Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach der Erfahrung oder Beobachtung eines extrem belastenden Ereignisses oder einer Situation auftritt. Diese traumatischen Erlebnisse können vielfältig sein und Unfälle, Naturkatastrophen, Gewalterfahrungen oder andere traumatische Erlebnisse umfassen. Die PTBS äußert sich in Form von wiederkehrenden belastenden Erinnerungen, Albträumen, emotionaler Abstumpfung und erhöhter Reizbarkeit.
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?
Die Abkürzung PTBS steht für Posttraumatische Belastungsstörung. Es handelt sich dabei nicht um eine Persönlichkeitsstörung, sondern um eine verzögerte psychische Reaktion auf ein extrem belastendes Ereignis. Der Verlauf einer PTBS ist vor allem durch aufdringliche Gedanken, belastende Alpträume oder Flashbacks aufgrund der Traumatisierung gekennzeichnet.
Ob Menschen nach dem Erleben eines traumatischen Ereignisses eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln, hängt unter anderem von der Art der Traumatisierung ab. Eine Posttraumatische Belastungsstörung tritt bei Frauen ungefähr doppelt so häufig auf wie bei Männern. Ein Grund dafür ist, dass Frauen in der Regel häufiger traumatische Ereignisse erleben.
Die Symptome oder Anzeichen einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) treten entweder kurzfristig oder zeitlich verzögert nach einem belastenden Ereignis auf. Es können sogar einige Jahrzehnte vergehen, bis es zu einer Symptomatik kommt. Menschen mit einer PTBS befinden sich in ständiger Alarmbereitschaft. Generell kann man sagen, dass Betroffene einer Posttraumatischen Belastungsstörung oft ein erschüttertes Selbst- und Weltbild haben und das Vertrauen in andere Menschen meistens gestört ist. Einige Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung haben mit Gefühlen von Schuld und Scham zu kämpfen.
Ursachen und Auslöser einer PTBS
Die Ursache oder der Auslöser einer PTBS oder Posttraumatischen Belastungsstörung lässt sich immer auf ein schwerwiegendes Ereignis oder ein Trauma zurückführen. Die Betroffenen haben dieses entweder als Opfer, Augenzeugin oder Augenzeuge oder beispielsweise als Rettungshelferin oder Rettungshelfer erlebt. Durch das Erleben dieser z. B. bedrohlichen Situation, kann eine - in manchen Fällen dauerhafte - Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses stattfinden. Das wiederum löst dann eine psychische Störung aus.
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Traumata oder belastende Ereignisse, die eine PTBS auslösen, können in zwei Formen bzw. Typen eingeteilt werden:
- Trauma Typ 1: kurze Dauer und einmaliges Auftreten, wie z. B. ein Unfall oder eine Naturkatastrophe
- Trauma Typ 2: längere Dauer bzw. wiederholtes Auftreten, wie z. B. Kriegsgefangenschaft, anhaltender sexueller Missbrauch oder Geiselhaft
Ursachen und Auslöser einer PTBS sind unter anderem:
- Gewalterfahrungen, wie Folter, Überfälle, sexueller Missbrauch, Vergewaltigungen und Entführungen
- Krieg, Aufstände, Flucht, Terroranschläge und Vertreibung
- Unfälle aller Art, z. B. beim Sport oder im Verkehr
- Naturkatastrophen, wie Brände, Erdbeben und Überschwemmungen
- Erkrankungen, z. B.
Es gibt einige Risikofaktoren, die dazu beitragen können, eine PTBS zu entwickeln.
Symptome einer PTBS
Die Symptome einer PTBS sind vielfältig und können sich von Person zu Person unterscheiden. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Wiedererleben des Traumas: Betroffene erleben das traumatische Ereignis immer wieder in Form von Flashbacks, Albträumen oder aufdringlichen Gedanken.
- Vermeidung: Betroffene vermeiden Orte, Personen oder Situationen, die sie an das Trauma erinnern.
- Negative Veränderungen in Denken und Stimmung: Betroffene haben negative Gedanken über sich selbst, die Welt oder die Zukunft. Sie fühlen sich oft hoffnungslos, schuldig oder schamvoll.
- Übererregung: Betroffene sind ständig in Alarmbereitschaft, schreckhaft und reizbar. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder zu schlafen.
- Emotionale Taubheit: Betroffene fühlen sich emotional distanziert und können keine Freude oder Zuneigung empfinden.
Emotionale Taubheit als Symptom der PTBS
Emotionale Taubheit ist ein häufiges Symptom der PTBS. Betroffene beschreiben ein Gefühl der inneren Leere, der Gefühllosigkeit oder der Abgeschiedenheit von ihren eigenen Emotionen und denen anderer. Sie können Schwierigkeiten haben, Freude, Trauer, Wut oder Liebe zu empfinden. Dieses Gefühl der emotionalen Taubheit kann dazu führen, dass sich Betroffene von ihren Mitmenschen isolieren und Schwierigkeiten in ihren Beziehungen haben.
