Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende Krampfanfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, unkontrollierte Entladungen von Nervenzellen im Gehirn. Die Ursachen für Epilepsie können vielfältig sein, von genetischen Veranlagungen bis hin zu strukturellen Veränderungen im Gehirn, wie sie beispielsweise durch Tumore, Schädel-Hirn-Traumata oder Verletzungen des Gehirngewebes verursacht werden können. Die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie schätzt, dass zwischen 0,5 und 1 % der Bevölkerung an Epilepsie leiden, was in Deutschland etwa 400.000 bis 800.000 Menschen entspricht. Ein Drittel dieser Betroffenen spricht nicht ausreichend auf herkömmliche Antiepileptika an, was den Bedarf an alternativen Therapieansätzen unterstreicht.
Der Einfluss von Drogenkonsum auf Epilepsie ist ein komplexes und vielschichtiges Thema. Während einige Substanzen epileptische Anfälle akut provozieren können, gibt es auch Hinweise darauf, dass bestimmte Inhaltsstoffe von Cannabis, insbesondere Cannabidiol (CBD), in der Behandlung bestimmter Epilepsieformen von Nutzen sein könnten. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Studienlage, insbesondere bei erwachsenen Epilepsie-Patienten, noch dürftig ist und weitere Forschung erforderlich ist, um definitive Aussagen treffen zu können.
Cannabis und Epilepsie: Eine differenzierte Betrachtung
Die Cannabispflanze enthält über 400 verschiedene Bestandteile, sogenannte Cannabinoide, von denen einige in der Medizin bereits Anwendung finden. Dazu gehören die Schmerzbehandlung, die Behandlung von Erbrechen und Spastik. In Bezug auf Epilepsie gibt es eine wachsende Anzahl von Berichten, Fallserien und klinischen Studien, die eine Verbesserung der Anfallskontrolle bei einem Teil der Patienten unter Cannabis-Einnahme zeigen. Insbesondere die Bestandteile Tetrahydrocannabinol (THC) und CBD könnten günstige Effekte auf die Anfallshäufigkeit oder -schwere haben.
Für CBD liegen mittlerweile Zulassungen für die Behandlung von drei seltenen Epilepsieformen vor: das Dravet-Syndrom, das Lennox-Gastaut-Syndrom und strukturelle Epilepsien bei Tuberöser Sklerose. Bei schweren, pharmakoresistenten Epilepsieformen kann nach sorgfältiger Prüfung der individuellen Situation eine Behandlung mit Cannabinoiden in Erwägung gezogen werden.
Es ist jedoch wichtig, die potenziellen Risiken und Nebenwirkungen von Cannabis bei Epilepsie zu berücksichtigen. Während CBD im Allgemeinen als gut verträglich gilt, können als Begleiterscheinungen der Behandlung Somnolenz (Benommenheit), verminderter Appetit, Durchfall, Müdigkeit und Krampfanfälle auftreten. Zudem gibt es Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen zwischen CBD und herkömmlichen Antiepileptika, insbesondere mit Rufinamid, Zonisamid, Topiramat und Eslicarbazepin.
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THC, der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, ist in Bezug auf Epilepsie noch umstrittener. Während einige Studien einen krampflösenden Effekt von THC nahelegen, konnten andere diese Wirkung nicht bestätigen oder kamen sogar zu dem Schluss, dass THC Krampfanfälle begünstigen könnte. Daher ist Vorsicht geboten, und die Anwendung von THC bei Epilepsie sollte nur unter ärztlicher Aufsicht und nach sorgfältiger Abwägung der Risiken und Vorteile erfolgen.
Alkohol und Epilepsie: Ein riskantes Zusammenspiel
Alkoholkonsum ist ein bekannter Auslöser für epileptische Anfälle. Studien haben gezeigt, dass das Risiko für Anfälle im Zusammenhang mit Alkohol bei Epilepsie-Patienten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung etwa sechsfach erhöht ist. Dies ist besonders relevant, da viele Patienten mit Epilepsie ein riskantes Trinkverhalten aufweisen.
