Epidiolex® Erfahrungen bei Epilepsie: Eine umfassende Analyse

Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychoaktives Cannabinoid aus der Hanfpflanze, hat in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit als potenzielle Therapieoption für verschiedene Erkrankungen, insbesondere Epilepsie, erhalten. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen mit Epidiolex®, einem zugelassenen Medikament auf CBD-Basis, bei der Behandlung von Epilepsie, insbesondere bei therapieresistenten Formen.

Einführung in CBD und Epilepsie

Epilepsie ist keine einheitliche Erkrankung, sondern eine vielfältige Gruppe von neurologischen Störungen, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet sind. Diese Anfälle entstehen durch abnorme elektrische Entladungen im Gehirn und können unterschiedliche Ursachen haben, darunter genetische Defekte, Hirnverletzungen, Tumore oder Entzündungen.

Die Behandlung von Epilepsie zielt in erster Linie darauf ab, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren oder Anfallsfreiheit zu erreichen. Hierfür stehen verschiedene Antiepileptika zur Verfügung, die jedoch nicht bei allen Patienten wirksam sind. Etwa 30 Prozent der Patienten mit Epilepsie gelten als pharmakoresistent, was bedeutet, dass ihre Anfälle trotz Behandlung mit mehreren Medikamenten nicht ausreichend kontrolliert werden können.

In den letzten Jahren hat sich Cannabidiol (CBD) als vielversprechende Option für die Behandlung von Epilepsie herauskristallisiert, insbesondere bei therapieresistenten Formen. CBD entfaltet seine antiepileptische Wirkung über ein komplexes Netzwerk nicht-kanabinoider Zielstrukturen. Im Gegensatz zu THC greift CBD nicht direkt an CB1- oder CB2-Rezeptoren an, sondern beeinflusst multiple neuronale und entzündliche Signalwege.

Wie wirkt CBD bei epileptischen Anfällen?

CBD wirkt bei epileptischen Anfällen nicht über CB1/CB2 wie THC, sondern durch eine multimodale Wirkung auf Ionenkanäle, Neurotransmitter und Entzündungswege. Cannabidiol (CBD) wirkt antiepileptisch durch die Modulation mehrerer neuronaler und inflammatorischer Signalwege - unter anderem durch Beeinflussung von Kalziumkanälen, Adenosin-Signalwegen, GABAerge Transmission und der Hemmung exzitatorischer Glutamatrezeptoren. Entzündungsmediatoren (z. B.

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Dazu zählen u. a. TRPV1-Desensibilisierung, Hemmung der Adenosin-Wiederaufnahme, Antagonismus am GPR55-Rezeptor sowie die Modulation von Kalziumkanälen, GABA-Transmission und Glutamatfreisetzung. Diese multimodale Wirkweise stabilisiert übererregte neuronale Netzwerke und reduziert die Anfallsbereitschaft.

Epidiolex®: Ein zugelassenes CBD-Medikament

Epidiolex® ist das einzige Cannabidiol(CBD)-haltige Arzneimittel, das in den USA und Europa zur Behandlung bestimmter Epilepsieformen zugelassen ist. Es handelt sich um eine Lösung mit Erdbeergeschmack auf Basis von Sesamöl, welches in pharmazeutischer Aufbereitung gereinigtes 98%iges Cannabidiol und weniger als 0,2% THC der Cannabispflanze Cannabis sativa L. beinhaltet.

In den USA erhielt Epidiolex® 2018 die Zulassung für die Behandlung von Anfällen im Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom und dem Dravet-Syndrom bei Patienten ab zwei Jahren. 2020 wurde die Zulassung auf Anfälle im Zusammenhang mit dem Tuberöse-Sklerose-Komplex erweitert. Die EMA-Zulassung der europäischen Zulassungsbehörde wurde im Dezember 2017 beantragt, eine Entscheidung wurde Anfang 2019 erwartet. Epidyolex darf künftig auch in der EU zur unterstützenden Behandlung von Krampfanfällen im Zusammenhang mit den schweren kindlichen Epilepsieformen Lennox-Gastaut-Syndrom oder Dravet-Syndrom eingesetzt werden.

Welche Formen von Epilepsie können mit CBD behandelt werden?

Cannabidiol (CBD), insbesondere in Form des zugelassenen Arzneimittels Epidiolex®, wird primär zur Behandlung seltener, therapieresistenter Epilepsieformen eingesetzt. CBD ist derzeit offiziell zugelassen für drei schwer behandelbare Formen von Epilepsie: Dravet-Syndrom, Lennox-Gastaut-Syndrom und Tuberöse Sklerose.

