Einseitige Taubheit: Ursachen, Diagnose und Therapieoptionen

Einseitige Taubheit, auch bekannt als Single-Sided Deafness (SSD), ist ein Zustand, bei dem eine Person auf einem Ohr taub ist, während das andere Ohr normal oder nahezu normal funktioniert. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf den Alltag haben, da es die Richtungserkennung von Geräuschen erschwert, das räumliche Hören beeinträchtigt und das Verstehen von Sprache in lauten Umgebungen erschwert.

Was bedeutet einseitige Taubheit?

Menschen mit einseitiger Taubheit stehen im Alltag vor besonderen Herausforderungen. Störlärm wird zur Belastung, da das gesunde Ohr keine Unterstützung vom anderen erhält. Hinzu kommt der Verlust des Richtungshörens und die subjektiv leisere Wahrnehmung der Lautstärke. Zwei Ohren hören eben nicht nur besser, sondern auch entspannter. Für Kinder mit einseitiger Taubheit kann dies besonders folgenreich sein. Betroffene stehen oft "zwischen den Welten", da sie weder zu den vollständig Hörenden noch zu den beidseitig Ertaubten gehören.

Herausforderungen im Alltag

Einseitiger Hörverlust erschwert Richtungserkennung und räumliches Hören. Solche Fragen lassen sich mit einem gesunden Gehör ganz selbstverständlich beantworten. Gerade in geräuschvollen Umgebungen, etwa in einem vollen Café oder bei einem Familienfest, wird das Verstehen von Gesprächen zur Herausforderung. Einseitiger Hörverlust kann den Alltag somit stark beeinträchtigen, sowohl beruflich als auch privat.

Einseitige Taubheit führt neben einer lauteren Aussprache auch zu einer Beeinträchtigung, die Richtung von Geräuschquellen zu identifizieren. Diese Einschränkungen können zu Problemen im Alltag führen, etwa beim Überqueren von Straßen oder generell bei sozialen Interaktionen. Diese Beeinträchtigung kann unter anderem nach einem Hörsturz auftreten.

Psychische Belastung

Einseitiger Hörverlust kann zu sozialem Rückzug führen.

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Ursachen der einseitigen Taubheit

Einseitige Taubheit kann plötzlich auftreten oder sich schleichend entwickeln. Die Ursachen sind vielfältig und können angeboren oder erworben sein.

Angeborene Ursachen

Angeborene Taubheit, auch als genetisch bedingte Hörstörung bezeichnet, tritt insbesondere bei Personen auf, die aus Familien stammen, in denen Taubheit bereits häufiger anzutreffen war. Die genetisch bedingte Taubheit wird durch Fehlbildungen des Innenohres oder des Gehirns hervorgerufen. Insbesondere das Down-Syndrom (Trisomie 21) kann eine angeborene Taubheit mit sich bringen. Aber auch Infektionen bei Schwangeren, wie zum Beispiel Röteln oder Syphilis, können bei ungeborenen Kindern zu einer Beeinträchtigung des Gehörs führen. Mögliche Konsequenzen können von einem gestörten Hörempfinden bis hin zur Taubheit reichen.

Als problematisch anzusehen ist darüberhinaus sowohl die Einnahme von Medikamenten, die ohrschädigende (ototoxische) Arzneistoffe wie etwa Thalidomid enthalten, als auch Antibiotika, die Aminoglykoside, Makrolide oder Glykopeptide beinhalten. Angeborene Taubheit kann zudem auch durch den Konsum von Drogen, wie Alkohol oder Nikotin, verursacht werden. Zuletzt können ebenso Komplikationen während der Geburt, wie zum Beispiel Sauerstoffmangel oder Hirnblutungen, zu einer angeborenen Taubheit führen. Insbesondere Frühchen sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, nach der Geburt an Sauerstoffmangel zu leiden, da ihre Lungen unzureichend ausgereift sind.

