Epileptischer Anfall nach Hirn-OP: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Epileptische Anfälle sind ein Symptom einer neurologischen Erkrankung, bei der es zu einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns kommt. Bei Epilepsien sind Hirnbereiche übermäßig aktiv und geben zu viele Signale ab. Die Anfälle können sich auf unterschiedliche Art äußern, von Zuckungen einzelner Körperteile bis hin zu symptomfreien Anfällen, die unbemerkt bleiben. Besonders gefährlich ist die Unvorhersehbarkeit der Anfälle. In Deutschland sind rund 600.000 Menschen von Epilepsie betroffen.

Was ist ein epileptischer Anfall?

Ein epileptischer Anfall entsteht durch eine plötzliche, unkontrollierte elektrische Entladung von Nervenzellen im Gehirn. Diese Entladung kann sich unterschiedlich äußern, von Muskelzuckungen und -krämpfen bis hin zu Bewusstseinsverlust und Veränderungen der Sinneswahrnehmung. Ein einzelner Anfall bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Epilepsie vorliegt. Erst wenn Anfälle wiederholt auftreten, sprechen Mediziner von einer Epilepsie-Erkrankung.

Ursachen epileptischer Anfälle nach Hirn-OP

Epileptische Anfälle können nach einer Hirn-OP auftreten, da jede Schädigung von Hirngewebe zu einer spontanen Entladung von Nervenzellen und damit zu einem Krampf führen kann. Es gibt genetische Veränderungen, die dazu führen, dass Nervenzellen im Gehirn grundsätzlich mehr dazu neigen, sich spontan synchron zu entladen. Neben solchen genetischen Ursachen, bei denen eine Epilepsie häufig schon im Kindes- oder Jugendalter auftritt, gibt es viele unterschiedliche erworbene Hirnveränderungen: Nach einem Schlaganfall zum Beispiel oder ausgelöst durch ein Schädelhirntrauma nach einem Unfall. Allerdings wird oft auch keine eindeutige Ursache gefunden.

  • Hirnschädigung: Operationen am Gehirn können das umliegende Gewebe schädigen und Narbenbildung verursachen. Diese Veränderungen können die normale elektrische Aktivität des Gehirns stören und epileptische Anfälle auslösen.
  • Hirntumoren: Bei 60 Prozent der Patienten mit einem primären Hirntumor sind epileptische Anfälle das Erstsymptom der Erkrankung. Bestimmte Hirntumoren sind häufiger mit Anfällen verbunden als andere. So sind mindestens 75 Prozent der Patienten mit Oligodendrogliomen und Gangliogliomen von epileptischen Anfällen betroffen, 60 bis 70 Prozent der Patienten mit differenzierten Astrozytomen, 15 bis 20 Prozent mit cerebralen Metastasen und 15 Prozent der Patienten mit primären ZNS-Lymphomen.
  • Entzündungen: Epileptische Anfälle können auch als Zeichen von Entzündungen im Gehirn auftreten, beispielsweise bei akuten Infektionen mit Viren oder Bakterien (Meningitis, Enzephalitis) oder bei seltenen Autoimmunkrankheiten des Gehirns. Hier ist es wichtig, den Auslöser schnell zu finden und zu behandeln.
  • Erhöhter Hirndruck: Auch bei erhöhtem Hirndruck können epileptische Anfälle entstehen.
  • Andere Faktoren: Stoffwechselerkrankungen, die sich auf die Funktion der Gehirnzellen auswirken, können ebenfalls Anfälle auslösen. Auch Schlafmangel, Alkohol oder Lichtreize können Anfälle auslösen.

Diagnose epileptischer Anfälle

Tritt ein Anfall zum ersten Mal auf, sollte umgehend medizinisch überprüft werden, ob es sich tatsächlich um einen epileptischen Anfall gehandelt hat. Voraussetzung für eine sichere Diagnose ist eine möglichst genaue Beschreibung des Anfalls auch durch Augenzeugen. Die Beobachtungen der Augenzeugen liefern später oft entscheidende Informationen bei der Diagnosefindung. Wichtige Fragen dabei sind zum Beispiel: Was ging dem Anfall voraus? Wie sah der Sturz aus, wenn es einen gab? Waren die Augen geöffnet oder geschlossen? Auf welcher Körperseite begannen die Verkrampfungen? In welche Richtung war der Kopf gedreht? Epilepsietypische Auffälligkeiten können sich im Elektroenzephalogramm (EEG) oder Kernspintomogramm (MRT) bereits nach einem erstmalig auftretenden epileptischen Anfall zeigen.