Die besten wissenschaftlichen Nachweise bestehen für das Dravet-Syndrom, das Lennox-Gastaut-Syndrom sowie das Tuberöse Sklerose-Syndrom. Die Evidenz basiert auf groß angelegten, randomisierten Phase-III-Studien mit Epidiolex®.

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  • Dravet-Syndrom: Das Dravet-Syndrom ist eine relativ seltene frühkindliche Epilepsie. Die Häufigkeit wird auf 1:20.000-1:40.000 geschätzt, der Anteil an allen Epilepsien im Kindesalter beträgt etwa 3,5 Prozent. Ursache des erst 1978 von einer französischen Kinderärztin beschriebenen Syndroms sind verschiedene Gendefekte, die beispielsweise die Bildung eines Natriumkanals in der Membran der Nervenzellen stören, was die Anfallsbereitschaft deutlich erhöht.
  • Lennox-Gastaut-Syndrom: Das Lennox-Gastaut-Syndrom macht etwa 1 bis 4 Prozent der Epilepsie-Erkrankungen bei Kindern aus. Die Patienten leiden lebenslang unter schweren epileptischen Anfällen, was die kognitiven Funktionen beeinträchtigen kann.
  • Tuberöse Sklerose: 2020 wurde die Zulassung auf Anfälle im Zusammenhang mit dem Tuberöse-Sklerose-Komplex erweitert.

Wissenschaftliche Evidenz zur Wirkung von CBD bei Epilepsie

Die wissenschaftliche Evidenz zur Wirkung von Cannabidiol (CBD) bei Epilepsie ist besonders für bestimmte therapieresistente Syndrome wie das Dravet-Syndrom, das Lennox-Gastaut-Syndrom und die Tuberöse Sklerose gut belegt. In mehreren groß angelegten, randomisierten, placebokontrollierten Studien wurde gezeigt, dass CBD - meist in Form des Arzneimittels Epidiolex® - die Anfallshäufigkeit signifikant reduzieren kann.

Die Zulassung von Epidyolex basiert laut Hersteller auf Daten aus einem klinischen Entwicklungsprogramm, das drei randomisierte und kontrollierte klinische Phase-3-Studien (NCT02091375, NCT02224703 und NCT02224560) sowie eine offene Verlängerungsstudie (NCT02224573) umfasste. Letztere untersuchte die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit und schloss 189 Patienten aus zwei der vorherigen Phase-3-Studien ein. Die Studien umfassen Daten von 714 Patienten mit LGS oder DS.

In einer 14-wöchigen Studie mit 171 Patienten im Alter von 2 bis 55 Jahren, die an therapieresistentem Lennox-Gastaut-Syndrom litten, reduzierte die Gabe von 20 mg Cannabidiol (Epidiolex) pro Kilogramm Körpergewicht und Tag die Rate der Anfälle mit Sturzfolge signifikant im Vergleich zu Placebo. Die Rate der Anfälle mit Sturzfolge reduzierte sich unter dem Cannabinoid von zuvor 71,4 pro Monat auf 31,4 pro Monat, unter Placebo von 74,7 auf 56,3 Stürze pro Monat - eine relative Risikoreduktion um 43,9 Prozent.

Die Ergebnisse der Verlängerungsstudie zeigten, dass die Behandlung mit Epidyolex die Krampfanfälle um 38% bis 44% und alle Krampfanfälle um 39% bis 51% verringerte.

CBD als Add-on-Therapie

In den großen Zulassungsstudien zu Epidiolex® (reinem CBD) wurde Cannabidiol ausschließlich als begleitende Maßnahme zur bestehenden antiepileptischen Medikation eingesetzt - typischerweise bei Patient:innen mit therapieresistenter Epilepsie, die auf mehrere andere Medikamente unzureichend ansprachen. Dabei zeigte sich, dass CBD die Häufigkeit und Schwere epileptischer Anfälle signifikant reduzieren kann, insbesondere bei Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndrom.

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Wissenschaftliche Reviews (z. B. Silvestro et al., 2019) und klinische Leitlinien betonen, dass CBD derzeit nicht als Monotherapie empfohlen wird, sondern ausschließlich als additive Therapieoption bei schwer behandelbaren Fällen. CBD kann jedoch in Einzelfällen eine Reduktion der Begleitmedikation ermöglichen - z. B. durch Senkung der Dosis von Clobazam, wodurch Nebenwirkungen reduziert werden können.

