Epilepsie und Schimmelpilze: Ein möglicher Zusammenhang

Schimmelpilze sind allgegenwärtig und können unter bestimmten Bedingungen gesundheitliche Probleme verursachen. Während die Auswirkungen von Schimmelpilzen auf Atemwege und Allergien gut dokumentiert sind, sind die neurologischen Auswirkungen weniger bekannt, aber nicht zu unterschätzen. Es stellt sich die Frage, ob und inwieweit Schimmelpilze, insbesondere in Innenräumen, neurologische Symptome wie epilepsieähnliche Anfälle auslösen können.

Was ist Aspergillose?

Aspergillose ist eine Erkrankung, die durch Schimmelpilze der Gattung Aspergillus verursacht wird. Die häufigste Form betrifft die Lunge, da die Schimmelpilzsporen eingeatmet werden. Während gesunde Menschen in der Regel keine Probleme mit diesen Sporen haben oder höchstens allergische Reaktionen zeigen, können immungeschwächte Personen schwerwiegende Infektionen entwickeln. Zu den Risikogruppen gehören Menschen mit Blutkrebs, fortgeschrittenen Lebererkrankungen, schwerer COPD, viralen Lungenentzündungen (wie COVID-19 oder Influenza) mit Beatmung, Organtransplantationen oder langfristiger Kortisonbehandlung.

Aspergillus-Schimmelpilze können neben der Lunge auch andere Organe wie Ohren, Nasennebenhöhlen, Leber oder Gehirn befallen. Besonders für Menschen mit Vorerkrankungen kann dies lebensbedrohlich werden. Die meisten dieser Infektionen werden durch Aspergillus fumigatus verursacht. Schwarzer Schimmel (Aspergillus niger) befällt seltener die Lunge und verursacht eher Infektionen der Ohren, Haut und oberen Atemwege.

Wo findet man Aspergillus-Schimmelpilze?

Aspergillus-Sporen sind nahezu überall vorhanden. Schätzungsweise atmen wir täglich mehrere hundert Sporen ein, was für gesunde Menschen in der Regel unproblematisch ist. Die Pilze wachsen in feuchten Umgebungen auf verschiedenen Untergründen wie Heu, Textilien, Holz, Papier, Tapeten und Blumenerde, aber auch auf Lebensmitteln.

Welche Arten von Aspergillose gibt es?

Die durch Aspergillus-Sporen verursachten Erkrankungen variieren je nach Zustand des Immunsystems:

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  • Schimmelpilzallergie: Eine allergische Reaktion auf eingeatmete Aspergillen, bekannt als allergische bronchopulmonale Aspergillose, tritt vor allem bei Menschen mit Asthma bronchiale oder Mukoviszidose auf.
  • Aspergillom: Eine Ansammlung von Pilzbestandteilen und Schleim, die sich meist in vorhandenen Hohlräumen wie den Nasennebenhöhlen bildet. Es kann auch bei Menschen mit gesundem Immunsystem auftreten, insbesondere wenn die Lunge durch Erkrankungen wie Tuberkulose geschädigt ist.
  • Aspergillus-Lungenentzündung: Eine Lungenentzündung, die hauptsächlich bei Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem auftritt, z. B. nach Organ- oder Stammzelltransplantationen, Chemotherapie, bei AIDS, Blutkrebs, Mangel an weißen Blutkörperchen, Autoimmunerkrankungen, schwerer COPD oder fortgeschrittener Leberzirrhose.

