Epilepsie beim Hund: Einfluss auf die Lebenserwartung und Möglichkeiten der Behandlung

Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen bei Hunden, von der schätzungsweise einer von 150 Hunden betroffen ist. Diese Erkrankung kann sowohl für den Hund als auch für seine Halter eine beängstigende Erfahrung sein. Es ist wichtig, sich umfassend über Epilepsie zu informieren, um dem betroffenen Tier die bestmögliche Fürsorge zukommen zu lassen.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns, die durch eine dauerhafte Veranlagung zu epileptischen Anfällen gekennzeichnet ist. Ein epileptischer Anfall entsteht durch eine übermäßige und/oder abnormale Entladung von Nervenzellen im Gehirn. Dies kann zu vorübergehenden Symptomen wie Krämpfen, Zuckungen und anderen Verhaltensauffälligkeiten führen.

Es gibt verschiedene Formen von Epilepsie:

  • Idiopathische Epilepsie: Hierbei ist die Ursache der epileptischen Anfälle unbekannt oder es wird ein starker genetischer Einfluss vermutet. Bestimmte Rassen wie Australian Shepherd, Beagle und Border Collie sind häufiger betroffen.
  • Strukturelle Epilepsie: Diese Form wird durch nachweisbare Veränderungen im Gehirn verursacht, wie z. B. Traumata, Stoffwechselstörungen oder Infektionskrankheiten wie Staupe.

Epileptische Anfälle können weiterhin in zwei Typen unterteilt werden:

  • Fokale Anfälle: Die Entladung der Nervenzellen ist auf einen bestimmten Bereich des Gehirns beschränkt. Die Symptome können leicht übersehen werden, z. B. Zucken eines Beins oder des Mauls oder Kopfschütteln.
  • Generalisierte Anfälle: Beide Gehirnhälften sind betroffen. Der Hund verliert meist das Bewusstsein, bricht zusammen und hat Krämpfe. Eine häufige Form ist der tonisch-klonische Anfall mit abwechselnden krampfartigen Versteifungen und Zuckungen.

Ein epileptischer Anfall lässt sich in drei Phasen einteilen:

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  1. Prodromalphase: Einige Stunden oder Tage vor dem Anfall zeigt das Tier Verhaltensänderungen wie Unruhe oder Rückzug. Diese Phase tritt jedoch nicht immer auf.
  2. Iktus: Der eigentliche epileptische Anfall, der mit Umfallen und Versteifung der Muskulatur beginnt. Der Hund ist meist bewusstlos und zeigt krampfartige Bewegungen.
  3. Postiktale Phase: Nach dem Anfall ist der Hund wieder bei Bewusstsein, aber desorientiert und kann Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Diese Phase kann Minuten bis Tage dauern.

Diagnose von Epilepsie beim Hund

Wenn ein Hund einen epileptischen Anfall hat, ist es wichtig, einen Tierarzt aufzusuchen. Dieser wird zunächst Fragen zum Verhalten des Tieres vor dem Anfall, zum Bewusstseinszustand während des Anfalls und zur Dauer des Anfalls stellen. Auch mögliche Vergiftungen werden abgeklärt.

In der Tierarztpraxis werden verschiedene Tests durchgeführt, um die Ursache der Anfälle zu ermitteln:

  • Blut- und Urinproben: Überprüfung der Organfunktionen.
  • CT- oder MRT-Aufnahmen: Aufzeigen möglicher Anomalien im Gehirn und Ausschluss anderer Erkrankungen.

Behandlung von Epilepsie beim Hund

Im Falle einer strukturellen Epilepsie mit bekannter Ursache kann eine Heilung möglich sein, abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung. Bei idiopathischer Epilepsie ist eine Heilung nicht möglich, aber die Häufigkeit und Schwere der Anfälle können durch Medikamente reduziert werden.

Eine Behandlung ist in der Regel notwendig, wenn der Hund mehr als einmal im Monat krampft oder starke Anfälle hat. Antiepileptische Medikamente müssen oft täglich und lebenslang gegeben werden, um einen konstanten Wirkstoffspiegel zu erreichen. Es kann einige Wochen dauern, bis die Anfälle unter Kontrolle sind. Nach anfallsfreien Monaten kann die Dosis eventuell reduziert werden, aber Medikamente sollten niemals abrupt abgesetzt werden.

Unbehandelte Epilepsie kann zu immer häufigeren Anfällen und einem erhöhten Risiko für einen Status epilepticus führen, einem lebensbedrohlichen Zustand mit anhaltenden Krämpfen.

