Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die mit wiederholten Anfällen einhergeht. In Notfallsituationen, in denen eine Person einen epileptischen Anfall erleidet, kann eine Notfallkarte lebenswichtige Informationen für Ersthelfer, Rettungskräfte und medizinisches Personal liefern. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung von Epilepsie-Notfallkarten, verschiedene verfügbare Vorlagen und wie man sie effektiv einsetzt.
Was ist eine Epilepsie-Notfallkarte?
Ein Notfallpass, auch Notfallausweis genannt, ist ein Dokument, das wichtige Gesundheitsinformationen der Person, die es trägt, beinhaltet. Der Epilepsie Ausweis ist ein Ausweisdokument für Epileptiker. Das Dokument dient dazu, Ersthelfer, Rettungskräfte und Mediziner im Falle eines Anfalls darüber zu informieren, dass beim Betreffenden eine Epilepsie diagnostiziert wurde und die für Außenstehende häufig beunruhigenden Symptome vermutlich auf diese Erkrankung zurückzuführen sind. Er sollte so klein sein, dass er zum Beispiel im Geldbeutel oder der Handtasche immer mitgeführt werden kann. Es gibt auch digitale Notfallpässe für das Smartphone.Der Epilepsie Ausweis dient vor allem dazu, Ersthelfer und medizinisches Personal über eine bereits diagnostizierte Erkrankung zu informieren.
Warum ist eine Epilepsie-Notfallkarte wichtig?
Als Menschen mit Epilepsie benötigen wir bei Anfällen schnelle Hilfe. Es ist schon so eine Sache mit der Epilepsie: Klar, um uns herum wissen alle, dass das irgendwie irgendetwas mit Ausfällen - Anfällen eben - zu tun hat. Aber wenn es dann passiert, ist guter Rat schwer zu bekommen. Der Epilepsie Ausweis ist kein offizielles Dokument. Es gibt verschiedene Versionen und Ausführungen. Erst dann, wenn wenigstens zweimal Anfälle aufgetreten sind, ist es sinnvoll, einen Ausweis bei sich zu tragen. Epilepsie wird ohnehin nur diagnostiziert, wenn dieses Kriterium erfüllt ist. Ansonsten kann es sich auch um vereinzelte Anfälle im Zusammenhang mit neurologischen Vorfällen oder sonstigen Belastungssituationen handeln. Mithilfe der Informationen auf dem Ausweis kann außerdem ein Notfallkontakt benachrichtigt werden.
Die Notfallkarte bietet mehrere Vorteile:
- Schnelle Identifizierung: Sie informiert Ersthelfer und medizinisches Personal darüber, dass die Person an Epilepsie leidet.
- Korrekte Einordnung der Symptome: Sie hilft, die Symptome richtig einzuordnen, da ein Anfall sich als Bewusstseinsverlust oder Erinnerungslücke - eine sogenannte Absence - oder in Form von auffälligem Verhalten äußern kann.
- Vermeidung zusätzlicher Schäden: Sie ermöglicht eine angemessene Reaktion von Begleitpersonen und Ersthelfern, um dem Patienten nicht zusätzlich Schaden zuzufügen.
- Informationen zur Ersten Hilfe: Für Ersthelfer kann der Epilepsieausweis wertvolle Hinweise zur Ersten Hilfe und zu korrektem Verhalten liefern.
- Benachrichtigung von Notfallkontakten: Im Falle eines Anfalls können die auf der Karte vermerkten Notfallkontakte benachrichtigt werden.
- Informationen für Ärzte und Rettungskräfte: Der Name und die Kontaktdaten des behandelnden Arztes sind vor allem für Rettungskräfte und medizinisches Personal von Bedeutung. So können Informationen über die Krankengeschichte des Epileptikers eingeholt werden. Falls nötig kann der entsprechende Facharzt die Behandlung des Patienten auch selbst übernehmen.
Was gehört in eine Epilepsie-Notfallkarte?