Fazit: CBD ist keine Alternative im Sinne eines vollständigen Ersatzes von Antiepileptika, sondern ein sinnvolles Add-on, insbesondere bei therapieresistenten kindlichen Epilepsieformen.

Sicherheit von CBD bei Kindern mit Epilepsie

Die Anwendung von Cannabidiol (CBD) bei Kindern mit Epilepsie gilt nach der aktuellen Studienlage als gut verträglich und sicher - insbesondere im Rahmen der zugelassenen Indikation mit Epidiolex®. In mehreren großen randomisierten kontrollierten Studien (z. B. Devinsky et al., 2017; Thiele et al., 2018) wurde die Sicherheit von oralem CBD in Dosierungen zwischen 10 und 20 mg/kg Körpergewicht pro Tag bei Kindern mit Dravet- oder Lennox-Gastaut-Syndrom umfassend untersucht.

In den Zulassungsstudien wurde keine relevante Beeinträchtigung der kognitiven oder neurologischen Entwicklung durch CBD festgestellt. Trotz dieser positiven Bilanz gilt: Die Anwendung von CBD bei Kindern sollte ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht erfolgen - insbesondere wegen möglicher Wechselwirkungen mit anderen Antiepileptika (z. B. Clobazam, Topiramat) und der Notwendigkeit regelmäßiger Leberfunktionskontrollen. CBD ist bei Kindern mit schwer behandelbarer Epilepsie (v.a. Dravet, LGS, TSC) gut untersucht, weitgehend sicher und verträglich - unter Voraussetzung einer kontrollierten medizinischen Anwendung.

CBD-Präparate für Epilepsie: Epidiolex® und magistrale Zubereitungen

Epidiolex® ist das einzige zugelassene CBD-haltige Arzneimittel für die Behandlung bestimmter Epilepsieformen. Bezüglich der magistralen Zubereitung von CBD (CBD-API) zur Behandlung von Epilepsie gibt es derzeit keine spezifischen Informationen über zugelassene Präparate. Magistrale Zubereitungen sind individuell in der Apotheke hergestellte Medikamente, die auf ärztliche Verschreibung hin für einen bestimmten Patienten angefertigt werden. Im Prinzip kann auch durch einen Apotheker in Deutschland eine entsprechende Cannabidiollösung mit hohem Reinheitsgrad hergestellt werden. Die rechtlichen Hindernisse - denn Cannabisderivate unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz - hat der Gesetzgeben für den medizinischen Gebrauch bereits 2017 beseitigt.

Isoliertes CBD vs. Vollspektrum-CBD

Isoliertes Cannabidiol ist ein hochreiner Wirkstoff (>99 %), der keine weiteren Cannabinoide, Terpene oder Flavonoide enthält. Er wird meist in pharmazeutischer Qualität hergestellt (z.B. Limitationen: In Studien zeigte isoliertes CBD teilweise eine schwächere oder weniger robuste Wirkung als cannabinoidreiche Extrakte - insbesondere bei sehr niedriger Dosierung. Die klinische Evidenz zur antikonvulsiven Wirkung von CBD stammt fast ausschließlich aus Studien mit reinem, isoliertem CBD (Epidiolex®).

Vollspektrum-Präparate enthalten neben CBD auch weitere natürlich vorkommende Cannabinoide (z. B. CBG, CBC, Spuren von THC), Terpene und andere Pflanzenstoffe. Vorteile: Möglicherweise stärkere Gesamtwirkung durch Synergismus, v.a. Limitationen: THC-Anteil (auch <0,2 %) kann unerwünschte Effekte verursachen (z.B. Für Vollspektrum-CBD existieren kaum kontrollierte Studien bei Epilepsie, sodass hier nur indirekte Aussagen möglich sind.

Erfahrungen mit CBD bei therapieresistenter Epilepsie

Die Erfahrungen mit CBD bei therapieresistenter Epilepsie sind insgesamt positiv - sowohl aus wissenschaftlichen Studien als auch aus klinischen Fallberichten und Patientenbeobachtungen. Viele Patienten mit therapieresistenter Epilepsie, die auf herkömmliche Medikamente nicht ausreichend ansprechen, erfahren durch die zusätzliche Einnahme von CBD eine Reduktion ihrer Anfallshäufigkeit und eine Verbesserung ihrer Lebensqualität.

Ein Beispiel hierfür ist die Geschichte von Zaki Jackson, einem Jungen mit Doose-Syndrom, einer Form der therapieresistenten Epilepsie. Nachdem 17 verschiedene Medikamente keine langfristige Wirkung zeigten, erhielt Zaki Cannabisöl mit hohem CBD-Gehalt. Seitdem ist er seit knapp drei Jahren anfallsfrei und kann ein normales Leben führen.

