Epileptischer Anfall als Ursache eines Tumors: Ein umfassender Überblick

Epileptische Anfälle sind nicht immer das, was man erwartet. Während viele Menschen bei Epilepsie an Anfälle mit Bewusstseinsverlust und Muskelkrämpfen denken, können sich die Symptome vielfältig äußern. Sie reichen von falschen Sinneswahrnehmungen bis hin zu Verwirrtheit. In manchen Fällen kann ein epileptischer Anfall sogar das erste Anzeichen eines Hirntumors sein. Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen epileptischen Anfällen und Hirntumoren, insbesondere Glioblastomen, und bietet einen umfassenden Überblick über Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Fallbeispiel: Angelika W.

Die 34-jährige Angelika W. erlitt erstmals einen epileptischen Anfall. Ihr Ehemann beobachtete, dass zunächst ihr rechter Arm zu zucken begann und anschließend schlaff herunterhing. Angelika war währenddessen ansprechbar. In den Monaten zuvor waren dem Ehemann eine Wesensänderung, erhöhte Ermüdbarkeit und unpassende Antworten aufgefallen. Zudem klagte sie ständig über Kopfschmerzen. Eine erste Untersuchung beim Hausarzt ergab eine leichte Kraftlosigkeit im rechten Arm und Bein sowie einen leicht hängenden rechten Mundwinkel. Diese Kombination aus spezifischen neurologischen Ausfällen und seit längerem bestehenden, wenig fassbaren Beschwerden führte zur Diagnose eines Glioblastoms.

Das Gehirn und seine Funktionen

Das Gehirn ist ein hochspezialisiertes Organ, das komplexe Körperfunktionen steuert. Es nimmt Sinnesreize wahr und verarbeitet sie, legt Gedächtnisinhalte an und speichert sie, steuert Lernprozesse und Bewegungen, versteht und formuliert Sprache und entwickelt, versteht und drückt Gefühle aus. Es ist außerdem für die Ausprägung der Persönlichkeit verantwortlich.

Das Gehirn liegt im Inneren des knöchernen Schädels und wird dadurch außerordentlich gut vor äußeren Einwirkungen geschützt. Diese starre äußere Begrenzung führt allerdings dazu, dass Erkrankungen, bei denen die Gehirnmasse zunimmt, den Druck im Schädelinneren lebensbedrohlich erhöhen können.

Gehirn und Rückenmark bilden gemeinsam das zentrale Nervensystem (ZNS), das aus Milliarden von Nervenzellen (Neuronen) besteht. Die Nervenzellen bestehen aus den Zellkernen und den Nervenzellfortsätzen (Axonen). Die Gesamtheit der Zellkerne wird auch graue Substanz genannt. Sie liegt im äußeren Teil des Gehirns und bildet unter anderem die Großhirnrinde. Die Gesamtheit der Nervenzellfortsätze wird als weiße Substanz bezeichnet. Hier sind die Nervenzellfortsätze kompliziert verschaltet und vermitteln Informationen in Richtung des Gehirns oder vom Gehirn in den Körper.

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Zwischen dem Schädelknochen und der Gehirnoberfläche befinden sich die Hirnhäute sowie das Nervenwasser (Liquor), welches das gesamte Gehirn und das Rückenmark umspült. Nervenwasser befindet sich auch im Inneren des Gehirns, wo es die Gehirnkammern (Ventrikel) ausfüllt.

Die wesentlichen Anteile des menschlichen Gehirns werden als Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm bezeichnet. Das Großhirn (Cerebrum) nimmt etwa 80 Prozent der Gehirnmasse ein. Es besteht aus zwei Hälften (Hemisphären), die durch das Corpus callosum miteinander verbunden sind. Jede Gehirnhälfte wird in vier Gehirnlappen unterteilt, die unterschiedliche Körperfunktionen steuern:

  • Frontallappen: Bewegung, Sprache, geistige Leistungen, Persönlichkeitsmerkmale, willkürliche Bewegungen der Augen
  • Scheitellappen: Erinnerung und Gedächtnis, Gefühlsempfindungen

Das Kleinhirn (Cerebellum) liegt im hinteren Bereich des Schädels unter dem Großhirn. Es ist mit dem Hirnstamm verbunden, der seinerseits das Gehirn mit dem Rückenmark verbindet. Das Kleinhirn koordiniert Bewegungen und sorgt unter anderem dafür, dass wir das Gleichgewicht halten können.