Damit der Ausweis im Falle eines Anfalls auch wirklich als Hilfsmittel fungiert, muss er vollständig und gut lesbar ausgefüllt werden. Die Notfallkarte sollte folgende Informationen enthalten:
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- Persönliche Daten:
- Name und Anschrift des Betroffenen
- Ein Passbild, um den Epileptiker zweifelsfrei als Eigentümer des Ausweises zu identifizieren
- Medizinische Informationen:
- Diagnose: Epilepsie
- Art der Anfälle (z.B. Grand-mal, Absence)
- Medikation (Name, Dosierung, Einnahmezeiten)
- Allergien und Unverträglichkeiten
- Besondere Hinweise (z.B. Vagusnervstimulator, Notfallmedikation)
- Kontaktdaten:
- Name und Kontaktdaten des behandelnden Arztes
- Name und Kontaktdaten eines Notfallkontakts (Familienmitglied oder Angehöriger)
- Hinweise für Ersthelfer:
- Kurze Anweisungen zum Verhalten bei einem Anfall (z.B. Ruhe bewahren, Verletzungsrisiko minimieren, nicht festhalten)
- Wann ein Notarzt gerufen werden muss (z.B. Anfall dauert länger als fünf Minuten, untypischer Verlauf)
Verfügbare Vorlagen und Bezugsquellen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Epilepsie-Notfallkarte zu erstellen:
- Vorgefertigte Vorlagen:
- Viele Epilepsie-Verbände und -Organisationen bieten kostenlose Vorlagen zum Download an.
- Die Interessenvereinigung für Anfallskranke in Köln e.V. (IfA Köln) und der Verein zur Hilfe Epilepsiekranker e.V. haben den Internationalen Epilepsie Notfallausweis (IENA) entwickelt.
- Auch in unserem Service-Bereich zum Thema Epilepsie finden Sie eine große Auswahl an Informationsmaterialien und Wissenswertem u. a. in Form unserer kostenlosen Epilepsie-Patientenbroschüren sowie den aktuellsten Ausgaben der Zeitschrift epiKurier. Diese können Sie direkt hier als PDF herunterladen oder kostenlos als Print-Version bestellen. Neben Infobroschüren und interessanten Zeitschriften finden Sie auch wichtige Dokumente in diesem Service-Bereich, etwa Mustervorlagen für einen Anfallskalender oder einen Notfallausweis für Epilepsie-Betroffene. Den Notfallausweis als digitale Variante können Sie übrigens direkt am Bildschirm ausfüllen und anschließend ausdrucken.
- Vorgefertigte Unterlagen zum Anlegen einer Notfallmappe beziehungsweise eines Notfallordners erhalten Sie von den meisten Krankenkassen kostenlos, meist als Download.
- Individuelle Erstellung:
- Sie können eine Notfallkarte auch selbst erstellen, indem Sie ein Word-Dokument oder eine andere Textverarbeitungssoftware verwenden.
- Achten Sie darauf, alle wichtigen Informationen gut lesbar und übersichtlich darzustellen.
- Digitale Notfallpässe:
- Neuere Android- und iOS- Smartphones haben einen integrierten digitalen Notfallpass.
- Der Vorteil gegenüber der Standardfunktion von iOS und Android: Sie können mehr Informationen hinterlegen und besondere Zusatzangebote der jeweiligen App nutzen.
Die Notfallkarte hat ein Scheckkartenformat (8,5 x 5,3 cm). Unseren Mitgliedern stellen wir die Notfallkarte kostenfrei zur Verfügung. Interessierte, Arztpraxen, Kliniken etc. können die Dokumente sowie weiteres Informationsmaterial mit einer kostenlosen Infosendung erhalten (für größere Bestellungen können ggf. Versandkosten anfallen).
