Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte, unprovozierte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch abnorme elektrische Entladungen im Gehirn, die sich auf unterschiedliche Weise äußern können. Während das Bild des stürzenden und krampfenden Patienten weit verbreitet ist, gibt es viele subtilere Anfallsformen, die oft übersehen werden. Die Auswirkungen von Hitze auf Epilepsie sind ein zunehmend relevantes Thema, insbesondere im Kontext des Klimawandels und häufiger auftretender Hitzewellen.
Epilepsie: Vielfältige Erscheinungsformen einer neurologischen Erkrankung
Wenn jemand einen Schrei ausstößt, bewusstlos zu Boden geht und sich dann der ganze Körper verkrampft und zuckt, denken die meisten Menschen sofort an eine Epilepsie. Jedoch entspricht dieses weit verbreitete Bild nur einer ganz bestimmten Anfallsform, nämlich dem Grand-mal-Anfall. Und diese Form ist vergleichsweise selten. Die typische Absence-Epilepsie etwa äußert sich mitunter dadurch, dass Betroffene für wenige Sekunden ihre aktuelle Tätigkeit unterbrechen, starr in die Luft gucken und dann wieder ganz normal mit ihrer vorherigen Aktivität fortfahren. Meistens können Betroffene selbst sich gar nicht an die kurze Absence erinnern. Diese Form der Epilepsie ist übrigens typisch für Kinder, weshalb sie oft als Träumerei oder Unkonzentriertheit fehlinterpretiert wird („Hans-guck-in-die-Luft“). Auch Schweißausbrüche, Halluzinationen, ein aufsteigendes Unwohlsein in der Magengegend und Herzrasen können Symptome epileptischer Anfälle sein. Bei einer Epilepsie kommt es durch unterschiedlichste Ursachen und Auslöser zu einer übermäßigen elektrischen Entladung von Nervenzellen im Gehirn. So können zum Beispiel Stoffwechselstörungen, genetische Faktoren, Kopfverletzungen, gutartige und bösartige Tumore, Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle entsprechende Veränderungen im Gehirn verursachen, welche solche übermäßigen Entladungen der Neuronen begünstigen. Dann kommt es zu Symptome wie Muskelkrämpfen, Stürzen und Bewusstlosigkeit, aber auch zu durchaus subtileren Anfallsformen. Oft ist die genaue Ursache jedoch unbekannt.
Klassifizierung epileptischer Anfälle
Epileptische Anfälle werden grob in zwei Kategorien eingeteilt:
- Fokale Anfälle: Diese Anfälle gehen von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus und betreffen in der Regel nur eine Gehirnhälfte. Die Symptome variieren je nach dem betroffenen Hirnareal. Fokale Anfälle können mit oder ohne Bewusstseinseinschränkung auftreten und sich in einen generalisierten Anfall entwickeln.
- Generalisierte Anfälle: Bei diesen Anfällen ist das gesamte Gehirn betroffen. Es lässt sich keine bestimmte Hirnregion zuordnen, in der der epileptische Anfall entsteht. Die Ausbreitung kann unterschiedlich verlaufen und das gesamte Hirnareal betreffen. Beispiele für generalisierte Anfälle sind Absencen (kurze Bewusstseinsstörungen), myoklonische Anfälle (Muskelzuckungen) und tonisch-klonische Anfälle (Grand-mal-Anfälle).
Ursachen und Auslöser von Epilepsie
Bei einer Epilepsie kommt es durch unterschiedlichste Ursachen und Auslöser zu einer übermäßigen elektrischen Entladung von Nervenzellen im Gehirn. So können zum Beispiel Stoffwechselstörungen, genetische Faktoren, Kopfverletzungen, gutartige und bösartige Tumore, Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle entsprechende Veränderungen im Gehirn verursachen, welche solche übermäßigen Entladungen der Neuronen begünstigen. Dann kommt es zu Symptome wie Muskelkrämpfen, Stürzen und Bewusstlosigkeit, aber auch zu durchaus subtileren Anfallsformen. Oft ist die genaue Ursache jedoch unbekannt.
Es gibt keinen akuten Auslöser für epileptische Anfälle, sondern eine dauerhafte Ursache wie eine strukturelle Veränderung im Gehirn oder eine chronische Grunderkrankung, die immer wieder zu epileptischen Anfällen führt.