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Einfluss von Epilepsie auf die Lebenserwartung

Eine Studie aus dem Zeitraum von 1998 bis 2018 untersuchte den plötzlichen unerwarteten Tod bei Hunden mit Epilepsie (pSUDED). Dabei wurde festgestellt, dass 4,5 % der Hunde mit idiopathischer Epilepsie an pSUDED verstarben. Dies entspricht den Zahlen aus der Humanmedizin.

Die Studie ergab, dass ein Zusammenhang zwischen dem brachycephalen Syndrom (Kurzköpfigkeit) und pSUDED besteht. Auch Cluster-Anfälle (mehrere Anfälle kurz hintereinander) oder eine generelle Häufung von Anfällen können pSUDED begünstigen.

Hunde mit pSUDED überlebten im Mittel 3,61 Jahre nach Beginn der Erkrankung, während die übrigen Hunde mit idiopathischer Epilepsie eine Überlebenszeit von 4,7 Jahren zeigten. Das mittlere erreichte Alter von pSUDED-Fällen betrug 6 Jahre im Vergleich zu 7,6 Jahren bei anderen Studienteilnehmern mit idiopathischer Epilepsie.

Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer frühzeitigen und adäquaten Behandlung von Anfallsgeschehen, insbesondere bei Hunden mit idiopathischer Epilepsie und einem Brachycephalensyndrom, da ihre Lebenserwartung verkürzt sein kann.

Ernährung bei Epilepsie

Obwohl der Stoffwechsel von Hunden anders funktioniert als der von Menschen, deuten Studiendaten darauf hin, dass bestimmte Fettsäuren antiepileptische Eigenschaften haben können. Eine ketogene Diät, die bei Kindern mit Epilepsie eingesetzt wird, ist für Hunde nicht geeignet.

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Eine einfach zu verdauende, qualitativ hochwertige Ernährung ist für Hunde mit Epilepsie wichtig. Insbesondere mittelkettige Fettsäuren (MCT) können die Kognition und Anfallskontrolle verbessern. Es sollte wenig oder gar nichts vom Tisch gefüttert werden, um den Salzkonsum gering zu halten.

Auswirkungen auf die Lebensqualität von Haltern

Die Pflege eines Hundes mit Epilepsie kann für die Halter eine große Belastung darstellen. Eine Studie von Pergande et al. (2020) untersuchte die Auswirkungen der idiopathischen Epilepsie auf die Lebensqualität von Bezugspersonen.

Die Studie ergab, dass die meisten Bezugspersonen nach dem ersten Anfall verstört, angsterfüllt und unsicher bezüglich des Krankheitsverlaufs waren. Die Unvorhersagbarkeit der Anfälle und das Auftreten zu ungünstigen Zeitpunkten verstärkten diese Gefühle.

Viele Bezugspersonen passten ihren Lebensstil an, um eine bessere Betreuung des Hundes zu gewährleisten. Dies umfasste Änderungen in der beruflichen Tätigkeit, Einschränkungen im Sozialleben und die Vermeidung von reizintensiven Umgebungen.

Trotz der Belastungen nahmen die meisten Bezugspersonen eine Intensivierung der Beziehung und Bindung zum Hund wahr. Eine gute Anfallskontrolle war jedoch entscheidend für die Lebensqualität der Bezugspersonen.

Tipps für den Umgang mit Epilepsie beim Hund

  • Dokumentieren Sie die Anfälle: Notieren Sie Datum, Uhrzeit, Dauer und Symptome der Anfälle, um dem Tierarzt wichtige Informationen zu liefern.
  • Schaffen Sie eine ruhige Umgebung: Vermeiden Sie Stressfaktoren und sorgen Sie für einen regelmäßigen Tagesablauf mit festen Fütterungs- und Schlafenszeiten.
  • Seien Sie vorbereitet: Halten Sie Notfallmedikamente wie rektales Diazepam bereit und wissen Sie, wie Sie diese im Notfall verabreichen müssen.
  • Suchen Sie Unterstützung: Tauschen Sie sich mit anderen Hundehaltern in Selbsthilfegruppen aus oder suchen Sie professionelle Hilfe, um mit der emotionalen Belastung umzugehen.
  • Achten Sie auf die Medikamenteneinnahme: Verabreichen Sie die Medikamente gewissenhaft nach Anweisung des Tierarztes, um einen konstanten Wirkstoffspiegel zu gewährleisten.
  • Ernähren Sie Ihren Hund ausgewogen: Achten Sie auf eine qualitativ hochwertige Ernährung mit leicht verdaulichen Inhaltsstoffen und gegebenenfalls mit Zusätzen von mittelkettigen Fettsäuren (MCT).
  • Seien Sie geduldig: Die Einstellung der richtigen Medikamentendosierung kann Zeit und Geduld erfordern. Bleiben Sie in engem Kontakt mit Ihrem Tierarzt und passen Sie die Therapie bei Bedarf an.

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