Erfrierungen sind lokale Gewebeschäden, die durch längere Einwirkung von Kälte entstehen, oft in Verbindung mit Feuchtigkeit und Wind. Dies führt zu einer verminderten Durchblutung des Gewebes.
Symptome von Erfrierungen
- Taubheitsgefühl/Gefühllosigkeit: Betroffene Körperteile (häufiger Finger, Zehen, Nase, Ohren und Wangen) weisen ein Taubheitsgefühl auf.
- Verfärbung: Die betroffenen Körperteile sind zunächst bläulich-rot, später weiß-gelb oder weiß-grau.
- Kältegefühl: Die betroffenen Körperteile sind kalt, anfangs weich und schmerzhaft, später hart und gefühllos.
- Weitere Anzeichen: Gelegentlich treten blaurote Flecken und später Blasen auf.
Erste Hilfe Maßnahmen bei Erfrierungen
- Notruf wählen: Wählen Sie den Notruf 112.
- Eigenschutz: Ziehen Sie Schutzhandschuhe an.
- Bewegung vermeiden: Bewegen Sie die erfrorenen Körperregionen nicht.
- Kleidung anpassen: Öffnen Sie eng anliegende Kleidung und Schuhe.
- Erwärmung: Versuchen Sie, die erfrorenen Körperteile durch die Körperwärme des Helfers zu erwärmen (jedoch nicht bei hart gefrorenen Körperteilen).
- Bewegung fördern: Fordern Sie den Betroffenen auf, seine Gliedmaßen zu bewegen; passive Bewegung durch Dritte muss unterbleiben.
- Keine direkte Wärme: Vermeiden Sie aktive Wärme (z. B. durch Reiben oder Wärmflasche).
- Abdeckung: Bedecken Sie die erfrorenen Körperteile locker mit keimfreiem Material (z. B. Verbandtuch).
- Erneute Kälteeinwirkung vermeiden: Schützen Sie den Betroffenen vor weiterer Kälteeinwirkung.
- Getränke: Geben Sie warme, gezuckerte Getränke zu trinken, jedoch keinen Alkohol.
- Blasenbehandlung: Öffnen Sie Blasen nicht, sondern decken Sie sie keimfrei ab und vermeiden Sie Druck.
- Betreuung: Beruhigen, betreuen, trösten und beobachten Sie den Betroffenen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.
- Unterkühlung: Liegt gleichzeitig mit der Erfrierung eine Unterkühlung vor, ist die Behebung der Unterkühlung vorrangig.
Unterkühlung
Eine Unterkühlung tritt auf, wenn die Wärmeabgabe des Körpers über einen längeren Zeitraum größer ist als die Wärmeproduktion.
Symptome einer Unterkühlung im Stadium I
- Kältezittern
- Beschleunigte Atmung und Kreislauf
- Erregung, später Beruhigung
Maßnahmen bei Unterkühlung im Stadium I
- Notruf 112 wählen
- Schutzhandschuhe anziehen
- Betroffenen an einen warmen Ort bringen und langsam aufwärmen
- Nasse, kalte Kleidung entfernen und Körper in warme (Rettungs-)Decken wickeln
- Keine aktive Wärme zuführen (z. B. durch Reiben oder Wärmflasche)
- Wenn der Betroffene bei Bewusstsein ist, warme, gut gezuckerte Getränke wie Tee verabreichen, jedoch keine alkoholischen Getränke
- Betroffenen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes beruhigen, betreuen, trösten und beobachten (möglichst auch Körpertemperatur)
Symptome einer Unterkühlung im Stadium II
- Verlangsamte Atmung
- Muskelstarre
- Nachlassendes Schmerzempfinden
- Zunehmende Müdigkeit, Bewusstlosigkeit
Maßnahmen bei Unterkühlung im Stadium II
- Notruf 112 wählen
- Keine Aufwärmversuche mehr unternehmen
- Keine aktive Wärme zuführen (z. B. durch Reiben oder Wärmflasche)
- Bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung laut „Hilfe" rufen, um Umstehende auf die Notfallsituation aufmerksam zu machen
- Stabile Seitenlage
- Betroffenen zudecken
- Betroffenen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes beruhigen, betreuen, trösten und beobachten, wiederholt Bewusstsein und Atmung prüfen
- Bei vorhandener Bewusstlosigkeit und fehlender normaler Atmung Herz-Lungen-Wiederbelebung
Wärmeerhalt bei Unfällen
Ein Unfall ist für den Betroffenen immer eine Ausnahmesituation. Wärmeverlust kann durch Verletzungen, psychische Belastung oder Liegen auf kaltem Untergrund entstehen. Wärmeerhalt durch Unterlegen einer (Rettungs-)Decke und Zudecken des Betroffenen ist eine wichtige Erste-Hilfe-Maßnahme.
Definition von Kälteschäden
- Erfrierung (Congelatio): Ein örtlicher Kälteschaden, der eng begrenzt ist.
- Allgemeine Unterkühlung (Hypothermie): Der ganze Organismus ist betroffen, die Körpertemperatur sinkt auf unter 35 Grad Celsius.
