Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die die Bewegung beeinträchtigt. Obwohl es keine Heilung gibt, können Behandlungen helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Parkinson, da sie die Medikamentenaufnahme beeinflussen, die Darmgesundheit fördern und möglicherweise sogar den Krankheitsverlauf verlangsamen kann. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung, die auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten zugeschnitten ist.
Die Bedeutung der Ernährung bei Parkinson
Neue Studien deuten darauf hin, dass eine gezielte Ernährung nicht nur präventiv wirken, sondern auch den Verlauf der Parkinson-Erkrankung positiv beeinflussen kann. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) unterstützt die Deutsche Parkinson Vereinigung, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Ernährung bei dieser Erkrankung zu schärfen. Der Welt-Parkinson-Tag am 11. April rückt dieses Thema zusätzlich in den Fokus, indem zahlreiche Parkinsongesellschaften Vorträge und Informationstage anbieten.
Forschungen haben gezeigt, dass viele Parkinson-Patienten bereits vor dem Auftreten der ersten motorischen Symptome unter Darmbeschwerden wie chronischer Verstopfung leiden. Dies deutet auf eine mögliche Verbindung zwischen Darmgesundheit und dem Fortschreiten der Krankheit hin. Es wird angenommen, dass Stoffe aus dem Darm ins Gehirn wandern und dort entweder eine positive oder schädliche Wirkung entfalten können.
Allgemeine Ernährungsempfehlungen der DGE
Die DGE empfiehlt eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, die sich an den Prinzipien des „Ernährungskreises“ orientiert. Das bedeutet, dass Lebensmittel aus allen Gruppen - Gemüse, Obst, Getreide, Milchprodukte, Fleisch/Fisch/Eier, Öle und Fette - in angemessenen Mengen verzehrt werden sollten. Die Basis bilden pflanzliche Lebensmittel, während tierische Produkte in Maßen konsumiert werden sollten.
Lebensmittelgruppen im Detail
- Gemüse und Obst: Reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Die DGE empfiehlt täglich 5 Portionen (ca. 400 g Gemüse und 250 g Obst).
- Getreide und Getreideprodukte: Vollkornvarianten bevorzugen, da sie mehr Ballaststoffe enthalten.
- Milch und Milchprodukte: Wichtige Kalziumquelle für die Knochengesundheit.
- Fleisch, Fisch und Eier: Lieferanten von hochwertigem Protein, Eisen, Jod und Vitamin B12. Fleischkonsum auf 300-600 g pro Woche beschränken, fettreichen Fisch ein- bis zweimal pro Woche essen.
- Öle und Fette: Pflanzliche Öle mit ungesättigten Fettsäuren bevorzugen.
Spezifische Ernährungsempfehlungen für Parkinson-Patienten
Neben den allgemeinen Empfehlungen gibt es einige Besonderheiten, die Parkinson-Patienten bei ihrer Ernährung beachten sollten:
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Mediterrane Ernährung
Studien haben gezeigt, dass die mediterrane Ernährung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Sie zeichnet sich durch einen hohen Anteil an frischem Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Olivenöl und Fisch aus. Tierische Produkte werden nur in geringen Mengen verzehrt.
- Gemüse, Öle mit ungesättigten Fettsäuren, Fisch, Hülsenfrüchten: Die mediterrane Küche ist reich an diesen gesunden Zutaten.
- Polyphenolhaltige Lebensmittel: Rapsöl, grüner Tee und dunkelrote Beeren wirken nervenzellschützend.
Vermeidung bestimmter Lebensmittel
- Fertiggerichte, gesättigte Fettsäuren und zu viel Zucker: Diese sollten gemieden werden.
Mahlzeitenfrequenz und Timing
- Längere Pausen zwischen den Mahlzeiten und Fasten: Können die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
- Kombination von Sport und gesunder Ernährung: Beeinflusst den Verlauf der Erkrankung insgesamt positiv.
