Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das plötzlich auftreten und das Leben der Betroffenen grundlegend verändern kann. Er ist die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für Langzeitbehinderungen bei Erwachsenen. Doch was genau passiert im Gehirn nach einem Schlaganfall und welche Rolle spielen dabei Narben? Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Schlaganfall-Narben im Gehirn, die verschiedenen Arten von Schlaganfällen, die Diagnoseverfahren und die therapeutischen Möglichkeiten.
Was ist ein Schlaganfall?
Von einem Schlaganfall, auch Apoplex genannt, spricht man, wenn bestimmte Funktionen des Gehirns infolge einer Durchblutungsstörung oder einer Blutung ausfallen. Halten diese Ausfallerscheinungen länger als 24 Stunden an, liegt ein vollendeter Schlaganfall vor. Bestehen die beobachteten Ausfallerscheinungen nur vorübergehend, spricht man von einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA).
Formen des Schlaganfalls
Es gibt zwei Hauptformen des Schlaganfalls:
- Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Diese Form macht etwa 80 % aller Schlaganfälle aus. Sie entsteht, wenn ein Blutgefäß im Gehirn verstopft ist und das Hirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Nervenzellen sterben ab. Ursachen sind oft Einengungen oder Verschlüsse der hirnversorgenden Arterien durch Thromboembolie oder Arteriosklerose.
- Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Bei dieser Form platzt ein Blutgefäß im Gehirn, wodurch das Nervengewebe geschädigt wird. Dies kann durch zu hohen Blutdruck, Arteriosklerose, Gefäßmissbildungen (Aneurysmen) oder eine Subarachnoidalblutung verursacht werden.
Ursachen für Narbenbildung im Gehirn nach einem Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall kommt es zu einer Reihe von Prozessen im Gehirn, die letztendlich zur Narbenbildung führen können. Prof. Dr. Roland Veltkamp, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Alfried Krupp Krankenhaus, erklärt, dass nach einem Schlaganfall Sauerstoff in den betroffenen Teilen des Gehirns fehlt. Innerhalb von Minuten sterben im Infarktkern Nervenzellen ab, gefolgt von weniger empfindlichen Zellarten wie Astrozyten und Oligodendrozyten.
Der Ablauf der Narbenbildung
- Verfall des Gewebes: Es kommt zu einem Verfall des Gewebes mit Verfärbung (eosinophile Degeneration) und Wassereinlagerung (ödematöse Auflockerung).
- Entzündungsreaktion: Ab dem zweiten Tag setzt eine massive Entzündungsreaktion ein. Fresszellen (Mikroglia und Makrophagen) wandern in das Gehirn ein und räumen das geschädigte Gewebe ab.
- Substanzdefekt: Nach einigen Tagen bis Wochen bildet sich ein Substanzdefekt, eine Narbe, die nicht wie in der Haut von Bindegewebszellen, sondern von Gliazellen gebildet wird. Das Gewebe erscheint in der Bildgebung aufgelockert, mit kleinen Löchern (Lakunen) oder einer größeren Pseudozyste.
Die Rolle der Gliazellen
Prof. Dr. Boris Krischek, Oberarzt im Zentrum für Neurochirurgie der Uniklinik Köln, erläutert, dass eine Narbe im Hirn, eine sogenannte Gliose, aus Gliazellen besteht. Diese bilden das Stützgewebe des Gehirns, das die Nervenzellen einbettet und bei der Reizweiterleitung unterstützt. Bei einer Schädigung des Hirngewebes, beispielsweise nach einem Schlaganfall, werden die Gliazellen angeregt, sich zu vermehren und die entstandenen Lücken aufzufüllen, um die Stabilität des Hirngewebes zu erhalten.
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Stumme Schlaganfälle und ihre Folgen
Stumme Schlaganfälle sind Schlaganfälle, die oft unbemerkt bleiben, da sie keine oder nur geringe Symptome verursachen. Sie können jedoch langfristige Auswirkungen haben. Andrea Ott erlitt mehrere stumme Schlaganfälle, bevor sie durch Kopfschmerzen aufmerksam wurde. In Studien wurde festgestellt, dass stumme Schlaganfälle mindestens fünfmal häufiger auftreten als offensichtliche Schlaganfälle. Die Folgen können ein erhöhtes Risiko für weitere Schlaganfälle, Gedächtnisstörungen, Wesensänderungen oder Gangstörungen sein.
