In unserer schnelllebigen und fordernden Welt ist es von unschätzbarem Wert, "gute Nerven zu haben". Dieser Ausdruck, der seit dem 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum geläufig ist, beschreibt die Fähigkeit, in stressigen Situationen gelassen, besonnen und umsichtig zu reagieren. Synonyme hierfür sind beispielsweise "viel vertragen können". Doch was bedeutet es genau, starke Nerven zu haben, und wie können wir diese Fähigkeit entwickeln und stärken?
Was bedeutet "gute Nerven haben"?
"Gute Nerven haben" bedeutet, auch unter Druck einen klaren Kopf zu bewahren, die Fassung nicht zu verlieren und Herausforderungen mit Ruhe und Besonnenheit anzugehen. Es bedeutet, Stresssituationen standzuhalten, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen. Menschen mit starken Nerven können auch in schwierigen Zeiten ihre Leistungsfähigkeit aufrechterhalten und konstruktive Lösungen finden. Im Gegensatz dazu beschreibt der Ausdruck "Meine Nerven liegen blank" das Gefühl, von einer Situation überfordert und gestresst zu sein.
Anzeichen schwacher Nerven
Schwache Nerven äußern sich auf vielfältige Weise. Betroffene fühlen sich oft überfordert, gereizt, angespannt und nervös. Sie neigen dazu, schnell die Fassung zu verlieren, zu weinen oder aggressiv zu reagieren. Auch Kraftlosigkeit, innere Unruhe und Konzentrationsschwierigkeiten sind typische Symptome.
Die ständige Anspannung kann sich auch körperlich äußern, beispielsweise durch erhöhten Blutdruck, Nacken-, Kopf- und Kieferschmerzen. Ein geschwächtes Immunsystem macht Betroffene anfälliger für Erkältungen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch andere Ursachen haben können. Bei anhaltenden oder starken Beschwerden sollte daher ein Arzt aufgesucht werden, um eine Erkrankung auszuschließen.
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Ursachen für schwache Nerven
Die Ursachen für schwache Nerven können vielfältig sein. Oft spielen temporäre Belastungen eine Rolle, wie beispielsweise Prüfungen, Trennungen, Verluste oder persönliche Sorgen. Auch hohe Erwartungen an sich selbst oder starker Druck von außen können die Problematik verschärfen.
In manchen Fällen liegen die Ursachen jedoch tiefer. Mangelnde soziale Unterstützung, fehlendes Vertrauen in sich selbst und andere, sowie eine negative Grundeinstellung können dazu beitragen, dass Menschen schneller die Fassung verlieren. Wer in der Kindheit viele negative Erfahrungen gemacht hat, neigt oft zu Ängstlichkeit und Vorsicht, was Stressreaktionen verstärken kann.
Strategien für starke Nerven
Glücklicherweise können wir unsere Nerven aktiv stärken und widerstandsfähiger gegen Stress machen. Hier sind einige bewährte Strategien:
1. Ernährung und Lebensweise
Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für starke Nerven. Besonders wichtig sind Omega-3-Fettsäuren (z.B. in Fisch, Rapsöl und Nüssen), B-Vitamine (z.B. in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten), Vitamin C (z.B. in Obst und Gemüse) und Proteine (z.B. in Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten). Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.
Als Hausmittel zur Nervenberuhigung eignen sich Kräutertees mit Baldrian, Melisse, Hopfen oder Lavendel. Nikotin und Alkohol sollten vermieden werden, da sie langfristig eher das Gegenteil bewirken.
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2. Soziales Umfeld
Ein stabiles soziales Netz aus Familie, Freunden und Bekannten ist eine wichtige Stütze in schwierigen Zeiten. Der Austausch mit vertrauten Personen, die Unterstützung und das Gefühl der Zusammengehörigkeit können helfen, Stress abzubauen und die Nerven zu beruhigen.
Auch in Zeiten von sozialer Distanzierung ist es wichtig, den Kontakt zu pflegen, beispielsweise durch Videotelefonie, Textnachrichten oder handschriftliche Grüße.