Der Hirnstamm beherbergt die Nervenbahnverbindungen zwischen Gehirn und Rückenmark. Er ist zuständig für unbewusst ablaufende Funktionen und Reflexe (beispielsweise Schluckreflex, Husten, Speichelproduktion und andere).

Ein Mensch hat zirka 200 Milliarden Nervenzellen. Eine einzelne Nervenzelle kann bis zu zehntausend Fortsätze (Axone) aussenden, um mit anderen Nervenzellen Kontakte (Synapsen) auszubilden und über diese Informationen auszutauschen. Diese Zahlen zeigen, wie vielfältig und komplex das Gehirn aufgebaut ist.

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Anders als normale Körperzellen können Nervenzellen sich nach der Geburt nur noch begrenzt teilen. Die zahlreichen feinen Blutgefäße (Kapillaren) des Gehirns bilden die sogenannte Blut-Hirn-Schranke. Diese grenzt das zentrale Nervensystem gegen den Blutkreislauf ab. So können Krankheitserreger und andere schädliche Stoffe nicht ins Gehirn gelangen. Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) sitzt an der Basis des Gehirns etwa auf Höhe der Augen.

Hirntumoren: Eine Übersicht

Jedes Jahr erkranken in Deutschland laut Robert Koch-Institut 7.330 Menschen neu an Tumoren des zentralen Nervensystems, das heißt an Tumoren des Gehirns oder des Rückenmarks.

Nach Untersuchung von Gewebeproben können histopathologisch über hundert Arten von Hirntumoren unterschieden werden. Tumore entstehen aus entarteten, gewuchterten Nervenzellen, können aus Hirn- oder Rückenmarksgewebe entstehen und werden daher primäre Tumore aus dem Zentralnervensystem genannt. Abzugrenzen sind hier wachsende, gestreute Zellstrukturen, die Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, eines anderen Tumors darstellen und zum Beispiel von einem Lungenkrebs oder Brustkrebs aus entstanden sind. Die Funktionen des zentralen Nervensystems können auch durch anderes Tumorwachstum beeinträchtigt werden. Hier können zum Beispiel die Hirnhäute eine Wucherung ausbilden, die auf Hirngewebe drückt oder frei schwimmende Tumorzellen im, die Nervenstrukturen umfließenden, Nervenwasser vorhanden sein (Meningeosis carcinomatosa). Auch das periphere Nervensystem kann eine Nervenzellentartung zeigen und Tumore ausbilden.

Je nach Ausgangsgewebe werden die Tumore unterschiedlich bezeichnet: zum Beispiel als Gliome, wenn sie von den Stützzellen ausgehen (zum Beispiel Glioblastome, Olidgodendrogliome). Oder als Meningeome, wenn die Hirnhautzellen entarten. Ob ein Tumor ein gutartiges oder ein bösartiges, das heißt schnelles und Nervengewebe schädigendes Verhalten zeigt, kann nur mit einer Gewebsentnahme sicher geklärt werden. Über die Hälfte der primären Tumore werden als gutartig klassifiziert.

Arten von Hirntumoren

Mediziner unterscheiden grundsätzlich primäre und sekundäre Hirntumoren. Während ersterer direkt aus Hirngewebe entsteht, ist ein sekundärer Tumor eine Absiedelung einer Krebserkrankung anderswo im Körper - eine Metastase.