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Dissoziative Reaktionen, wie z. B. Emotionale Taubheit und Abflachung der Gefühle (z. B.
Diagnose einer PTBS
Die Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wird anhand der Dauer und des Schweregrads der Symptome gestellt. Sind die Kriterien einer PTBS für einen Zeitraum länger als vier Wochen erfüllt, und die Leistungsfähigkeit in wichtigen Bereichen des Alltags eingeschränkt, wird eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert.
In einem ausführlichen Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt wird mit den Betroffenen über Beschwerden, Gefühle, Krankheitsgeschichte und mögliche Risikofaktoren gesprochen. Diese werden dann in einem Zusammenhang mit der Lebenssituation der Patientin oder des Patienten gebracht. Als Hilfsmittel zur Diagnose werden standardisierte Fragebögen genutzt.
Da im Zentrum der Diagnose vor allem die Herausarbeitung des auslösenden Traumas der Posttraumatischen Belastungsstörung steht, findet das Gespräch in einer vertrauensvollen Atmosphäre statt, die es den Betroffenen ermöglichen soll, sich dem Arzt oder der Ärztin zu öffnen.
Die Diagnosestellung erfolgt klinisch anhand der diagnostischen Kriterien der ICD-10 bzw. ICD-11. Die ICD-11 soll die klinische Nützlichkeit der Diagnosekriterien erhöhen. Statt 13 Symptome sind es nur noch 6 Kernsymptome, die in 3 Cluster eingeteilt werden. Pro Cluster sind zwei Symptome. Das traumatische Ereignis, dass zu einer PTBS führt, ist definiert als ein Ereignis oder eine Serie von Ereignissen, die sehr bedrohlich sind. Wenn die Diagnosekriterien einer PTBS erfüllt sind und Betroffene unter sogenannten „Schwierigkeiten in der Selbstorganisation“ leiden, kann die Diagnose einer kPTBS gestellt werden. Scham- oder Schuldgefühle inkl.
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Differentialdiagnosen
Es ist wichtig, die PTBS von anderen psychischen Störungen abzugrenzen, da die Behandlungsansätze unterschiedlich sein können. Zu den Differentialdiagnosen gehören:
- Akute Belastungsstörung: Stressreaktionen, die auftreten, nachdem eine Person ein lebensbedrohliches Ereignis erlebt hat. Die Symptome dauern maximal 3 Tage an und manifestieren sich direkt nach der Exposition gegenüber eines belastenden Ereignisses. Es kommt zu Bewusstseinseinengungen, Gefühlen der „Taubheit“, dissoziativen Symptomen, das Vermeiden von Erinnerungen, Reizbarkeit, Hyperarousal sowie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Um als akute Belastungsstörung zu gelten, muss das traumatische Ereignis innerhalb eines Monats stattgefunden haben; bei einer PTBS kann es zu einem beliebigen Zeitpunkt in der Vergangenheit geschehen. Die Symptome dauern weniger als einen Monat an, im Gegensatz zu der längeren Dauer bei einer PTBS.
- Anpassungsstörung: psychologische Reaktion auf einen identifizierbaren Stressor (z. B. Lebensveränderung), gekennzeichnet durch emotionale oder Symptome der Verhaltensänderung, die < 3 Monate nach der Exposition auftreten und bis zu 6 Monate andauern. Anpassungsstörung unterscheidet sich von der PTBS durch eine geringere Anzahl von Symptomen und das Fehlen von reaktiven Symptomen auf das Trauma (z. B. Intrusionen, negative Stimmung, dissoziative Symptome, Erregungssymptome).
- Kurze psychotische Störung: mindestens ein psychotisches Symptom, das mindestens einen Tag und weniger als einen Monat andauert. Kurze psychotische Störungen treten in der Regel plötzlich auf und sind oft stressbedingt. Das Vorhandensein von psychotischen Symptomen wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen unterscheidet diese Diagnose von einer akuten Belastungsstörung. Außerdem normalisiert sich der Zustand der Betroffenen wieder vollkommen. Die Behandlung umfasst Antipsychotika der 2. Psychotherapie.
- Panikstörung: chronische psychische Störung, die durch wiederkehrende und episodische Panikattacken gekennzeichnet ist, die plötzlich und ohne Auslöser auftreten. Die Episoden können Minuten bis Stunden andauern. Panikstörung ist mit Angst oder Furcht vor einem weiteren Anfall oder dessen Komplikationen und einigen Verhaltensänderungen verbunden. Eine posttraumatische Belastungsstörung lässt sich durch eine sorgfältige Überprüfung des Auftretens der Angst- und Erregungssymptome unterscheiden.
- Schizophrenie oder auch schizophrene Psychose: eine psychische Erkrankung.
Behandlung einer PTBS
Bei einer Vielzahl von Posttraumatischen Belastungsstörungen gibt es gute Chancen auf eine Heilung. Bei PTBS sollten daher rechtzeitig passende Therapiemaßnahmen ergriffen werden, um die besten Heilungschancen zu erreichen. Es gibt bei PTBS auch eine sogenannte Spontanremission, eine Heilung der Betroffenen ohne Behandlung. Eine chronische PTBS entsteht meistens dann, wenn die Symptome bereits über Jahre bestehen.
