Ernährung bei Schluckbeschwerden und Parkinson: Tipps für mehr Lebensqualität

Die richtige Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Parkinson, insbesondere wenn Schluckbeschwerden (Dysphagie) auftreten. Eine angepasste Ernährung kann nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, sondern auch die Wirksamkeit der Medikamente unterstützen und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Warum ist die Ernährung bei Parkinson so wichtig?

Eine ausgewogene Ernährung versorgt den Körper mit essenziellen Nährstoffen und kann Symptome wie Verstopfung, Völlegefühl oder Dyskinesien lindern. Zudem ist die Konsistenz der Speisen entscheidend, da bestimmte Konsistenzen Schluckbeschwerden verstärken können. Parkinsonpatienten verlieren häufig an Körpergewicht, was auf eine verminderte Kalorienaufnahme und einen erhöhten Energieverbrauch zurückzuführen ist. Dies kann durch Tremor, erhöhten Muskeltonus und Schwierigkeiten bei der Bewegungsausführung bedingt sein. Eine Mangelernährung kann zu einer Verschlechterung der Immunabwehr, Wundheilungsstörungen, Abgeschlagenheit und Müdigkeit führen. Daher ist eine ausreichende Energiezufuhr von großer Bedeutung, um Gewichtsverlust zu vermeiden und die Muskelmasse zu erhalten. Als Faustregel gelten 25 bis 30 Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht.

Allgemeine Ernährungsempfehlungen für Parkinson-Patienten

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung, die sich aus allen Lebensmittelgruppen zusammensetzt.

  • Lebensmittel aus dem grünen Bereich: Reichlich (z.B. Gemüse, Obst, Vollkornprodukte)
  • Lebensmittel aus dem gelben Bereich: Mäßig (z.B. Milchprodukte, Fisch, Eier)
  • Lebensmittel aus dem roten Bereich: Sparsam (z.B. rotes Fleisch, Wurst, Süßigkeiten)

Parkinsonpatienten sollten ihre Ernährung individuell anpassen, um sie auf ihre Medikamente und den Krankheitsverlauf abzustimmen. Dies kann die Anpassung der Kalorienzufuhr, des Eiweißgehalts und der Menge an Kohlenhydraten beinhalten. Statt drei großer Mahlzeiten sollten mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt eingenommen werden, da diese bekömmlicher sind und den Magen-Darm-Trakt entlasten.

Spezielle Ernährungstipps bei Schluckbeschwerden (Dysphagie)

Schluckbeschwerden können in allen Phasen der Parkinson-Erkrankung auftreten und das Essen und Trinken erheblich erschweren. Betroffene essen oft zu wenig und wählen eine einseitige Ernährung, was zu Mangelernährung führen kann. Eine gezielte Ernährungstherapie kann helfen, den Ernährungszustand zu verbessern und die Lebensqualität zu erhalten.

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Konsistenzanpassung

Die Anpassung der Konsistenz der Speisen ist ein wichtiger Schritt, um Schluckbeschwerden zu lindern. Gerichte mit unterschiedlichen Konsistenzen (z. B. Eintöpfe) oder dünnflüssige Konsistenzen können problematisch sein, da sie das Risiko von Aspirationen (Eindringen von Nahrung in die Atemwege) erhöhen.

Empfehlungen:

  • Rinde vom Brot abschneiden
  • Speisen weich kochen, zerkleinern und/oder pürieren
  • Getränke und Suppen gegebenenfalls andicken (geschmacksneutrale Verdickungsmittel sind in Apotheken erhältlich)
  • Gerichte mit stückigen Einlagen, Fasern, Krümeln und Kernen meiden

Praktische Tipps für die Zubereitung

  • Abschneiden der Rinde am Brot: Dies erleichtert das Kauen und Schlucken.
  • Weiches Kochen und Pürieren: Speisen sollten besonders weich gekocht, zerkleinert oder püriert werden, um das Schlucken zu erleichtern.
  • Andicken von Flüssigkeiten: Getränke und Suppen können mit geschmacksneutralen Verdickungsmitteln angedickt werden, um das Verschlucken zu verhindern. Diese sind in Apotheken oder online erhältlich.
  • Vermeiden von stückigen Einlagen: Gerichte mit stückigen Einlagen, Fasern, Krümeln und Kernen sollten gemieden werden, da sie leicht zum Verschlucken und zu einer Aspiration führen können.

Rezeptbeispiele für Parkinson-Erkrankte mit Schluckstörungen

  • Köstlicher Hähncheneintopf: Ein saftiger, zarter und geschmacksintensiver Eintopf, der alle Kriterien für eine sichere und genussvolle Mahlzeit erfüllt.
  • Seebarschfilet in Zitronensauce: Ein leichtes und frisches Gericht mit überraschenden Geschmacksnoten.
  • Cannelloni mit Kürbis und Auberginen: Eine einfache und leckere Geschmackskombination, die leicht zu schlucken ist.

Weitere Hilfsmittel

  • Trink- und Esshilfen: Individuell geeignete Trink- und Esshilfen können die Nahrungsaufnahme erleichtern.
  • Logopädie: Logopädische Übungen können die Schluckmuskulatur stärken und die Schlucktechnik verbessern.