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  • Gliome: Mit etwa 50 Prozent aller primären Tumoren des zentralen Nervensystems sind Gliome die häufigsten Hirntumoren. Sie leiten sich von den Gliazellen ab. Da das Gehirn mehrere Arten dieser Stützzellen enthält, lassen sich Gliome wiederum in verschiedene Untergruppen einteilen.
    • Astrozytome: Entstehen aus den sternförmigen Stützzellen des Gehirns (Astrozyten). Sie sind die häufigsten Gliome und können in allen vier WHO-Graden auftreten. Dabei ist das pilozytische Astrozytom (WHO-Grad 1) ein gutartiger Hirntumor, an der überwiegend Kinder und junge Erwachsene erkranken. Diffuse Astrozytome der WHO-Grade 2 und 3 wachsen langsam und haben keine deutliche Grenze zum umliegenden Gewebe. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie zunächst wenig bösartig (maligne) sind, im Laufe der Erkrankung aber bösartiger werden können. Sorgfältige und regelmäßige Nachuntersuchungen sind daher besonders wichtig.
    • Glioblastom (Glioblastoma multiforme - WHO-Grad 4): Das bösartigste Gliom.
    • Oligodendrogliome: Entstehen aus den Stützzellen, welche die Markscheiden bilden (Oligodendrozyten).
    • Ependymome: Entwickeln sich aus der Wand der Gehirnkammern.
  • Medulloblastom: Das Medulloblastom gehört zu den häufigsten Tumorerkrankungen im Kindesalter. Es handelt sich um eine Geschwulst des Kleinhirns, die aus unreifen Zellen des kindlichen Gehirns entsteht.
  • Meningeome: Meningeome entwickeln sich aus Zellen der Hirnhäute. Sie machen etwa 20 Prozent aller Hirntumoren aus. Betroffen sind überwiegend Menschen im mittleren und höheren Lebensalter, vor allem Frauen. In 85 Prozent der Fälle werden Meningeome als gutartige Hirntumoren in den WHO-Grad 1 eingestuft und können durch operative Entfernung geheilt werden.
  • Neurinome: Neurinome bilden sich aus den die markscheidenbildenden Schwann-Zellen der Hirn- und Rückenmarknerven. Sie entstehen meist in der hinteren Schädelgrube, wo sie Strukturen des Hirnstamms und des Kleinhirns in Mitleidenschaft ziehen können.
  • Lymphome: Obwohl das Gehirn kein lymphatisches Organ ist, können im Gehirngewebe Tumoren aus Lymphzellen entstehen. Das sind Zellen, die an der körpereigenen Abwehr beteiligt sind und zum Beispiel in Lymphknoten, Milz und Blut vorkommen.
  • Hypophysenadenome: Hypophysenadenome zählen im engeren Sinn nicht zu den Hirntumoren. Diese entstehen im Bereich der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und können sich gegen den Sehnerv sowie Anteile der Gehirnbasis ausdehnen.
  • Gehirnmetastasen: Krebserkrankungen anderer Organe können auch im Gehirn Tochtergeschwülste bilden (Gehirnmetastasen). Diese Metastasen im Kopf sind im Erwachsenenalter häufiger als primäre Tumoren des Gehirns.

Glioblastom: Der häufigste Hirntumor bei Erwachsenen

Das Glioblastom (GBM) ist der häufigste und aggressivste Hirntumor bei Erwachsenen. Es handelt sich um eine Krebsart, bei der sich die Stützzellen des Gehirns oder (selten) des Rückenmarks unkontrolliert vermehren. Genau genommen nimmt der Tumor seinen Anfang in den Gliazellen, speziell in den Astrozyten, die die Funktion der Nervenzellen unterstützen und Teil der Blut-Hirn-Schranke sind. Da ein GBM aus Zellen des Gehirns entsteht, wird es als hirneigener Tumor bezeichnet. Damit ist es auch nicht mit Hirnmetastasen zu verwechseln, die durch eine bösartige Krebserkrankung von einem anderen Teil des Körpers in das Gehirn streuen.

Glioblastome gelten als aggressiv, weil sie schnell wachsen und rasch gesundes Gewebe verdrängen und infiltrieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft sie deshalb in der Tumorklassifikation für Tumore des zentralen Nervensystems in den höchsten Grad, den WHO-Grad 4, ein.

