Neurochirurgie im Evangelischen Krankenhaus Oldenburg: Kompetenz und umfassende Patientenversorgung

Das Evangelische Krankenhaus (EV) Oldenburg ist ein bedeutender Gesundheitsversorger im Nordwesten Deutschlands. Mit über 1.850 Mitarbeitenden, mehr als 400 Betten und etwa 70.000 Patienten jährlich bietet das EV herausragende medizinische Angebote, darunter eine hochspezialisierte Neurochirurgische Klinik. Die Klinik ist Universitätsklinik für Neurochirurgie der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Das EV befindet sich in zentraler Lage unweit der Oldenburger Innenstadt und ist gut zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Umfassende Expertise und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Neurochirurgische Klinik des EV zeichnet sich durch umfassende Erfahrung und wissenschaftliche Kompetenz aus. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der engen Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen des Hauses, insbesondere der Neurologischen, Neuroradiologischen und Unfallchirurgisch-Orthopädischen Klinik. Dadurch stehen modernste Untersuchungsverfahren rund um die Uhr zur Verfügung.

Die Universitätsklinik für Neurochirurgie verfügt neben dem OP-Bereich und eigenen Stationen über ein vernetztes System weiterer eigener Einrichtungen bzw. Angebote. Voruntersuchungen und die nachoperative ambulante Betreuung durch die Ärzte der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie erfolgen im dem EV angegliederten medizinischen Versorgungszentrum (MEVO). In Spezialsprechstunden können Patienten umfassend und in ruhiger Atmosphäre beraten werden.

Das Behandlungsspektrum der Neurochirurgischen Klinik

Die Abteilung für Kopf- und Nervenchirurgie bietet ein hochspezialisiertes Angebot zur Behandlung unterschiedlicher Indikationen. Bei Bedarf kann auf eine eigene neurochirurgische Intensivstation zurückgegriffen werden. Zu den Schwerpunkten der Klinik gehören:

Schädelbasischirurgie

Die Schädelbasis bildet den unteren Teil des Schädelknochens und beherbergt wichtige Strukturen wie Hirnnerven, hirnversorgende Gefäße und den Hirnstamm. Eingriffe in diesem Bereich erfordern daher besondere Expertise. Das Operationsgebiet erstreckt sich von der Orbita über die vordere, mittlere und hintere Schädelgrube bis zum Übergang in die Halswirbelsäule.

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Zur optimalen Darstellung der oft schwer zugänglichen Bereiche kommen neben dem Operationsmikroskop routinemäßig Neuronavigation und elektrophysiologisches Monitoring der Hirnnerven zum Einsatz. Eine sorgfältige Planung und Vorbereitung der Operation ist unerlässlich. Bei Bedarf erfolgt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder Augenheilkunde.

Häufige Indikationen für Schädelbasisoperationen sind:

  • Gutartige Tumore: Meningeome der Hirnhaut, Neurinome/Schwannome der Hirnnerven (z.B. Akustikusneurinom) und Chordome/Chondrosarkome des Schädelknochens. Die Klinik verfügt über einen eigenen Kompetenzbereich für Hypophysentumore (siehe Hypophysenchirurgie).
  • Schädelbasisbrüche: Diese entstehen meist durch traumatische Ereignisse wie Verkehrsunfälle und können mit dem Austritt von Blut und Gehirnflüssigkeit aus Ohr oder Nase einhergehen. Oftmals sind auch Bewusstseinsstörungen und Verletzungen von Gefäßen oder Hirnnerven vorhanden.
  • Gefäßerkrankungen: Aneurysmen der großen gehirnversorgenden Arterien an der Gehirnbasis.
  • Trigeminusneuralgie: Ein Eingriff ist erforderlich, wenn die medikamentöse Therapie nicht wirksam ist. Dabei wird ein Teflonpolster zwischen das reizende Gefäß und den Trigeminusnerv eingelegt (Verfahren nach Janetta).