Eine frühzeitige Behandlung von PTBS ist von großer Bedeutung und sollte von einer Psychiaterin oder einem Psychiater durchgeführt werden. Die Behandlung erfolgt in der Regel ambulant, kann aber auch in einem Klinikaufenthalt stattfinden, wenn erforderlich. Bei der Behandlung vom PTBS-Syndrom kommen vor allem eine Trauma-fokussierende Psychotherapie und in manchen Fällen Medikamente zum Einsatz.
Psychotherapie
- Trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Bei einer PTBS ist diese Form der Psychotherapie am wirksamsten. Mit dieser Therapie lassen sich die Beschwerden von PTBS am wirksamsten behandeln. Dabei werden die Betroffenen über die Therapie zunächst aufgeklärt. Im Zentrum stehen vor allem die kognitive Umstrukturierung und die Auseinandersetzung mit den Erinnerungen des traumatischen Erlebnisses oder der erlebten Bedrohung.
- Kognitive Verarbeitungstherapie: Eine Unterform der CBT ist die kognitive Verarbeitungstherapie. Bei dieser sollen die Auswirkungen des Traumas und die damit einhergehenden negativen Gedanken über die eigene Person und das Trauma relativiert werden. Damit sollen sie, als etwas anderes, als das eigentliche traumatische Erlebnis betrachtet werden. Nach entsprechender Vorbereitung werden die Patient*innen einem Trauma-assoziierten Reiz ausgesetzt (Exposition). Dies soll zu einer kognitiven Umstrukturierung mit verbesserter Symptomkontrolle, vermindertem Vermeidungsverhalten und Traumabearbeitung führen.
- EMDR-Therapie: EMDR steht für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing” und ist eine Form der Expositionstherapie. Bei dieser Form der Therapie, sollen PTBS-Betroffene ihre traumatisierende Erfahrung imaginär wiedererleben, während sie unter Anleitung einer Therapeutin oder eines Therapeuten, ruckartige horizontale Augenbewegungen durchführen. Die Patientin oder der Patient soll dabei lernen, sich der belastenden Situation gedanklich oder in der Realität zu stellen.
Pharmakotherapie
Eine alleinige Behandlung von PTBS nur mit Medikamenten ist nicht sinnvoll, da sie im Vergleich zur traumabezogenen Psychotherapie nicht den gleichen Effekt erzielen. Allerdings kommen sie vor allem dann zum Einsatz, wenn psychiatrische Störungen oder sehr ausgeprägte PTBS-Symptome, wie Depressionen und Angststörungen auftreten.
Zum Einsatz kommen:
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) bei Angst oder depressiven Symptomen
- Prazosin zum Verringern von Alpträumen
- Stimmungsstabilisatoren oder atypische Antipsychotika
- Serotonin-Wiederaufnahmeinhibitoren (SSRI) und ähnliche Antidepressiva): Therapie der ersten Wahl (z. B.
- Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) (z. B.
- Atypische serotonerge Wirkstoffe (z. B.
- Opioid-Analgetika, die mit abgestumpften Emotionen in Zusammenhang stehen.
Ob eine medikamentöse Behandlung bei PTBS sinnvoll ist, und wann sie angewandt wird, sollte immer mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprochen werden.
Unterstützende Behandlungsmöglichkeiten
In einen Gesamtbehandlungsplan werden auch oft kreative Ansätze wie Musiktherapien, Kunsttherapien oder Bewegungstherapien eingebaut. Auch Ergotherapien kommen bei Menschen mit PTBS zum Einsatz. Autogenes Training oder Yoga als Entspannungstechniken, können ebenso dabei helfen Symptome besser steuern zu können.
Behandlung in den St. Kliniken
Die St. In unseren Kliniken helfen wir Betroffenen einer PTBS mit einem vielfältigen Therapie- und Behandlungsangebot durch erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten. Unsere psychiatrischen Kliniken behandeln Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, PTBS oder auch einer bipolaren Störungen. Das Angebot unserer psychiatrischen Einrichtungen umfasst dabei sowohl die stationäre Therapie in der Klinik - bei besonders stark auftretenden Symptomen - oder eine ambulante Betreuung. Kliniken der St. PD Dr. med. Wir behandeln sämtliche psychische Erkrankungen. Dr. med.
Neurobiologische Aspekte der PTBS
Ätiologie und Pathophysiologie der PTBS sind noch nicht abschließend geklärt und werden aktuell noch erforscht. Ursächlich ist jedoch ein multifaktorielle Genese. Hemmt normalerweise die Überaktivierung von anderen Regionen des limbischen Systems.
Hirnregionen, die bei einer PTBS betroffen sind. Bild: “PTSD brain“ by The National Institute of Mental Health (NIMH).
Wichtige neurobiologische Prozesse bei einer PTBS:
- HPA-Achse: Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde-Achse
- PFC: medialer präfrontaler Kortex Bild von Lecturio.
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