Etwa fünf von 100.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an einem Glioblastom, Männer (57 Prozent) häufiger als Frauen. Dabei steigt das Risiko, diese spezielle Tumorart zu entwickeln, mit dem Alter an. Bei Über-70-jährigen ist das Risiko, an diesem Tumor zu erkranken, etwa zehn Mal höher, als für Erwachsene unter 30 Jahren.

Epileptische Anfälle: Symptome und Ursachen

Bei Epilepsie denken viele Menschen an Anfälle mit Bewusstseinsverlust und Muskelkrämpfe. Aber bei weitem nicht alle Attacken verlaufen so - und die Symptome sind den wenigsten Betroffenen bekannt. Sie reichen von falschen Sinneswahrnehmungen bis hin zu Verwirrtheit.

Bis zu 400.000 Menschen sind in Deutschland von solchen fokalen Anfällen betroffen. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, weil dahinter oft eine andere Erkrankung als Auslöser steckt. „Das können Entzündungen im Gehirn, ein unbemerkter Schlaganfall oder ein Tumor sein“, erklärt Neurologe Krohn. Aber auch wenn das nicht der Fall ist, sollte man die Ursache suchen und behandeln. Oft sind umfangreiche Untersuchungen nötig, um den Auslöser zu finden. Das ist zum Beispiel in neurologischen Kliniken möglich, die sich auf Epilepsie spezialisiert haben. Liegt keine andere Erkrankung als Ursache vor, können Medikamente die elektrische Empfindlichkeit der betroffenen Hirnzellen verringern und so einen Schutz vor Anfällen aufbauen.

Neben Geruchsempfindungen gibt es eine Reihe anderer möglicher Symptome eines fokalen epileptischen Anfalls - je nachdem, welcher Teil des Gehirns vorübergehend elektrisch gestört wird. Bei einigen Betroffenen treten kurze Episoden von Verwirrtheit, verminderter Reaktion auf Ansprache oder Sehstörungen auf. Möglich sind auch unkontrollierte Bewegungen oder Zuckungen sowie Missempfindungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle.

Epilepsie und Hirntumoren: Ein möglicher Zusammenhang

Das Auftreten vereinzelter epileptischer Anfälle ist bei Gehirntumoren keine Seltenheit. Sie können sogar das erste Symptom sein, mit dem sich ein Tumor im Gehirn zeigt. Wiederholte epileptische Anfälle über einen längeren Zeitraum sind jedoch eher ungewöhnlich und weisen auf eine besondere Gruppe von Tumoren hin.

Bei vielen Kindern und Jugendlichen mit einem ZNS-Tumor sind Krampfanfälle das erste Anzeichen (Symptom) der Tumorerkrankung. Da die Epilepsie in diesen Fällen ein Symptom des Tumors ist, sprechen Fachleute von einer "symptomatischen Epilepsie".

Im Zusammenhang mit einer ZNS-Tumorerkrankung kann es sich um eine so genannte fokale Epilepsie handeln, also um epileptische Anfälle, die auf eine bestimmte Hirnregion und immer auf eine Großhirnhälfte beschränkt sind. Bei rein fokalen Anfällen treten, je nach betroffenem Hirnbereich, verschiedene körperliche oder psychische Störungen auf. Aus fokalen können sich aber auch so genannte große beziehungsweise generalisierte Anfälle entwickeln, die sich über weite Hirnbereiche ausbreiten, immer beide Hirnhälften betreffen und mit einem Bewusstseinsverlust einhergehen.

Symptome von Hirntumoren

Ein Hirntumor kann sich je nach Lage, Größe und Wachstum auf unterschiedlichste Art und Weise bemerkbar machen.