Internationale Notfallausweise
Der europäische Notfallausweis, auch internationaler Notfallausweis genannt, erfüllt den gleichen Zweck wie jeder andere Notfallpass. Allerdings ist er mehrsprachig und hat ein europaweit einheitliches Format, damit er auch im Ausland schnell ausgelesen werden kann. Der internationale Notfallausweis ist viersprachig (Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch) und hat ein Format von 7,4 x 10,4 cm. In Zusammenarbeit mit Neurologen und Fachärzten haben die Interessenvereinigung für Anfallskranke in Köln e.V. (IfA Köln) und der Verein zur Hilfe Epilepsiekranker e.V. den Internationalen Epilepsie Notfallausweis (IENA) entwickelt. Das dreisprachige Ausweisdokument (deutsch, englisch und französisch) ist im A5-Format gehalten und bietet Platz für alle wichtigen oben genannten Informationen.
Aufbewahrung und Handhabung
Damit der Epilepsie Ausweis im Notfall schnell auffindbar ist, sollte er am besten in der Brieftasche oder bei den persönlichen Unterlagen in der Handtasche aufbewahrt werden. Dort suchen Ersthelfer am ehesten nach Informationen. Zusätzlich kann ein Armband, eine Marke, die um den Hals getragen wird, oder eine Notfall-Kapsel Ersthelfer über das Vorhanden-Sein eines Ausweises informieren: „Epilepsie Ausweis in der Brieftasche“. Wer fürchtet, dass sein Ausweis durch Feuchtigkeit unleserlich wird, kann sich im Schreibwarenladen eine Plastikhülle besorgen, um das Dokument vor Regen und in der Tasche unbemerkt ausgelaufenen Flüssigkeiten zu schützen.
Ergänzende Dokumente
Neben der Notfallkarte können weitere Dokumente in einem Notfallordner oder einer Notfallmappe hilfreich sein:
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- Anfallskalender: Hier können Anfälle und Medikamenteneinnahme dokumentiert werden. Unseren Mitgliedern stellen wir den Anfallskalender kostenfrei zur Verfügung. Zusätzlich zum Ausweis enthält das PDF-Dokument einen sogenannten Behandlungskalender, in dem Medikation und Anfälle dokumentiert werden können. Zusätzlich können Betroffene dort einen Anfallskalender und einen sozialmedizinischen Ratgeber ordern.
- Arztberichte: Aktuelle Berichte vom Neurologen können wichtige Informationen über die Krankengeschichte liefern.
- Vorsorgedokumente: Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht regeln die medizinische Versorgung und rechtliche Vertretung im Notfall.
- Informationen für Menschen mit Demenz: Notfallpatienten mit einer Demenzerkrankung stellen einen besonderen Fall dar, weil sie selbst unter Umständen keine verlässlichen Auskünfte geben können. Zusätzlich zu den üblichen medizinischen Themen sollten Sie dann auch auf allgemeine Gewohnheiten des Demenzerkrankten und pflegerische Besonderheiten eingehen. Also zum Beispiel, welche Vorgänge bei dem Demenzerkrankten problematisch sind und welche besonders wichtig. Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Nordrhein-Westfalen hat eine Notfallmappe für Menschen mit Demenz entwickelt.
Ein Notfallordner ist, wie der Name schon sagt, umfangreicher als ein Notfallpass. Ein Notfallordner kann unter Umständen sehr umfangreich sein. Sie sollten deshalb die medizinisch relevanten Informationen auf den ersten Seiten in Kurzfassung auflisten, wenn Sie einen Notfallordner anlegen. Der Notfallordner wird oft auch als Notfallmappe bezeichnet, im Prinzip meinen beide Begriffe das gleiche. Anders als Notfallpässe dienen Notfallordner nicht allein dem akuten medizinischen Notfall. Ob jemand bereits pflegebedürftig ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Eine feuerfeste Dokumentenmappe bietet Schutz gegen Feuer und Hitze und kann in Brandfällen dafür sorgen, dass wichtige Dokumente wie rechtliche Unterlagen, medizinische Informationen und Versicherungspolicen unversehrt bleiben. Grundsätzlich gilt: Je mehr Informationen, desto besser. Sie können also gar nicht zu viele Themen erwähnen, solange Sie den Ordner gut strukturieren. Denken Sie daran, dass Sie den Ordner im Notfall an das Krankenpersonal aushändigen werden. Sie haben rechtlich noch nicht vorgesorgt? Dann erstellen Sie Ihre Vorsorgedokumente einfach online.