Chirurgie des Plexus brachialis (Armnervengeflecht)

Die Chirurgie des Plexus brachialis ist ein hochkomplexes Gebiet innerhalb der Nervenchirurgie. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Wiederherstellung ausgefallener Funktionen des Schultergürtels, des Armes und der Hand nach Verletzungen des Plexus, z.B. durch Unfälle.

Hierzu wird ein individuell maßgeschneidertes Behandlungskonzept unter Kombination verschiedener Verfahren angewendet, darunter Nerventransplantation, Umsetzen von Nerven (Nerventransfers), Teilnerventransplantation (split repair, jump graft) und Transfers von der Gegenseite sowie sekundäre Verfahren (Ersatzoperationen).

Neben Verletzungen werden auch Tumoren des Plexus brachialis operiert, sowohl gutartige Nervenscheidentumoren (Schwannome/Neurinome, Neurofibrome, Perineuriome) als auch bösartige (maligne periphere Nervenscheidentumoren, MPNST). Auch Tumoren anderen Ursprungs (Metastasen, Lungenspitzentumoren, Halstumoren etc.) können betroffen sein. Hierbei steht neben der Tumorentfernung der Erhalt der Funktion im Vordergrund (sog. „funktionserhaltende Enukleation“).

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Ein weiterer Schwerpunkt ist die Behandlung von Kompressions- oder Einengungssyndromen des Plexus, wie dem Thoracic Outlet Syndrom (TOS, auch Halsrippensyndrom/Scalenus anterior-Syndrom/kostoklavikuläre Enge genannt). Im Vorfeld wird die Diagnose durch spezielle Untersuchungen (Neurosonographie/MR-Neurographie) gesichert, um so gezielt die einengende Ursache angehen zu können. Dazu gehören die Entfernung zusätzlicher Muskeln, Sehnen oder Bänder.

Auch Läsionen des Nervengeflechtes im Bereich des Retroperitoneums und kleinen Beckens - dem Plexus lumbosacralis - werden behandelt. Nach den Operationen werden die Patienten in ein langfristiges Behandlungskonzept eingebettet und bleiben über viele Jahre in der Nachbetreuung. Die Ergebnisse dieser Plexusoperationen werden seit vielen Jahren wissenschaftlich aufgearbeitet (Outcomeanalysen).

Neuromodulation (Funktionelle Neurochirurgie)

Bei manchen Erkrankungen bringen die üblichen Therapieformen nicht den gewünschten Effekt oder gehen mit schweren Nebenwirkungen einher. In diesen Fällen können neuromodulative Therapieformen der funktionellen Neurochirurgie Abhilfe schaffen.