Einseitige kongenitale, also angeborene Ertaubung bei Kindern ist in über 30 % durch eine Hörnerv-Aplasie bedingt, also durch die nicht erfolgte Anlage eines Hörnervs.

Erworbene Ursachen

Ein einseitiger Hörverlust kann viele verschiedene Auslöser haben. Oft tritt er plötzlich auf, beispielsweise als sogenanntes Hörsturzsyndrom, bei dem ohne ersichtlichen Grund das Gehör auf einer Seite nachlässt. Auch chronische Erkrankungen wie die Menière-Krankheit oder ein Akustikusneurinom, ein gutartiger Tumor am Hörnerv, gehören zu den möglichen Ursachen. Nicht zu unterschätzen sind auch Durchblutungsstörungen im Innenohr oder der Einfluss bestimmter Medikamente mit sogenannter ototoxischer Wirkung, die das Gehör nachhaltig beeinträchtigen können.

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Häufigste Ursache für eine erworbene Taubheit ist eine längere Infektion des Ohres. Diese schädigt in schweren Fällen sowohl das Mittelohr (Schall-Leitung) als auch das Innenohr (Schall-Empfindung). Auch Infektionen der Hirnhäute (Meningitis) oder des Gehirns (Enzephalitis) ziehen manchmal Taubheit nach sich.

Einige Medikamente, wie bestimmte Krebs-Medikamente (Chemo-Therapeutika), gewisse Entwässerungsmittel (Diuretika) und eine ganze Reihe von Antibiotika, haben eine ohrschädigende Wirkung. Auch das gebräuchliche Schmerz- und Fiebermittel Acetylsalicylsäure wirkt ototoxisch - allerdings deutlich geringer als bei den zuvor genannten Arzneistoffen.

Weitere Ursachen für erworbene Taubheit sind Tumore, Lärm-Schäden, Durchblutungsstörungen, ein Hörsturz oder auch chronische Erkrankungen des Ohres wie beispielsweise die sogenannte Otosklerose. Seltener führen auch Industrie-Schadstoffe (zum Beispiel Kohlenmonoxid) und Verletzungen zu Taubheit.

Weiterhin kann es im Laufe des Lebens zu einer erworbenen einseitigen Taubheit kommen, beispielsweise durch Entzündungen, Verletzungen (Knochenbrüche), Tumore oder Operationen. Bei Erwachsenen sind die häufigsten Ursachen ein oder mehrere Hörstürze und Tumore (Vestibularis-Schwannom, der von den Zellen der Umkleidung des Hörnervs bzw.

Seltene Ursachen

In ganz seltenen Fällen können auch psychische Erkrankungen Ursachen für eine Taubheit sein. Hierbei kann es auch ohne nachweisbare Schäden am Ohr zu einer gestörten Hörempfindung kommen.

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Eine Erkältung kann tatsächlich einen einseitigen Hörverlust auslösen. Infektionen der oberen Atemwege wirken sich mitunter auch auf das Ohr aus. Durch Schleimhautentzündungen oder verstopfte Ohrtrompeten kann es zu einer Blockade des Hörkanals kommen, was das Hörvermögen auf einer Seite vorübergehend einschränkt. In den meisten Fällen normalisiert sich das Hören wieder, sobald die Erkältung abgeklungen ist.

Diagnose der einseitigen Taubheit

Bei Verdacht auf eine einseitige Taubheit ist eine sorgfältige Diagnostik entscheidend. Ein objektiver Hörtest kann vor allem bei Kindern Aufschluss über die Funktion des Hörnervs geben, ganz ohne aktive Mitarbeit des Kindes.

Eine Sorgfältige Diagnose beim HNO-Arzt klärt Ursachen einseitigen Hörverlusts zuverlässig ab. Ein einseitiger Hörverlust hat viele mögliche Ursachen, deshalb ist eine sorgfältige Diagnose durch einen HNO-Arzt unverzichtbar.

