Die Dokumentationsreihe "Expedition ins Gehirn", unter anderem von Petra Höfer und Freddie Röckenhaus, nimmt den Zuschauer mit auf eine faszinierende Reise in die Tiefen des menschlichen Gehirns und beleuchtet verschiedene Aspekte wie Gedächtnis, Kreativität und die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen. Die Reihe kombiniert inszenierte Spielhandlungen, aufwändige Reportage-Elemente, Experten-Interviews und atemberaubende 3D-Animationen, um komplexe wissenschaftliche Themen einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Die Macht des Unbewussten und der innere Autopilot
Ein zentrales Thema der Dokumentationen ist die Macht des Unbewussten und die Funktionsweise unseres Gehirns. Es wird verdeutlicht, dass über 90 Prozent unserer täglichen Handlungen von unserem Gehirn quasi ohne unser bewusstes Zutun erledigt werden. Wir agieren oft im Autopiloten, ohne uns dessen bewusst zu sein. Dieser Autopilot ist jedoch keineswegs eine Schwäche, sondern im Gegenteil eine Stärke. Das Unterbewusstsein ist um ein Vielfaches schneller und spontaner als unser Verstand und kann in lebensbedrohlichen Situationen entscheidend sein.
Das Unterbewusstsein reagiert in etwa 200 Millisekunden, während der Verstand deutlich langsamer ist und oft nur das begründet, was bereits gefühlt wird. Während der Verstand seriell arbeitet, kann das Unterbewusstsein parallel komplexe Sachverhalte in rasender Geschwindigkeit bewerten. Es wird auch als "emotionales Erfahrungsgedächtnis" bezeichnet, in dem vorgeburtliche Erfahrungen gespeichert sind. Bewusste Erlebnisse und Erfahrungen setzen erst mit dem zweiten Lebensjahr ein.
Das Unterbewusstsein kommuniziert in Bildern, während Sprache ein abstraktes Konzept des Verstandes ist. Um erfolgreich mit dem Unterbewusstsein zu kommunizieren, bedarf es daher der Visualisierung. Dies ist vor allem für die Ziel- und Visionsarbeit von großer Bedeutung.
Gedächtnis-Giganten: Woher kommt das Gedächtnis?
Der erste Teil der Reihe, "Gedächtnis-Giganten", widmet sich dem menschlichen Gedächtnis. Es wird der Frage nachgegangen, woher das Gedächtnis kommt, was dazu führt, dass wir uns manche Dinge merken können und anderes sofort vergessen. Welche "Filtersysteme" sorgen dafür, oder speichern wir alle Sinneseindrücke in unserem Gehirn? Der Film begleitet Protagonisten, deren Erinnerungsvermögen keine Grenzen zu kennen scheint.
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Einige Menschen besitzen die Fähigkeit, sich außergewöhnliche Mengen an Informationen zu merken. Diese sogenannten "Gedächtnis-Giganten" faszinieren die Wissenschaft und werfen Fragen nach den Mechanismen unseres Gedächtnisses auf. Der Film zeigt, wie diese Menschen ihr außergewöhnliches Gedächtnis trainieren und nutzen.
Der Einstein-Effekt: Kreativität und "Fehlschaltungen" im Gehirn
Der zweite Teil, "Der Einstein-Effekt", untersucht die Kreativität und die menschliche Gabe, nie gedachte Gedanken erstmals zu denken. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob außergewöhnliche Kreativität mit "Fehlschaltungen" im Gehirn zusammenhängen könnte.
Die Dokumentation stellt Matt Savage vor, einen autistischen Jazzmusiker, der bereits in jungen Jahren sein außergewöhnliches Talent entwickelte. Auch Stephen Wiltshire, bei dem ebenfalls Autismus diagnostiziert wurde, beeindruckt mit seiner Fähigkeit, detailgetreue Luftbild-Panoramen aus dem Gedächtnis zu zeichnen.
Der Dubliner Hirnforscher Michael Fitzgerald vertritt die Theorie, dass herausragende Kreativität sehr häufig mit den Fehlschaltungen von Autisten zusammengeht. Er vermutet, dass auch Albert Einstein, Isaac Newton, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven extreme Begabungen waren, weil ihre Gehirne falsch verkabelt waren.
An der Universität Sydney versucht Alan Snyder, bei Versuchspersonen Teile des Hirns zeitweilig zu lähmen, um aus ihnen eine größere Kreativität herauszuholen. Seine Experimente sind jedoch höchst umstritten.
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Der große Unterschied: Funktionieren Männer- und Frauengehirne auf gleiche Weise?
Der dritte Teil der Reihe, "Der große Unterschied", widmet sich der Frage, ob Männer- und Frauengehirne auf gleiche Weise funktionieren. Sind Männer tendenziell aggressiver und gewaltbereiter, weil tief liegende Regionen im männlichen Gehirn sie dazu prädestinieren? Ist das durchschnittliche Frauenhirn zwar weniger "systemtalentiert", aber gerade deshalb mehr durch Kommunikation, Ausgleich und Verständnis geprägt?
Prof. Simon Baron-Cohen von der Cambridge University behauptet, dass männliche und weibliche Gehirne gravierende Unterschiede aufweisen. Die Dokumentation beleuchtet diese These und untersucht die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Thema.
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