  • Tiefe Hirnstimulation (THS): Seit den 1990er Jahren wird die THS in Europa bei der Behandlung von Bewegungsstörungen eingesetzt. Seit den 2000er Jahren wurde dieses Therapieverfahren auch auf weitere neurologische Erkrankungen ausgeweitet. Die Indikationen erstrecken sich inzwischen auch auf psychiatrische Erkrankungen, Epilepsie und bestimmte Kopfschmerzformen. Mit Hilfe eines stereotaktischen Zielsystemes ist eine millimetergenaue Planung und Platzierung der Elektroden möglich. Die Implantation der Elektroden erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen der neurologischen Klinik. In der Regel werden diese Operationen wach mit örtlicher Betäubung schmerzlos und in stetiger Begleitung des Patienten durchgeführt, so daß eine millimetergenaue Elektrodenplazierung bei gleichzeitiger Messung der elektrischen Hirnaktivität und auch Testung der Stimulationswirkung möglich ist. Die THS stellt ein seit vielen Jahren etabliertes nebenwirkungsarmes Therapieverfahren dar.
  • Vagusnervstimulation (VNS): Ebenfalls seit den 1990er Jahren wird in Europa die Vagusnervstimulation eingesetzt. Bei dieser Behandlungsmethode wird eine Elektrode am Vagusnerv im Bereich des Halses eingesetzt, um die medikamentenrefraktäre Epilepsie und refraktäre Depressionen zu behandeln. Studien zeigen, dass die Vagusnervstimulation bei 55 % der Patienten mit medikamentenresistenter Epilepsie eine Anfallsreduktion von 50 bis über 70 % erzielt.
  • Rückenmarksstimulation (RMS): Die Rückenmarksstimulation ist seit den 1980er Jahren eine etablierte Methode zur Behandlung chronischer Schmerzsyndrome, insbesondere Schmerzen im unteren Rücken und in die Extremitäten ausstrahlende Schmerzen sowie durch eine direkte Schädigung des peripheren Nervensystems verursachte Schmerzen. Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die für die Behandlung durch eine Rückenmarksstimulation von den Krankenkassen anerkannt sind. Seit der Jahrtausendwende gehören auch vaskulopathische Krankheitsbilder, wie bspw. die peripher arterielle Verschlusskrankheit dazu. Hier ist es sogar möglich, eine Extremitätenamputation hinauszuzögern oder sogar zu verhindern.
  • Stimulation der sensiblen Hinterwurzelganglien: Ein weiteres rückenmarksnahes Therapieverfahren.
  • Periphere Nervenstimulation (PNS): Eine der ältesten Neuromodulationsverfahren, bei der Elektroden entweder subkutan (Periphere Feldstimulation) oder direkt in bspw. durch Unfälle verletzte Nerven (Direkte Periphere Nervenstimulation) eingebracht werden.

Die Neurochirurgische Klinik arbeitet eng mit niedergelassenen Schmerztherapeuten, der Universitätsklinik für Neurologie am Evangelischen Krankenhaus sowie dem PIUS-Hospital und dem Klinikum Oldenburg zusammen. Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson, essentiellem Tremor, Dystonie, medikamentenrefraktärer Epilepsie und refraktärer Depression werden von den Kollegen der Universitätsklinik für Neurologie beraten, mit denen interdisziplinär die Indikation zur Tiefen Hirnstimulation und zur Vagusnervstimulation gestellt wird.

Forschungsschwerpunkte der Universitätsklinik für Neurochirurgie

Die Universitätsklinik für Neurochirurgie engagiert sich in verschiedenen Forschungsbereichen:

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  • Cortical Spreading Depolarizations (CSDs): Erforschung der Rolle von CSDs bei verschiedenen zerebralen Pathologien (akute subarachnoidale Blutung, Schädel-Hirn-Trauma etc.) und des Potentials von CSDs als Online-Biomarker zur Anpassung und Optimierung von Therapiekonzepten. Tierexperimentelle Forschung zur Rolle von wiederholt auftretenden CSDs bei experimenteller chronischer Ischämie.
  • Laser Speckle Bildgebung (LSI): Ziel ist die routinemäßige, intraoperative Integration der LSI in den neurochirurgischen Alltag und die klinische Erforschung zerebraler Autoregulationsstörungen.
  • Optimierung der Resektionsrate bei Glioblastom Patient*innen: Erprobung eines neuartigen Konzepts, bei dem neben dem Hauptoperateur ein zweiter erfahrener Neurochirurg das Resektionsergebnis vor Schließung des Operationssitus systematisch kontrolliert und gegebenenfalls nachreseziert.

Lehre und Ausbildung

Die Lehrtätigkeit der Universitätsklinik für Neurochirurgie umfasst das gesamte Spektrum neurochirurgischer Krankheitsbilder von Diagnostik bis zur Therapie. Neben Vorlesungen gehören Patient*innenkollegs, Problemlösevorlesungen sowie fachspezifische Konsultationen zum Portfolio des Lehrangebots. Weiter sind Abschlussarbeiten (wie z.B. Masterarbeiten, Doktorarbeiten) und Forschungsarbeiten (z.B. im Rahmen des Longitudinalen Forschungskurikulums im Humanmedizinstudium) im Bereich der klinischen als auch Grundlagenforschung Teil des Lehrangebots.

