Emotionale Taubheit bei Depression: Ursachen und Behandlungsansätze

Depressionen sind eine weit verbreitete psychische Erkrankung, von der schätzungsweise vier Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Etwa jeder achte Einwohner Deutschlands durchlebt mindestens einmal im Leben eine depressive Phase. Die Ursachen für Depressionen sind vielfältig und komplex. Neben genetischen Faktoren spielen biologische Faktoren, Umwelteinflüsse, traumatische Erlebnisse und chronische Konfliktsituationen eine Rolle.

Reaktive Depression: Eine besondere Form der depressiven Erkrankung

Die reaktive Depression nimmt als Grenzfall eine Sonderstellung ein. Sie wird durch ein traumatisches Erlebnis ausgelöst und zählt formell zu den Anpassungsstörungen, nicht zu den klinischen Störungen. Ausschlaggebend ist ein traumatisches Erlebnis wie eine extreme Belastungssituation oder eine drastische Lebensveränderung. Meist führt dies innerhalb von drei Monaten zu einer symptomatischen Reaktion.

Auslösende Ereignisse einer reaktiven Depression

Die Bandbreite der in Frage kommenden Auslöser ist enorm und kann auch über viele Jahre zurückreichen. Zu den häufigsten auslösenden Ereignissen zählen:

  • Trennung vom Partner oder der Partnerin
  • Schwere physische Erkrankungen
  • Traumatische Verletzungen bei einem Überfall, Unfall oder Missbrauch
  • Naturkatastrophen
  • Arbeitsplatzverlust
  • Finanzielle Probleme
  • Ablehnung
  • Bedrohliche und gefährliche Umgebung
  • Schwerwiegende Probleme in der Partnerschaft
  • Andauernde Beleidigungen und Kränkungen
  • Auszug eines Kindes

Menschen reagieren unterschiedlich auf Belastungen. Was für die einen extrem und nur schwer zu bewältigen ist, kommen andere deutlich besser zurecht. Dies ist einerseits auf die Persönlichkeitsstruktur zurückzuführen, andererseits spielt auch das Geschlecht eine Rolle dabei, welche Situationen und Erlebnisse zu einer depressiven Reaktion führen. Während Frauen auf Probleme in der Familie oder körperliche Veränderungen wie die Wechseljahre reagieren, resultieren derartige Anpassungsstörungen bei Männern bevorzugt aus Problemen im beruflichen Umfeld.

Weitere Ursachen für eine depressive Reaktion

Neben den genannten Auslösern kommen weitere Ursachen für eine depressive Reaktion in Frage, die bei der Diagnose berücksichtigt werden müssen:

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  • Psychische Erkrankungen: Ist eine Person bereits psychisch erkrankt, kann eine Prädisposition für eine depressive Reaktion bestehen.
  • Psychosoziale Bedingungen: Sind Menschen einsam, steigt die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung einer Depression. Auch einige Persönlichkeitszüge können förderlich sein, wie zum Beispiel Unsicherheit, Aufopferungsbereitschaft, überzogene Erwartungen oder Übergenauigkeit.
  • Genetische Voraussetzungen: Ist eine Person genetisch bedingt für Depressionen anfälliger, weil diese Erkrankung in der Familie häufiger vorkommt, umfasst dies auch reaktive Depressionen.

Müssen Menschen mehrere solcher Ereignisse nacheinander in so kurzen Abständen durchleben, dass sie diese nicht verarbeiten können, ist dies besonders kritisch einzuschätzen. Die reaktive Depression kann sich quasi verselbständigen, sodass der Zusammenhang mit den Auslösern verschwimmt. Die Symptome können sich verstärken - bis hin zu psychotischen Beschwerden und Selbstmordgedanken.

Symptome einer Depression

Die auffälligsten Symptome einer Depression sind über Wochen und Monate, teilweise Jahre anhaltende Traurigkeit, Antriebsarmut und Energielosigkeit. Die Fähigkeit zur Freude oder Trauer ist eingeengt. Es entsteht eine innere Leere. Die Symptome sind häufig in den frühen Morgenstunden und vormittags am Schlimmsten und bessern sich im Laufe des Tages - das sogenannte Morgentief.