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Epilepsiesyndrome
Bestimmte Abläufe, Häufigkeiten und Symptome werden zu sogenannten Epilepsie-Syndromen zusammengefasst, etwa der Juvenilen Absence-Epilepsie, dem Dravet-Syndrom oder der Rolando-Epilepsie. Die Syndrome unterscheiden sich anhand der Epidemiologie (Verbreitung), der Klinik (Ablauf/Symptome des Anfalls) und weiterer Befunde in der Diagnose. Es gibt sowohl fokale Epilepsiesyndrome (z. B. Rolando-Epilepsie) als auch generalisierte Epilepsiesyndrome (z. B.
Akut symptomatische Anfälle (ASA)
Die ILAE definiert einmalige Krampfanfälle als sogenannte ASA. Sie werden nicht als Teil einer epileptischen Erkrankung eingestuft, sondern sind den epileptischen Anfällen lediglich ähnlich. Die Ursachen für einen solchen akut symptomatischen Anfall sind jedoch andere. ASA treten in engem zeitlichen Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auf, wie z. B. als Folge einer Unterzuckerung, einer Hirnschädigung oder eines Schlaganfalls.
Vorboten und Triggerfaktoren
Das muss Ihnen jedoch keine Angst machen. Denn meistens sind epileptische Anfälle zwar erschreckend, aber nicht gefährlich. Zumindest dann nicht, wenn sie gut kontrolliert und behandelt werden. Weder drohen durch akute Anfälle Hirnschäden, noch führt ein Anfall selbst zum Tod. Plötzliche und unerwartete Todesfälle durch einen epileptischen Anfall (SUDEP) sind sehr selten. Die weitaus größere Gefahr sind plötzliche Anfälle während des Autofahrens oder Stürze aus großer Höhe. Aufklärung und Vorbeugung, sowie eine konsequente Einnahme der Medikamente, sind hier mit Abstand der beste Weg, dieses Risiko zu reduzieren.
Behandlung von Epilepsie
Die Epilepsie gilt als eine der am besten zu behandelnden neurologischen Erkrankungen der Welt und bis zu zwei Drittel der Patientinnen und Patienten werden durch die medikamentöse Therapie mit Antikonvulsiva anfallsfrei. Da Epilepsie jedoch nicht heilbar ist, gilt die Anfallskontrolle als wichtigstes Ziel. Diese ist oft nur durch eine lebenslange Einnahme der Anfallssuppressiva möglich, welche dann aber oft ein uneingeschränktes und selbstständiges Leben bis ins hohe Alter ermöglicht.
Hitze als möglicher Auslöser epileptischer Anfälle
Epilepsie-Patienten berichten häufig, dass das Risiko, einen Anfall zu bekommen, vom Wetter abzuhängen scheint. Die Auswirkungen von Hitze auf Epilepsie sind ein zunehmend relevantes Thema, insbesondere im Kontext des Klimawandels und häufiger auftretender Hitzewellen.
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Studienergebnisse zum Einfluss des Wetters
Forscher aus Jena geben ihnen nun Recht. Epileptische Anfälle sind wie elektrische Gewitter im Gehirn. Nervenzellen entladen sich unbewusst und ungezielt. Die Anfallsformen reichen von sekundenlangen Abwesenheiten, in denen Betroffene wie abgeschaltet wirken, über Wahrnehmungsstörungen und merkwürdig erscheinende Verhaltensweisen wie plötzliches Brummen bis hin zu großen Krampfanfällen, die minutenlang andauern können und lebensgefährlich sind. Wann und wie oft es zu einem Anfall kommt, lässt sich nicht vorhersagen. Doch wie Florian Rakers, Neurologe am Universitätsklinikum Jena (UKJ), sagt, wurde schon oft von Patienten berichtet, "dass sie einen Zusammenhang von Wetterlage und epileptischen Anfällen wahrnehmen. Das Risiko für Anfälle steige vor allem bei Wetterwechsel."