Symptome einer Schimmelpilzinfektion

Die Symptome einer Aspergillose können je nach Form und Immunstatus der Betroffenen variieren und sich innerhalb von Tagen oder Wochen entwickeln. Mögliche Symptome bei einem Lungenbefall sind Fieber, (teils blutiger) Husten, Atemnot, Schmerzen in der Lunge und Gewichtsverlust. Bei einem Befall der Nasennebenhöhlen können Druckempfindlichkeit, Ausfluss aus der Nase und Kopfschmerzen auftreten. Ein Befall des Nervensystems kann sich durch epilepsieähnliche Anfälle oder Symptome einer Hirnhautentzündung äußern, wie Kopfschmerzen, Nackensteife, Schwindel, Sehstörungen, Schläfrigkeit, eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit und Stimmungswechsel. Eine allergische Aspergillose kann Asthma-ähnliche Atemgeräusche, Husten, Luftnot, bräunlichen Auswurf, leichtes Fieber und Muskelschmerzen verursachen.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose einer Aspergillose ist aufgrund der vielfältigen Erscheinungsformen und betroffenen Organe komplex und erfordert oft verschiedene Untersuchungen. Bei Verdacht auf eine Pilzinfektion, insbesondere bei geschwächtem Immunsystem, können bildgebende Verfahren wie CT und MRT oder eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) Hinweise liefern. Der direkte Nachweis von Schimmelpilzen erfolgt durch die Untersuchung von Proben, z. B. Schleim aus der Lunge. Da Aspergillus-Keime weit verbreitet sind, kommen sie häufig auch bei gesunden Menschen vor. Mit Blutkulturen lässt sich eine Aspergillus-Infektion in der Regel nicht nachweisen, aber ein bestimmter Mehrfachzucker im Blut (Galactomannan-Test) deutet auf eine invasive Aspergillose hin. Auch eine Allergie kann sich im Blutbild zeigen, indem Antikörper gegen die Schimmelpilze erhöht sind.

Moderne Antipilzmittel (Antimykotika) sind wirksam gegen Schimmelpilze im Körper und haben in der Regel vertretbare Nebenwirkungen. Je nach Erkrankung kann es sinnvoll sein, immunsuppressive Medikamente zu reduzieren. Ein einzelnes, abgekapseltes Lungen-Aspergillom wird bei Beschwerden in der Regel operativ entfernt. Die allergische Aspergillose wird langfristig mit Kortison (Kortikosteroide) behandelt. Bei einer durch Pilzsporen in der Wohnung ausgelösten Aspergillose sollte der Schimmel untersucht und entfernt werden.

Vorbeugung

Da Aspergillus-Sporen nahezu überall vorkommen, ist es schwierig, sie vollständig zu vermeiden. Immungeschwächte Menschen sollten Blumenerde meiden und Baustellen sollten gut abgeschirmt sein. Zuhause sollten Komposteimer und Katzentoiletten besser von anderen Personen geleert werden. In manchen Fällen kann eine vorsorgliche Behandlung gegen eine Pilzerkrankung sinnvoll sein.

Schimmelpilze in Innenräumen und ihre gesundheitlichen Auswirkungen

Schimmelpilze sind ein natürlicher Bestandteil unserer Umwelt, können aber in erhöhten Konzentrationen in Innenräumen ein Gesundheitsrisiko darstellen. Schimmelpilze können Allergien, Beschwerden und Krankheiten auslösen. Sie sind oft in Form von flachen, schwarzen Flecken auf Oberflächen sichtbar, können aber auch weißlich, grünlich oder gelblich sein und unterschiedliche Gerüche abgeben.

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Schimmelpilze gedeihen besonders gut in feuchten und warmen Umgebungen. Daher ist es wichtig, diese Bedingungen in Innenräumen zu vermeiden, indem man regelmäßig lüftet, feuchte Wäsche sofort aufhängt und nasse Oberflächen abwischt. Auch das Entfernen von Staub und Schmutz kann die Bildung von Schimmelpilzen verhindern.

Neurologische Auswirkungen von Schimmelpilzen

Neben den bekannten Atemwegsproblemen und Allergien können bestimmte Schimmelpilze auch neurologische Auswirkungen haben. Diese können Symptome verursachen, die leicht mit epilepsieähnlichen Phänomenen verwechselt werden können. Einige Schimmelpilze produzieren Mykotoxine, giftige Substanzen, die bei Aufnahme, Inhalation oder Hautkontakt gesundheitsschädlich sein können. Diese Mykotoxine können das zentrale Nervensystem beeinflussen und eine Vielzahl neurologischer Symptome verursachen.