3. Selbstfürsorge
Der Schlüssel zur Nervenberuhigung liegt in der Selbstfürsorge. Regelmäßige Entspannung, ausreichend Schlaf und Zeit für Hobbys und Interessen sind wichtig, um die Batterien wieder aufzuladen. Auch autogenes Training, Yoga oder kreative Tätigkeiten können helfen, Stress abzubauen.
Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und sich nicht zu überfordern. Schwierigkeiten sollten jedoch nicht vermieden, sondern als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung gesehen werden.
4. Bewegung und Entspannung
Regelmäßige körperliche Bewegung wirkt sich positiv auf Körper und Nervensystem aus. Besonders entspannend sind Sportarten wie Yoga oder Pilates. Auch Spaziergänge an der frischen Luft können helfen, Stress abzubauen und die Nerven zu beruhigen.
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Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen können ebenfalls dazu beitragen, das Stressempfinden zu reduzieren und die Nerven zu stärken.
5. Achtsamkeit und positive Selbstwahrnehmung
Unsicherheit, Ängste und kreisende Gedanken können die Nerven stark belasten. Umso wichtiger ist es, sich der eigenen Stärken und Ressourcen bewusst zu werden. Was kann ich gut? Was tut mir gut? Was habe ich schon alles geschafft?
Auch eine positive Grundeinstellung und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, können helfen, Stress abzubauen und die Nerven zu stärken.
6. Nervennahrung
Neben einer ausgewogenen Ernährung gibt es bestimmte Lebensmittel, die besonders gut für die Nerven sind. Dazu gehören:
- Haferflocken: Sie enthalten komplexe Kohlenhydrate, die langfristig mit Energie versorgen, sowie Magnesium, das die Nervenfunktion unterstützt und Stresshormone hemmt.
- Nüsse und Kerne: Sie sind reich an Vitamin B und Magnesium, welche wichtig für Gehirnfunktion und Nervensystem sind. Walnüsse enthalten zudem wertvolle Omega-3-Fettsäuren.
- Tees: Kräutertees mit Hopfen, Lavendel, Baldrian, Kamille oder Lindenblüten wirken beruhigend und helfen, die Nerven zu entspannen.
- Dunkle Schokolade: Sie enthält Tryptophan, eine Aminosäure, die die Produktion des Glückshormons Serotonin unterstützt, welches stresshemmend wirkt.
- Paprika: Sie ist besonders reich an Vitamin C, das wichtig für unser mentales Gleichgewicht ist.
- Spinat: Er ist reich an Magnesium, Vitamin B6 und Kalium.
7. Nahrungsergänzungsmittel
In bestimmten Situationen kann es sinnvoll sein, die Nerven gezielt mit Nahrungsergänzungsmitteln aus der Apotheke zu unterstützen. Besonders wichtig sind B-Vitamine, Magnesium und Vitamin C.
Geistige Fitness und Nervenstärke trainieren
Neben den genannten Strategien gibt es weitere Möglichkeiten, die geistige Fitness und damit die Nervenstärke zu fördern:
- Freizeitgestaltung mit Sinn und ohne Stress: Eigene Gefühle berücksichtigen und nicht ausschließlich von äußeren Zwängen leiten lassen.
- Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl steigern: Den Körper achten, pflegen und verwöhnen.
- Positiven Willen zum Ausdruck bringen: Kritik optimistisch entgegentreten und sich für Leistungen belohnen.
- Neue Herausforderungen suchen: Ein neues Hobby finden, sich fortbilden, neue Kontakte knüpfen oder Kulturangebote nutzen.
- Das Leben nach den eigenen persönlichen Zielen gestalten: Zu Entscheidungen stehen und diese mit großer Entschlossenheit erreichen.
Wann zum Arzt?
Wenn Sie immer häufiger eine Überbeanspruchung Ihrer Nerven empfinden, scheuen Sie sich nicht, sich Ihrem Arzt anzuvertrauen. Von ihm erhalten Sie hilfreiche Tipps und Behandlungsempfehlungen. Bei einer psychischen Erkrankung kann eine ambulante Psychotherapie helfen.