Dosierung von CBD bei Epilepsie

Die Dosierung von Cannabidiol (CBD) bei Epilepsie richtet sich nach dem Körpergewicht, der Epilepsieform und der individuellen Verträglichkeit. In klinischen Studien und Zulassungsempfehlungen wird meist mit 2,5 mg/kg Körpergewicht zweimal täglich (insgesamt 5 mg/kg/Tag) begonnen. Bei guter Verträglichkeit kann die Dosis schrittweise auf maximal 10 mg/kg 2× täglich (20 mg/kg/Tag) gesteigert werden.

Die empfohlene Anfangsdosis von CBD beträgt zweimal täglich 2,5 mg/kg (5 mg/kg/Tag) über eine Woche. Nach einer Woche sollte die Dosis auf eine Erhaltungsdosis von zweimal täglich 5 mg/kg (10 mg/kg/Tag) erhöht werden. Je nach individuellem klinischen Ansprechen und Verträglichkeit kann die Dosis in wöchentlichen Schritten von 2,5 mg/kg zweimal täglich (5 mg/kg/Tag) erhöht werden bis zu einer empfohlenen Höchstdosis von zweimal täglich 10 mg/kg (20 mg/kg/Tag).

Mögliche Nebenwirkungen der CBD-Therapie

Cannabidiol (CBD) gilt im Allgemeinen als gut verträglich, vor allem im Vergleich zu klassischen Antiepileptika. Dennoch kann es bei therapeutisch wirksamen Dosierungen - insbesondere ab 10-20 mg/kg/Tag - zu milden bis moderaten Nebenwirkungen kommen. Zentrale Dämpfung, v. a. Reizung der Darmmukosa, v. a. Infektionen (z. B. CBD ist bei Epilepsie gut verträglich, aber nicht nebenwirkungsfrei. Die häufigsten Effekte sind mild bis moderat, erfordern jedoch regelmäßige Überwachung, insbesondere bei Kombination mit anderen Antiepileptika wie Valproinsäure oder Clobazam.

Die häufigsten Nebenwirkungen unter der Anwendung von Epidyolex sind:

  • Somnolenz
  • Verminderter Appetit
  • Diarrhoe
  • Fieber
  • Müdigkeit
  • Erbrechen

Die häufigste Ursache für Behandlungsabbrüche war in klinischen Studien die Erhöhung von Transaminasen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Für die Anwendung von Epidyolex sind folgende Wechselwirkungen zu beachten:

  • Die Plasmakonzentrationen von CBD und dessen Wirksamkeit können durch starke CYP3A4-Induktoren wie Carbamazepin, Enzalutamid, Mitotan, Johanniskraut und/oder starke CYP2C19-Induktoren wie Rifampicin verringert werden.
  • CBD ist ein Substrat für UGT1A7, UGT1A9 und UGT2B7. Es wurden keine formellen Arzneimittelwechselwirkungsstudien mit CBD in Kombination mit UGT-Inhibitoren durchgeführt. Bei gleichzeitiger Anwendung ist deshalb Vorsicht geboten.
  • Eine gleichzeitige Einnahme von anderen Antiepileptika kann außerdem zu Wechselwirkungen mit CBD führen.
  • Wenn Clobazam zusammen mit CBD angewendet wird, sollte bei Auftreten von Somnolenz oder Sedierung eine Verringerung der Clobazam-Dosis in Erwägung gezogen werden.
  • Die gleichzeitige Anwendung von CBD mit Valproat erhöht das Auftreten erhöhter Transaminasewerte.
  • Bei gleichzeitiger Anwendung von CBD mit Stiripentol kam es zu einem geringfügigen Anstieg der Stiripentolwerte. Die klinische Relevanz hierfür ist zwar unbekannt, doch sollten Patienten engmaschig auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen hin überwacht werden.
  • Die Exposition von Phenytoin kann bei gleichzeitiger Anwendung mit CBD erhöht sein, da Phenytoin weitgehend über CYP2C9 metabolisiert wird, das in vitro durch CBD gehemmt wird.
  • Bei gleichzeitiger Anwendung von CBD mit Lamotrigin, kann der Lamotriginspiegel erhöht sein, da Lamotrigin ein Substrat für UGT-Enzyme ist, einschließlich UGT2B7, das in vitro durch CBD gehemmt wird.

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