Electrapy und EMS bei Neuropathie: Erfahrungen, Anwendung und Alternativen

Neuropathie, eine Erkrankung des Nervensystems, betrifft etwa sechs Prozent der deutschen Bevölkerung und äußert sich in chronischen Nervenschmerzen. Symptome wie Kribbeln, Taubheitsgefühle, Pelzigkeit und Brennen in Händen und Füßen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die Ursachen sind vielfältig, reichen von Operationen und Unfällen bis hin zu Diabetes. In diesem Artikel werden die Erfahrungen mit Electrapy und EMS (elektrische Muskelstimulation) im Zusammenhang mit Neuropathie beleuchtet, Anwendungsbereiche und Grenzen aufgezeigt sowie alternative Behandlungsmethoden und Geräte vorgestellt.

Neuropathie: Ursachen, Symptome und Diagnose

Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigungen des peripheren oder zentralen Nervensystems. Mark Stettner, Oberarzt und Leiter der Spezialambulanz für Polyneuropathie am Universitätsklinikum Essen, erklärt, dass die Beschwerden von Patient zu Patient variieren. Es gibt "positive" Symptome wie Brennschmerzen und Überempfindlichkeit, bei denen die Nerven übererregt sind, sowie "negative" Symptome wie Kältegefühl und Taubheit, bei denen Betroffene sensorische Empfindungen schlechter oder kaum wahrnehmen.

Eine schnelle Diagnose ist entscheidend. Bei akuten Symptomen wie Taubheitsgefühl und Kribbeln sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Bei Verdacht auf Polyneuropathie werden Sensibilität, Schmerzempfinden, Muskelkraft und Reflexe abgeklärt. Neurologen messen die Nervenleitgeschwindigkeit und Muskelfunktion, um das Ausmaß der Nervenschädigung festzustellen.

Electrapy: Ein Massagegerät zur Schmerzlinderung

Electrapy wird als ein Massagegerät beworben, das mit Muskelstimulationstechnologie arbeitet, um Muskeln unter der Haut und tieferliegende Muskeln zu erreichen. Es soll vielseitig einsetzbar sein und zur Schmerzlinderung beitragen. Electrapy richtet sich an eine breite Zielgruppe, unabhängig vom Alter, die eine einfache Möglichkeit zur Schmerzlinderung und Entspannung sucht.

Das Gerät wird per USB aufgeladen und kann auf verschiedenen Körperbereichen angewendet werden. Es verfügt über verschiedene Modi, die an die individuellen Bedürfnisse anpassbar sind. Anwender berichten von einer erheblichen Entspannung und Linderung von Verspannungen und Muskelschmerzen.

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Kritik und Einschränkungen von Electrapy

Trotz positiver Rückmeldungen gibt es auch kritische Stimmen zu Electrapy. Einige Nutzer bemängeln die mangelhafte Beschreibung und die fehlende spürbare Verbesserung. Es wird auch berichtet, dass die Klebepads nur begrenzt wiederverwendbar sind, was zu Folgekosten führen kann. Zudem gibt es Berichte über defekte Geräte und Schwierigkeiten bei der Rückgabe.

Es ist wichtig zu beachten, dass Electrapy, wie viele andere Massagegeräte, lediglich die Symptome lindern kann und nicht die Ursache der Neuropathie behandelt.

EMS (Elektrische Muskelstimulation): Anwendung und Erfahrungen

EMS ist eine Trainingsmethode, bei der Muskeln durch elektrische Impulse stimuliert werden. Sie wird oft zur Muskelkräftigung, zum Fettabbau und zur Linderung von Rückenschmerzen eingesetzt. Im Jahr 2018 nutzten etwa 200.000 Menschen in Deutschland das Ganzkörpertraining unter Strom. Rund 1.700 Fitnessstudios bieten EMS an, davon etwa 1.000 spezielle EMS-Studios.

Vorteile von EMS

EMS kann im Vergleich zu herkömmlichem Krafttraining in kürzerer Zeit mehr bewirken. Es ermöglicht die Kräftigung bis in tiefere Muskelschichten und wirkt besonders gut bei Rückenproblemen. EMS kann verspannungsbedingten Schmerzen vorbeugen und sie nachweisbar lindern.

Wolfgang Kemmler, Sportökonom und Professor für Trainingswissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg, empfiehlt EMS insbesondere für ältere Menschen, die oft Ausdauersport betreiben, aber das Krafttraining vernachlässigen.

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Risiken und Einschränkungen von EMS

Die Stiftung Warentest bemängelt jedoch die Monotonie des Trainings und warnt vor einer Unterschätzung der Belastung. Zu intensives, zu langes und zu häufiges EMS-Training kann Muskulatur zerstören und im Extremfall die Nierenfunktion beeinträchtigen.

EMS ist nicht für jeden geeignet. Schwangere und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen wie hochgradigem Diabetes, unbehandeltem Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Arteriosklerose, Krebs oder Herzschrittmachern sollten auf EMS verzichten.

Massage als alternative Behandlungsmethode bei Neuropathie

Neben Electrapy und EMS kann auch eine manuelle Massage zur Linderung von Schmerzen bei Neuropathie beitragen. Zwar können geschädigte Nerven nicht durch Massage geheilt werden, aber die Massage kann helfen, Schmerzen zu reduzieren, die durch Muskelverspannungen entstehen.

Bei Polyneuropathie kommt es häufig zu Verkrampfungen in der Muskulatur, die das Zusammenspiel von Nerven und Muskeln beeinträchtigen. Diese Verkrampfungen können durch Massage gelöst werden.

Triggerpunktmassage

Eine spezielle Form der Massage ist die Triggerpunktmassage. Triggerpunkte sind kleine, schmerzempfindliche Knötchen in der Muskulatur, die ausstrahlende Schmerzen verursachen können. Durch gezielten Druck auf diese Punkte können die Verkrampfungen gelöst und die Schmerzen reduziert werden.

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Zur Massage eignen sich harte Bälle wie Tennisbälle oder Gummibälle. Der Druck sollte dabei so stark sein, dass er sich gerade noch angenehm anfühlt (Wohlschmerz).

Dehnübungen

Ergänzend zur Massage können auch spezielle Dehnübungen helfen, die Muskeln zu entspannen und die Schmerzen langfristig zu reduzieren.

Neue Therapieansätze bei Neuropathie

Forscher des Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME in Frankfurt arbeiten an alternativen Therapien für die frühzeitige Behandlung von neuropathischen Schmerzen. Sie haben herausgefunden, dass Lipide und Antikörper Entzündungsreaktionen an den beschädigten Nerven steuern und die Schmerzentstehung verringern können. Diese neuen Therapieansätze könnten in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Neuropathie spielen.

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