Daneben ist die Depression jedoch durch eine Fülle weiterer psychischer und körperlicher Symptome charakterisiert. Die wichtigsten Symptome der Depression im Einzelnen sind:

  • Traurigkeit, die oft oder ständig vorhanden ist, unglücklich macht und im schlimmsten Fall als nicht auszuhalten empfunden wird.
  • Verlust von Lebensfreude: Erlebnisse können nicht mehr so genossen werden wie früher. Es entsteht eine ausgesprochene Freudlosigkeit (Anhedonie).
  • Pessimismus: Der Blick in die Zukunft wird mutlos, Im schlimmeren Fall perspektivlos und/oder absolut hoffnungslos.
  • Energieverlust: Zunächst erlebt der Patient, dass er nicht so viel Energie hat wie früher. Er kann kaum noch etwas schaffen oder erreichen. Im schlimmsten Fall kann er sich zu nichts mehr aufraffen. Selbst einfache Dinge des Alltags können dann nicht mehr erledigt werden.
  • Ermüdung und Erschöpfung: Im einfachen Fall ist eine rasche Ermüdung und Erschöpfung vorhanden. Im schlimmeren Fall führen selbst einfache geistige oder körperliche Tätigkeiten zur Erschöpfung. Im Berufsleben oder Alltag kann dies zu einem Zusammenbruch der Leistungsfähigkeit führen. Dies wird dann Burn-out genannt.
  • Konzentrationsschwierigkeiten: Viele Patienten geben an, dass sie sich nicht mehr so gut konzentrieren können wie sonst. Es falle ihnen schwer sich zumindest längere Zeit auf eine Aufgabe oder Tätigkeit zu konzentrieren. Im schlimmsten Fall können sie sich überhaupt nicht mehr konzentrieren. Bei einer neuropsychologischen Testung lässt sich jedoch feststellen, dass die Fähigkeit zur Konzentration weiterhin zumeist unbeeinträchtigt vorhanden ist. Sie wird nur nicht eingesetzt. Ein Teil der Konzentrationsstörungen entsteht dadurch, dass der Patient immer wieder über seine Situation grübeln muss und an nichts anderes mehr denken kann.
  • Interessenverlust: Das Interesse an anderen Menschen, Hobbys oder Unternehmungen ist geringer als sonst. Im schlimmsten Fall fällt es dem Patienten schwer, sich überhaupt noch für etwas zu interessieren. Er wird teilnahmslos.
  • Versagensgefühle: Der depressive Patient fühlt sich als Versager. Rückblickend fallen ihm Fehlschläge mehr auf als Erfolge. Im schlimmsten Fall empfindet er sich als vollständiger Versager, der zu nichts mehr fähig ist.
  • Schuldgefühle: Im einfachen Fall entstehen vermehrt Schuldgefühle in dem Sinne, dass Dinge in der Vergangenheit durch den eigenen Einfluss falsch gelaufen sind. Die Schuldgefühle können sich häufen und im gravierenden Fall nahezu ständig vorhanden sein.
  • Selbstvorwürfe: Der Patient neigt dazu sich, stärker als zuvor, selbst zu kritisieren. Schwer erkrankte Patienten geben sich die Schuld für alles Schlimme, das passiert ist.
  • Mangel an Selbstvertrauen: Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist reduziert. Die Enttäuschung über die eigene Person steigt. Im schlimmeren Fall traut sich der Patient nichts mehr zu und lehnt sich völlig ab.
  • Gefühl der Wertlosigkeit: Verglichen mit anderen Menschen fühlt sich der depressive Patient viel weniger wert. Im schlimmsten Fall resultiert dies im Gefühl der vollständigen Wertlosigkeit.
