Emotionale Taubheit: Ursachen, Auswirkungen und Behandlungsansätze

Emotionale Taubheit ist ein Zustand verminderter emotionaler Reaktivität, der sich durch ein Gefühl der Gefühllosigkeit, Distanziertheit oder Abgestumpftheit auszeichnet. Betroffene erleben eine spürbare Einschränkung in ihrem Gefühlsleben, wobei sowohl positive als auch negative Emotionen weitgehend ausbleiben. Im Kern geht es um das subjektive Empfinden, dass emotionale Reaktionen gedämpft oder sogar vollständig fehlen. Dieses Phänomen unterscheidet sich klar von verwandten Begriffen wie Anhedonie, bei der das Interesse an Freude und Vergnügen schwindet, sowie Apathie, die primär einen Motivationsmangel beschreibt. Neben den rein psychischen Aspekten fließen oft physiologische Veränderungen und neurobiologische Mechanismen in die Entstehung ein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten emotionaler Taubheit und soll Betroffenen und Angehörigen ein besseres Verständnis dieser komplexen Problematik ermöglichen.

Was ist Emotionale Taubheit?

Emotionale Taubheit bezeichnet eine vorübergehende oder chronische Unfähigkeit, die eigenen Gefühle und Empfindungen wahrzunehmen, zu verarbeiten und auf angemessene Weise zu artikulieren. Die fehlende Emotionalität wird in vielen Fällen durch intensive körperliche Reize kompensiert. Dies kann drastische Maßnahmen beinhalten, auf die die Umgebung oft mit Befremden reagiert. Menschen, die unter emotionaler Taubheit leiden, nehmen ihre Gefühle nur noch sehr abgeschwächt wahr und fühlen sich in ihrer Umgebung fremd und allein gelassen. Gefühle wie Angst, Zorn, Liebe oder Lust finden keine emotionale Basis mehr und werden in der Folge eher als physische denn als psychische Faktoren eingeordnet. Entsprechend versuchen die Betroffenen oft, durch körperliche Aktivitäten einen Gefühlszustand zu kompensieren oder überhaupt erst zu aktivieren.

Abgrenzung zu ähnlichen Symptomen

Emotionale Taubheit weist Gemeinsamkeiten, aber auch wesentliche Unterschiede zu verwandten Symptomen auf:

  • Anhedonie: Beide Zustände beinhalten den Verlust von Freude. Während Anhedonie jedoch spezifisch das Interesse an Vergnügen betrifft, umfasst emotionale Taubheit ein breiteres Spektrum von Gefühlen.
  • Apathie: Apathie ist in erster Linie durch einen Mangel an Antrieb und Motivation gekennzeichnet, während bei emotionaler Taubheit das Empfinden selbst gedämpft ist.
  • Depersonalisation: Hierbei fühlt sich die eigene Person fremd oder losgelöst, was häufig mit einem reduzierten emotionalen Erleben einhergeht, jedoch mehr den Selbstbezug betrifft als das generelle Gefühlsempfinden.

Die differenzierte Betrachtung dieser Phänomene ist essenziell, um in der Diagnostik und Behandlung gezielt ansetzen zu können.

Ursachen emotionaler Taubheit

Emotionale Taubheit tritt meist in Verbindung mit einer anderen Grunderkrankung auf. Sie kann auf psychologischer Ebene etwa als Folge einer posttraumatischen Belastungsstörung oder Depression entstehen. Akute Zustände emotionaler Taubheit sind nicht zwangsläufig auf schwerwiegende seelische oder neurologische Erkrankungen zurückzuführen. Auch Schlafmangel, PMS und Stress können Auslöser einer vorübergehenden emotionalen Störung sein. Zeitweilig auftretende empfindungsfreie Zustände können durch die Einnahme bestimmter halluzinogener Drogen oder durch intensives Meditieren erreicht werden. Auch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Schizophrenie können Auslöser einer emotionalen Taubheit sein. Dabei spielen weniger psychosomatische Prozesse eine Rolle, sondern vielmehr hormonelle oder funktionelle Störungen bestimmter Hirnareale.