Ein übermäßiger Alkoholkonsum kann nicht nur Anfälle auslösen, sondern auch die Wirkung von Antiepileptika beeinträchtigen und die allgemeine Gesundheit negativ beeinflussen. Daher ist es für Epilepsie-Patienten besonders wichtig, die Risiken des Alkoholkonsums zu kennen und idealerweise auf Alkohol zu verzichten.
In einer Studie wurde festgestellt, dass Anfälle im Zusammenhang mit Alkohol meistens nach starkem Alkoholkonsum auftraten. Daher sollten Epilepsie-Patienten den Konsum großer Mengen Alkohol vermeiden.
Andere Drogen und Epilepsie: Zusätzliche Risiken
Neben Alkohol können auch andere Drogen epileptische Anfälle provozieren. Insbesondere Amphetamine und Kokain können bei zu hoher Dosierung zu Krampfanfällen führen. Auch der gleichzeitige Konsum verschiedener Drogen (Mischintoxikation) oder ein Drogenentzug (Alkohol, Benzodiazepine, Opiate) können Anfälle auslösen.
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Zwei neue Studien geben Hinweise darauf, dass Ecstasykonsum besonders schädlich für Nervenzellen im Bereich des Hippocampus ist, einer Gehirnregion, die wichtig ist für das Gedächtnis. Ecstasy kann neurotoxisch wirken und gezielt Nervenzellen im Hippocampus schädigen. Bei Abstinenz scheint sich der Hippocampus aber wieder zu erholen.
Es ist wichtig zu betonen, dass der Drogenkonsum bei Epilepsie-Patienten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung erhöht ist. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden Beratung und Aufklärung über die Risiken des Drogenkonsums bei Epilepsie.
Medikamentöse Behandlung von Drogensucht mit Epilepsiemedikamenten
Amerikanischen Wissenschaftlern ist es gelungen, Drogensucht medikamentös zu behandeln. Mithilfe eines weltweit verwendeten Epilepsiemedikaments befreiten sie Kokainabhängige von der Sucht und verbesserten deren Lebensqualität. Der Wirkstoff mit dem Namen Gamma-Vinyl-GABA (GVG) reduziert offenbar das nach Kokainkonsum übliche Hochgefühl.
GVG hilft gegen Epilepsie, indem es die Konzentration von GABA erhöht, einem wichtigen Botenstoff im Gehirn. Außerdem konnte die Substanz in Tierversuchen eine übermäßige Bildung des Botenstoffs Dopamin verhindern, welcher das für viele Drogen typische Wohlgefühl hervorruft.
Die Wissenschaftler untersuchten die Wirkung von GVG auf Personen, die kokainabhängig waren. Die Studienteilnehmer nahmen GVG über sieben Wochen hinweg in bestimmten Mengen ein und stoppten gleichzeitig ihren Drogenkonsum. Ein Teil der Abhängigen lebte ohne Drogen und auch ohne GVG. Ihren Berichten zufolge war das Bedürfnis nach Kokain bereits nach zwei bis drei Wochen verschwunden. Die einzigen Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen und eine leichte Schlaflosigkeit.
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Weitere Faktoren, die Anfälle begünstigen können
Epilepsie ist eine sehr individuelle Erkrankung, und die Auslöser für Anfälle können vielfältig sein. Zu den häufigsten Faktoren zählen Schlafmangel, akuter Stress, Alkoholkonsum, fieberhafte Infekte oder hormonelle Schwankungen. Auch flackerndes Licht oder das unregelmäßige Einnehmen von Antiepileptika können das Anfallsrisiko erhöhen.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Da einem epileptischen Anfall ein plötzlicher Atemstillstand folgen kann, ist unverzüglich die 112 anzurufen!
Bis der Rettungswagen kommt, gilt:
- Gefährdende Gegenstände aus dem Weg räumen, damit niemand verletzt wird.
- Die betroffene Person nicht mit Gewalt festhalten!
- Weiche Unterlage (Jacke, Decke etc.) unter den Kopf legen, damit der/die Krampfende gepolstert ist und sich nicht verletzt.
- Dem Krampfanfall folgt häufig ein komatöser Schlaf. In dieser Phase sollte die Person in die stabile Seitenlage gebracht werden.
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