  • Entschlussunfähigkeit: Im leichten Fall besteht eine Ambivalenz gegenüber Entscheidungen. Dem Patienten fällt es schwerer als sonst Entscheidungen zu treffen. Im schlimmeren Fall hat er Schwierigkeiten, überhaupt eine Entscheidung zu treffen und ist teilweise ratlos.
  • Bestrafungsgefühle: Es entsteht das Gefühl, für etwas bestraft zu werden.
  • Weinen: Bei einer leichten Depression weint der Patient mehr und oft schon bei geringem Anlass. Im schlimmeren Fall möchte er jedoch weinen, kann dies aber nicht. Das Weinen ist gehemmt. Es entsteht das Gefühl einer inneren Leere, die zum Teil unerträglich ist.
  • Innere Unruhe: Bei manchen Depressionen entsteht eine innere Unruhe. Dem Patienten fällt es dann schwer, still zu sitzen. Bei starker Betroffenheit möchte er sich ständig bewegen oder etwas tun. Dies nennt man agitiert.
  • Vermehrte Reizbarkeit: Manche Patienten sind viel reizbarer als sonst. Beim geringsten Anlass brausen sie auf. Teilweise werden sie aggressiv.
  • Veränderter Appetit: Der Appetit kann bei manchen Patienten zunehmen, bei anderen Patienten jedoch auch abnehmen. Im schlimmsten Fall haben manche Patienten demzufolge dann gar keinen Hunger mehr und andere Patienten einen ständigen Heißhunger.
  • Schlafstörungen: Schlafstörungen bei depressiven Patienten können sowohl zu einem vermehrten als auch zu einem zerrütteten und verminderten Schlaf führen. Bei schlimmem Schlafmangel kann der Pat. lediglich 1- 2 h pro Nacht schlafen und ist dann am nächsten Tage müde und zerschlagen. In anderen Fällen, mit vermehrtem Schlafbedürfnis, schläft der Patient die gesamte Nacht durch und auch übergroße Anteile des Tages. Alpträume kommen gehäuft vor.
  • Reduziertes sexuelles Interesse: Das Interesse an Sexualität lässt nach. Bei starker Depression ist das Interesse an Sexualität völlig verloren.
  • Todes- und Selbstmordgedanken: Viele Patienten denken häufiger an den eigenen Tod. Auch leicht betroffene depressive Patienten denken manchmal an Selbstmord, würden es aber nicht tun. Schwer betroffene Patienten würden sich am liebsten umbringen, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten und können sich dies immer konkreter vorstellen und planen. Bei vermehrten Todes oder Selbstmordgedanken ist auf jeden Fall die Hilfe eines kompetenten Arztes einzuholen.
  • Angst: Bei einigen Patienten kommt es zudem zu Angstzuständen. Neben der Zukunftsangst ist die Angst zu sterben oder die Befürchtung des Schlimmsten, neben der Angst die Kontrolle über sich selber zu verlieren, häufig anzutreffen. Bei einigen Patienten ist die Depression assoziiert mit Panikstörungen.
  • Körperliche Symptome: Vielen Menschen ist es unbekannt, dass eine Depression auch zu körperlichen Symptomen führen kann. Neben Taubheitsgefühlen und Kribbeln an verschiedenen und wechselnden Stellen des Körpers kommt es zu Hitzegefühlen und einem glühenden Gesicht. Schreckhaftigkeit, Nervosität und zittrige Hände sind relativ häufig. Atembeschwerden und das Gefühl zu ersticken treten auf. Schwindel und ein wackeliges Gefühl können dauerhaft oder auch über längere Phasen anhaltend auftreten. Insgesamt entsteht ein Schwächegefühl. Magen- und Darmbeschwerden treten hinzu.