  • Regelmäßige Kopfschmerzen könnten das erste Symptom eines Hirntumors sein. Sie verstärken sich im Liegen und sind daher nachts und nach dem Aufstehen am stärksten. Oft treten Sie gemeinsam mit unerklärlicher Übelkeit und Erbrechen auf und werden im Verlauf weniger Wochen stärker.
  • Je nach Größe und Lage des Tumors kann es zu verschiedensten neurologischen Ausfällen kommen: Dazu zählen beispielsweise Lähmungen, Seh- und Koordinationsstörungen sowie sprachliche und kognitive Einschränkungen.
  • Ein epileptischer Anfall ist etwa bei jedem fünften Hirntumor-Patienten das erste Anzeichen der Erkrankung. Ein solcher Krampfanfall kann den gesamten Körper oder auch nur einzelne Bereiche erfassen. Dabei handelt es sich um einen Notfall: Verständigen Sie umgehend den Rettungsdienst.
  • Persönlichkeitsveränderungen sind ein eher seltenes Symptom eines Hirntumors: Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt, wenn Sie sich etwa ungewohnt antriebslos, überreizt oder aggressiv fühlen.

Epileptische Anfälle bei Hirntumorpatienten

Bei 60 Prozent der Patienten mit einem primären Hirntumor sind epileptische Anfälle das Erstsymptom der Erkrankung. Bei weiteren 10 bis 20 Prozent der Hirntumorpatienten treten im weiteren Verlauf der Erkrankung Anfälle auf. Bestimmte Hirntumoren sind häufiger mit Anfällen verbunden als andere. So sind mindestens 75 Prozent der Patienten mit Oligodendrogliomen und Gangliogliomen von epileptischen Anfällen betroffen, 60 bis 70 Prozent der Patienten mit differenzierten Astrozytomen, 15 bis 20 Prozent mit cerebralen Metastasen und 15 Prozent der Patienten mit primären ZNS-Lymphomen.

Epileptische Anfälle bei Hirntumorpatienten sind generell fokale Anfälle, da sie von einem umschriebenen Herd (latinisch „focus“) ausgehen, dem Hirngewebe um den Tumor. Ein Anfall selbst dauert meist nicht länger als 30 bis 90 Sekunden. Da jedoch oft im Anschluss an einen Anfall eine Funktionsstörung des Gehirns bestehen kann, die z.B. eine Phase der Reorientierung oder einen „Terminalschlaf“ nach einem großen Anfall bedingt, empfinden Beobachter die Zeitdauer des Anfalls oftmals als länger.

Arten von epileptischen Anfällen

  • Einfach-fokale Anfälle: Einfach-fokale Anfälle sind z.B. motorische Zuckungen oder Kribbeln einer Extremität, Geschmacks- oder Geruchswahrnehmungen oder ein merkwürdiges Gefühl in der Magengrube.
  • Komplex-fokale Anfälle: Komplex-fokale Anfälle kommen überwiegend bei einer Lokalisation des Tumors im Schläfenlappen vor. Diese Anfälle haben häufig ein typisches klinisches Erscheinungsbild: Betroffene Patienten können zunächst ein merkwürdiges Gefühl in der Bauchregion empfinden (epigastrische Aura), eine Geruchswahrnehmung haben (olfaktorische Aura) oder vegetative Symptome (z.B. Herzrasen) spüren. Mitunter führen Betroffene stereotype, wiederkehrende, unsinnige Handlungen durch und zeigen dabei unzureichende oder fehlende Reaktionsfähigkeit auf Umgebungsreize. Für diese komplex-fokalen Anfälle besteht dann häufig eine zumindest partielle Gedächtnislücke, während des Anfalls wird die Umgebung als merkwürdig fremd oder vertraut erlebt, das Zeitempfinden kann verändert sein. Diese Zeichen sind Ausdruck einer Bewusstseinsstörung.
  • Sekundär generalisierte Anfälle (Grand mal): Wenn sich die hirnelektrische Aktivität eines fokalen Anfalls auf das gesamte Gehirn ausbreitet, kann dies zu einen sogenannten sekundären generalisierten Anfall (Grand mal) führen. Dieser zeigt sich häufig durch rhythmische Zuckungen der Arme und Beine. Der Patient ist während des Anfalls bewusstlos und nimmt den großen Anfall an sich daher weder wahr, noch kann er sich in der Regel später daran erinnern.