Notfalldaten auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK)
Seit Mitte 2020 gibt es die Möglichkeit, wichtige Notfalldaten auch auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK), also der umgangssprachlichen „Versicherungskarte“, zu speichern. Mit einem entsprechenden Lesegerät können Ärzte dann im Notfall darauf zugreifen. Doch nicht nur in Notfällen, sondern auch bei normalen Behandlungen in Arztpraxen oder Krankenhäusern können die Informationen hilfreich sein. Um Notfalldaten auf Ihrer Gesundheitskarte zu speichern, müssen Sie sich an Ihren Hausarzt wenden. Dann können Sie gemeinsam mit dem Arzt entscheiden, welche Informationen und Erklärungen gespeichert werden sollen. Auf Ihren Wunsch hin kann der Arzt den Notfalldatensatz zusätzlich in der elektronischen Patientenakte (ePA) speichern. Ja, aber nur mit Hilfe eines Arztes. Unter dem Stichwort „Notfalldatenmanagement“ (NFDM) können Ärzte Notfalldaten auf Ihrer elektronischen Gesundheitskarte speichern.
Digitale Notfallpässe auf dem Smartphone
Wichtige Daten für den Notfall können auch ganz praktisch auf Smartphones gespeichert werden. Neuere Android- und iOS- Smartphones haben einen integrierten digitalen Notfallpass. Wenn Sie möchten, dass die Notfallinformationen auch bei gesperrtem Display angezeigt werden, müssen Sie bei „Zugriff auf Notfallinformationen“ „Anzeigen, wenn gesperrt“ auswählen. Haben Sie ein anderes Gerät oder eine ältere Android-Version kann ein Blick in die Einstellungen helfen. Geben Sie dafür in der Suche „Notfall“ ein. Wichtig ist, dass Sie die Option „Im Sperrzustand zeigen“ aktivieren. Außerdem können Sie die Option „Während eines Notrufs teilen“ aktivieren. Wenn Sie auf Ihrem iPhone oder Ihrer Apple Watch einen Anruf an den Rettungsdienst tätigen oder eine Textnachricht an den Rettungsdienst senden, wird Ihr Notfallpass automatisch an den Rettungsdienst weitergegeben. Mit den richtigen Einstellungen können Rettungskräfte also den Notfallpass auch aufrufen, ohne das Telefon zu entsperren. Sie können wichtige (medizinische) Informationen auch in Ihr Smartphone eintragen, viele Geräte haben vorinstallierte Notfallpässe. Je nach Betriebssystem (iOS oder Android) unterscheidet sich jedoch der Zugriff darauf. Im iPhone finden Sie den Notfallpass beispielsweise in der Health-App. Der Notfallpass auf Android-Geräten kann je nach Hersteller und Version des Betriebssystems unterschiedlich eingerichtet sein. Meistens finden Sie die Funktion jedoch in den Einstellungen, wenn Sie nach Notfallinformationen oder Notfallkontakte suchen.
Wann ist ein Notarzt erforderlich?
Normalerweise handelt es sich bei einem epileptischen Anfall nicht um einen Notfall. Deshalb ist es auch nicht unbedingt notwendig, einen Krankenwagen zu rufen, auch wenn der Krampfanfall des Betroffenen auf Umstehende bedrohlich wirkt. Nur wenn der Anfall untypisch verläuft - auch das lässt sich im Epilepsie Ausweis nachlesen - oder er länger als fünf Minuten dauert, benötigt der Patient ärztliche Hilfe. Wer sich allerdings nicht sicher ist, ob es sich überhaupt um einen epileptischen Anfall handelt, sollte nicht zögern und einen Notarzt zum Ort des Geschehens rufen.
Epilepsie und Schwerbehindertenausweis
Eine Epilepsie ist eine chronische Erkrankung, die zur Beantragung eines Grades der Behinderung (GdB) und demnach eines Schwerbehindertenausweises berechtigt. Der Epilepsie Ausweis ersetzt in keinem Fall den Schwerbehindertenausweis.
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