Diagnose und Behandlung einer Depression

Sobald eine oder mehrere der genannten Beschwerden auftreten, empfiehlt sich die Konsultation eines Arztes. Dieser schätzt nicht nur die Symptomatik ein, sondern sondiert auch die Umstände, um zunächst allgemein auf Depressionen schließen zu können. Allerdings ist eine Differenzialdiagnose durchaus kompliziert, aber für eine zielführende Behandlung ausschlaggebend. Zunächst sind dabei organische Ursachen, bei beispielsweise Fehlfunktionen der Schilddrüse, oder Abhängigkeiten, Angsterkrankungen und Essstörungen oder manisch-depressive Erkrankungen auszuschließen.

Ebenso wichtig bei der Abwägung der geeigneten Behandlungsansätze für eine reaktive Depression sind:

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  • Die Schwere der Depression
  • Die Bewertung des Selbstmordrisikos
  • Die Qualität des sozialen Umfelds der betroffenen Person

Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse entscheidet der Arzt, ob die Behandlung ambulant möglich oder eine stationäre Aufnahme angeraten ist.

Behandlungsmethoden

Die Behandlung der Depression erfolgt mit Psychotherapie, antidepressiven Medikamenten und körperlichem Training sowie Entspannungstraining. Zusätzlich können ergänzend eine Neural-Akupunktur und eine magneto-elektrische Stimulation angewendet werden. Insgesamt empfiehlt sich die Behandlung integriert und multimodal, das heißt unter Ausschöpfung aller Behandlungsmöglichkeiten zu gestalten.

  • Psychotherapeutische Behandlung: Die Psychotherapie ist eine effektive Methode zur Behandlung der Depression. Die Psychotherapie bei Depressionen wird durch qualifizierte Ärzte oder psychologische Psychotherapeuten durchgeführt. Man unterscheidet Verhaltenspsychotherapie und analytische Psychotherapie. Für die Depression wird man überwiegend die Verhaltenspsychotherapie anwenden. Hierbei werden die verschiedenen Lebensbereiche im Hinblick auf Krankheit-auslösende oder Krankheit-unterstützende Faktoren analysiert, erörtert und Möglichkeiten der Konfliktlösung aufgezeigt. Im optimalen Fall führt dies zu einer Verhaltensänderung des Patienten, die für ihn vorteilhaft ist und zur Ausheilung der Depression beiträgt.
  • Medikamentöse Therapie: Ziel der medikamentösen Therapie der Depression ist es Störungen im Stoffwechsel der Überträgerstoffe zwischen den Nervenzellen im Gehirn zu verbessern. Wichtige Überträgerstoffe hierfür sind Serotonin, Dopamin, Noradrenalin und Melatonin. Es stehen etwa 10 Substanzen der 1. Wahl zur Verfügung. Die Frage, welches Medikament, in welcher Dosierung, über welchen Zeitraum eingesetzt werden soll, wird durch den Facharzt (Psychiater oder Neurologen) in enger Abstimmung mit dem Patienten festgelegt. Wichtig ist zu wissen, dass viele antidepressive Medikamente ihre Wirksamkeit erst nach Ablauf von 2 Wochen entfalten und sich diese danach, auch bei gleichbleibender Dosierung, noch steigern kann. Die Medikamente machen nicht abhängig und können jederzeit (ausschleichend) wieder abgesetzt werden. Gegebenenfalls können zusätzlich weitere Medikamente zur Beruhigung oder Verbesserung des Nachtschlafes angewendet werden.
  • Körperliches Training und Entspannungstraining: Die körperliche Therapie der Depression wird oft vernachlässigt. Ratsam sind 30-60 min Ausdauertraining mehrfach wöchentlich. Durch körperliches Training werden die Gehirnzellen aktiviert und Stammzellen im Gehirn zur Teilung angeregt. Schon nach kurzer Zeit können Stimmung und Lebensfreude steigen, Antrieb und Selbstvertrauen sich normalisieren, Schlafstörungen behoben sein. Eine Sonderform des körperlichen Trainings ist das Entspannungstraining. Dieses wird unter Anleitung durch spezifisch geschulte Physiotherapeuten oder Sportlehrer vermittelt und kann danach in eigener Regie praktiziert werden.
  • Neural-Akupunktur: Hypothetisches Ziel der Neural-Akupunktur ist es, durch Stimulation an den Nervenaustrittspunkten die Freisetzung der körpereigenen Endorphine herbeizuführen. Die, landläufig auch als Glückshormone bezeichneten, Endorphine haben eine schmerz-lösende, ausgleichende und Stimmungs-aufhellende Wirkung.
  • Magneto-elektrische Stimulation: Mit einer direkt über den Kopf gehaltenen Magnetspule wird im Bereich des Gehirns schwacher elektrischer Strom ausgelöst, der das Gehirn aktiviert. Weltweit existieren mehr als 50 Studien, die eine Wirksamkeit der Methode beobachteten. Die Methode ist harmlos und nebenwirkungsfrei.

