Epilepsie-Anfälle im Schlaf: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Ein epileptischer Anfall ist ein plötzlicher Anfall von unkontrollierter elektrischer Aktivität im Gehirn. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Krampfanfälle, Bewusstseinsverlust und Verhaltensänderungen. Einige Formen der Epilepsie, wie die Rolando-Epilepsie, manifestieren sich vorwiegend im Schlaf. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten von Epilepsie-Anfällen im Schlaf.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte unprovozierte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Ein epileptischer Anfall ist ein plötzlicher Anfall von unkontrollierter elektrischer Aktivität im Gehirn. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Krämpfe, Bewusstseinsverlust und Verhaltensänderungen. Es wird geschätzt, dass etwa jeder 100. Mensch an Epilepsie erkrankt ist.

Ein einzelner Krampfanfall ist noch keine Epilepsie. Etwa jeder 25. Mensch erlebt im Laufe seines Lebens einen oder mehrere Krampfanfälle, die als Gelegenheitsanfälle bezeichnet werden. Diese können beispielsweise bei Fieber im Kindesalter oder als Alkoholentzugsanfall im Erwachsenenalter auftreten.

Ursachen von Epilepsie

Die Ursachen von Epilepsie sind vielfältig und oft nicht vollständig geklärt. In vielen Fällen spielen genetische Faktoren eine Rolle, die die Anfälligkeit für die Erkrankung erhöhen. Epilepsie kann auch Folge einer Hirnschädigung sein, beispielsweise nach einem Geburtstrauma, einer Hirninfektion oder einem Schlaganfall. Auch Stoffwechselstörungen, Kopfverletzungen, gutartige und bösartige Tumore sowie Hirnhautentzündungen können entsprechende Veränderungen im Gehirn verursachen.

Bei einem Teil der Betroffenen bleibt die Ursache der Epilepsie jedoch unbekannt. In diesen Fällen, in denen auch durch wiederholte neurologische Untersuchungen, EEG-Kontrollen und radiologische Verfahren keine Ursache gefunden werden kann, spricht man von idiopathischer Epilepsie.

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Arten von epileptischen Anfällen

Es gibt verschiedene Arten von epileptischen Anfällen, die sich in ihren Symptomen und Auswirkungen unterscheiden. Grundsätzlich wird zwischen fokalen (partiellen) und generalisierten Anfällen unterschieden.

Fokale Anfälle

Fokale Anfälle gehen von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus und betreffen in der Regel nur eine Gehirnhälfte. Die Symptome hängen vom Ursprungsort des Anfalls im Gehirn ab. Fokale Anfälle können mit oder ohne Bewusstseinseinschränkung auftreten.

  • Fokale Anfälle ohne Bewusstseinseinschränkung: Bei dieser Art von Anfall bleibt der Betroffene bei Bewusstsein. Es kann zu abnormalen Bewegungen, Empfindungen oder Halluzinationen kommen.
  • Fokale Anfälle mit Bewusstseinseinschränkung: Bei dieser Art von Anfall ist das Bewusstsein des Betroffenen beeinträchtigt. Er kann benommen sein, ein auffälliges Verhalten zeigen oder sich nicht an den Anfall erinnern.

Generalisierte Anfälle

Generalisierte Anfälle betreffen das gesamte Gehirn. Sie gehen immer mit Bewusstseinsverlust einher. Es gibt verschiedene Arten von generalisierten Anfällen:

  • Absencen: Absencen sind kurze Bewusstseinsstörungen, die meist nur wenige Sekunden dauern. Der Betroffene starrt ins Leere und unterbricht seine momentane Tätigkeit. Absencen treten häufig im Kindesalter auf und werden oft als Unkonzentriertheit oder Träumerei missinterpretiert.
  • Myoklonische Anfälle: Myoklonische Anfälle sind kurze, blitzartige Muskelzuckungen.
  • Tonisch-klonische Anfälle (Grand-mal-Anfälle): Tonisch-klonische Anfälle sind die bekannteste Form von epileptischen Anfällen. Sie beginnen mit einem plötzlichen Bewusstseinsverlust und einer Versteifung des Körpers (tonische Phase), gefolgt von rhythmischen Zuckungen der Muskeln (klonische Phase).
  • Atonische Anfälle: Atonische Anfälle führen zu einem plötzlichen Verlust der Muskelspannung, wodurch der Betroffene stürzt.