Tieferer Luftdruck, höheres Risiko
Das gab Rakers den Anstoß für eine Studie. Er und sein Team werteten die Unterlagen aller Jenaer Patienten aus, die von 2003 bis 2010 wegen eines epileptischen Anfalls ins UKJ eingeliefert worden waren. Die Mediziner berücksichtigten nur diejenigen Fälle mit spontanem akuten Anfallsgeschehen, in denen die Patienten oder ihre Angehörigen den Zeitpunkt des Anfalls genau angeben konnten. Dann wurden die mehr als 600 Studienfälle in Bezug gesetzt zum Wetter an den drei Tagen vor dem epileptischen Anfall. Die entsprechenden Wetterdaten lieferte die Klimastation an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena.
Von der Deutlichkeit des Ergebnisses waren die Neurologen überrascht. "Das Risiko für einen epileptischen Anfall steigt mit fallendem Luftdruck", resümiert Matthias Schwab, Seniorautor der Studie. "Der gestrige Tag bestimmt dabei das heutige Epilepsierisiko am deutlichsten: Das Risiko ist umso höher, je tiefer der Luftdruck gestern war, und zwar um 14 Prozent je 10 Hektopascal niedrigerem Luftdruck."
Besonders empfindlich auf niedrigen Luftdruck scheinen Schwab zufolge Patienten mit einer 'leichten' Epilepsie zu reagieren, also die mit sehr seltenen Anfällen. Bei dieser Patientengruppe, die vor ihrer Klinikeinweisung mit nur einem Epilepsiemedikament behandelt wurde, war der Zusammenhang weitaus deutlicher als bei Patienten, deren Epilepsie mit zwei oder mehr Medikamenten therapiert wurde.
Sommerliche Temperaturen senken das Risiko
Auch für die Luftfeuchtigkeit konnten die Wissenschaftler einen Zusammenhang nachweisen: Mit steigender relativer Luftfeuchtigkeit wächst das Risiko eines epileptischen Anfalls. Bei männlichen Patienten und denen unter 60 Jahren war der Effekt besonders ausgeprägt. "Allerdings scheint der Einfluss der Luftfeuchtigkeit langsamer als der des Luftdrucks zu sein. Er zeigte sich erst am dritten Tag", so Rakers. "Möglicherweise spielen Infekte hier eine entscheidende Rolle."
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Für sommerliche Temperaturen, wie sie in den kommenden Monaten zu erwarten sind, haben die Forscher eine gute Nachricht: Bei Temperaturen über 20 Grad Celsius ist das Anfallsrisiko für Epilepsie-Patienten nur gut halb so groß wie an kalten Tagen. "Unsere Studie bestätigt den von Patienten beobachteten Zusammenhang von Wettergeschehen und epileptischen Anfällen", betont Rakers.
Auswirkungen von Hitzewellen auf neurologische Erkrankungen
Der Sommer 2023 war aufgrund der hohen Temperaturen rekordverdächtig. Die Monate Juni bis August zählen mit Abstand zu den heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen 1940. Solche Hitzewellen wirken sich gravierend auf die Gesundheit aus, vor allem vulnerable Gruppen wie multimorbide oder ältere Patient:innen haben ein erhöhtes Risiko für Beeinträchtigungen der Gesundheit. Auch Menschen mit neurologischen Erkrankungen zählen zur Risikogruppe. Häufig sind ältere und chronisch kranke Menschen, Menschen mit Behinderungen und Personen, die bestimmte Medikamente einnehmen müssen betroffen.
Direkte Auswirkungen von Hitze auf das Gehirn
Hohe Temperaturen können das Gehirn schädigen und lebensgefährlich sein. Die erste große Hitzewelle des Jahres läuft. Noch sind Rekordwerte wie im Süden Europas nicht erreicht, aber schon Temperaturen jenseits der 35 Grad, wie sie derzeit in Teilen Deutschlands gemessen werden, sind für das Gehirn gefährlich. „Hitze und die intensive Sonneneinstrahlung wirken nicht nur belastend auf das Herz-Kreislauf-System - sie greifen auch das Gehirn direkt an. Bei Temperaturen über 30 °C kann es zu einem Sonnenstich oder Hitzschlag kommen“, erklärt Dr. med. Ramanan Ganeshan, Chefarzt der Abteilung für Neurologie des Asklepios Fachklinikums Teupitz. „Die Folge können Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle oder sogar dauerhafte neurologische Schäden sein. Manchmal kann die Situation auch in wenigen Stunden lebensbedrohlich werden.