Ursachen für die Entstehung von Glioblastomen

Warum Glioblastome entstehen, ist oft unklar. Bei der Zellteilung kann es zu Fehlern beim Ablesen der Erbinformation (DNA) kommen. Dadurch kann es passieren, dass Zellen sich plötzlich unkontrolliert vermehren. In der unkontrollierten Vermehrung kommt es zu weiteren Lesefehlern, wodurch die Tumorzellen bösartiger werden und ihre speziellen Eigenschaften und Fähigkeiten verlieren - sie „entarten“.

Am häufigsten entarten im Gehirn Stützzellen, die man wegen ihrer Form Astrozyten nennt und die wichtige Aufgaben für die Gehirnfunktion haben. Beim Glioblastom sind die ursprünglichen Astrozyten am stärksten entartet und vermehren sich so schnell, dass der Tumor trotz seiner Fähigkeit, die Bildung neuer Blutgefäße anzuregen, oft nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann und in seinem Zentrum Zellen absterben (Nekrose).

Das Risiko einer solchen Entartung steigt mit dem Alter an. Aber auch hohe Strahlendosen, wie sie bei Strahlentherapien des Gehirns zum Einsatz kommen, sind mit einem erhöhten Risiko für Glioblastome verbunden. Daneben gibt es seltene Erbkrankheiten, wie das Li-Fraumeni-Syndrom und das Lynch-Syndrom, die die Bildung von Krebs begünstigen und unter anderem zu Glioblastomen führen können.

Diagnose von Hirntumoren

Wenn bei Ihnen Hirntumor-Symptome vorliegen, ist zunächst eine fachärztliche Untersuchung nötig. Schon Ihre Krankengeschichte kann oft wichtige Informationen geben, die den Neurologen zur Diagnose Gehirntumor führen können. Die körperliche Untersuchung gibt bei mehr als der Hälfte der Betroffenen Hinweise darauf, dass eine Erkrankung des Gehirns vorliegt.

Ihr Arzt wird Sie detailliert zu Ihren Beschwerden, eventuellen Vorerkrankungen und familiären Veranlagungen befragen. Sollte er dabei einen Verdacht auf einen Hirntumor entwickeln, wird er Sie für die weitere Diagnostik an einen Facharzt für Nervenheilkunde überweisen.

  • Neurologische Untersuchung: Während einer körperlichen Untersuchung kann der Facharzt etwaige neurologische Ausfälle feststellen, die den Verdacht auf einen Hirntumor stützen.
  • Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT): Diese bildgebenden Untersuchungen zeigen selbst kleinste Gewebsneubildungen und ermöglichen eine Diagnose. In diesem Fall wird Ihr Neurologe weitere Untersuchungen veranlassen, um ein möglichst genaues Bild der Erkrankung zu erhalten. So können moderne Untersuchungen beispielsweise zeigen, wie aktiv Stoffwechsel und Durchblutung des Tumors sind.
  • Biopsie: Nach einer Diagnose gibt eine Gewebeprobe Aufschluss darüber, ob der Tumor gut- oder bösartig ist. In der Regel wird diese im Rahmen einer Operation gewonnen, deren Ziel es ist, den Tumor vollständig zu entfernen. Je nach Lage und Ausprägung kann ein Neurochirurg die Gewebeprobe alternativ mit einer Nadel durch ein kleines Loch im Schädel entnehmen.
  • Liquoruntersuchung: Manche Hirntumoren können Krebszellen in das Hirnwasser - den sogenannten Liquor - schwemmen. Indem eine Probe dieser Flüssigkeit entnommen und untersucht wird, kann eine solche Streuung festgestellt und in Ihrer Therapie berücksichtigt werden.
  • Positronenemissionstomographie (PET): Die Positronenemissionstomographie ist ein bildgebendes Verfahren, das die Stoffwechselaktivität der Zellen sichtbar macht. Mit der PET lassen sich beispielsweise Gewebe mit besonders aktivem Stoffwechsel von solchen mit weniger aktiven Zellen unterscheiden. Da Krebszellen schnell wachsen, benötigen sie meist viel Energie. Sie nehmen zum Beispiel Traubenzucker oder Sauerstoff oft viel rascher auf als gesundes Gewebe.