Epilepsie und Schlaf

Epilepsie und Schlaf stehen in einer komplexen Beziehung zueinander. Schlafentzug kann die Anfallshäufigkeit erhöhen, während epileptische Anfälle den Schlaf stören können.

Schlaf als Trigger für Anfälle

Bei manchen Menschen treten epileptische Anfälle vorwiegend im Schlaf auf. Dies kann verschiedene Gründe haben. Im Schlaf verändern sich die elektrischen Aktivitäten im Gehirn, was bei manchen Menschen Anfälle auslösen kann. Zudem kann Schlafmangel die Anfallsbereitschaft erhöhen.

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Auswirkungen von Anfällen auf den Schlaf

Epileptische Anfälle, insbesondere nächtliche Anfälle, können den Schlaf erheblich stören. Sie können zu Schlaffragmentierung, häufigem Aufwachen und einerReduktion des Tiefschlafs führen. Dies kann zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisproblemen führen.

Rolando-Epilepsie: Eine schlafgebundene Epilepsieform

Eine häufige Form der Epilepsie bei Kindern ist die Rolando-Epilepsie, bei der die Anfälle vornehmlich im Schlaf auftreten. Die Rolando-Epilepsie tritt meist zwischen dem fünften und achten Lebensjahr erstmals auf und verschwindet um den Beginn der Pubertät. Die Anfälle sind meist kurz und können zu Zuckungen im Gesichtsbereich und vorübergehenden Sprechstörungen führen. Lern- und Sprachschwierigkeiten sowie Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen werden mit der Rolando-Epilepsie in Verbindung gebracht.

Diagnose von Epilepsie-Anfällen im Schlaf

Die Diagnose von Epilepsie-Anfällen im Schlaf basiert auf verschiedenen Faktoren:

  • Anamnese: Eine ausführliche Befragung des Patienten oder der Eltern über die Art, Häufigkeit und Umstände der Anfälle ist entscheidend.
  • EEG (Elektroenzephalogramm): Das EEG misst die elektrische Aktivität des Gehirns. Bei Epilepsie-Patienten zeigt das EEG oft charakteristische Muster, wie z.B. Spikes oder Sharp Waves. Ein Schlaf-EEG ist besonders hilfreich, um schlafgebundene Anfälle zu diagnostizieren.
  • Video-EEG-Monitoring: Bei dieser Methode wird das EEG über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet, während der PatientVideo-überwacht wird. Dies ermöglicht es, Anfälle aufzuzeichnen und dieEEG-Aktivität während des Anfalls zu analysieren.
  • Bildgebung: In manchen Fällen kann eine Bildgebung des Gehirns (z.B. MRT) erforderlich sein, um strukturelle Ursachen der Epilepsie auszuschließen.
  • Neuropsychologische Untersuchung: Epilepsien bei Kindern kann die ordnungsgemäße Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen. Daher raten Ärzte Rolando-Epileptikern zu einer neuropsychologischen Überwachung. Dabei testet man mehrfach bestimmte Hirnfunktionen des Kindes, wie: Wahrnehmung, Konzentration, Aufmerksamkeit, Lernen, Gedächtnis. Außerdem behält man die Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten des Kindes sowie das Verhalten im Auge.

Behandlung von Epilepsie-Anfällen im Schlaf

Die Behandlung von Epilepsie-Anfällen im Schlaf zielt darauf ab, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie mit Antiepileptika ist dieStandardbehandlung für Epilepsie. Es gibt verschiedeneAntiepileptika, die auf unterschiedliche Weise wirken, um die elektrische Aktivität im Gehirn zu stabilisieren. Die Wahl desAntiepileptikums hängt von der Art der Epilepsie, dem Alter des Patienten und anderen Faktoren ab.

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Nicht-medikamentöse Therapien

In manchen Fällen können nicht-medikamentöse Therapien eineAlternative oder Ergänzung zur medikamentösen Therapie sein.