Sollte ein Verdacht auf Taubheit bestehen, so kann mit Hilfe spezieller (Hör-)Tests festgestellt werden, welche Ursache dieser zugrunde liegt. Der objektive Hörtest wird zur Untersuchung des Hörnervs (insbesondere bei Kindern) angewendet, wobei das Hörvermögen objektiv widergespiegelt wird. Um eine Schädigung der äußeren Haarzellen des Innenohrs feststellen zu können, wird eine Messung otoakustischer Emissionen durchgeführt, ebenso wie eine Gleichgewichtsprüfung. Sollte eine anatomische Veränderung im Bereich der Hörschnecke (Cochlea) oder des Hörnervs vorliegen, kann dies mit Hilfe einer Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) nachgewiesen werden.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Zu Beginn erfolgt ein ausführliches Anamnesegespräch. Im Anschluss folgt eine Ohrenspiegelung mit dem Otoskop. Sie gibt Aufschluss über den Zustand des Gehörgangs und des Trommelfells.

Der Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) ist der richtige Ansprechpartner, um Taubheit zu diagnostizieren. Im Gespräch zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) wird der Arzt vor allem nach dem Grund für den Verdacht auf Taubheit, nach Risikofaktoren für Hörstörungen und bisherigen Auffälligkeiten fragen.

Laut der amerikanischen Fachgesellschaft ASHA (American Speech Language Hearing Association) sind folgende Auffälligkeiten bei Kindern ernst zu nehmen, weil sie auf eine Hörstörung oder Taubheit hinweisen können:

  • Das Kind reagiert oft nicht auf Ansprache oder auf Rufen.
  • Anweisungen werden nicht korrekt befolgt.
  • Oft wird mit “Wie?” oder “Was?” nachgefragt.
  • Die Sprachentwicklung ist nicht altersgemäß.
  • Die Verständlichkeit der Sprache ist durch eine schlechte Artikulation erschwert.
  • Beim Fernsehen oder Musik hören stellt das Kind besonders hohe Lautstärken ein.

Diese Hinweise lassen sich auch auf betroffene Erwachsene übertragen, wobei allerdings die Artikulation bei Erwachsenen, die nicht seit der Kindheit taub sind, relativ normal ist.

Zunächst wird der Arzt das Ohr des Betroffenen mit einer Lupe mit integrierter Lichtquelle, einem sogenannten Otoskop, untersuchen. Dabei sieht er, ob das Trommelfell intakt ist und ob sich dahinter gegebenenfalls ein Erguss im Mittelohr befindet. Diese Untersuchung liefert allerdings nur Aussagen über die Anatomie, nicht über die Hörleistung.

Hörtests

Zur weiteren Abklärung werden oft einfache Stimmgabeltests eingesetzt. Sie helfen dabei, zwischen Schallleitungs- und Schallempfindungsstörungen zu unterscheiden. In manchen Fällen sind auch weiterführende Untersuchungen notwendig. Dazu zählen Bluttests sowie bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT). Manche Diagnosen, wie etwa ein Hörsturz, lassen sich nur stellen, wenn alle anderen Ursachen ausgeschlossen wurden.

Nach der Anamnese folgen verschiedene Untersuchungen und Tests, um den Verdacht auf Taubheit abzuklären. Die verschiedenen Hör-Tests erlauben aber zumeist nur in Kombination eine Aussage über das Hörvermögen. Die genaue Untersuchung des Hörvermögens und Sprach-Verständnisses dient auch dazu, den Grad der Hör-Behinderung oder bei Erwachsenen der Minderung der Erwerbsfähigkeit festzustellen.

Subjektive Hörtests

Subjektive Methoden eines Hör-Tests erfordern die Mitarbeit des Patienten. So lässt sich der gesamte Weg des Hör-Prozesses überprüfen.

