Epilepsieambulanz Großhadern: Umfassende Versorgung im Überblick

Die Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte, phasenweise erhöhte elektrische Entladungen von Gehirnzellen gekennzeichnet ist. Die Ausdrucksform epileptischer Anfälle hängt von der erregten Hirnregion ab und umfasst Sekunden bis wenige Minuten dauernde Veränderungen der Wahrnehmung (Sehen, Fühlen), des Bewusstseins (Absence), der vegetativen Funktionen (Blase, Speichelproduktion) und der Bewegungen ("Krampf"). Epilepsien kommen in jedem Alter vor, insbesondere im Kindes- und höheren Lebensalter. Die Diagnostik (EEG, Laboruntersuchungen, EEG-Video-Monitoring, CT, MRT, Neuropsychologie) und Therapie erfolgt im Interdisziplinären Epilepsiezentrum. Kinder und ihre Familien erhalten besondere Beratung und Betreuung in der Pädiatrischen Neurologie und Entwicklungsneurologie; Erwachsene wenden sich an das Epilepsiezentrum der Neurologischen Klinik. Zur Behandlung gehören medikamentöse und chirurgische Verfahren (z.B.

Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Epilepsieambulanz Großhadern, ihre Schwerpunkte, Angebote und wie Patienten Zugang zu dieser spezialisierten Versorgung erhalten können.

Das kbo-Kinderzentrum München: Ein Zentrum für Entwicklung und Integration

Das kbo-Kinderzentrum München, ein Tochterunternehmen der Kliniken des Bezirks Oberbayern - kbo, besteht aus dem ambulanten Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) und der Fachklinik für Sozialpädiatrie. Seit über 50 Jahren hat sich das Zentrum auf die frühe Diagnostik und Therapie von Entwicklungsstörungen und drohenden oder bereits eingetretenen Behinderungen oder Mehrfach­be­hinderungen spezialisiert.

Experten mit kinder- und jugendärztlichem, psychologischem, therapeutischem, sozialpädagogischem und heilpädagogischem Fachwissen arbeiten engagiert an individuellen Konzepten der Diagnostik und Therapie auf dem Stand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse zusammen. Familien erhalten Beratung, Behandlung und fachliche Begleitung, um für die betreuten Kinder und Jugendlichen die Integration in die Gesellschaft und damit die Partizipation im Alltagsleben zu erreichen oder aufrecht zu erhalten.

Was das kbo-Kinderzentrum besonders macht:

  • Es ist das weltweit erste Sozialpädiatrische Zentrum mit einer interdisziplinären Arbeitsweise.
  • Im SPZ werden rund 12.500 Kinder und deren Familien im Jahr behandelt.
  • Die Eltern werden systematisch in die Diagnostik und Therapie miteinbezogen.
  • Der Fokus liegt auf der frühen Entwicklung und Integration.
  • Die Familien werden langfristig bis zum Übergang ins Erwachsenenalter begleitet.

Arbeitsschwerpunkte des kbo-Kinderzentrums:

  • Entwicklungsneurologische, neuropädiatrische und entwicklungspsychologische Untersuchungen.
  • Einschätzung der Prognose von Entwicklungs- und Verhaltensstörungen.
  • Indikationsstellung und Durchführung von Therapien und Fördermaßnahmen sowie Bewertung ihrer Wirksamkeit.
  • Hilfen für die soziale Integration sowie für die Integration im Kindergarten und in der Schule.
  • Unterstützung von Maßnahmen der Eingliederungshilfe.
  • Beratung und Begleitung der Eltern zur Förderung der Erziehungskompetenz.
  • Unterstützung bei der Bewältigung chronischer Erkrankungen.

Spezialsprechstunden und Ambulanzen in Großhadern

Für bestimmte neurologische Erkrankungen, Fragestellungen und Therapien werden Spezialsprechstunden angeboten. Hier werden Patientinnen und Patienten beraten und behandelt, die an einer neurologischen Autoimmunerkrankung leiden. Sämtliche diagnostische Methoden zur Abklärung und Verlaufskontrolle neuroimmunologischer Erkrankungen stehen zur Verfügung, wobei eng mit der Abteilung für Neuroradiologie zusammengearbeitet wird. Ziel ist es, eine individuell maßgeschneiderte Therapie zu ermöglichen, sowohl bei der Auswahl und Einleitung einer geeigneten immunmodulatorischen Therapie als auch bei der Begleitung während der Therapie. In der Ambulanz stehen alle Infusionstherapien zur Verfügung.