Behandlung der reaktiven Depression

Im Gegensatz zur klinischen Depression, die sich im Laufe mehrere Wochen und Monate nur langsam verbessert, kann eine akute reaktive Depression innerhalb von ein bis zwei Wochen gut behandelt werden. Dann sollte sich jedoch eine passende Psychotherapie anschließen, um das auslösende Ereignis bestmöglich aufzuarbeiten. Abhängig vom Schweregrad der Depression kann der Arzt Psychopharmaka verordnen. Hier kommen Antidepressiva zum Einsatz, die jedoch ihre Wirkung erst nach mehreren Wochen Wirkung entfalten. Diese kann sowohl stimmungsaufhellend und aktivierend als auch beruhigend sein - je nach gewählter Substanz, Dosierung und nach Krankheitsbild. Ob und wie Antidepressiva bei der betroffenen Person anschlägt, lässt demzufolge erst nach geraumer Zeit überprüfen. Das ist nicht ungefährlich, da einige dieser Medikamente den Antrieb zunächst steigern und erst dann wie gewünscht die Stimmung aufhellen. Auch nach Abklingen der akuten Phase sollten die Psychopharmaka noch ausreichend fortgesetzt werden, um einen Rückfall zu vermeiden.

Liegt eine vergleichsweise leichte reaktive Depression vor, können eventuell auch pflanzliche Medikamente ausreichen, die für ihre stimmungsaufhellende Wirkung bekannt sind. Der behandelnde Arzt wägt dies sorgfältig ab, gibt dazu Auskunft und verschreibt die gut verträglichen hochwirksamen Medikamente, die unbedingt regelmäßig und in ausreichender Menge eingenommen werden müssen.

Psychotherapie bei reaktiver Depression

Das Behandeln der Symptome einer reaktiven Depression reicht in der Regel nicht aus, um ein nachhaltiges Ergebnis zu erzielen. Da eine konkrete Ursache identifiziert werden kann, eröffnen sich gute Möglichkeiten, an die Wurzel zu gehen. Eine Möglichkeit ist die kognitive Verhaltenstherapie, die darauf abzielt, die negative Sichtweise des Patienten oder der Patientin zu verändern. Als Grundlage erden zunächst die negativen Gedanken, die immer wiederkehren, protokolliert, um diese dann einer Analyse zu unterziehen. Bei der Interpersonellen Therapie stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen im Fokus, sie kommt also bevorzugt bei Partnerschaftsproblemen, nach dem Tod eines vertrauten, wichtigen Menschen oder auch dann zum Einsatz, wenn die Lebensführung verändert werden soll. So werden nicht nur die Symptome gelindert, sondern auch Instrumente zur Problembewältigung an die Hand gegeben.

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Emotionale Taubheit als Symptom der Depression

Depression wird oft als Zustand der emotionalen Taubheit und Resignation beschrieben. Viele Betroffene empfinden eine innere Leere, eine tiefe Sinnlosigkeit und das Gefühl, von der Welt und den Menschen um sich herum abgeschnitten zu sein. Ein zentrales Merkmal von Depression ist das Gefühl der Resignation - der Verlust der Hoffnung und das Empfinden, dass das Leben keinen Sinn mehr hat.

Ursachen emotionaler Taubheit

Emotionale Taubheit kann verschiedene Ursachen haben. Eine Ursache kann in der frühen Beziehung zu den Eltern liegen. Erlebt das Kind hier zu häufig, dass niemand angemessen reagiert, dann resigniert das Kind und wird still. Ein anderer Faktor kann Überanpassung sein und der ständige Versuch die Erwartungen anderer zu erfüllen, anstatt den eigenen Bedürfnissen zu folgen. Auch unrealistische Ziele und Vorstellungen können zu Erschöpfung führen und langfristig Ursache für eine Depression sein.