  • Weber- und Rinne-Test: Der Weber- und der Rinne-Test geben wichtige Hinweise auf die Art und den Ort der Hör-Schädigung. Der Arzt bringt dazu eine Stimmgabel zum Schwingen und hält das Ende der Stimmgabel an verschiedene Stellen im Bereich des Kopfes:

    • Beim Test nach Weber setzt der Arzt dem Patienten die Stimmgabel auf die Mitte des Kopfes und fragt, ob der Patient den Ton auf einem Ohr besser hört als auf dem anderen. Normalerweise ist das Hörvermögen auf beiden Ohren gleich. Hört aber der Patient auf einer Seite den Ton lauter (Lateralisation), weist dies entweder auf eine Schall-Leitungs- oder Schall-Empfindungsstörung hin. Hört der Patient den Ton auf dem erkrankten Ohr lauter, spricht dies für eine Schall-Leitungsstörung. Empfindet der Patient andererseits den Ton auf der gesunden Seite lauter, spricht dies für eine Schall-Empfindungsstörung im erkrankten Ohr.
    • Ergänzend zum Weber-Test wird der Rinne-Test durchgeführt. Bei diesem Test wird die Stimmgabel auf den Knochen hinter dem Ohr aufgesetzt, und zwar so lange, bis der Ton nicht mehr hörbar ist. Dann wird die meist noch schwingende Stimmgabel vor das Ohr gehalten. Bei normalem Hörvermögen wird der Ton wieder wahrgenommen, da die Luft-Leitung besser als die Knochen-Leitung ist.
  • Tonschwellen-Audiometrie: Der klassische Hör-Test wird von Ärzten als Audiometrie bezeichnet. Bei der Tonschwellen-Audiometrie wird die Hörbarkeit von Tönen über Kopfhörer oder Knochenleitungs-Kopfhörer zur Bestimmung der frequenzabhängigen Hörschwelle genutzt. Die Hörschwelle wird in Dezibel angegeben. Sie markiert die untere Grenze der Lautstärke, von der an Patienten den Ton gerade noch wahrnehmen.

  • Sprach-Audiometrie: Eine Ergänzung zur Tonschwellen-Audiometrie ist die Sprach-Audiometrie. Statt Tönen werden den Patienten Wörter oder Laute vorgespielt, die sie erkennen und nachsprechen müssen. Auf diese Weise wird auch das Verständnis von Sprache getestet. Dies hat für den Alltag einen besonders großen Stellenwert und hilft beispielsweise auch, Hörgeräte richtig einzustellen.Die Ergebnisse der Tonschwellen-Audiometrie werden in einem sogenannten Audiogramm bildlich dargestellt. Auf diesem sieht der Arzt, bei welchen Frequenzen der Patient Einbußen seiner Hörleistung hat. Dies liefert ihm Hinweise auf mögliche Ursachen der Hörschädigung.

  • Insbesondere bei Kindern werden neben der Audiometrie auch andere Hör-Tests genutzt, um das Hörvermögen zu überprüfen. Wenn das Tragen von Kopfhörern abgelehnt oder nicht möglich ist, werden Lautsprecher genutzt. Dieses Verfahren erlaubt zwar keine seitengetrennte Untersuchung der Ohren, liefert aber dennoch Hinweise auf die Hörfähigkeit. Weitere spezielle Verfahren für diese Fälle sind Verhaltens-Audiometrie, Reflex-Audiometrie, visuelle Konditionierung und konditionierte Spiel-Audiometrie.

  • Zusätzlich liefern Tests wie der sogenannte SISI- (Short Increment Sensitivity Index) oder der Fowler-Test Hinweise darauf, ob die Ursache der Schwerhörigkeit/Taubheit in der Schall-Registrierung in der Hörschnecke (Cochlea) oder aber in den sich anschließenden Nervenbahnen (Hörbahn) zu finden ist.

Objektive Hörtests

Die objektiven Hör-Test-Verfahren erfordern nur eine sehr geringe Mitarbeit des Patienten. Durch Untersuchung von Teilabschnitten der Hörbahn helfen sie, Art und Ausmaß der Hörstörung festzustellen. Zumeist sind sie auch verwendbar, wenn subjektive Verfahren bei einem Patienten nicht möglich sind.

