Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das nicht nur körperliche, sondern auch seelische Folgen haben kann. Viele Betroffene kämpfen nach einem Schlaganfall mit Einsamkeit. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Einsamkeit nach einem Schlaganfall, die Auswirkungen auf die Genesung und mögliche Lösungsansätze.
Ursachen von Einsamkeit nach einem Schlaganfall
Einsamkeit nach einem Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören:
Körperliche Einschränkungen: Lähmungserscheinungen, Sprach- und Sprechprobleme sowie kognitive Einschränkungen können die soziale Interaktion erschweren. Betroffene sind möglicherweise nicht mehr in der Lage, ihren Hobbys nachzugehen oder soziale Kontakte zu pflegen. Sabine Müller brauchte unglaublich lange, um sich zu waschen oder sich ein Brot zu streichen.
Psychische Probleme: Depressionen sind eine häufige Folge eines Schlaganfalls. Symptome wie Niedergeschlagenheit, Interessenverlust und Energiemangel können dazu führen, dass sich Betroffene sozial zurückziehen. Die Symptome der Post-Stroke Depression gleichen den Symptomen und Anzeichen einer klassischen Depression und können eine Reihe von emotionalen, kognitiven und körperlichen Bereichen betreffen.
Soziale Isolation: Der Verlust des Arbeitsplatzes, der Umzug in ein Pflegeheim oder der Tod des Partners können zu sozialer Isolation führen. Betroffene haben möglicherweise weniger soziale Kontakte und fühlen sich dadurch einsam.
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Direkte Folgen des Schlaganfalls: Einsamkeit kann auch eine direkte, rein körperliche Folge des Schlaganfalls sein.
Verhaltensbedingte Mechanismen: Ungesunde Lebensweisen, die bei einsamen Menschen meistens häufiger anzutreffen sind.
Die Auswirkungen von Einsamkeit auf die Genesung
Einsamkeit kann die Genesung nach einem Schlaganfall erheblich beeinträchtigen. Sie kann zu folgenden Problemen führen:
Verlängerung des Rehabilitationsprozesses: Einsamkeit kann die Motivation zur Teilnahme an Rehabilitationsmaßnahmen verringern. Betroffene sind möglicherweise weniger bereit, sich anzustrengen und Fortschritte zu erzielen.
Erhöhtes Risiko für Depressionen: Einsamkeit ist ein Risikofaktor für Depressionen. Depressionen können die Genesung zusätzlich erschweren und die Lebensqualität beeinträchtigen.
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Erhöhtes Risiko für weitere gesundheitliche Probleme: Einsamkeit kann das Immunsystem schwächen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Einsamkeit ist Gift für die Genesung: Neurologe Erbguth erklärt, Einsamkeit führe in einen Teufelskreis.
Erhöhtes Schlaganfallrisiko: Eine Metastudie der University of York in Großbritannien zeigt, dass Einsamkeit und soziale Isolation das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, deutlich erhöhen.
Lösungsansätze gegen Einsamkeit nach einem Schlaganfall
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Einsamkeit nach einem Schlaganfall zu bekämpfen. Dazu gehören:
Soziale Kontakte pflegen: Betroffene sollten versuchen, ihre sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten oder neue Kontakte zu knüpfen. Selbsthilfegruppen können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Auch die Deutsche Hirnstiftung unterstützt beim Kampf gegen Einsamkeit. Passend zur Vorweihnachtszeit haben wir zudem einen Kochkurs für und mit Betroffenen organisiert. Wie viel das bedeuten kann, brachte eine Teilnehmerin auf den Punkt: „Der Kochkurs brachte Erinnerungen an früher zurück und hat gezeigt, dass die Grenzen noch nicht ausgelotet sind.
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Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Psychotherapeuten und andere Fachkräfte können Betroffenen helfen, mit ihren psychischen Problemen umzugehen und Strategien zur Bewältigung von Einsamkeit zu entwickeln. Die PSD-Behandlung kann Psychotherapie, medikamentöse Ansätze oder eine Kombination aus beidem umfassen. Ein frühzeitiges Erkennen und die umfassende Unterstützung sind entscheidend, um Betroffenen dabei zu helfen, die Niedergeschlagenheit zu überwinden und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Ehrenamtliche Tätigkeiten: Eine sinnstiftende Tätigkeit kann helfen, Einsamkeit zu überwinden und das Selbstwertgefühl zu stärken. Rainer Tiemeyer absolvierte mehrere Schulungen, in denen er die Grundlagen der Erkrankung kennenlernte, Kommunikation mit Betroffenen, sozialrechtliche Aspekte und das Hilfenetzwerk in seiner Region. So gewappnet nahm er Kontakt zu Betroffenen auf, den das DRK vermittelte. Bis heute betreute er fünf "Mandanten", wie er sie nennt. "Jeder Mensch und jeder Fall ist anders", weiß Tiemeyer. Einmal hat er einen Familienzwist geschlichtet, ein anderes Mal erfolgreich einen Rentenantrag gestellt. Einem dritten Mandanten vermittelte er einen Landschaftsgärtner, der "für kleines Geld" die Stufe zum Garten beseitigte.
Unterstützung im Alltag: Angebote wie "ambulante Intensivförderung" im häuslichen Umfeld können Betroffenen helfen, ihren Alltag zu meistern und soziale Kontakte zu pflegen. Zwei- bis dreimal wöchentlich kommt eine Ergotherapeutin zu Müller nach Hause und hilft ihr, ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Derzeit geht es darum, mit Rollator im Münchner Verkehrsnetz zurechtzukommen.
Förderung der Eigenständigkeit: Ergotherapeuten können Betroffenen zeigen, wie sie alltägliche Aufgaben trotz körperlicher Einschränkungen erfüllen können. Ergotherapeuten wiederum zeigen Betroffenen, wie sie alltägliche Aufgaben erfüllen können, auch wenn eine Hand oder ein Fuß nicht mehr so mitmacht wie früher.
Gesellschaftliches Engagement: Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, dass sich andere Menschen nicht einsam fühlen. Laden Sie die alleinstehende Nachbarin mal auf eine Tasse Tee ein. Zeigen Sie anderen Menschen Möglichkeiten für neue Kontakte auf. Engagieren Sie sich ehrenamtlich, zum Beispiel in der Seniorenarbeit oder in der Unterstützung Jugendlicher.
Tipps für Betroffene und Angehörige
Sprechen Sie über Ihre Gefühle: Schämen Sie sich nicht, über Ihre Einsamkeit zu sprechen. Offenheit kann helfen, Unterstützung zu finden.
Nehmen Sie Hilfe an: Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen oder sich an Selbsthilfegruppen zu wenden.
Seien Sie aktiv: Versuchen Sie, aktiv zu bleiben und Ihren Hobbys nachzugehen. Auch kleine Aktivitäten können helfen, die Einsamkeit zu lindern.
Unterstützen Sie Betroffene: Bieten Sie Ihre Hilfe an und zeigen Sie, dass Sie für die Betroffenen da sind.
Sabine Müller hat der Tipp einer anderen Schlaganfallpatientin sehr geholfen: „Überlege dir, was du gerne wieder machen oder schaffen würdest. Verwirf es nicht gleich wegen deiner Einschränkungen. Sondern plane, was du dafür brauchst, lernen musst und wer dir dabei helfen kann.
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