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Weitere Spezialambulanzen und Schwerpunkte:

  • Bewegungsstörungen: Behandlung des gesamten Spektrums von Bewegungsstörungen, einschließlich Morbus Parkinson und atypischen Parkinsonsyndromen, Dystonieformen (z.B. Blepharospasmus/Meige-Syndrom, zervikale Dystonie, Schreibkrampf), Restless-Legs-Syndrom (RLS) und choreatiforme Bewegungsstörungen.
  • Neurovaskuläre Ambulanz: Betreuung von Patient*innen mit komplexen neurovaskulären Erkrankungen (Erkrankungen der Hirn- und Rückenmarksgefäße). Angeboten werden Nachuntersuchungen nach einem stationären Aufenthalt aufgrund einer neurovaskulären Erkrankung, insbesondere wenn kontrollbedürftige Befunde erhoben wurden oder erneut über Art und Dauer sekundärpräventiver Maßnahmen entschieden werden soll.
  • Neuroonkologie: Interdisziplinäre Zusammenarbeit für Diagnostik und Therapie, um für alle neuroonkologischen Patienten und Patientinnen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Prognose individuell die Diagnostik und ein optimales Behandlungskonzept festzulegen.
  • Motoneuronerkrankungen: Diagnosestellung, Beratung hinsichtlich der individuellen Prognoseabschätzung und Behandlungsmöglichkeiten bei Motoneuronerkrankungen wie Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und Spinale Muskelatrophie (SMA).
  • Muskelerkrankungen: Diagnostik und langfristige ambulante Betreuung von Patient*innen mit erblichen und erworbenen Muskelerkrankungen.
  • Erbliche neurologische Erkrankungen: Diagnostik und Beratung bei Verdacht auf erbliche neurologische Erkrankungen, einschließlich Muskelerkrankungen, Motoneuronerkrankungen, Polyneuropathien und Bewegungsstörungen.
  • Musikermedizin: Spezialisiertes Präventions-, Diagnose- und Therapieangebot für Musiker*innen mit spiel- bzw. gesangsbedingten Beschwerden.

Die Epilepsieambulanz: Ein spezialisiertes Angebot

Das Epilepsie-Zentrum München versorgt Menschen mit Epilepsie (MmE) und ihren Differentialdiagnosen mit allen Möglichkeiten eines universitären Epilepsiezentrums. In der Ambulanz werden Patientinnen und Patienten mit Epilepsie und anderen Anfallserkrankungen vorgestellt. Typische Gründe für eine Überweisung sind die Mitbeurteilung bei therapierefraktärer Epilepsie, Differentialdiagnose anfallsartiger Erkrankungen, Zweitmeinungen zur Therapie und Beratung bei Schwangerschaft, Beruf und/oder Führerschein. Zudem betreut die Neurostimulationsambulanz Menschen mit Vagus-Nerv-Stimulator (VNS), Tiefenhirnstimulation (THS) und fokaler Kortexstimulation (FCS).

Diagnostik und Therapie im Epilepsiezentrum

Falls nötig, wird aus dieser Ambulanz die Indikation für eine EEG-Video-Monitoring (EVM) Untersuchung gestellt. Typische Gründe für ein EVM sind die prächirurgische Diagnostik bei fokalen Epilepsien oder eine differentialdiagnostische Einordnung von Anfallserkrankungen. Eine Direktzuweisung in das EEG-Video-Monitoring ist nicht möglich.

In der prächirurgischen Diagnostik kann nach Eingrenzung der Anfallsursprungszone (ggfs. nach invasiver EEG-Video-Monitoring-Untersuchung) eine epilepsiechirurgische Resektion und/oder ein Stimulationsverfahren (Vagusnervstimulation, tiefe Hirnstimulation oder epikranielle Stimulation) angeboten werden. Auf den Normal- und Überwachungsstationen werden Medikamentenumstellungen und Behandlungen von Grunderkrankungen der Epilepsie (z.B. Autoimmunenzephalitis, Hirntumore, Fehlbildungen) durchgeführt. Elektive Zuweisungen können angemeldet werden, bei Notfällen (z.B. Status epilepticus) erfolgt die Therapie auf der IMC oder Intensivstation.

Wie man sich anmeldet und was man zum Termin mitbringen sollte

Vorab sollten Vorbefunde (Arztberichte, Links zu MRT-Bildern bzw. CD mit MRT-Bildern) sowie eine Überweisung eines neurologischen Facharztes eingereicht werden. Das Ärzteteam entscheidet nach Sichtung aller Befunde über eine Terminvergabe. Der Termin wird dann per Post bzw. telefonisch mitgeteilt.