Mykotoxine und ihre Wirkung

Mykotoxine sind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die pathogen oder toxisch sein können. Sie können krebserregende (karzinogene), nervenschädigende (neurotoxische), immunsystemschwächende (immunsuppressive), erbgutverändernde (mutagene), hautschädigende (dermatotoxische), nierenschädigende (nephrotoxische) oder fehlbildende (teratogene) Wirkungen haben. Zu den wichtigsten innenraumrelevanten Schimmelpilzgattungen, die Mykotoxine produzieren, gehören Aspergillus, Penicillium, Stachybotrys und Fusarium.

Die Synthese von Mykotoxinen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie z. B. Temperatur, pH-Wert und Wasseraktivität. Im Gegensatz zu Schimmelpilzsporen und MVOC sind Mykotoxine weitestgehend hitzestabil und können daher durch hohe Temperaturen nicht zerstört werden. Weiterhin muss beachtet werden, dass Mykotoxine auch dann noch vorhanden sein können, wenn der produzierende Schimmelpilz oder seine Sporen bereits abgestorben sind oder abgetötet wurden.

Epilepsieähnliche Symptome durch Schimmelpilze

Krampfanfälle sind besonders problematisch, da sie oft mit Epilepsie verwechselt werden. Die Diagnose einer schimmelpilzbedingten neurologischen Störung erfordert eine umfassende medizinische Untersuchung. Ein wichtiger Schritt ist die Erhebung einer ausführlichen Anamnese, um mögliche Schimmelbelastungen in der Umgebung des Patienten zu identifizieren. Bluttests und Hauttests können helfen, eine Sensibilisierung gegenüber Schimmelpilzen nachzuweisen.

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Fallbeispiel: Schimmelpilze und Fieberkrämpfe bei einem Kind

Eine besorgte Mutter berichtet von ihrer zweijährigen Tochter, die unter epilepsieähnlichen Anfällen leidet. Die Ärzte diagnostizierten Fieberkrämpfe, aber die Mutter beobachtete auch Anfälle ohne Fieber. Sie fragt sich, ob Schimmelpilze in der Wohnung eine Rolle spielen könnten. Es ist wichtig zu beachten, dass nur Experten beurteilen können, ob ein Zusammenhang zwischen Schimmelpilzen und den Krämpfen besteht. Es ist ratsam, sich an einen Arzt oder einen Spezialisten für Umweltmedizin zu wenden, um die Situation zu beurteilen und gegebenenfalls Tests durchzuführen.

Vorbeugung und Beseitigung von Schimmelpilzen

Die beste Methode, um schimmelbedingte neurologische Probleme zu vermeiden, ist die Vermeidung von Schimmelwachstum in Innenräumen:

  • Luftfeuchtigkeit kontrollieren: Halten Sie die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen unter 60 %.
  • Regelmäßiges Lüften: Sorgen Sie für eine gute Belüftung, um Feuchtigkeit abzuführen.
  • Entfernung des Schimmelpilzes: Identifikation und Entfernung der Schimmelquelle sind entscheidend.
  • Professionelle Hilfe: Bei größeren Schimmelbefällen ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Schimmelpilze in der Tierhaltung

Auch Tiere können durch Schimmelpilze und Mykotoxine erkranken. Schimmelpilze im Heu, Stroh, Trockenfutter und in der Einstreu können zu Vergiftungen führen. Symptome bei Tieren können vielfältig sein und reichen von allgemeinem Unwohlsein, Verhaltensänderungen, verminderter Futteraufnahme bis hin zu neurologischen Symptomen wie Krämpfen, Koordinationsstörungen und Lähmungen. Auch hier ist es wichtig, Futtermittel und Einstreu regelmäßig auf Schimmel zu überprüfen und bei Verdacht Proben ins Labor zu schicken.

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