Interaktion mit Medikamenten
Ein wichtiger Aspekt ist die Interaktion zwischen Ernährung und Medikamenten, insbesondere dem Wirkstoff Levodopa (L-Dopa), dem Standardmedikament gegen Morbus Parkinson.
- Eiweißreiche Speisen: Können die Wirksamkeit von L-Dopa beeinträchtigen, daher sollte das Medikament 30-45 Minuten vor oder 60-90 Minuten nach einer Mahlzeit eingenommen werden.
- Einnahme mit Wasser, Tee, Saft (kein Orangen- oder Grapefruitsaft), Smoothie, Apfel- oder Fruchtmus: Diese sind empfehlenswert.
Ballaststoffe und Flüssigkeit
- Ballaststoffreiche Ernährung: Hilft bei Verdauungsproblemen wie Verstopfung. Die DGE empfiehlt 30 g Ballaststoffe pro Tag.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: 1,5 bis 2 Liter täglich, um die Verdauung zu unterstützen.
Mikronährstoffe
Einige Mikronährstoffe spielen eine besondere Rolle bei Parkinson:
- Folsäure (Vitamin B9): Die DGE empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 400 Mikrogramm. Folsäurereich sind Spinat, Salate, Weißkohl, Tomaten, Orangen, Leber und Getreide.
- Vitamin D: Unterstützt die Kalziumaufnahme und reduziert das Sturzrisiko.
- Vitamin B12: Nur in tierischen Lebensmitteln enthalten, daher bei veganer oder vegetarischer Ernährung supplementieren.
- Vitamin C: Schützt die Zellen vor oxidativem Stress und kann die Aufnahme von L-Dopa verbessern. Empfohlen werden 200 bis 500 Milligramm täglich.
- Vitamin E: Sollte in Kombination mit Vitamin C eingenommen werden.
Homocystein
- Homocystein-Wert: Sollte niedrig gehalten werden, da erhöhte Werte bei Parkinson-Patienten häufiger vorkommen.
Schluckstörungen (Dysphagie)
In fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Erkrankung können Schluckstörungen auftreten, die das Essen und Trinken erschweren. In solchen Fällen ist eine Anpassung der Konsistenz der Speisen und Getränke erforderlich.
- Vermeidung von Speisen mit unterschiedlichen Konsistenzen, stückigen Einlagen, Fasern, Krümeln und Kernen.
- Weichkochen, Zerkleinern und/oder Pürieren der Speisen.
- Andicken von Getränken und Suppen.
- Verwendung von Trink- und Esshilfen.
Gewichtskontrolle
- Regelmäßige Gewichtskontrolle: Um rechtzeitig gegen ungewollten Gewichtsverlust vorzugehen.
- Kalorienzufuhr: Als Faustregel gelten 25 bis 30 Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht.
- Fettreiche Lebensmittel: Können helfen, den Kaloriengehalt der Speisen zu erhöhen.
Nahrungsergänzungsmittel
Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte immer mit einem Arzt oder Ernährungsberater abgesprochen werden, da eine Überdosierung bestimmter Nährstoffe schädlich sein kann.
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- B-Vitamine: Nur bei nachgewiesenem Mangel sinnvoll. Idealerweise als Kombipräparat einnehmen.
- Omega-3-Fettsäuren: Können die Wirkung von Insulin verbessern, sollten aber bei Leber- und Nierenerkrankungen vermieden werden.
Weitere unterstützende Maßnahmen
Neben der Ernährung spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Parkinson:
- Bewegung und Sport: Regelmäßiges Training, insbesondere Sportarten mit großen Bewegungsabläufen und gleichmäßigen Rhythmen, kann die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
- Ergotherapie: Hilft bei der Bewältigung von Alltagsproblemen und der Erhaltung der Selbstständigkeit.
- Logopädie: Behandelt Sprach- und Schluckstörungen.
- Psychologische Unterstützung: Kann helfen, mit den emotionalen Belastungen der Erkrankung umzugehen.
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