Epilepsie-Monitoring: Ablauf und Methoden

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Um eine erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten, ist eine genaue Diagnose unerlässlich. Das Epilepsie-Monitoring, insbesondere das Video-EEG-Monitoring, spielt dabei eine zentrale Rolle. Dieser Artikel beleuchtet den Ablauf und die verschiedenen Methoden des Epilepsie-Monitorings.

Einleitung

Die Diagnosestellung bei Epilepsie basiert auf bildgebenden und elektrophysiologischen Verfahren, die strukturelle und funktionelle Veränderungen des Gehirns darstellen. Die Untersuchung der Patienten erfolgt oft während eines akuten epileptischen Anfalls. Jede Untersuchungsmethode hat spezifische Merkmale und Eigenschaften, sodass ihre Anwendung von der konkreten Situation abhängt.

Video-EEG-Monitoring: Ein umfassender Überblick

Das Video-EEG-Monitoring, auch Epilepsie-Monitoring genannt, ist eine Langzeitableitung der Hirnströme (EEG) mit gleichzeitiger Aufzeichnung von Bild und Ton. Die Aufzeichnung erfolgt durchgängig, 24 Stunden am Tag. Diese Methode ist besonders wertvoll, um epileptische von nicht-epileptischen Anfällen abzugrenzen und bei fokalen Epilepsien die Anfallsursprungszone einzugrenzen, insbesondere in Vorbereitung auf einen epilepsiechirurgischen Eingriff.

Ablauf des Video-EEG-Monitorings

  1. Anmeldung und Terminvereinbarung: Die Anmeldung für eine Untersuchung erfolgt über die Ambulanz für Epilepsie / Anfallserkrankungen oder über die Privatambulanzen der Oberärzte. Auch niedergelassene Neurologen können Patienten direkt auf die Warteliste des Video-EEGs setzen lassen. Nach Feststellung der Notwendigkeit einer Langzeitableitung werden die Patienten vom Team des Video-EEGs zur Terminvereinbarung kontaktiert.
  2. Wartezeit: Aufgrund der hohen Nachfrage und der begrenzten Anzahl an Betten ist eine gewisse Wartezeit unvermeidlich. In der Regel beträgt die Wartezeit 1-3 Monate, wobei die medizinische Dringlichkeit der wichtigste Faktor ist.
  3. Stationäre Aufnahme: Die Patienten werden typischerweise 7-14 Tage stationär aufgenommen. Für das Langzeit-EEG-Monitoring stehen in Epilepsiezentren mehrere Ableiteplätze in Patientenzimmern zur Verfügung, wobei einige Zimmer als Familienzimmer geeignet sind.
  4. Vorbereitung: Die Hirnströme (EEG) werden mittels Oberflächenelektroden abgeleitet, die mit einem speziellen Hautkleber auf der Kopfhaut befestigt werden. Es ist nicht nötig, die Haare abzuschneiden oder zu rasieren. Am Ende der Ableitung werden die Elektroden mit einem speziellen Lösungsmittel wieder entfernt.
  5. Durchführung: Während des Aufenthalts im Video-EEG-Monitoring müssen die Elektroden über ein Kabel an das EEG-Gerät angeschlossen sein. Um eine pausenlose Aufzeichnung zu gewährleisten, wird den Patienten geraten, das Zimmer möglichst nicht zu verlassen. Dies ist wichtig, um Anfälle oder EEG-Auffälligkeiten nicht zu verpassen und das Verletzungsrisiko bei eventuell auftretenden Anfällen zu minimieren.
  6. Provokationsmethoden: Um die Wahrscheinlichkeit für die Aufzeichnung eines Anfalls zu erhöhen, können verschiedene Provokationsmethoden eingesetzt werden, wie z.B. Fotostimulation, Hyperventilation, Schlafentzug oder Medikamentenreduzierung.
  7. Überwachung: Speziell ausgebildete MTAs/Pflegekräfte überwachen die Patient*innen rund um die Uhr. Im Falle eines Anfalls wird eine strukturierte Testung durchgeführt.
  8. Besonderheiten: Patient*innen, die rauchen, werden gebeten, maximal 3x/Tag für max. 30 min die Station auf eigene Verantwortung zu verlassen, wenn dies medizinisch vertretbar ist. Idealerweise gelingt es, während des Aufenthalts das Rauchen ganz einzustellen.
  9. Ergänzende Diagnostik: Ergänzend werden je nach klinischer Fragestellung Methoden der Nuklearmedizin (SPECT und PET), differenzierte MRT-Untersuchungen und neuropsychologische Testungen durchgeführt. Bei Bedarf stehen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sowie eine Sozialberatung zur Verfügung.

Technische Aspekte des EEG

Das EEG misst die bioelektrische Aktivität des Gehirns, indem Elektroden am Kopf befestigt werden, die die Hirnströme messen. Die Elektroden zeichnen Spannungsschwankungen an der Kopfoberfläche auf und stellen sie in einem Elektroenzephalogramm grafisch dar. Ärzte verwenden diese Methode zur Diagnose und neurologischen Forschung.

EEG-Wellen und ihre Bedeutung

Im EEG-Bildschirm werden die Summenpotentiale der Nervenzellen durch mehrere Kurven übereinander dargestellt. Verschiedene Arten von Wellen werden unterschieden:

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  • Betawellen (Frequenz 13 bis 30 Hz): Treten unter der Einwirkung von Sinnesreizen oder bei geistiger Aktivität auf.
  • Thetawellen (Frequenz 4 bis 7 Hz): Werden auch als Zwischenwellen bezeichnet.
  • Spikes und Spike-Waves: Störungen der ansonsten gleichmäßigen Wellen, die unter bestimmten Voraussetzungen Anzeichen für eine Epilepsie sein können.

