Epilepsie und Amphetamine: Eine umfassende Betrachtung

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte, unprovozierte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, abnormale elektrische Aktivität im Gehirn. Die Diagnose basiert auf dem Anfallgeschehen und zusätzlichen Befunden wie epilepsietypischen Potenzialen im EEG oder strukturellen Läsionen in der Bildgebung. Die Behandlung erfolgt meist medikamentös, gegebenenfalls begleitet von nicht-pharmakologischen Maßnahmen. Amphetamine sind synthetische Stimulanzien, die das zentrale Nervensystem beeinflussen. Ihr Konsum kann verschiedene Auswirkungen auf den Körper haben, einschließlich des Risikos, epileptische Anfälle auszulösen.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie (ICD-10 G40) ist ein Oberbegriff für zerebrale Funktionsausfälle, die auf einer neuronalen Netzstörung beruhen. Das Leitsymptom sind wiederholte Anfälle. Ein epileptischer Anfall wird als ein vorübergehendes Auftreten von subjektiven Zeichen und/oder objektivierbaren Symptomen aufgrund einer pathologisch exzessiven und/oder synchronisierten neuronalen Aktivität im Gehirn definiert. Die Phänomenologie variiert beträchtlich, abhängig von Ort und Ausprägung der Anfälle. Es gibt verschiedene Epilepsie-Syndrome wie das Lennox-Gastaut- und Dravet-Syndrom.

Klassifikation der Epilepsie

Die internationale Liga gegen Epilepsie (ILAE) hat 2017 eine dreistufige Grundstruktur zur Klassifikation von Epilepsien überarbeitet:

  1. Anfallstyp: Unterscheidung zwischen generalisiertem, fokalem und unklarem Beginn.
  2. Art der Epilepsie: Berücksichtigung verschiedener Ätiologien wie strukturelle, genetische, infektiöse, metabolische und immunologische Ursachen.
  3. Ätiologie: Identifizierung der zugrunde liegenden Ursache der Epilepsie.

Ätiologische Faktoren im Detail

  • Strukturelle Ursachen: Umschriebene pathologische Hirnveränderungen wie Hirntumore, Hirninfarkte oder fokale kortikale Dysplasien.
  • Genetische Ursachen: Hunderte identifizierte Gene und Gen-Veränderungen, die eine Epilepsie (mit)verursachen können.
  • Infektiöse Ursachen: Infektionen wie Neurozystizerkose, Tuberkulose oder HIV.
  • Metabolische Ursachen: Stoffwechselstörungen, die epileptische Anfälle als Kernsymptomatik aufweisen.
  • Immunologische Ursachen: Autoimmun vermittelte Entzündungen des ZNS.
  • Unbekannte Ursachen: Formen, deren Ursache (noch) nicht bekannt ist.

Pathophysiologie der Epilepsie

Die neurobiologischen Zusammenhänge der Epileptogenese sind noch nicht vollständig verstanden. Eine neuronale intra- und transzelluläre Übererregung (Hyperexzitabilität), Fehlkoordinationen von Erregung und Hemmung neuronaler Zellverbände, veränderte Zellmembraneigenschaften und eine fehlerhafte Erregungsübertragung synaptischer Netzwerke können zu einer abnormen exzessiven neuronalen Entladung führen. Ein Ungleichgewicht bzw. eine fehlerhafte Verteilung von exzitatorischen und inhibitorischen Neurotransmitterwirkungen spielt eine entscheidende Rolle.

Paroxysmale Depolarisationsstörung (PDS)

Der paroxysmale Depolarisationsshift (PDS) gilt als gemeinsamer Nenner der fokalen Epileptogenese. Elektrophysiologisch handelt es sich um eine Serie hochfrequenter Aktionspotenziale, die durch eine sich anschließende Hyperpolarisation beendet wird.

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Symptome der Epilepsie

Die Symptome der unterschiedlichen Epilepsieformen variieren stark und richten sich nach der Lokalisation und dem Ausmaß der neuronalen Fehlerregung sowie nach der Art des Anfallgeschehens. Die ILAE unterscheidet grundsätzlich zwischen Anfällen mit fokaler, generalisierter oder unbekannter Ausbreitung.

Anfälle mit fokalem Beginn

Epileptische Anfälle mit fokalem Beginn haben ihren Ursprung in einem begrenzten Neuronensystem innerhalb einer Hemisphäre. Sie werden entsprechend der motorischen Initialsymptomatik klassifiziert und in Anfälle mit und ohne Bewusstseinsstörung eingeordnet.