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Emotionale Taubheit als Symptom bei Erkrankungen

Das Symptom der emotionalen Taubheit tritt in unterschiedlichen Krankheitsbildern auf. Vor allem bei Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und in bestimmten Formen der Schizophrenie wird dieses Symptom beobachtet.

  • Depression: Patienten berichten häufig von einer gleichmäßigen Abstumpfung der Emotionen, was die Wahrnehmung von Freude und Traurigkeit gleichermaßen reduziert. Neuere Studien legen nahe, dass in bis zu 60 % der Fälle bei depressiven Erkrankungen emotionale Taubheit als begleitendes Symptom auftritt.
  • PTBS: Hier gehört emotionale Taubheit zu den Kernsymptomen. Menschen können nach traumatischen Erlebnissen Gefühle absichtlich oder unbewusst unterdrücken, um sich vor überwältigenden Emotionen zu schützen.
  • Schizophrenie: Bei einigen Betroffenen fällt neben dem flachen Affekt auch eine subjektive Gefühllosigkeit auf, die den Alltag erheblich beeinträchtigen kann.

Neben diesen Kernkrankheiten finden sich auch Berichte über emotionale Taubheit bei Angststörungen und in Zusammenhang mit medikamentösen Nebenwirkungen, etwa bei der Einnahme von SSRIs.

Neurobiologische Aspekte

Forschungen haben ergeben, dass in Zeiten emotionaler Taubheit bestimmte Hirnregionen, wie die Amygdala, weniger aktiv sind. Gleichzeitig verändert sich die Aktivität im präfrontalen Kortex - vor allem in jenen Arealen, die für emotionale Bewertung zuständig sind. Während das Denken, mindestens von außen gesehen, oft erstaunlich klar bleibt, ist das Gefühlserleben wie abgeschnitten.

Numbing als Schutzmechanismus

Emotionale Taubheit kann auch als evolutionärer Schutzmechanismus interpretiert werden. Bei extremen Belastungen kann das Unterdrücken von Gefühlen kurzfristig helfen, Überforderung zu vermeiden. Diese Anpassungsfähigkeit zeigt, wie komplex das menschliche Emotionssystem funktioniert. Vorübergehend mag das neurobiologische Schutzprogramm sinnvoll sein: Wer nichts fühlt, zerbricht nicht. Nicht sofort. Problematisch wird es, wenn sich die Starre festbeißt und der innere Ausnahmezustand nicht mehr weichen will.

Auswirkungen im Alltag

Betroffene erleben emotionale Taubheit häufig als belastende Einschränkung in ihrem täglichen Leben. Am deutlichsten sichtbar wird eine beginnende emotionale Taubheit am Rückgang der sozialen Interaktion und an einer allgemeinen Vernachlässigung ehemaliger Freizeitaktivitäten. Mit dem zunehmenden Unverständnis der eigenen Gefühlswelt ist es den Betroffenen unmöglich, sich auf zwischenmenschliche Bedürfnisse einzulassen oder ein grundlegendes empathisches Verständnis für die Gefühlswelt anderer aufrecht zu erhalten. Oft stößt eine derartige Empfindungslosigkeit bei Mitmenschen auf Unverständnis und mitunter auf Unwillen.