  • Chirurgische Behandlung: Wenn die Anfälle von einem bestimmten Bereich des Gehirns ausgehen, der chirurgisch entfernt werden kann, kann eine Operation eine Option sein.
  • Vagusnervstimulation (VNS): Bei der VNS wird ein Gerät implantiert, das elektrische Impulse an den Vagusnerv sendet. Dies kann helfen, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren.
  • Ketogene Diät: Die ketogene Diät ist eine spezielle Diät, die reich an Fett und arm an Kohlenhydraten ist. Sie kann bei manchen Menschen mit Epilepsie, insbesondere bei Kindern, die Anfallshäufigkeit reduzieren.

Schlafhygiene

Eine gute Schlafhygiene ist besonders wichtig für Menschen mit Epilepsie, da Schlafmangel Anfälle auslösen kann. Zu einer guten Schlafhygiene gehören:

  • Regelmäßige Schlafzeiten
  • Eine entspannende Schlafumgebung
  • Vermeidung von Koffein und Alkohol vor dem Schlafengehen

Rolando-Epilepsie: Therapieansätze

Ein Forschungsteam der Universität und des Universitätsklinikums Tübingen unter der Leitung von Dr. Hong-Viet Ngo und Professor Jan Born hat festgestellt, dass durch im Schlaf vorgespielte kurze Laute die für die Rolando-Epilepsie charakteristischen, in der Hirnaktivität messbaren Ausschläge teilweise unterdrückt werden können. Diese Erkenntnisse könnten die Grundlage für künftige Forschungen an Therapien für diese Epilepsieform bilden.

In der Studie zeichnete das Forschungsteam die elektrische Hirnaktivität von sieben an Rolando-Epilepsie erkrankten Kindern sowie sieben jeweils altersgleichen gesunden Kontrollpersonen während des Schlafs nichtinvasiv in Elektroenzephalogrammen (EEG) auf. Im Schlaf und in ruhigen Wachphasen wurden außerdem die zu erwartenden epileptischen Entladungen gemessen, die als Ausschlag der Kurve im EEG aufgezeichnet werden. Die Forscher vermuteten, dass sich die epileptischen Entladungen durch Laute beeinflussen lassen könnten, da die Verbindungen zwischen dem Zwischenhirn und der Großhirnrinde sowohl an der Entstehung von Spikes als auch von Schlafspindeln beteiligt sind. Tatsächlich stellte sich heraus, dass die leise abgespielten Laute bei den an Rolando-Epilepsie erkrankten Kindern sowohl die Spikefrequenz verminderten als auch die Intensität der darauffolgenden Spikes.

Als Folge der Laute traten die gewünschten Schlafspindeln im EEG auf. Diese sind ein Indikator dafür, dass plastische Prozesse im Gehirn ablaufen, die zur Festigung von Gedächtnis-inhalten führen.

Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall

Es ist wichtig zu wissen, wie man bei einem epileptischen Anfall Erste Hilfe leistet:

  • Ruhe bewahren: Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und andere um Sie herum zu beruhigen.
  • Schutz vor Verletzungen: Sorgen Sie dafür, dass der Betroffene sich nicht verletzen kann. Entfernen Sie Gegenstände in der Umgebung, an denen er sich stoßen könnte.
  • Nicht festhalten: Versuchen Sie nicht, den Betroffenen festzuhalten oder die Krämpfe zu unterdrücken.
  • Kopf schützen: Legen Sie etwas Weiches unter den Kopf des Betroffenen.
  • Freie Atemwege: Achten Sie darauf, dass die Atemwege frei sind. Lockern Sie beengende Kleidung um den Hals.
  • Notruf: Rufen Sie den Notruf (112), wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert, mehrere Anfälle kurz hintereinander auftreten oder der Betroffene sich verletzt hat.

Leben mit Epilepsie

Epilepsie kann das Leben der Betroffenen und ihrer Familien erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und sich Unterstützung zu suchen. Es gibt viele Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die Menschen mit Epilepsie und ihren Angehörigen helfen können.

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