Zur Diagnose von Epilepsie gehören verschiedene Untersuchungen:

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  • Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten und/oder Angehörigen über die Anfallsgeschichte, Begleiterkrankungen und eingenommene Medikamente.
  • Neurologische Untersuchung: Eine körperliche Untersuchung zur Beurteilung der neurologischen Funktionen.
  • EEG (Elektroenzephalogramm): Eine Messung der Hirnströme, um epileptische Aktivität festzustellen.
  • MRT (Magnetresonanztomographie): Eine Bildgebung des Gehirns, um strukturelle Veränderungen wie Narben, Tumoren oder Entzündungen zu erkennen.
  • Weitere Untersuchungen: Je nach Bedarf können weitere Untersuchungen wie Blutuntersuchungen, CT (Computertomographie) oder neuropsychologische Tests durchgeführt werden.

Die Rate an Fehldiagnosen eines epileptischen Anfalls oder einer Epilepsie liegt laut Studien zwischen rund fünf und 30 Prozent. Bei leichteren Anfällen, die ohne motorische Symptome auftreten, werden epileptische Anfälle häufig nicht diagnostiziert. Auch schlafbezogene Bewegungs- und Verhaltensstörungen, Ticks oder Panikattacken werden mit epileptischen Anfällen verwechselt.

Behandlung epileptischer Anfälle nach Hirn-OP

Das Ziel der Epilepsie-Behandlung ist die Anfallsfreiheit. Zu den wichtigsten Therapiemöglichkeiten zählen bestimmte Medikamente: Täglich eingenommene Antiepileptika sorgen dafür, dass die Nervenzellen gehemmt und dadurch beruhigt werden. Häufig ist es jedoch ein langer Weg, bis der Betroffene das für ihn richtige Medikament in der optimalen Dosierung gefunden hat. Dieser Weg sollte gemeinsam mit einem erfahrenen Neurologen oder Epileptologen gegangen werden. Bei knapp 70 Prozent der Patienten helfen solche Medikamente gut. Dabei reicht häufig bereits ein einzelnes Medikament aus, manchmal wirkt nur eine Kombination von zwei oder mehr Medikamenten. Mittlerweile gibt es rund 30 verschiedene Medikamente gegen Epilepsie. Moderne Wirkstoffe haben oft weniger Nebenwirkungen.

Neben der medikamentösen Therapie gibt es weitere Behandlungsoptionen:

  • Vagusnervstimulation: Ein Schrittmacher-ähnliches Gerät wird unter die Haut im Brustbereich implantiert und sendet elektrische Impulse über den Vagusnerv an das Gehirn.
  • Tiefe Hirnstimulation: Eine dünne Silikonscheibe mit Platinkontakten wird unter die Kopfhaut geschoben, um das Gehirn gezielt zu stimulieren.
  • Operative Verfahren: Operative Verfahren kommen nur in Frage, wenn sicher festgestellt wird, von welcher Stelle im Gehirn die Anfälle genau ausgehen, also bei fokalen Epilepsien. Dann müssen weitere Untersuchungen in einem Neurochirurgischen Zentrum zeigen, ob die Entfernung des Focus ohne größere Gefahr möglich ist, oder ob der Eingriff zu Lähmungen, Sprachstörungen oder anderen Ausfällen führen würde.

Die operative Therapie der Epilepsie wird erwogen, wenn eine medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirksam ist. Funktionelle Bildgebung (z. B. Lobektomie (komplette Entfernung eines Hirnlappens, z. B. Neurologische Defizite (z. B. Bei der fokalen kortikalen Dysplasie (FCD) waren 12 Jahre nach der Operation ca. Die neuropathologische Untersuchung, der während der Operation entnommenen Biopsien (Gewebeprobe), zeigte in 92,3 % geschädigtes Gewebe. Am häufigsten ließ sich mit 36,4 % eine Hippocampussklerose nachweisen.

