Fluorid und seine Auswirkungen auf die Gehirngesundheit: Eine umfassende Betrachtung

Fluorid ist ein viel diskutiertes Thema im Bereich der Gesundheit, insbesondere im Hinblick auf seine Auswirkungen auf die Zähne und potenziell auch auf das Gehirn. Einerseits ist Fluorid bekannt für seine kariespräventiven Eigenschaften und wird daher häufig Zahnpasten und Mundspülungen zugesetzt. Andererseits gibt es Bedenken hinsichtlich möglicher neurotoxischer Wirkungen und negativer Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung, insbesondere bei Kindern.

Was ist Fluorid?

Fluorid ist eine Verbindung des Elements Fluor mit anderen Substanzen. Fluor selbst ist ein Halogen und das reaktivste aller Elemente. In reiner Form ist es ein giftiges, blassgelbes Gas. Fluorid hingegen ist ein Spurenelement, das natürlicherweise in Knochen und Zähnen vorkommt.

Die Rolle von Fluorid in der Zahnmedizin

In der Zahnmedizin findet Fluorid breite Anwendung zur Kariesprävention. Es stärkt den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger gegen Säureangriffe durch Bakterien. Fluorid beeinflusst den Prozess der Demineralisierung und Remineralisierung von Zahnhartsubstanz positiv und beeinträchtigt die Säureproduktion von Karies verursachenden Bakterien. Am wirksamsten ist Fluorid, wenn es direkt auf die Zähne aufgetragen wird, beispielsweise durch Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta.

Fluorid schützt auf verschiedene Weisen vor Zahnkaries. Es umgibt die Schmelzkristalle und schützt sie vor der Auflösung durch Säuren. Zudem hemmt Fluorid die Stoffwechselproduktion der Plaque-Bakterien durch seine antibakterielle Aktivität.

Fluoridquellen und empfohlene Aufnahmemenge

Fluorid kann auf verschiedene Weisen aufgenommen werden. Es ist natürlicherweise im Trinkwasser vorhanden und wird in einigen Ländern dem Trinkwasser oder Speisesalz zur Kariesprophylaxe zugesetzt. Auch Fische, Meeresfrüchte und Schwarztee enthalten Fluorid. Laut den D-A-CH-Referenzwerten beträgt die empfohlene tägliche Gesamtaufnahme von Fluorid für Erwachsene Männer im Alter von 25 bis 65 und älter 3,8 mg und 3,1 mg für Frauen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gibt eine angemessene Aufnahmemenge von 0,05 mg Fluorid pro kg Körpergewicht an.

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Bedenken hinsichtlich der Neurotoxizität von Fluorid

Trotz der positiven Auswirkungen auf die Zahngesundheit gibt es Bedenken hinsichtlich der Neurotoxizität von Fluorid. Studien legen die Möglichkeit einer nachteiligen Wirkung einer hohen Fluoridbelastung auf die neurologische Entwicklung von Kindern nahe. Die Blut-Hirn-Schranke, die das erwachsene Gehirn schützt, ist erst etwa 6 Monate nach der Geburt vollständig ausgebildet. Fluorid kann Berichten zufolge die Blut-Hirn-Schranke überwinden und so das Nervensystem des Fötus und des jungen Säuglings beeinträchtigen.

Studien zu Fluorid und Intelligenz

Mehrere Studien haben einen Zusammenhang zwischen Fluoridexposition und dem Intelligenzquotienten (IQ) untersucht. Eine Meta-Analyse von Kyla W. Taylor et al., die in JAMA Pediatrics 2025 erschien, analysierte 74 Studien und fand eine inverse Assoziation zwischen Fluoridexposition und IQ-Werten bei Kindern. Das bedeutet, dass Kinder, die höheren Fluoridkonzentrationen ausgesetzt waren, tendenziell niedrigere IQ-Werte aufwiesen.

Die Analyse von 59 Studien auf Gruppenebene zeigte bei Messgrößen der Fluoridexposition wie Fluorid in Trinkwasser oder Zahnfluorose eine inverse Assoziation. Bei 31 Studien, in denen die Trinkwasserkonzentration von Fluorid gemessen wurde, wurde eine Dosis-Wirkungs-Assoziation bei Exponierten gefunden, verglichen mit der Referenzgruppe. In 20 Studien wurde die Fluoridexposition im Urin bestimmt. Hier ergab die Analyse eine inverse Dosis-Wirkungs-Beziehung. Die Forschungsgruppe ermittelte aus 13 Studien eine Abnahme des IQs um 1,63 Punkte für einen Anstieg von Fluorid im Urin um 1 mg/l.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass viele dieser Studien in Regionen mit deutlich höheren Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser durchgeführt wurden, als sie in Deutschland üblich sind. Zudem handelte es sich hauptsächlich um Querschnittsstudien, die keine Kausalität beweisen können.