Körperliche Auswirkungen emotionaler Taubheit

Die chronische Unterdrückung von Gefühlen manifestiert sich auch körperlich. Muskeln spannen sich an, um Emotionen „festzuhalten". Diese Spannungen können so tief in den Körper eingegraben sein, dass sie zu einer dauerhaften Einschränkung des Energieflusses führen. Menschen fühlen sich steif, schwer und energetisch ausgelaugt. Körperorientierte Perspektiven zeigen, dass die Ursache für eine Depression nicht nur eine Störung des Geistes ist, sondern eine tiefgreifende Entfremdung von der Lebendigkeit des Körpers.

Anpassungsstörungen als Folge belastender Lebensumstände

Anpassungsstörungen sind psychische Gesundheitsstörungen infolge belastende Lebensumstände oder Veränderungen. Die Symptome können u.a. ausgeprägte emotionale Belastung, Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen oder Verhaltensprobleme umfassen. Die Entstehung einer Anpassungsstörung ist oft das Ergebnis eines scheinbar unlösbaren seelischen Konflikts. Die Störung verfestigt sich, wenn die individuellen Ressourcen nicht ausreichen, um die negativen Einflüsse abzuwehren.

Symptome einer Anpassungsstörung

Anzeichen einer Anpassungsstörung zeigen sich durch eine Vielzahl von emotionalen Beeinträchtigungen, die vor dem einschneidenden Ereignis nicht vorhanden waren. Typische Symptome treten zeitnah nach belastenden Ereignissen wie Trennung, Unfall oder Verlust auf. Häufig klagen sie über körperliche Beschwerden, obwohl keine organischen Ursachen vorliegen. Da Betroffene oft selbst die Veränderungen in ihrem Verhalten nicht bemerken, ist es wichtig, dass Familienangehörige verstärkt auf psychosoziale Veränderungen achten.

Behandlung von Anpassungsstörungen

Die Behandlung von Anpassungsstörungen erfolgt individuell, da die Krankheit eine Vielzahl von Symptomen aufweist. Es kann sinnvoll sein, körperliche Untersuchungen durchzuführen, um andere Krankheiten auszuschließen. Generell zielt die Therapie darauf ab, die körperlichen und psychischen Symptome zu reduzieren oder zu beseitigen. Problemlösungsstrategien können helfen, besser mit den auslösenden Faktoren umzugehen und kritische Situationen wie Suizidgedanken zu vermeiden.

Dissoziation als Begleiterscheinung von Depression

Dissoziation ist ein psychologischer Zustand, bei dem es zu einer Trennung zwischen verschiedenen Aspekten des Bewusstseins kommt. Diese Trennung kann das Gedächtnis, die Wahrnehmung, das Identitätsgefühl und das Bewusstsein betreffen. Wenn Realität und Bewusstsein sich trennen, kann dies zu erheblichen Verwirrungen und Stress führen. Betroffene erleben oft, dass ihre Wahrnehmung der Außenwelt verändert ist und sie sich von ihrem eigenen Körper oder ihrer Umgebung entfremdet fühlen.

Formen der Dissoziation

Dissoziation kann in verschiedenen Formen auftreten, die sich in ihren Symptomen und der Intensität unterscheiden:

  • Depersonalisation: Betroffene haben das Gefühl, von ihrem eigenen Körper oder ihren eigenen Gedanken losgelöst zu sein. Sie fühlen sich oft wie ein Beobachter ihres eigenen Lebens, als ob sie außerhalb ihres Körpers stehen und sich selbst zusehen.
  • Derealisation: Die Außenwelt wird als unwirklich oder fremd wahrgenommen. Menschen mit Derealisation haben das Gefühl, dass ihre Umgebung sich verändert hat oder nicht real ist.
  • Dissoziative Amnesie: Das Unvermögen, sich an wichtige persönliche Informationen oder Ereignisse zu erinnern, die zu umfangreich sind, um durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärt zu werden.
  • Dissoziative Identitätsstörung: Das Vorhandensein von zwei oder mehr unterschiedlichen Persönlichkeitszuständen, die abwechselnd die Kontrolle über das Denken und Verhalten der betroffenen Person übernehmen.
  • Dissoziativer Stupor: Eine Person reagiert für eine gewisse Zeit nicht auf äußere Reize und befindet sich in einem tranceähnlichen Zustand.
  • Dissoziative Fugue: Die betroffene Person geht plötzlich und unerwartet von ihrem üblichen Umfeld weg und nimmt dabei oft eine neue Identität an und hat keine Erinnerung an ihre Vergangenheit.