Menschen mit Epilepsie können meist nicht vorhersagen, ob und wann sie einen epileptischen Anfall bekommen. Und genau das macht ihn gefährlich: Gerade bei einem großen Anfall - der Fachbegriff heißt "bilateral tonisch-klonischer" Anfall - kann es durch Bewusstlosigkeit zu Stürzen und damit verbunden zu Verletzungen kommen. Aber auch die häufigeren kleineren Anfälle können Betroffene körperlich und psychisch belasten. Hinzu kommen Vorurteile und Stigmata, die den Alltag für Menschen mit Epilepsie zusätzlich erschweren. So ist im Verlauf der Erkrankung das Risiko für eine Depression erhöht. Insgesamt haben Menschen mit Epilepsie ein erhöhtes Sterberisiko. Plötzliche unerwartete Todesfälle (SUDEP, engl. Sudden unexpected death in epilepsy) kommen auch in eigentlich weniger gefährlichen Situationen vor, zum Beispiel nachts im Bett.

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Leben mit Epilepsie

Menschen mit Epilepsie können meist nicht vorhersagen, ob und wann sie einen epileptischen Anfall bekommen. Und genau das macht ihn gefährlich: Gerade bei einem großen Anfall - der Fachbegriff heißt "bilateral tonisch-klonischer" Anfall - kann es durch Bewusstlosigkeit zu Stürzen und damit verbunden zu Verletzungen kommen. Aber auch die häufigeren kleineren Anfälle können Betroffene körperlich und psychisch belasten. Hinzu kommen Vorurteile und Stigmata, die den Alltag für Menschen mit Epilepsie zusätzlich erschweren. So ist im Verlauf der Erkrankung das Risiko für eine Depression erhöht. Insgesamt haben Menschen mit Epilepsie ein erhöhtes Sterberisiko.

Epilepsie beeinflusst den Alltag: Beruf, Mobilität und soziale Aktivitäten. Wichtig ist es, Auslöser zu kennen und zu meiden. Fahreignung und Arbeitssicherheit müssen ärztlich geprüft werden. Menschen mit Epilepsie dürfen nicht selbst Auto fahren, wenn sie in den vergangenen zwölf Monaten einen Anfall hatten. In diesem Fall sollte man zum Beispiel nicht alleine schwimmen gehen. Denn wenn ein epileptischer Anfall im Wasser auftritt und nicht sofort ein Rettungsschwimmer zur Stelle ist, kann das tödlich enden: So ist auch die Haupttodesursache von Menschen mit Epilepsie ein Tod durch Ertrinken. Ebenfalls vorsichtig sein sollten Betroffene beim Baden in einer Badewanne sein - auch hier kann es zum Ertrinken kommen. Individuelle Aufklärung und Beratung von Betroffenen und ihren Angehörigen sind wichtig, um das Risiko für einen SUDEP zu verringern. Im Vordergrund steht, dass sich der Betroffene während eines Anfalls nicht verletzt.

Was tun bei einem epileptischen Anfall?

Im Vordergrund steht, dass sich der Betroffene während eines Anfalls nicht verletzt. Wenn er oder sie bereits auf dem Boden liegt, zucken häufig Arme und Beine oder sie wirken versteift. Auch der Kopf kann zucken und dabei immer wieder auf den Boden aufschlagen. Manchmal kommt es zu einem Zungenbiss, dennoch sollte man niemals versuchen, während des Anfalls etwas in den Mund zu schieben. Der Blutverlust beim Zungenbiss ist sehr gering, durch die Verdünnung mit Speichel wirkt es mehr, als es ist. Daher gilt: Ruhe bewahren. Der Anfall selbst ist meist nach ungefähr einer Minute vorbei. Um die Zeit sicher zu messen, lohnt ein Blick auf die Uhr.

Verhalten bei einem großen generalisierten epileptischen Anfall:

  • Ruhe bewahren.
  • Den Betroffenen vor Verletzungen schützen, z. B. gefährliche Gegenstände entfernen und den Kopf polstern.
  • Enge Kleidung am Hals lockern.
  • Nicht versuchen, den Betroffenen festzuhalten oder ihm etwas in den Mund zu schieben.
  • Nach dem Anfall den Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen und beruhigen.
  • Bei einem Anfall, der länger als 5 Minuten dauert, oder bei wiederholten Anfällen den Notruf 112 wählen.

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