Auswirkungen von traumatischen Erlebnissen auf das Gehirn
Traumatische Erlebnisse und mangelnde emotionale Zuwendung in früher Kindheit können sich ebenfalls als veränderte Gehirnstruktur manifestieren und Lern- und soziale Integration erschweren. Prof. Dr. Gerd Poeggel von der Universität Leipzig forscht über die Auswirkungen frühkindlicher negativer emotionaler Erfahrungen auf die Reifung neuronaler Transmissionssysteme. Studien mit Degus zeigten, dass gestresste Tiere morphologische Veränderungen im Gehirn aufweisen, wie eine veränderte Dichte der Synapsen und ein Ungleichgewicht zwischen erregenden und hemmenden Synapsen.
Diagnose von Schlaganfall-Narben im Gehirn
Die Diagnose von Schlaganfall-Narben erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren wie:
- Computertomographie (CT): Die CT liefert spezielle Röntgenbilder des Gehirns, der Knochen sowie der Blutgefäße.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT kann das Gehirngewebe noch genauer darstellen und erfasst selbst kleinste Veränderungen und Unregelmäßigkeiten im Gehirn.
Diese Untersuchungen können zeigen, inwieweit Gefäße eingeengt oder verschlossen sind oder ob andere Gefäßschäden vorliegen. Sie helfen auch, Narben im Hirngewebe zu identifizieren und deren Ausdehnung zu beurteilen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung von Schlaganfall-Narben im Gehirn konzentriert sich darauf, die Symptome zu lindern und dieFunktionsfähigkeit des Gehirns wiederherzustellen. Die Akutbehandlung zielt darauf ab, das Leben der Betroffenen zu retten und die Folgen des Schlaganfalls so gering wie möglich zu halten.
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Akuttherapie
- Intravenöse Lysebehandlung: Bei einem akuten ischämischen Schlaganfall, der nicht länger als 4.5 Stunden zurückliegt, kann eine intravenöse Lysebehandlung durchgeführt werden, um das Blutgerinnsel aufzulösen.
- Thrombektomie: Bei einem Hirninfarkt kann eine Thrombektomie durchgeführt werden, um das Blutgerinnsel mechanisch zu entfernen.
Rehabilitation
Nach der Akutbehandlung ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um die verloren gegangenen Fähigkeiten wiederzuerlangen. Dazu gehören:
- Physiotherapie: zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination
- Ergotherapie: zur Verbesserung der Alltagskompetenzen
- Logopädie: zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen
- Neuropsychologie: zur Behandlung von kognitiven Störungen
Medikamentöse Behandlung
- Blutdrucksenkende Medikamente: zur Vorbeugung weiterer Schlaganfälle
- Cholesterinsenkende Medikamente: zur Vorbeugung von Arteriosklerose
- Antikoagulantien: zur Vorbeugung von Blutgerinnseln
Neue Therapieansätze
Ein neues Forschungsprojekt an der Universität Augsburg untersucht die Rolle des Moleküls Sphingosin-1-phosphat (S1P) und dessen Rezeptor S1PR3 bei ischämischen Schlaganfällen. Ziel ist es, neue Therapieansätze zu entwickeln, die die Schädigung im Gehirn beeinflussen und die Heilungsaussichten verbessern können.
Prävention
Viele Schlaganfälle sind vermeidbar oder in ein späteres Lebensalter verschiebbar. Wichtige Maßnahmen zur Prävention sind:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann das Risiko für Schlaganfälle senken.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, das Gewicht zu kontrollieren, den Blutdruck zu senken und den Cholesterinspiegel zu verbessern.
- Nichtrauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Schlaganfälle erheblich.
- Kontrolle des Blutdrucks: Ein hoher Blutdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle.
- Kontrolle des Cholesterinspiegels: Ein hoher Cholesterinspiegel kann zu Arteriosklerose führen.
- Kontrolle des Blutzuckerspiegels: Diabetes mellitus erhöht das Risiko für Schlaganfälle.
- Mäßiger Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Risiko für Schlaganfälle erhöhen.
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