Fokal beginnende Anfälle mit motorischer Initialsymptomatik

Ein Beginn mit motorischen Störungen kann gekennzeichnet sein durch:

  • Automatismen
  • Atonische Anfälle
  • Klonische Anfälle
  • Epileptische Spasmen
  • Hyperkinetische Anfälle
  • Myoklonische Anfälle
  • Tonische Anfälle
Fokal beginnende Anfälle ohne motorische Initialsymptomatik

Fokale Anfälle ohne initial-motorische Störungen können folgenden Charakter haben:

  • Autonom
  • Mit Arrest-Symptomatik
  • Kognitiv
  • Emotional
  • Sensorisch
Fokal beginnende Anfälle ohne Bewusstseinseinschränkung

Fokal beginnende Anfälle ohne Bewusstseinseinschränkung entsprechen den bisher als „einfach-fokal“ bezeichneten Anfällen. Wesentliche Formen im klinischen Alltag sind:

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  • Fokal beginnende Anfälle mit motorischen Symptomen und Ausbreitungstendenz (Jackson-Anfälle)
  • Fokal beginnende Anfälle mit motorischen Symptomen ohne Ausbreitungstendenz

Amphetamine: Wirkung und Risiken

Amphetamine sind synthetische Substanzen, die als Stimulanzien auf das zentrale Nervensystem wirken. Sie erhöhen die Konzentration von Dopamin, Noradrenalin und Serotonin im Gehirn, was zu einer Steigerung von Aufmerksamkeit, Wachheit und Euphorie führen kann. Amphetamine werden medizinisch zur Behandlung von ADHS und Narkolepsie eingesetzt, werden aber auch illegal als Drogen konsumiert.

Risiken des Amphetamin-Konsums

Der Konsum von Amphetaminen birgt eine Reihe von Risiken, darunter:

  • Herz-Kreislauf-Probleme: Erhöhter Blutdruck, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen.
  • Psychische Probleme: Angst, Depressionen, Psychosen.
  • Abhängigkeit: Amphetamine können schnell zu einer psychischen und physischen Abhängigkeit führen.
  • Neurologische Probleme: Krampfanfälle, Schlaganfälle.

Amphetamine und Epilepsie: Ein komplexer Zusammenhang

Der Zusammenhang zwischen Amphetaminen und Epilepsie ist komplex und nicht vollständig verstanden. Amphetamine können bei Menschen ohne Epilepsie epileptische Anfälle auslösen, insbesondere bei hohen Dosen oder bei Vorliegen anderer Risikofaktoren. Bei Menschen mit Epilepsie können Amphetamine die Anfallsschwelle senken und somit das Risiko von Anfällen erhöhen.

Fallbeispiele

Ein 18-Jähriger erlitt einen Krampfanfall, nachdem er eine Droge einnahm, von der er dachte, sie sei LSD. Die Analyse ergab einen positiven Befund für das synthetische Amphetamin 2,5-Dimethoxy-4-chloramphetamin (DOC). Ein weiterer Fallbericht beschreibt einen 20-Jährigen, der ebenfalls einen Krampfanfall nach dem Konsum von DOC erlitten hat.

Empfehlungen für Menschen mit Epilepsie

Menschen mit Epilepsie sollten grundsätzlich auf den Konsum von Amphetaminen verzichten. Wenn ein Konsum nicht vermieden werden kann, sollten folgende Regeln beachtet werden:

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  • Niedrige Dosis: Äußerst niedrig dosieren, um die Wirkung zu testen.
  • Ernährung: Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr und gesunde Ernährung achten.
  • Begleitung: FreundInnen / Vertraute dabei haben, die im Falle eines Anfalls helfen können.
  • Geschützter Raum: Zum "antesten" einen geschützten Raum suchen.

Zusätzliche Risikofaktoren

  • Mischkonsum: Die Kombination von Amphetaminen mit anderen Drogen (inkl. Alkohol und Nikotin) erhöht die Anfallswahrscheinlichkeit.
  • Schlafmangel: Schlafmangel kann die Anfallsschwelle senken.
  • Stress: Stress kann ebenfalls Anfälle begünstigen.

Alkohol und Epilepsie

Ein riskantes Trinkverhalten sollte von Epilepsiepatienten vermieden werden. Alkohol kann epileptische Anfälle akut provozieren. Studien haben gezeigt, dass das Risiko für Anfälle im Zusammenhang mit Alkohol bei Epilepsiepatienten etwa sechsfach erhöht ist. Es ist besonders wichtig, dass Patienten das Risiko für alkoholbedingte Anfälle kennen und gegebenenfalls auf Alkohol verzichten.

Cannabiskonsum und Epilepsie

Einige Studien haben den Einfluss von Cannabiskonsum auf Epilepsie untersucht. Unabhängige Prädiktoren für den aktiven Cannabiskonsum wurden identifiziert. Einige Patienten bemerkten keine Auswirkungen auf die Epilepsie, während andere negative Erfahrungen machten.

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