Eine Überwärmung des Gehirns durch direkte Sonneneinstrahlung, auch Sonnenstich genannt. Die Wärmestrahlung reizt die Hirnhäute und kann in schweren Fällen zu einer Hirnschwellung (Hirnödem) führen. „Es ist unbedingt wichtig, den Kopf zum Beispiel mit einer passenden Kopfbedeckung vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen und bei Anzeichen eines Sonnenstichs einen Arzt aufzusuchen“ rät Dr. Ganeshan. Symptome eines Sonnenstichs sind vor allem starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Schwindel, Nackensteife und Kreislaufprobleme. Nicht zu verwechseln ist der Sonnenstich mit einem Hitzschlag. Dabei bricht das Temperaturregulationssystem des Körpers zusammen. Die Körpertemperatur steigt im Gegensatz zum Sonnenstich auf über 40°C und das Schwitzen ist oft eingestellt. So entsteht eine lebensbedrohliche Situation, bei der sofort ärztliche Hilfe notwendig ist. „Starke Unruhe, Verwirrtheit oder Bewusstseinsstörungen deuten auf Sonnenstich oder Hitzschlag hin“, mahnt der Chefarzt.
Indirekte Auswirkungen von Hitze auf Epilepsie
Starkes Schwitzen führt darüber hinaus zu einem Salzverlust, was neurologische Symptome wie epileptische Anfälle auslösen kann“, erklärt Dr. Ganeshan.
Schutzmaßnahmen für Epilepsie-Patienten bei Hitze
Ein Leitfaden der KLUG soll wertvolle Hinweise zum Umgang mit Hitze und den betroffenen Patient:innen geben. So wird unter anderem appelliert: „Medikamente müssen - wenn Hitzewellen drohen - unbedingt geprüft und angepasst werden. Manche neurologischen Medikamente beeinträchtigen die Hitzekompensation des Körpers, zudem verlieren viele Medikamente durch Hitze ihre Wirkung“, so die Expert:innen. In der Heidelberger Hitzetabelle sind Arzneistoffe mit potenziellen Risiken in Hitzewellen aufgeführt.
Allgemeine Empfehlungen
- Ausreichend Trinken: Es ist besonders wichtig, den Wasserhaushalt des Körpers im Gleichgewicht zu halten. Denn der Flüssigkeitsbedarf ist bei Hitze deutlich größer, allein schon durch das Schwitzen. Ausreichendes Trinken ist essenziell und alkoholfreie, nicht koffeinhaltige Getränke sollten bevorzugt werden. Elektrolyte können bei Bedarf zudem ergänzt werden.
- Kühle Umgebung: Die Räume, in denen sich die Personen aufhalten, sollten möglichst kühl gehalten werden, beispielsweise durch ausreichende Verschattung. planbare Aktivitäten sollten in kühleren Tageszeiten verlegt werden.
- Vermeidung von direkter Sonneneinstrahlung und körperlicher Anstrengung: Es sollte man die direkte Sonneneinstrahlung und körperliche Anstrengungen vermieden, eine Kopfbedeckung und luftige, lange Baumwollkleidung getragen werden.
- Schutz vor UV-Strahlung: Es sollte Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor verwendet werden, um die eigene Haut vor der UV-Strahlung und Verbrennungen zu schützen.
Medikamentenmanagement
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) begrüßt den Leitfaden: „Wir freuen uns über diese öffentlich wirksame Aktion der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit. Es ist wichtig, dass diese Maßnahmen in der Bevölkerung bekannt sind und insbesondere von vulnerablen Gruppen, z. B. Medikamente müssen - wenn Hitzewellen drohen - unbedingt geprüft und angepasst werden. Manche neurologischen Medikamente beeinträchtigen die Hitzekompensation des Körpers, zudem verlieren viele Medikamente durch Hitze ihre Wirkung“, so die Expert:innen. In der Heidelberger Hitzetabelle sind Arzneistoffe mit potenziellen Risiken in Hitzewellen aufgeführt. verschriebene Medikamente sollten unbedingt eingenommen werden.