  • Tympanometrie: Die Tympanometrie (Impendanz-Audiometrie) ist eine sehr wichtige Untersuchung, die bei jedem Kind mit Verdacht auf eine Hörstörung zum Einsatz kommt: Schallwellen, die in das Ohr eintreten, erreichen durch den äußeren Gehörgang das Trommelfell (Tympanon). Das Tympanon ist eine dünne Haut, die durch die Schallwellen bewegt wird. Diese Bewegung löst eine Bewegung der nachgeschalteten Gehör-Knöchelchen aus und setzt so die Kaskade der Schall-Wahrnehmung in Gang.Bei der Tympanometrie führt der Arzt eine Sonde in das Ohr ein und schließt es damit luftdicht ab. Die Sonde sendet einen Ton aus und misst kontinuierlich den Widerstand des Trommelfells und damit den auch der nachgeschalteten Gehör-Knöchelchen. Das gibt Aufschlüsse über die Funktionalität des Mittelohrs.

  • Messung des Stapedius-Reflexes: Der Stapedius-Reflex ist eine Reaktion auf lauten Schall. Der sogenannte Stapedius ist ein Muskel, der den dritten Gehör-Knöchel durch Zusammenziehen so verkantet, dass der Schall vom Trommelfell weniger stark ins Innenohr weitergeleitet wird. Dieser Muskel schützt das Innenohr somit vor hoher Lautstärke. Bei der Messung des Stapedius-Reflexes wird die Reflex-Schwelle bestimmt, also der Lautstärke-Wert, ab dem der Reflex ausgelöst wird. Durch diese Untersuchung lässt sich feststellen, ob die Gehör-Knöchelchen im Mittelohr normal beweglich sind.

  • Neugeborenen-Screening: Seit 2009 werden alle Neugeborenen auf Taubheit untersucht. Ziel ist es, Hörstörungen bis zum dritten Lebensmonat frühzeitig zu erkennen und bis zum sechsten Lebensmonat die Therapie einzuleiten. Die beiden folgenden Methoden werden auch bei diesem Neugeborenen-Screening eingesetzt.

    • Zum einen gehört dazu die Messung der sogenannten otoakustischen Emissionen, ein schmerzloses Verfahren zur Funktionsprüfung der Hörschnecke. Die Emissionen sind sehr leise Echos, die aus dem Innenohr kommen. Die äußeren Haarzellen im Innenohr senden als Antwort auf eine eintretende Schallwelle dieses Echo aus.
    • Das zweite Verfahren ist die sogenannte Hirnstamm-Audiometrie (zum Beispiel BERA). Sie untersucht die Nerven- und Gehirn-Bereiche, die für das Hören verantwortlich sind. Mithilfe der auf der Kopfhaut gemessenen elektrischen Impulse lässt sich abschätzen, ob der Schall nicht nur im Innenohr registriert, sondern auch über die angeschlossenen Nervenbahnen weitergegeben und im Gehirn verarbeitet wird.Dem Patienten wird dazu ein Kopfhörer aufgesetzt, der einen Ton aussendet. Auf der Kopfhaut angebrachte Elektroden messen dann die Form der elektrischen Erregungen und die Zeit zwischen Ton und elektrischer Antwort in den Nerven und im Gehirn.
  • Weitere Untersuchungen bei Taubheit: Vor allem bei plötzlicher Taubheit sucht der Arzt nach speziellen Ursachen, wie zum Beispiel einem den Gehörgang verstopfenden Fremdkörper, schweren Infektionen und der Anwendung bestimmter Medikamente.Bildgebende Verfahren kommen zum Einsatz, wenn der Patient ein Cochlea-Implantat erhält oder aber der Verdacht auf eine Krebs-Erkrankung oder eine Fehlbildung als Ursache für die Taubheit besteht. Dabei wird mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) oder der Computertomografie (CT) das Gehirn beziehungsweise das Ohr detailliert abgebildet.Blut-Untersuchungen sind meist nicht aufschlussreich bei Verdacht auf Taubheit. Sie sind nur in bestimmten Fällen hilfreich, etwa zur Abklärung von Infektionen oder bei Hinweisen auf eine Stoffwechsel-Erkrankung. Manchmal entsteht eine Schwerhörigkeit oder Taubheit durch eine wiederholte Erkrankung des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs infolge von erhöhter Infektanfälligkeit. Eine Blut-Untersuchung kann hier helfen, eine Erklärung dafür zu finden.Eventuell sind bei Taubheit weitere Untersuchungen erforderlich, etwa Untersuchungen beim Augenarzt oder Neurologen. In bestimmten Fällen, vor allem bei genetischen Ursachen oder familiärer Taubheit wird eine humangenetische Beratung durchgeführt. Humangenetiker sind Spezialisten für die Analyse von genetischen Informationen und Erkrankungen.