Kälteschäden können auch ohne Erfrierungen im engeren Sinne auftreten, durch langsame Abkühlung des Körpers (Unterkühlung/Hypothermie).
Körperliche Gegenmaßnahmen bei Unterkühlung
Der Körper versucht, die Temperatur im Körperkern aufrechtzuerhalten, indem er die Gefäße in den äußeren Körperregionen verengt und Kältezittern auslöst.
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Erfrierungen im Detail
Bei Erfrierungen kommt es zur Eiskristallbildung im betroffenen Gewebe, wodurch das Gewebe direkt geschädigt wird und Zellen absterben. Besonders gefährdet sind exponierte Gebiete mit wenig Weichteilen wie Finger, Zehen, Nase, Wangen oder Ohren.
Ursachen für Erfrierungen und Unterkühlung
Schnelle Auskühlung kann durch Eintauchen in kaltes Wasser, Lawinenverschüttung oder Stürze in Gletscherspalten entstehen. Wind verstärkt die Auskühlung ("Wind-Chill-Effekt"). Enge oder feuchte Kleidung/Schuhe begünstigen Erfrierungen.
Risikofaktoren
Kleine Kinder, alte Menschen, Raucher, Menschen mit Durchblutungsstörungen, Diabetiker, Unterernährte oder Erschöpfte sind gefährdeter. Alkohol erweitert die Gefäße und verstärkt den Wärmeverlust.
Symptome im Detail
Unterkühlung
Der Körper versucht, der Kälte entgegenzuwirken, indem er die Wärmeabgabe drosselt und die Wärmebildung erhöht (Muskelzittern). Die Blutgefäße in den Extremitäten verengen sich, um Organe wie Gehirn, Herz und Lunge ausreichend mit Blut zu versorgen.
Stadien der Unterkühlung
- Stadium 1: Muskelzittern, tiefe Atmung, erhöhter Puls (Körpertemperatur: 35 bis 32 °C), klares Bewusstsein.
- Stadium 2: Beeinträchtigung der Gehirnfunktion, Muskelsteifheit, verlangsamtes Bewusstsein (Körpertemperatur: 32 bis 28 °C).
- Stadium 3 bis 5: Lebensgefahr, Bewusstlosigkeit, kaum tastbarer Puls, Atem- und Kreislaufstillstand (Körpertemperatur unter 24 Grad Celsius).
Bei schwerer Unterkühlung kann der Hirntod später eintreten als bei anderen Kreislaufversagen.
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Erfrierungen
Jede Erfrierung äußert sich anfangs wie eine Erfrierung ersten Grades:
- Grad 1: Blasse Haut, teilweise grau-weiß oder gelb-weiß verfärbt, hart, kalt und ohne Gefühl. Nach Erwärmung Rötung und heftige Schmerzen.
- Grad 2: Blasenbildung (teilweise blutgefüllt), rot-bläuliche Verfärbung, erhöhte oder verminderte Reiz- und Schmerzempfindlichkeit.
- Grad 3 und 4: Blauschwarze Verfärbung der Haut, Absterben des darunterliegenden Gewebes (Nekrose), aufgehobene Sensibilität.
Therapie bei Unterkühlung und Erfrierung
Bei Erfrierungen und/oder Unterkühlung sollte zuerst der Notruf 112 gewählt werden.
Allgemeine Unterkühlung
- Leichte Unterkühlung: Betroffenen vor Kälte schützen, an einen warmen Ort bringen, nasse Kleidung ausziehen, in Decken einwickeln, warme gezuckerte Getränke (ohne Alkohol!) geben.
- Schwere Unterkühlung: Betroffenen zudecken, möglichst wenig bewegen, auf Rettungsdienst warten. Bei Bewusstlosigkeit und fehlender Atmung Herzdruckmassage.
Keine aktive Erwärmung bei schwerer Unterkühlung (Gefahr des Bergungstodes).
Stadieneinteilung und Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Unterkühlung
- Stadium I (Abwehrstadium): Muskelzittern, aktive Wiedererwärmung und Kalorienzufuhr.
- Stadium II bis V (Erschöpfungsstadium): Weitere Auskühlung vermeiden, keine aktive Erwärmung oder Bewegung.
Erfrierung
- Betroffenen an einen warmen Ort bringen.
- Schmuck und nasse Kleidung vorsichtig ausziehen.
- Erfrorene Körperteile vorsichtig in körperwarmem Wasser erwärmen (ca. eine halbe Stunde).
- Sterilen, lockeren Verband anlegen (Finger und Zehen einzeln).
- Alternativ: Kalte Finger in die Achselhöhlen stecken oder warme Hände auf erfrorene Stellen im Gesicht legen.
Was man vermeiden sollte
- Erfrorene Körperteile nicht mit Schnee einreiben.
- Keine Blasen öffnen.
- Nicht rauchen.
- Betroffene Stellen nicht massieren.
- Haut nicht mit trockener oder zu starker Hitze erwärmen.