Behandlung von Hirntumoren

Kein Hirntumor gleicht dem nächsten: Ihr behandelnder Arzt wird Sie genau über die Ausprägung Ihrer Erkrankung aufklären und Ihnen die dafür individuell sinnvollste Behandlung empfehlen. Holen Sie gerne eine ärztliche Zweitmeinung ein und lassen Sie sich ausführlich zu allen Optionen beraten.

  • Mikrochirurgische Operation: Einen oberflächlichen, klar abgegrenzten Hirntumor kann Ihr Neurochirurg im Optimalfall vollständig entfernen und somit heilen. Durch modernste Behandlungstechniken wie Neuronavigation und intraoperative Ultraschall- und MRT-Aufnahmen erzielt er dabei äußerst präzise Behandlungsergebnisse. Gesundes Hirngewebe wird dabei bestmöglich geschont.
  • Strahlentherapie: Diese Behandlungsmethode basiert auf der Wirkung ionisierender Strahlung. Damit kann ein Radioonkologe das Gewebe des Tumors sehr gezielt angreifen und zerstören. Eine Strahlentherapie kann als Ergänzung zu einer Operation oder als alleinige Behandlung eingesetzt werden: So kann im Optimalfall auch ein Tumor im Zentrum des Schädels geheilt werden.
  • Chemotherapie: Das Ziel einer chemotherapeutischen Behandlung ist es, im Körper verstreute Krebszellen unschädlich zu machen: Während sich gesunde Gewebe von der schädlichen Wirkung des Chemotherapeutikums erholen können, geht eine entartete Zelle daran zugrunde.
  • Palliativtherapie: Ist der Krebs nicht heilbar, liegt der Schwerpunkt der Behandlung darauf, die Beschwerden zu lindern. So können beispielsweise stärkere Schmerzmittel oder Medikamente gegen epileptische Anfälle und Übelkeit helfen, die Symptome der Erkrankung abzuschwächen.

Behandlung epileptischer Anfälle

Durch die Gabe von Antiepileptika wird das Wiederholungsrisiko für weitere Anfälle verringert. Häufig ist es jedoch ein langer Weg, bis der Betroffene das für ihn richtige Medikament in der optimalen Dosierung gefunden hat. Dieser Weg sollte gemeinsam mit einem erfahrenen Neurologen oder Epileptologen gegangen werden.

Leben mit einem Hirntumor

Viele Hirntumoren können geheilt oder langfristig in Schach gehalten werden. Es ist wichtig, regelmäßige Nachuntersuchungen wahrzunehmen, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen und gegebenenfalls die Behandlung anzupassen.

Nachsorge

In den Therapieprotokollen sind bis zu zehn Jahre nach Therapieende regelmäßige körperliche und neurologische Untersuchungen vorgesehen, besonders engmaschig in den ersten fünf Jahren, anschließend im Halbjahres- bis Jahresabstand, je nach Art des Hirntumors und der individuellen Situation des Patienten. Nehmen Sie diese Kontrolluntersuchungen unbedingt wahr! Sie ermöglichen dem Arzt, den Verlauf der Epilepsie und damit den Bedarf einer medikamentösen Behandlung zu überwachen. Die Einnahme bestimmter Medikamente, so genannter Antiepileptika, vermindert das Risiko, dass die Krampfanfälle sich wiederholen.

Fahreignung

Besitzt ein Betroffener bereits den Führerschein, wenn der erste epileptische Anfall auftritt, sollte ein Neurologe aufgesucht werden. Es muss zunächst geklärt werden, um was für eine Art Anfall es sich gehandelt hat, damit die Dauer der Fahrpause festgelegt werden kann. Wenn innerhalb der festgelegten Fahrpause Anfallsfreiheit bestanden hat, kann der Neurologe die Fahreignung bescheinigen. Dazu muss in der Krankenakte dokumentiert sein, dass entsprechend der Begutachtungsleitlinien der Bundesanstalt für Verkehrswesen Fahreignung besteht.

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