Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die sich durch wiederholte Anfälle äußert. Diese Anfälle entstehen durch vorübergehende Funktionsstörungen des Gehirns, bei denen sich Gruppen von Nervenzellen unnormal synchronisieren und in schneller Folge entladen. Die Symptome und Anfallsformen können dabei sehr vielfältig sein. Eine besondere Form der Epilepsie, die vor allem bei Kindern auftritt, ist die Absence-Epilepsie, auch bekannt als "stille Epilepsie".
Was ist eine Absence-Epilepsie?
Die Absence-Epilepsie ist eine Form der generalisierten Epilepsie, bei der es zu kurzen Bewusstseinsaussetzern kommt, den sogenannten Absencen. Im Gegensatz zu anderen Anfallsformen, wie dem Grand-Mal-Anfall, gehen Absencen nicht mit Krämpfen oder Stürzen einher. Stattdessen unterbrechen die Betroffenen für wenige Sekunden ihre aktuelle Tätigkeit, blicken starr vor sich hin und setzen dann ihre Aktivität fort, ohne sich an den Anfall erinnern zu können. Diese kurzen Abwesenheiten können bis zu hundert Mal am Tag auftreten.
Symptome der Absence-Epilepsie
Die typischen Symptome einer Absence-Epilepsie sind:
- Kurze Bewusstseinsaussetzer (Absencen) von wenigen Sekunden Dauer
- Starren Blick
- Unterbrechung der aktuellen Tätigkeit
- Keine Reaktion auf Ansprache
- Fehlende Erinnerung an den Anfall
Zusätzlich können folgende Begleiterscheinungen auftreten:
- Lidzucken
- Augenverdrehen
- Kopf nach hinten legen
- Leichte Muskelzuckungen im Gesicht oder an den Extremitäten
Diagnose der Absence-Epilepsie
Die Diagnose einer Absence-Epilepsie basiert in erster Linie auf der Beobachtung der typischen Symptome. Da die Anfälle oft sehr kurz und unauffällig sind, werden sie von Laien häufig nicht als solche erkannt. Eltern und Lehrer interpretieren die Bewusstseinsaussetzer oft als Träumerei oder Unkonzentriertheit.
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Zur Bestätigung der Diagnose wird in der Regel ein Elektroenzephalogramm (EEG) durchgeführt. Das EEG misst die elektrische Aktivität des Gehirns und kann bei einer Absence-Epilepsie charakteristische Veränderungen zeigen, wie zum Beispiel generalisierte Spike-Wave-Komplexe.
Ursachen der Absence-Epilepsie
Die genauen Ursachen der Absence-Epilepsie sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen. Bei manchen Formen der Absence-Epilepsie, wie der frühkindlichen Absence-Epilepsie (Pyknolepsie), wird eine genetische Veranlagung vermutet. In anderen Fällen sind Hirnschädigungen, Stoffwechselstörungen oder andere Erkrankungen die Ursache. Oft bleibt die Ursache jedoch unbekannt.
Behandlung der Absence-Epilepsie
Die Absence-Epilepsie lässt sich in den meisten Fällen gut mit Medikamenten behandeln. Die sogenannten Antiepileptika können die Anfälle unterdrücken oder zumindest ihre Häufigkeit reduzieren. Häufig eingesetzte Medikamente bei Absence-Epilepsie sind Ethosuximid und Valproinsäure.
Die medikamentöse Behandlung muss in der Regel über mehrere Jahre fortgesetzt werden. Nach einer längeren anfallsfreien Zeit kann in Absprache mit dem Arzt versucht werden, die Medikamente langsam abzusetzen.
In einigen Fällen, wenn die medikamentöse Behandlung nicht ausreichend wirksam ist, kann eine spezielle Ernährungsform, die ketogene Diät, in Betracht gezogen werden. Diese Diät ist sehr kohlenhydratarm und fettreich und kann bei manchen Patienten die Anfallshäufigkeit reduzieren.
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Leben mit Absence-Epilepsie
Eine Absence-Epilepsie kann den Alltag der Betroffenen und ihrer Familien stark beeinträchtigen. Häufige Anfälle können zu Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und einem schwachen Selbstwertgefühl führen. Es ist daher wichtig, dass Kinder mit Absence-Epilepsie eine umfassende Unterstützung erhalten, sowohl in der Schule als auch zu Hause.
Folgende Maßnahmen können helfen, den Alltag mit Absence-Epilepsie besser zu bewältigen:
- Regelmäßige Medikamenteneinnahme
- Ausreichend Schlaf
- Vermeidung von Stress
- Unterstützung durch Familie, Freunde und Lehrer
- Teilnahme an Selbsthilfegruppen
Prognose der Absence-Epilepsie
Die Prognose der Absence-Epilepsie ist in der Regel gut. Bei vielen Kindern verschwindet die Erkrankung nach einigen Jahren von selbst oder lässt sich gut mit Medikamenten kontrollieren. Etwa 60 % aller Kinder werden durch die Behandlung mit dem ersten Medikament anfallsfrei. Bei etwa 10 % gelingt dies erst nach dem Wechsel auf ein anderes Medikament. Etwa 30 % aller Kinder haben trotz Medikamentenbehandlung weiter epileptische Anfälle.
Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Absence-Epilepsie chronisch verläuft und die Anfälle trotz Behandlung weiterhin auftreten. In diesen Fällen ist eine umfassende Betreuung und Unterstützung der Betroffenen und ihrer Familien besonders wichtig.
Spezielle Formen der Absence-Epilepsie
Neben der typischen Absence-Epilepsie gibt es noch einige spezielle Formen, die sich in ihrem Erscheinungsbild und Verlauf unterscheiden:
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- Frühkindliche Absence-Epilepsie (Pyknolepsie): Diese Form beginnt meist im Alter von 4 bis 10 Jahren und ist durch sehr häufige, kurze Absencen gekennzeichnet.
- Juvenile Absence-Epilepsie: Diese Form beginnt in der Pubertät und ist oft mit anderen Anfallsformen, wie myoklonischen Anfällen, verbunden.
- Atypische Absencen: Diese Form ist durch weniger abrupte Bewusstseinsaussetzer und zusätzliche Symptome, wie Muskelzuckungen oder Verhaltensänderungen, gekennzeichnet.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Auch wenn Absencen in der Regel nicht gefährlich sind, ist es wichtig zu wissen, wie man sich bei einem epileptischen Anfall verhalten sollte. Folgende Maßnahmen sind empfehlenswert:
- Ruhe bewahren
- Den Betroffenen nicht festhalten
- Gegenstände aus der Umgebung entfernen, an denen sich der Betroffene verletzen könnte
- Nach dem Anfall den Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen
- Bei einem erstmaligen Anfall oder bei einem Anfall, der länger als 5 Minuten dauert, den Notruf wählen
Epilepsie und Entwicklung
Etwa 70 % der Kinder mit Epilepsie sind geistig normal entwickelt und genauso intelligent wie Kinder ohne Epilepsie. Die Epilepsie schränkt ihren Alltag nur wenig ein. Häufige Anfälle können dagegen körperlich und psychisch belasten. Konzentrationsstörungen: Die Kinder sind müde oder sehr unruhig. Dies kann ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Viele Kinder schämen sich wegen ihrer Anfälle. Epileptische Anfälle können verunsichern, weil sie sich nicht kontrollieren lassen. Angst vor dem nächsten Anfall begleitet viele Kinder und ihre Eltern. Deshalb unternehmen sie weniger mit anderen und treiben seltener Sport - auch wenn das für viele von ihnen ohne wesentliche Einschränkungen möglich wäre.
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