Epilepsietypische Potentiale bestehen sowohl in Spitzen (Spikes oder Spike-Waves), Spitze-Welle-Komplexen (Spike-Wave-Komplexe oder Polyspikes) und steilen Wellen (Sharp Waves).

Vorbereitung auf ein EEG

Es ist keine spezielle Vorbereitung nötig. Einige empfehlen, die Haare zuvor zu waschen und keine Stylingprodukte zu verwenden. Beim Schlaf-EEG könnte angefordert werden, dass in der Nacht zuvor nicht geschlafen wurde. Es ist wichtig, dass Patienten verstehen, warum das EEG wichtig ist und welche Aussagekraft es hat. Aufregung und Nervosität können die Ergebnisse des EEGs beeinflussen und verfälschen.

Ablauf einer EEG-Aufzeichnung

  1. Anbringen der Elektroden: Auf der Kopfhaut werden nach einem genauen Schema kleine Elektroden angebracht und mit einer Kochsalzlösung leicht angefeuchtet.
  2. Aufzeichnung: Während der EEG-Ableitung kann man aufgefordert werden, die Augen zu öffnen und wieder zu schließen oder anderen Anweisungen zu folgen.
  3. Dauer: Die Routineuntersuchung dauert inklusive Vorbereitung etwa 45 Minuten, die eigentliche Aufzeichnung selbst ist nach ca. 20 Minuten beendet. Bei Kindern können das Anlegen der Elektroden und die Ableitung des EEGs meistens etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen.
  4. Schlaf-EEG: Bei einem Schlaf-EEG werden eine Wach-, Müdigkeits- und Schlafphase registriert. Für diese Untersuchung müssen Sie etwa zwei Stunden Zeit einplanen.

Video-EEG-Monitoring vs. Routine-EEG

Der Vorteil des Video-EEG-Monitorings gegenüber dem Routine-EEG ist die längere Ableitedauer. Sie kann 24 und mehr Stunden betragen, unter besonderen Fragestellungen wie der prächirurgischen Epilepsiediagnostik ist auch mehr als einwöchiges Monitoring möglich.

Weitere diagnostische Methoden

Neben dem Video-EEG-Monitoring gibt es weitere wichtige diagnostische Methoden zur Abklärung von Epilepsie:

Magnetresonanztomographie (MRT)

Die MRT liefert wichtige strukturelle Informationen und ermöglicht die Detektion selbst kleiner Veränderungen wie Gewebeneu- oder Umbildungen. Sie ist besonders geeignet, um strukturelle Läsionen wie Tumore, Fehlbildungen der hirnversorgenden Gefäße oder Narbengewebe nach einem Trauma oder Entzündungen darzustellen. Die MRT wird auch prächirurgisch zur Planung operativer Eingriffe eingesetzt.

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Computertomographie (CT)

Die CT eignet sich für die Notfalldiagnostik beim Status epilepticus oder bei erstmaligen Anfällen, um lebensbedrohliche Ursachen wie Blutungen oder raumfordernde Prozesse auszuschließen. Allerdings hat sie gegenüber der MRT eine geringere Sensitivität für feingewebliche Hirnveränderungen.

Szintigraphie (SPECT und PET)

Die Nuklearmedizin stellt mit SPECT und PET funktionelle Aspekte der Hirnphysiologie dar. Die iktale SPECT-Bildgebung zeigt eine Hyperperfusion im epileptischen Fokus, während die interiktale Aufnahme eine Hypoperfusion dokumentiert. Szintigraphien können zudem die strukturelle Bildgebung ergänzen.

Neuropsychologische Untersuchung

In einer neuropsychologischen Untersuchung werden mögliche Veränderungen der geistigen Leistungsfähigkeit erfasst. Zu den untersuchten kognitiven Fähigkeiten gehören Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen, sprachliche und bildhafte Fertigkeiten sowie höhere geistige Funktionen.

Funktionelle transkranielle Dopplersonographie (fTCD)

Die fTCD ist eine Ultraschallmethode, mit der der Blutfluss in Blutgefäßen dargestellt werden kann, die das Gehirn und speziell für die Sprache wichtige Hirnareale mit Blut versorgen.

Wada-Test

Vor einer OP wird in seltenen Fällen ein sogenannter Wada-Test durchgeführt. Hierbei werden z.B. verschiedene Sprachfunktionen getestet, während die zu operierende Gehirnregion für wenige Minuten betäubt wird.

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Prächirurgische Diagnostik

Bei Patienten, bei denen trotz einer medikamentösen Therapie weiterhin Anfälle auftreten, kann die Möglichkeit einer operativen Entfernung des Anfallsherdes überprüft werden. Ob dieses Therapieverfahren bei einem Patienten infrage kommt, wird im Rahmen einer aufwändigen Diagnostik überprüft. Die prächirurgische Diagnostik wird aufgrund der Komplexität der Fragestellung und der zwischenzeitlichen Reduktion der Antiepileptika grundsätzlich stationär durchgeführt.

Differentialdiagnostik

Nicht alle anfallsartig auftretenden Gesundheitsstörungen sind epileptische Anfälle. Andere Ursachen hierfür können Durchblutungsstörungen des Gehirns (Synkopen), psychogene Anfälle oder zahlreiche weitere Erkrankungen sein.

Bedeutung der Anfallsbeobachtung

Anfallsbeobachtung und Anfallsbeschreibung nehmen einen wichtigen Platz im Rahmen der Therapie ein. Sie ermöglichen es, den Behandlungserfolg einzuschätzen, den Alltag auf die Art, Tageszeit und Häufigkeit der Anfälle auszurichten und vorbeugende Maßnahmen zu treffen.

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