Zum Termin sollten ggf. ein Medikamentenplan, ein Allergiepass, ein Hörgerät bzw. eine Brille mitgebracht werden. Es sollte genügend Zeit eingeplant werden, da eine Erstvorstellung ca. 2-3 Stunden dauern kann.

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Besuchszeiten und -regeln

Die Besuchszeiten sind täglich von 14 bis 19 Uhr. Es wird empfohlen, zum Schutz der Patientinnen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, auch wenn keine Maskenpflicht mehr besteht. Besuche durch mehr als einen Besucherin pro Patientin und Tag sind möglich, wobei darauf geachtet werden sollte, dass Patient*innen für die Genesung Ruhe benötigen. Allgemeine Hygieneregeln, wie die Handdesinfektion beim Zutritt und Verlassen der Klinik, sollten beachtet werden.

Die Patientenaufnahme und der erste Tag in der Klinik

Die Patientenaufnahme ist die erste Anlaufstelle in der Klinik Thalkirchner Straße. Dort helfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Erledigung der nötigen Formalitäten. Wenn man selbst nicht in der Lage ist, sich anzumelden, kann dies auch ein Verwandter oder sonstiger Bevollmächtigter für einen erledigen.

Am Aufnahmetag meldet man sich bitte bei der Verwaltung an (Patientenaufnahme Erdgeschoss gleich neben dem Haupteingang). Anschließend erwartet einen auf der Station eine Krankenschwester bzw. ein Krankenpfleger, sowie der zuständige Arzt oder die zuständige Ärztin zum Aufnahmegespräch. Dabei werden notwendige Untersuchungen geplant, außerdem erhält man wichtige Informationen zur bevorstehenden Behandlung, sowie zum allgemeinen Tagesablauf.

Unterlagen, die für die Anmeldung benötigt werden:

  • Versicherungskarte der Krankenkasse bzw. Klinikkarte der privaten Krankenversicherung oder einen Nachweis einer Versicherung bzw. eine Kostenübernahmeerklärung und die Adresse der Krankenkassenzweigstelle.
  • Einweisungsschein oder Überweisungsschein des Hausarztes oder eines Facharztes (sofern vorhanden) und den Namen und die Adresse des Hausarztes.
  • Personalausweis oder Reisepass.
  • EC- oder Kreditkarte, falls Wahlleistungen gewünscht werden, die die Versicherung nicht übernimmt.
  • Befreiung von der gesetzlichen Zuzahlung für den stationären Aufenthalt bzw. Belege über bereits geleistete stationäre Zuzahlungen im aktuellen Kalenderjahr (sofern vorhanden).

Packliste für den Aufenthalt:

  • Medikamentenplan und spezielle Medikamente, die für die ersten Tage benötigt werden.
  • Schlafanzug bzw. Nachthemd, Bademantel, bequeme Kleidung, Unterwäsche, Hausschuhe, feste Schuhe, Socken/Strümpfe.
  • Handtücher, Waschlappen, Föhn, Seife, Duschgel, Shampoo, Bürste/Kamm, Nagelschere/Nagelfeile, ggf. Zahnprothesenschale, Rasierutensilien.
  • Bei Bedarf Geh-, Hör- und Sehhilfen.
  • Zeitschriften, Bücher, Stift, Block, Ohrstöpsel, Kopfhörer.
  • Handy und persönliche Telefonnummern.
  • Kleingeld.
  • Kleidung für die Entlassung.

Es wird darauf hingewiesen, keine Wertsachen in die Klinik mitzubringen.

Zertifizierte Epilepsiezentren und Schwerpunktpraxen

Die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (DGfE) und die Arbeitsgemeinschaft für prächirurgische Epilepsiediagnostik und operative Epilepsietherapie (AG Epilepsiechirurgie) haben Kriterien zur Zertifizierung von Epilepsiezentren erstellt. Aktuell gibt es in Deutschland 56 zertifizierte Epilepsiezentren.

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Zudem gibt es Schwerpunktpraxen Epileptologie, die sich auf die ambulante Versorgung von Menschen mit Epilepsie spezialisiert haben. Die DGfE hat 1998 eine Arbeitsgruppe beauftragt, eine Definition von Schwerpunktpraxen zu erarbeiten.

Weitere Anlaufstellen und Beratungsstellen

Neben den Epilepsieambulanzen und -zentren gibt es in Deutschland auch Epilepsie-Beratungsstellen, die Betroffenen und ihren Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

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