Die ELEMENT-Studie

Die ELEMENT-Studie, eine groß angelegte Langzeitstudie in Mexiko City, untersuchte den Einfluss von Schadstoffen auf die Gesundheit von Kindern. Eine epidemiologische Längsschnittstudie im Rahmen von ELEMENT fand heraus, dass ein Anstieg der mütterlichen Urinfluoridkonzentration während der Schwangerschaft mit einem um 2,5 Punkte verringerten Intelligenzquotienten der Nachkommen im Alter von sechs bis zwölf Jahren verbunden war.

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Studie aus Kanada

Eine prospektive Kohortenstudie aus Kanada ergab, dass Jungen im Alter von drei Jahren einen niedrigeren IQ hatten, wenn bei den Schwangeren im Urin erhöhte Fluorkonzentrationen nachgewiesen wurden. Bei einem Anstieg des Fluors im Urin der Mutter um 1 mg/l war der IQ der Jungen um 4,49 Punkte niedriger.

Kritik an den Studien

Die Ergebnisse dieser Studien sind nicht unumstritten. Einige Experten bemängeln die großen Schwankungen unter den einzelnen Korrelationen zwischen Fluor-Exposition und IQ-Wert sowie die fehlende klinische Relevanz aufgrund der geringen Anzahl von Kindern, die einer um mehr als 1 mg/l abweichenden Fluorkonzentration ausgesetzt waren. Zudem werden methodische Mängel wie die fehlende Validierung der Fragebögen zur Fluoraufnahme der Schwangeren kritisiert.

Auswirkungen auf die Zirbeldrüse

Es gibt Hinweise darauf, dass Fluorid die Zirbeldrüse beeinflussen kann, ein kleines Organ im Gehirn, das für die Produktion des Hormons Melatonin verantwortlich ist. Übermäßiges Fluorid kann zur Verkalkung der Zirbeldrüse führen, was ihre Fähigkeit zur Melatoninproduktion beeinträchtigen und somit Auswirkungen auf den Schlaf-Wach-Rhythmus und andere körperliche Funktionen haben könnte.

Zahnfluorose und Skelettfluorose

Eine übermäßige Fluoridaufnahme kann zu Zahnfluorose führen, einer Mineralisationsstörung des Zahnschmelzes, die sich durch weißliche Flecken auf den Zähnen äußert. In schweren Fällen kann es zum Verlust des Zahnschmelzes kommen. Der kritische Zeitraum für die Entwicklung einer Zahnfluorose liegt etwa zwischen der Geburt und dem sechsten Lebensjahr.

Neben der Zahnfluorose ist auch die Skelettfluorose bekannt. Bei diesem Krankheitsbild kommt es zum Knochenschwund und zur Verdichtung der Knochen. Schwere Fälle können zu Deformierungen des Skeletts und neurologischen Komplikationen führen.

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Fluorid im Trinkwasser: Eine umstrittene Praxis

Die Fluoridierung von Trinkwasser ist eine umstrittene Praxis. Einige Länder haben sie eingeführt, um die Kariesprävalenz zu senken. Befürworter argumentieren, dass dies eine kostengünstige Möglichkeit ist, die Mundgesundheit der Bevölkerung zu verbessern. In Deutschland ist die tägliche Aufnahme von Fluorid durch die Bevölkerung gering, und es besteht keine Gefahr, über normales Trinkwasser zu viel Fluorid aufzunehmen. Die Fluoridgehalte im deutschen Trinkwasser sind im Allgemeinen niedrig, mit mehr als 90 % des Wassers, das weniger als 0,3 mg Fluorid pro Liter enthält.

Empfehlungen für eine angemessene Fluoridanwendung

Um die positiven Auswirkungen von Fluorid auf die Zahngesundheit zu nutzen und gleichzeitig potenzielle Risiken zu minimieren, ist eine angemessene Fluoridanwendung wichtig. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, Fluorid nicht in Nahrungsergänzungsmitteln zu verwenden und die Anreicherung von Lebensmitteln des allgemeinen Verzehrs auf Speisesalz zu beschränken. Fluoridierungsmaßnahmen sollen nur dann angewendet werden, wenn das verwendete Trink- oder Mineralwasser weniger als 0,7 mg Fluorid/l enthält.

Es sollte darauf geachtet werden, dass in einem Haushalt neben fluoridierter Zahnpasta nur eine Form der Fluoridprophylaxe, fluoridiertes Speisesalz oder Fluoridsupplemente, angewandt wird, um eine Überversorgung zu vermeiden. Bei Säuglingen, die ausschließlich oder überwiegend mit Säuglingsanfangs- oder Folgenahrung ernährt werden, welches mit Trink- oder Mineralwasser mit einer Fluoridkonzentration von 0,3 mg/l oder mehr zubereitet wird, wird kein zusätzliches Fluorid empfohlen.

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