Klassen von Hernien: supratentorial und infratentorial. Supratentorial bezieht sich auf Hernien von Strukturen, die normalerweise oberhalb der Zeltkerbe zu finden sind, und infratentorial bezieht sich auf Strukturen, die normalerweise unterhalb der Zeltkerbe zu finden sind.

  1. Uncale Hernie: Bei unkalem Hernien, einem häufigen Subtyp transtentieller Hernien, kann der innerste Teil des Temporallappens, der Uncus, so stark gequetscht werden, dass er sich in Richtung Tentorium bewegt und Druck auf den Hirnstamm ausübt, vor allem auf das Mittelhirn. Der Uncus kann den Okulomotoriusnerv komprimieren.
  2. Zentrale Hernie: Bei der zentralen Herniation werden das Zwischenhirn und Teile der Schläfenlappen beider Gehirnhälften durch eine Kerbe im Tentorium cerebelli gequetscht. Transtentielle Hernien können auftreten, wenn sich das Gehirn entweder nach oben oder nach unten über das Tentorium bewegt, was als aufsteigende bzw. absteigende transtentielle Hernien bezeichnet wird; jedoch ist eine absteigende Hernienbildung viel häufiger. Ein Herniation nach unten kann Zweige der Basilararterie (pontine Arterien) dehnen, wodurch sie reißen und bluten, bekannt als Duretblutung. Das Ergebnis ist in der Regel tödlich.
  3. Cinguläre Hernie: Beim cingulären oder subfalcinen Bruch, dem häufigsten Typ, wird der innerste Teil des Frontallappens unter einem Teil des Falx cerebri, der Dura Mater an der Spitze des Kopfes zwischen den beiden Gehirnhälften, abgeschabt. Cingulate Herniation kann verursacht werden, wenn eine Hemisphäre anschwillt und den cingulären Gyrus durch den Falx cerebri drückt.
  4. Transkalvariale Hernie: Bei transkalvarialen Hernien drückt sich das Gehirn durch eine Fraktur oder eine Operationsstelle im Schädel. Diese Art der Herniation, auch "äußerer Bruch" genannt, kann bei der Kraniektomie auftreten, bei der ein Schädellappen entfernt wird, wobei die hervorstehende Hirnregion verhindert, dass das Schädelstück während der Operation ersetzt wird.
  5. Tonsilläre Hernie: Bei einem tonsillaren Bruch, auch Kleinhirnbruch, transforaminaler Bruch oder "Coning" genannt, bewegen sich die Kleinhirntonsillen nach unten durch das Foramen magnum und verursachen möglicherweise eine Kompression des unteren Hirnstamms und des oberen Halswirbels, wenn sie durch das Foramen magnum gehen.

Prognose einer Hirnstamm Einklemmung

Die Überlebenschancen bei einer Hirnstamm Einklemmung hängen stark von der Ursache, der Ausprägung und der Geschwindigkeit der Behandlung ab. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um irreversible Schäden zu verhindern. Die Überlebenschancen bei einem Hirnödem hängen stark von der Ausprägung und der optimalen Behandlung ab. Diese bedarf einer spezialisierten Infrastruktur mit geeigneter Ausstattung und geschultem Personal. Hirnhernien können zu schweren Behinderungen oder zum Tod führen. Tatsächlich ist die Prognose für eine sinnvolle Wiederherstellung der neurologischen Funktion schlecht, wenn der Bruch auf einem CT-Scan sichtbar ist. Der Patient kann auf der gleichen Seite wie die Läsion gelähmt werden, die den Druck verursacht, oder Schäden an Teilen des Gehirns, die durch Hernien verursacht werden, können eine Lähmung auf der der Läsion gegenüberliegenden Seite verursachen. Eine Schädigung des Mittelhirns, das das retikuläre Aktivierungsnetzwerk enthält, das das Bewusstsein reguliert, führt zu einem Koma. Eine Schädigung der Herz-Kreislauf-Zentren im Medulla oblongata führt zu einem Atemstillstand und (sekundär) zu einem Herzstillstand.

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