Therapieoptionen bei einseitiger Taubheit

Einseitige Taubheit ist irreparabel. Sprich, sie lässt sich nicht heilen, jedoch können Folgeschäden vermindert und der Alltag mit Höreinschränkung für viele verbessert werden. Ein einseitiger Hörverlust kann je nach Ursache und Ausprägung auf unterschiedliche Weise behandelt werden.

Hörgeräte und Hörsysteme

Für viele Betroffene ist ein individuell angepasstes Hörgerät bereits ein großer Schritt zu mehr Lebensqualität.

Moderne Hörgeräte bieten heute eine zuverlässige Unterstützung bei einseitigem Hörverlust. Je nach Bedarf gibt es spezielle Lösungen, die Schall gezielt verstärken oder, wie bei sogenannten CROS-Systemen, Töne vom betroffenen auf das gesunde Ohr übertragen.

Ob leichter einseitiger Hörverlust oder völlige Taubheit auf einem Ohr, moderne Hörsysteme bieten heute gezielte Lösungen, um das Hören wieder deutlich zu verbessern.

CROS- und BiCROS-Systeme

Bei einseitiger Taubheit kommen herkömmliche Hörgeräte oft nicht in Frage, da sie das geschädigte Ohr nicht versorgen können. Ein Mikrofon wird dabei auf dem betroffenen Ohr platziert und nimmt die Umgebungsgeräusche auf. Diese werden kabellos an ein Hörgerät auf dem gesunden Ohr weitergeleitet. Ist das gesunde Ohr ebenfalls leicht hörgeschädigt, kommt ein BiCROS-System zum Einsatz. Der Schall vom tauben Ohr wird übertragen, gleichzeitig wird das hörende Ohr mit einem Hörgerät versorgt. Sowohl CROS- als auch BiCROS-Systeme sind meist in Hinter-dem-Ohr-Geräten verbaut.

Im Falle einer einseitigen Surditas sind CROS-Hörgeräte eine Behandlungsoption - diese erfassen den Schall auf dem ertaubten Ohr und übertragen ihn auf das funktionsfähige. Somit entsteht eine verbesserte Hörwahrnehmung der Umgebung, insbesondere in lauten Situationen, bei Gruppengesprächen oder bei Fahrtgeräuschen.

BAHA-Systeme

Eine weitere Option bei einseitiger Taubheit ist das sogenannte BAHA-System (Bone Anchored Hearing Aid). Ein kleiner Soundprozessor, der an einem Implantat oder Magnet am Schädel befestigt ist, überträgt die Schallschwingungen direkt über den Knochen an das besser hörende Ohr. BAHA-Systeme sind besonders komfortabel.

Cochlea-Implantat

In manchen Fällen, etwa bei kompletter Ertaubung eines Ohrs, kann auch ein Cochlea-Implantat eine sinnvolle Lösung sein.