Vorbeugung
- Warme Kleidung in mehreren Schichten tragen ("Zwiebelprinzip").
- Rechtzeitig feuchte Kleidung wechseln.
- Fäustlinge tragen.
- Mütze nicht vergessen.
- Winddichte Gesichtsmasken bei Alpintouren.
- Schuhe nicht zu eng kaufen.
- Längere Aufenthalte im kalten Wind ohne Bewegung vermeiden.
- Thermoskanne mit Tee mitnehmen.
Frostbeulen
Frostbeulen sind entzündliche Schwellungen unter der Haut, die durch wiederholte Einwirkung von Kälte und Feuchtigkeit entstehen. Sie sind keine Erfrierung.
Das Raynaud-Syndrom
Das Raynaud-Syndrom ist eine Gefäßerkrankung, die durch anfallsartige Durchblutungsstörungen der Finger oder Zehen gekennzeichnet ist. Die Symptome werden oft durch Kälte oder Stress ausgelöst.
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Symptome des Raynaud-Syndroms
- Weißfärbung der Finger oder Zehen
- Taubheitsgefühl
- Schmerzen
- Bläuliche Verfärbung
- Rötung nach Wiedererwärmung
Ursachen des Raynaud-Syndroms
- Primäres Raynaud-Syndrom: Ursache unbekannt, familiär gehäuft
- Sekundäres Raynaud-Syndrom: Begleiterscheinung anderer Erkrankungen (z.B. rheumatische Erkrankungen, Kollagenosen, Vaskulitiden) oder ausgelöst durch Medikamente, Chemikalien oder äußere Einwirkungen (z.B. Vibrationen)
Diagnose des Raynaud-Syndroms
- Anamnese
- Körperliche Untersuchung
- Laboruntersuchungen
- Kapillarmikroskopie
Therapie des Raynaud-Syndroms
- Primäres Raynaud-Syndrom: Meiden von Kälte und Stress, ggf. Medikamente (Kalziumantagonisten)
- Sekundäres Raynaud-Syndrom: Therapie der Grunderkrankung, ggf. gefäßerweiternde Medikamente
Vorbeugende Maßnahmen beim Raynaud-Syndrom
- Schutz vor Kälte (Handschuhe, Muffs, Taschenöfen)
- Warmes Handbad in Rapssamen oder Kirschkernen
- Regelmäßiges Gefäßtraining (Gymnastik, Wechselbäder)
- Sport
- Massagen der Finger
- Gute Hautpflege
- Verzicht auf Nikotin
- Stressreduktion
Weitere Kälteschäden
Neben Erfrierungen und dem Raynaud-Syndrom gibt es weitere Kälteschäden:
- Kälteschaden (Non-Freezing Cold Injuries, NFCI): Langsamer Temperaturverlust im Gewebe ohne direkte Erfrierung
- Frostbeulen (Perniones): Reversible Gefäßveränderungen durch Kälte
- Grabenfuß: Schädigung des Fußes durch anhaltende nasse Kälte oberhalb des Gefrierpunktes
Erfrierungen der Haut
Erfrierungen der Haut treten auf, wenn die Haut extremer Kälte ausgesetzt ist.
Stadien der Erfrierungen der Haut
- Frostnipse: Rote oder blass-weiße Haut, Kältegefühl, Taubheit oder Prickeln
- Oberflächliche Erfrierungen: Warmes Hautgefühl, Stechen oder Anschwellen, gesprenkelte Flecken oder violette/blaue Bereiche, Blasenbildung
- Schwere (tiefe) Erfrierungen: Taubheit, Unfähigkeit zur Bewegung des betroffenen Bereichs, große Blasen, Schwarzfärbung der Haut
Behandlung von Erfrierungen der Haut
- Frostnipse: Aufwärmen mit warmem Wasser
- Oberflächliche und schwere Erfrierungen: Medizinische Behandlung (Aufwärmen, sterile Verbände, Blutfluss-Tests, Antibiotika, Schmerzmittel, Tetanus-Impfung, Sauerstofftherapie, ggf. Operation)
Selbstbehandlung von Erfrierungen der Haut (wenn keine medizinische Hilfe verfügbar)
- Nasse Kleidung entfernen
- Verletzten Bereich leicht anheben
- Haut in warmem Wasser (40,5 °C) einweichen
- Mit sterilem Tuch bedecken
- Bereich nicht bewegen
- Nicht reiben
Komplikationen bei Erfrierungen
Komplikationen von Erfrierungsverletzungen reichen von aufgerissenen, infizierten Wunden bis zur Amputation von betroffenen Körperteilen. Im schlimmsten Fall droht der Erfrierungstod.
Vorbeugung von Erfrierungen
- Geeignete Kleidung (trocken, wärmend, locker sitzend, Zwiebellook)
- Wärmende Mütze und Schal
- Geeignete Hautpflege (fettreiche Cremes)
- Kühlakkus nicht direkt auf die Haut legen
- Kein Alkoholkonsum in kalter Umgebung
- Verzicht auf Tabakkonsum
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