Ursachen von Dissoziation

Ein Trauma, insbesondere in der Kindheit, ist eine der häufigsten Ursachen für Dissoziation. Traumatische Ereignisse können überwältigend sein und das psychische System überfordern, was zu dissoziativen Reaktionen führt. Chronischer oder intensiver Stress kann ebenfalls Dissoziation auslösen. Wenn der Stresspegel so hoch ist, dass die Bewältigungsmechanismen überfordert sind, kann der Geist dazu übergehen, sich von der belastenden Realität abzutrennen. Ängste können ebenfalls eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von dissoziativen Zuständen spielen.

Symptome von Dissoziation

  • Depersonalisation: Betroffene erleben eine Entfremdung von ihrem eigenen Körper oder ihren eigenen Gedanken.
  • Derealisation: Die Außenwelt wird als unwirklich oder fremd wahrgenommen.
  • Gedächtnislücken: Schwierigkeiten, sich an wichtige persönliche Informationen oder ganze Zeitabschnitte des Lebens zu erinnern.
  • Konzentrationsprobleme: Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, was zu Problemen in Schule, Studium oder Beruf führen kann.
  • Emotionale Taubheit: Eine eingeschränkte Fähigkeit, Emotionen zu empfinden und auszudrücken.

Hormonelle Einflüsse auf depressive Verstimmungen

Hormone und die Psyche können als ein andauerndes Wechselspiel gesehen werden. Beides kann nicht voneinander getrennt werden. Depressive Verstimmungen können besonders häufig in Zeiten eines hormonellen Umbruchs oder bei Dysbalancen vorkommen.

Beteiligte Hormone und Neurotransmitter

  • Progesteron: Wirkt antidepressiv, beruhigend, angstlösend und trägt zu einer verbesserten Stressverarbeitung bei.
  • Östrogene: Erhöhen die Erregbarkeit von Nervenzellen, verbessern die Aufmerksamkeit, das Lernen und Gedächtnis.
  • Serotonin: Reguliert die Stimmung, den Appetit, den Schlaf und das Schmerzempfinden.
  • Schilddrüsenhormone: Beeinflussen den Energiestoffwechsel und das Hormonsystem.
  • Cortisol: Ein Stresshormon, das kurzfristig Energie zur Verfügung stellt, aber bei chronischem Stress zu Problemen führen kann.

Mögliche Ursachen für hormonelle Dysbalancen

  • Nebennierenschwäche: Eine Fehlfunktion bzw. Erschöpfung der Nebennieren durch chronischen Stress.
  • Schilddrüsenstörungen: Beeinträchtigen den Energiestoffwechsel und das Hormonsystem.
  • PMS (Prämenstruelles Syndrom) und PMDS (Prämenstruelle Dysphorische Störung): Hormonelle Schwankungen vor der Periode, die zu depressiven Verstimmungen führen können.
  • Wechseljahre: Hormonelle Veränderungen, die den Serotoninstoffwechsel beeinträchtigen können.

Was kann man bei hormonell bedingten depressiven Verstimmungen tun?

  • Nährstoffversorgung optimieren: Auf eine ausreichende Zufuhr von B-Vitaminen, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren achten.
  • Pflanzliche Helfer nutzen: Johanniskraut, Rhodiola, Baldrian, Passionsblume oder Melisse können bei leichten Depressionen und nervösen Unruhezuständen helfen.
  • Naturerlebnisse suchen: Aufenthalte im Wald können stärkende und ausgleichende Effekte auf die Psyche haben.
  • Regelmäßige Pausen einlegen: Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.
  • Ursachenforschung betreiben: In einem Beratungsgespräch mit einem Heilpraktiker oder Arzt können die individuellen Ursachen für die depressiven Verstimmungen ermittelt und einBehandlungsplan erstellt werden.

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