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  • Soziale Beziehungen: Das Symptom erschwert den Aufbau und die Aufrechterhaltung zwischenmenschlicher Kontakte. Oft wird das Verhalten von Freunden und Familie als distanziert oder kalt wahrgenommen. Menschen, die gezwungen sind, sich in einer ausgeprägten emotionalen Isolation zu bewegen, tendieren im weiteren Verlauf der Erkrankung zu genereller Hoffnungslosigkeit, einer alles zugrundeliegenden inneren Leere.
  • Beruf und Alltag: Entscheidungen basieren weniger auf intuitiven Gefühlsreaktionen, was zu Unsicherheiten und Leistungsabfällen führen kann. Selbst im Arbeitsumfeld fehlt der emotionale Antrieb, der normalerweise zu Kreativität und Engagement beiträgt. Auch die Leistungs- und Lernbereitschaft in Beruf und Alltag wird durch die fehlende innere Motivation stark geschwächt.
  • Selbstwahrnehmung: Der Verlust des eigenen emotionalen Erlebens kann zu Identitätsfragen führen. Betroffene fühlen sich oft fremd in der eigenen Haut und berichten von einem tiefen Gefühl der inneren Leere. Wer sich selbst nicht spürt, kann auch schwer in Beziehung treten.

Diese Auswirkungen können den Betroffenen das Gefühl geben, den Zugang zu einem authentischen Leben verloren zu haben.

Diagnose

Aktuell bemängelt die Wissenschaft eine viel zu geringe Aufmerksamkeit der herrschenden Symptomatik gegenüber. Oft werden fälschlicherweise psychische Erkrankungen wie Angststörung oder Depression diagnostiziert, wobei die emotionale Taubheit nur als Unterpunkt gilt. Die Krankheit kann in unterschiedlichen Mustern ablaufen. Von einem plötzlichen oder auch schleichenden Beginn ausgehend können sich die Symptome schubartig oder kontinuierlich verschlimmern. Auch Mischformen sind möglich - etwa ein unauffälliger Beginn, schleichender Fortschritt und letztendlich ein für die Umwelt gänzlich unverständliches, schubartiges Voranschreiten der Krankheit.

Die Diagnose von dissoziativen Störungen erfolgt in der Regel durch einen erfahrenen Psychiater oder Psychotherapeuten.

  • Klinisches Interview: Ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen, in dem die Symptome, die Vorgeschichte und die aktuellen Lebensumstände erfragt werden.
  • Diagnostische Tests: Standardisierte Fragebögen und Tests, wie die „Dissociative Experiences Scale“ (DES), können verwendet werden, um das Ausmaß der Dissoziation zu messen.
  • Differentialdiagnose: Der Therapeut wird auch andere mögliche psychische oder körperliche Erkrankungen ausschließen, die ähnliche Symptome verursachen können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Fällt es dem Betroffenen schwer, Emotionen zu entwickeln oder sie bei einem Gegenüber zu deuten, sollte er seine Beobachtungen von einem Arzt abklären lassen. Bei emotionaler Taubheit leiden die Angehörigen häufig stärker an den Symptomen als der Erkrankte selbst. Daher ist ebenfalls anzuraten, dass die Familienmitglieder oder Partner eines Patienten einen Arzt konsultieren. Sie benötigen eine umfassende Aufklärung über die Symptomatik der Erkrankung. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, wenn sie bei der Bewältigung der Situation emotionale und seelische Unterstützung in Anspruch nehmen. Betroffene nehmen den Mangel an Emotionen häufig sehr spät wahr. Meist leiden sie unter anderen Erkrankungen, deren Auswirkung die emotionale Taubheit ist. Ein Arztbesuch ist aus diesem Grund vorzunehmen, sobald der Betroffene sich unwohl fühlt, seine Teilnahme am sozialen Leben gering ist oder er eine Antriebslosigkeit bemerkt. Häufig wird er von Mitmenschen darauf hingewiesen, dass sein Verhalten unüblich ist. Kehren die Andeutungen wiederholt auf, ist es ratsam einen Arzt zu konsultieren und die Situationen zu schildern. Die emotionale Taubheit kann als Folgeerscheinung eines Traumas auftreten. Nach dem Erleben eines schicksalhaften Ereignisses ist es grundsätzlich ratsam, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen.