Patientenorientierung und individuelle Betreuung

Im Evangelischen Krankenhaus Oldenburg steht der Mensch im Mittelpunkt. Das zeigt sich in der individuellen Betreuung der Patienten durch ein Team von hochqualifizierten Fachkräften.

  • Vor der Aufnahme: Es gilt ein paar Dinge zu beachten. Besucher sind im Evangelischen Krankenhaus gerne gesehen. Eine umfangreich ausgestattete Bibliothek bietet Lesestoff für jeden Geschmack.
  • Während des Aufenthalts: Die Patienten werden von freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeitenden betreut. Viele Patienten loben die hohe Kompetenz und das Engagement des Pflegepersonals und der Ärzte. Auch das Essen wird oft positiv hervorgehoben.
  • Nach dem Aufenthalt: Es werden organisatorische Fragen geklärt und die weitere Nachsorge koordiniert. Die Voruntersuchungen und auch die nachoperative ambulante Betreuung durch die Ärzte der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie erfolgt im dem EV angegliederten medizinischen Versorgungszentrum (MEVO).

Die Neurochirurgen sichten nach der Überweisung des Patienten durch Haus- und Fachärzte sämtliche bisher vorhandenen Befunde. Ergänzt durch eigene Untersuchungen geben die Spezialisten dann eine eindeutige Therapieempfehlung ab, die eine eventuell notwendig werdende Operation mit einschließt. Das Krankheitsbild, die Befunde und die Therapiemöglichkeiten können in stressfreier und ruhiger Atmosphäre besprochen werden.

Spezialsprechstunden und Behandlungsschwerpunkte im MEVO

Die MEVO-Ärzte bieten regelmäßig Spezialsprechstunden für Patienten mit Hirngefäßmissbildungen und Hirntumoren an, ebenso wie für Neurochirurgie des Säuglings- und Kindesalters. Die Behandlung des Trigeminusschmerz, spezielle Fehlbildungen im Kopfbereich und auch die Behandlung des Wasserkopfes (Hydrocephalus) sind weitere Schwerpunkte des MEVO-Teams.

Individuelle Therapiekonzepte für jeden Patienten

Jeder Mensch ist einzigartig! Das bedeutet, dass für jeden Patienten eine individuelle Therapie erforderlich ist. Die Neurochirurgen verfügen über langjährige operative und klinische Erfahrung.

Das Leistungsspektrum umfasst:

  • Beratung und Aufklärung über die verschiedenen Behandlungsmethoden bei Tumorerkrankungen des Kopfes und der Hirnanhangdrüse. Umfangreiche Information über moderne operative Therapieverfahren und postoperative Nachsorge.
  • Beratung und Aufklärung über die verschiedenen Behandlungsmethoden bei Gefäßerkrankungen (z.B. Aneurysmen, Angiome) des Kopfes. Umfangreiche Information über moderne operative und nichtoperative Therapieverfahren sowie postoperative Nachsorge.
  • Beratung und Aufklärung über die verschiedenen Behandlungsmethoden bei Hirnwasserzirkulationsstörungen und Trigeminusneuralgie. Umfangreiche Information über moderne operative und nicht- operative bzw. minimalinvasive Therapieverfahren.
  • Behandlung von Erkrankungen der Hirngefässe (z.B. Hirntumorchirurgie, Behandlung des Wasserkopfes, Erkrankungen der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), Trigeminusneuralgie, Nachbehandlungen nach Hirnblutungen/ Hirnverletzungen.
  • Tiefehirnstimulation (z.B. bei M. Parkinson, essentiellem Tremor, Dystonie).
  • Nerventumoren, Engpasssyndrome (z.B. Karpaltunnelsyndrom), Erkrankungen im Bereich der Nervengeflechte (z.B. Plexus brachialis).

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