Bei kompletter Taubheit kann dies mit Hörimplantaten gelöst werden. Häufig wird dabei auf das Einsetzen eines Cochlea-Implantats zurückgegriffen, was jedoch nicht für alle Betroffenen geeignet und ebenso nicht von allen gewünscht ist.

Eine weitere Möglichkeit, das Hörvermögen bei ein- oder beidseitiger Taubheit wiederherzustellen, ist eine Operation. In der Regel wird dabei eine Innenohrprothese (das sogenannte Cochlea-Implantat) in das Ohr eingesetzt. Ein solches Implantat verbessert ebenfalls das räumliche Hören und mildert Ohrgeräusche, die bei einer Anakusis auftreten können.

Grundsätzlich ist eine Voraussetzung für die Cochlea-Implantation auch bei einseitiger Taubheit ein vorhandener und stimulierbarer Hörnerv und eine flüssigkeitsgefüllte Hörschnecke, die nicht verknöchert ist. Daher muss vor jeder CI-Versorgung eine ausführliche Vordiagnostik inklusive MRT und CT erfolgen.

  • Cochlea-Implantation bei Erwachsenen: Bei Erwachsenen mit erworbener einseitiger Taubheit und stimulierbarem Hörnerv und einer nicht zu langen Taubheitsdauer (Ertaubung im Kindesalter) ist eine Cochlea-Implantation nach ausführlicher Diagnostik indiziert.
  • Cochlea-Implantation bei Kindern: Bei Kindern müssen wir zwischen Kindern mit angeborener einseitiger Ertaubung und Kindern mit erworbener einseitiger Ertaubung unterscheiden. Wie bereits erwähnt, ist die häufigste Ursache bei Kindern mit angeborener einseitiger Ertaubung eine Hörnerv-Dysplasie, bzw. Hörnerv-Aplasie. In diesen Fällen ist eine Cochlea-Implantation nicht indiziert. Weiterhin zeigen unsere Ergebnisse, dass eine frühe Implantation von Kindern mit angeborener einseitiger Ertaubung bis zum vierten Lebensjahr sehr gute Ergebnisse bringen. Bei einem Implantationsalter von mehr als vier Jahren sind die Ergebnisse uneinheitlich und aktuell noch nicht vielversprechend. Hier müssen weitere Langzeituntersuchungen und Studien mit einer ausreichenden Anzahl von Kindern durchgeführt werden. Sofern die Kinder mit erworbener einseitiger Taubheit nach dem Erwerb der Sprachfähigkeit, also über einem Alter von zwei bis vier Jahren ertaubt sind, ist eine Cochlea-Implantation bei intaktem und stimulierbarem Hörnerv empfehlenswert.

Hörtraining

Begleitend zur technischen Versorgung ist oft ein gezieltes Hörtraining sinnvoll. Dabei lernen Betroffene, Sprache trotz eingeschränktem räumlichem Hören besser zu verstehen. Auch die Gewöhnung an neue Höreindrücke wird erleichtert.

Selbst wenn nur ein Ohr funktioniert, kann gezieltes Training helfen, die Hörverarbeitung zu verbessern. Übungen zur Geräuscherkennung, zum Sprachverstehen oder zur Konzentration auf relevante Signale fördern die Leistung des Gehirns.

Praktische Alltagstipps

Ein einseitiger Hörverlust bringt im Alltag einige Herausforderungen mit sich. Laute und hallende Umgebungen erschweren das Verstehen. Achten Sie deshalb auf eine ruhige Sitzposition, idealerweise mit der Wand im Rücken und möglichst wenig Nebengeräuschen. Ein einfacher Trick mit großer Wirkung: Setzen Sie sich so, dass Ihr gutes Ohr dem Gesprächspartner zugewandt ist. So können Sie das Gesagte besser verstehen. Und keine Scheu: Teilen Sie Ihrem Umfeld ruhig mit, dass Sie auf einem Ohr schwer hören.

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