Behandlungsmöglichkeiten

Da die emotionale Taubheit per se nicht als Erkrankung gewertet wird, wird in erster Linie die Grunderkrankung behandelt. Einschlägige Methoden konnten sich hierbei bislang nicht etablieren. Diese sollen durch die gezielte Anregung beziehungsweise Hemmung bestimmter Hormonausschüttungen Einfluss auf die Wahrnehmbarkeit der eigenen Gefühle nehmen. Auch psychosomatisch gibt es bislang keine einschlägigen Therapieverfahren. Große Hoffnungen liegen im Bereich der Traumatologie auf der Verhaltenstherapie. Um die Gefühle wiederzufinden, braucht es zuweilen keiner Worte. Sondern den Körper: Berührung, Bewegung, Atmung. Deshalb setzen Therapien mehr und mehr auf körperorientierte Verfahren. Chronische Dissoziation kann zu einem brüchigen Selbstgefühl führen, zu Depressionen und Angststörungen. Wer sich selbst nicht spürt, kann auch schwer in Beziehung treten. Doch diese Distanz kann sich auflösen.

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  • Körperorientierte Verfahren: Methoden wie Somatic Experiencing, traumasensibles Yoga oder achtsamkeitsbasierte Körperarbeit können helfen, die Verbindung zwischen Empfindung und Bewusstsein langsam wiederherzustellen. Dabei geht es nicht um schnelle Durchbrüche, sondern um feine Signale: den Druck der Fersen auf Holzboden, die sanfte Bewegung des Bauchs und der Brust beim Ein- und Ausatmen. Impulse, sich zu strecken.
  • EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing): Auch EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) zeigt bei vielen Menschen Wirkung: Bei dieser Methode versetzen sich Betroffene in den Schrecken der Vergangenheit und lassen dabei ihre Augen rhythmisch hin und her wandern. Das Verfahren hilft, traumatische Erinnerungen zu verarbeiten.
  • Therapie mit der EMDR Methode: Mittels der EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) Methode, können die unterschiedlichen Symptome der Disssoziationen und deren Auslöser bewusst gemacht werden.
  • Tierbegleitete und Tiergestützte Therapie: Die tiergestützte Therapie nutzt den Umgang mit Tieren, um das emotionale Wohlbefinden zu fördern. Diese Form der Therapie kann besonders hilfreich sein, um Gefühle von Entfremdung und Isolation zu mildern, da der Kontakt mit Tieren nachweislich Stress reduziert und das allgemeine Wohlbefinden verbessert.
  • Kreativ- und Kunsttherapie: Die Kreativ- und Kunsttherapie ermöglicht es den Patientinnen und Patienten, durch kreative Ausdrucksformen wie Malen, Zeichnen oder Bildhauerei ihre inneren Erlebnisse zu verarbeiten und auszudrücken. Diese Form der Therapie kann besonders hilfreich sein, um dissoziative Symptome zu lindern, da der kreative Prozess eine Brücke zwischen dem bewussten und unbewussten Erleben schafft.
  • Musik- und Stimmtherapie: Musik- und Stimmtherapie nutzen musikalische Elemente, um emotionale und psychologische Heilungsprozesse zu unterstützen. Diese Therapieform kann besonders wirksam sein, um dissoziative Zustände zu mindern, da Musik und Gesang helfen, tiefer liegende Emotionen freizusetzen und zu verarbeiten.
  • Entspannungsverfahren: Techniken wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson und geleitete Imagination werden regelmäßig angeboten. Diese Methoden zielen darauf ab, körperliche und geistige Entspannung zu fördern und sind effektiv im Abbau von Stress und Angst. Entspannungsverfahren können dazu beitragen, dissoziative Episoden zu reduzieren, indem sie den Betroffenen helfen, einen Zustand der Ruhe und des Wohlbefindens zu erreichen.

Umgang mit dissoziativen Zuständen im Alltag

Der Umgang mit dissoziativen Zuständen im Alltag kann eine Herausforderung darstellen, sowohl für die Betroffenen selbst als auch für ihre Angehörigen und Freunde.

  • Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit: Durch regelmäßige Achtsamkeitsübungen können Betroffene lernen, ihre Symptome frühzeitig zu erkennen und bewusst damit umzugehen.
  • Strukturierter Tagesablauf: Ein gut strukturierter Tagesablauf kann helfen, Unsicherheit und Stress zu reduzieren.
  • Erinnerungshilfen: Gedächtnislücken können durch den Einsatz von Erinnerungshilfen, wie Notizbüchern, Kalendern oder Apps, besser kontrolliert werden.
  • Therapie und Unterstützung: Der regelmäßige Besuch bei einem Therapeuten oder einer Selbsthilfegruppe kann emotionale Unterstützung bieten und neue Bewältigungsstrategien vermitteln.

Auch Angehörige und Freunde spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit dissoziativen Zuständen.

  • Verständnis und Geduld: Dissoziative Zustände sind oft schwer nachvollziehbar.
  • Offene Kommunikation: Eine offene und ehrliche Kommunikation ist essenziell.
  • Stabile Umgebung bieten: Eine stabile und sichere Umgebung kann helfen, die Symptome zu reduzieren.
  • Ermutigung zur Selbstfürsorge: Angehörige können Betroffene ermutigen, auf ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu achten.

Prävention und Selbstfürsorge

Die Prävention von dissoziativen Zuständen und die Förderung der Selbstfürsorge sind entscheidend, um das Wohlbefinden zu verbessern und das Risiko für schwere dissoziative Episoden zu verringern.

  • Stressmanagement: Ein effektives Stressmanagement kann helfen, das Auftreten von Dissoziation zu verhindern oder zu minimieren. Zeitmanagement, regelmäßige Pausen, Entspannungstechniken und körperliche Aktivität spielen hierbei eine zentrale Rolle.
  • Achtsamkeit: Achtsamkeit kann helfen, das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment zu schärfen und dadurch dissoziative Symptome zu verringern. Regelmäßige Achtsamkeitsübungen fördern die Selbstwahrnehmung und das emotionale Gleichgewicht.
  • Gesunder Umgang mit Belastungen: Der Umgang mit belastenden Situationen auf eine gesunde Weise ist essenziell, um Dissoziation zu verhindern. Regelmäßige Selbstfürsorge, ein starkes soziales Netzwerk und das Erkennen und Respektieren persönlicher Grenzen sind hierbei von großer Bedeutung.

Prognose

Eine vorübergehende emotionale Taubheit hat eine gute Prognose. Sie wird häufig ausgelöst durch Phasen einer emotionalen Überforderung, Hektik, das Eintreten von Lebenskrisen oder traumatischen Ereignissen. Sobald diese emotionalen Herausforderungen verarbeitet wurden, kehren die Emotionen wieder zurück und die Taubheit verschwindet. Mit einer psychologischen Betreuung kann bei vielen Patienten eine Verkürzung der Leidensphase oder eine Linderung der Beschwerden festgestellt werden. Bei kleineren Krisen wird nicht immer ein Therapeut benötigt, um eine Heilung zu erreichen. Sieht sich der Betroffene der Bewältigung einer intensiven seelischen Problematik oder mehreren emotional aufwühlenden Ereignissen ausgesetzt, kann es zu weiteren Beschwerden und damit einer Verschlechterung der Prognose kommen. Dies gilt insbesondere, wenn keine medizinische Behandlung in Anspruch genommen wird. Stellt die emotionale Taubheit kein eigenständiges Krankheitsbild dar, muss für die Stellung einer Prognose die vorliegende Grunderkrankung diagnostiziert werden. Sofern diese therapier- oder behandelbar ist, kommt es auch zu einer Heilung der emotionalen Taubheit. Liegt eine Störung vor, die mit den derzeitigen medizinischen Möglichkeiten nicht heilbar ist, bleibt die emotionale Taubheit langfristig bestehen. Ein sehr häufiges Kriterium für die Verbesserung der Beschwerden stellt die Krankheitseinsicht des Patienten dar.