Eiweiß und Levodopa: Wechselwirkungen beachten

Bei der Einnahme von Medikamenten mit dem Wirkstoff Levodopa (L-Dopa) ist auf den Eiweißgehalt der Mahlzeiten zu achten. Proteinreiche Mahlzeiten können die Wirksamkeit des Medikaments vermindern, da sie die Aufnahme im Darm und den Weitertransport durch das Blut beeinträchtigen. Es empfiehlt sich, das Medikament 30 bis 45 Minuten vor der Mahlzeit oder 60 bis 90 Minuten nach der Mahlzeit einzunehmen. Die Medikamente sollten am besten mit Wasser, Tee, Saft (kein Orangen- oder Grapefruitsaft), Smoothie, Apfel- oder Fruchtmus eingenommen werden. Proteinreiche Getränke oder Speisen sollten vermieden werden.

Es gibt unterschiedliche Meinungen bezüglich der Eiweißverteilung über den Tag. Einige Experten empfehlen, insgesamt weniger Protein aufzunehmen und es gleichmäßig auf die Mahlzeiten zu verteilen, während andere den Hauptteil der eiweißhaltigen Lebensmittel am Abend empfehlen. Eine Protein-Redistributionsdiät, bei der die Einnahme der Proteine auf den Abend verlegt wird, kann helfen, während des Tages aktiver zu sein.

Ballaststoffe und Flüssigkeit: Wichtig für die Verdauung

Viele Parkinsonpatienten leiden unter Verdauungsproblemen wie Darmträgheit und Verstopfung (Obstipation). Dies hängt mit dem durch die Erkrankung beeinträchtigten Nervensystem des Darms zusammen. Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate, die für die Darmbakterien unverzichtbar sind und für einen weichen Stuhl sorgen. Die DGE empfiehlt 30 g Ballaststoffe am Tag.

Beispiele für ballaststoffreiche Lebensmittel:

  • Vollkornprodukte (Brot, Brötchen, Nudeln, Reis, Haferflocken)
  • Obst (Äpfel, Bananen, Kiwis, Beeren)
  • Gemüse (Brokkoli, Möhren, Kartoffeln)
  • Hülsenfrüchte

Über den Tag verteilt sollten Parkinsonerkrankte ausreichend trinken: Die DGE empfiehlt 1,5 bis 2 Liter. Die Flüssigkeit sorgt dafür, dass die Ballaststoffe aufquellen, das Stuhlvolumen vergrößert und die Darmtätigkeit angeregt wird.

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Weitere wichtige Aspekte der Ernährung bei Parkinson

  • Ausreichend trinken: Achten Sie darauf, täglich etwa 1,5 bis 2 Liter Wasser zu trinken.
  • Kleine, regelmäßige Mahlzeiten: Viele Parkinson-Betroffene vertragen mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt besser.
  • Vitamin D und Kalzium: Die Aufnahme von Vitamin D und Kalzium ist wichtig, um dem erhöhten Osteoporose-Risiko vorzubeugen.
  • Omega-3-Fettsäuren: Fetter Fisch wie Lachs, Forelle und Hering enthält wertvolle Omega-3-Fettsäuren, dieEntzündungen reduzieren und die Hirnfunktion unterstützen können.
  • Antioxidantien: Beeren, Nüsse und grünes Blattgemüse enthalten Antioxidantien und Flavonoide, die eine neuroprotektive Wirkung haben können.
  • Gewürze und Kräuter: Verwenden Sie Kräuter und Gewürze, um den Geschmack der Speisen zu verbessern und den Appetit anzuregen.
  • Zucker und verarbeitete Lebensmittel: Vermeiden Sie zuckerreiche Lebensmittel, verarbeitete Produkte und frittierte Speisen, da diese Dyskinesien verstärken und den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen können.

Die Rolle des Darms bei Parkinson

Der Darm spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf der Parkinson-Krankheit. Chronische Verstopfung kann ein Risikofaktor für die Entwicklung von Parkinson sein. Zudem kann eine gestörte Darmflora die Aufnahme von Medikamenten beeinträchtigen. Eine darmgesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Ballaststoffen und fermentierten Lebensmitteln ist daher besonders wichtig für Parkinsonpatienten.

Schlucktraining und Logopädie

Bei Schluckstörungen ist es ratsam, ein Schlucktraining durch Logopäden zu absolvieren. Studien haben gezeigt, dass EMST (expiratory muscle strength training) die Schlucksicherheit und Kaugummi-Kauen die Schluckfrequenz steigern kann.

Medikamentöse Unterstützung

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Unterstützung des Schluckaktes sinnvoll sein. Schnellwirksames L-Dopa kann eine halbe Stunde vor der Nahrungsaufnahme verabreicht werden, um die Beweglichkeit zu verbessern und das Schlucken zu erleichtern.

Fazit

Eine individuell angepasste Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Parkinson und kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern. Bei Schluckbeschwerden ist eine Konsistenzanpassung der Speisen, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit Medikamenten besonders wichtig. Eine darmgesunde Ernährung und regelmäßiges Schlucktraining können ebenfalls dazu beitragen, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Es ist ratsam, sich von einem Arzt oder Ernährungsberater individuell beraten zu lassen, um die optimale Ernährung für die persönlichen Bedürfnisse zu finden.

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