Nachsorge

Im Zuge einer bereits bekannten Grunderkrankung ist eine regelmäßige psychologische Beurteilung der emotionalen Empfindungsfähigkeit anzuraten. Kurzweilige Zustände können durch eine gesunde, ausgewogene Lebensweise vermieden werden. Auch der Verzicht auf Genussmittel wie Alkohol und Nikotin fördern ein gesundes Verhältnis zur eigenen Gefühlswelt und zur emotionalen Aufnahme und Verarbeitung von Umweltreizen. Emotionale Taubheit erfordert je nach Ursache eine mehr oder minder intensive Nachsorge. Die Abkapselung der Seele gegenüber Angriffen oder Reizen kann bei Kindern oder Erwachsenen auf einen Autismus hinweisen, aber auch auf psychischen Missbrauch schließen lassen. Im ersten Fall ist eine Nachsorge schwierig, aber durchaus machbar. Auch Autisten profitieren davon, wenn sie über längere Zeit intensiv betreut werden. Im Falle von sexuellem oder psychischem Missbrauch ist eine Psychotherapie oder Verhaltenstherapie der geeignete Ansatz, der emotionellen Taubheit auf die Spur zu kommen. Außerdem kann emotionale Taubheit auf ein posttraumatisches Belastungssyndrom hinweisen. In diesem Fall muss die Belastungsstörung nach der Diagnose therapeutisch behandelt werden. Die emotionale Taubheit kann Monate oder Jahre später nach einem belastenden Erlebnis auftreten. Emotionale Taubheit kann aber auch ein Bestandteil psychischer Erkrankungen sein. Infrage kommen beispielsweise Depressionen. Diese erfordern oft eine medikamentöse Dauer-Therapie.

Selbsthilfe und Unterstützung

In den meisten Fällen gilt die emotionelle Taubheit als Symptom, statt dass sie als eigenständiges Problem erkannt und behandelt wird. Sie stellt meist eine vor mehreren Störungen dar, zum Beispiel bei selbstzerstörendem Verhalten wie dem Ritzen, beim Alkoholismus und ähnlichen Entlastungsversuchen. Die Möglichkeiten der Selbsthilfe bei einer emotionalen Taubheit sind sehr eingeschränkt. Auch wenn Empathie grundsätzlich für Geschlechter gleichermaßen erlernbar ist, ist es den Betroffenen einer emotionalen Taubheit meist aufgrund eines emotional stark belastenden Ereignisses diese Fähigkeit nicht abrufbar. In den meisten Fällen wird die Erkrankung von den Angehörigen ebenfalls als beschwerlich wahrgenommen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Partner und Familienmitglieder umfassend über die Beschwerden des Betroffenen unterrichtet werden. Häufig benötigen sie psychologische Unterstützung, damit sie im Alltag mit den Symptomen umgehen können. Die Erkrankten erleben oftmals eine geringere oder gar keine Emotionen. Ihnen fehlt die Kompetenz, den Zugang zu den eigenen Empfindungen aufzubauen. Gleichzeitig ist es ihnen oftmals nicht möglich, die Gefühle und inneren Erlebenszustände anderer Menschen wahrzunehmen und darauf einzugehen. Toleranz und Verständnis sind von allen Beteiligten gefordert. Im Alltag ist es hilfreich, offen über die Geschehnisse und Wahrnehmungen aller betroffenen Personen aus dem Umfeld zu reden. Erklärungen über ein bestimmtes Verhalten sind ebenso wichtig, wie die Reflektion von Verhaltensmustern. Auf der Basis von gegenseitigem Vertrauen sowie dem Austausch von Wünschen und Bedürfnissen können gemeinsam Veränderungen erzielt werden.

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