Die ambulante Pflege von Menschen mit Demenz stellt eine besondere Herausforderung dar. Um die Qualität der Versorgung sicherzustellen und zu verbessern, wurden Expertenstandards entwickelt. Dieser Artikel erläutert die Definition und Bedeutung des Expertenstandards Demenz in der ambulanten Pflege und zeigt auf, wie er in der Praxis umgesetzt werden kann.
Einführung in den Expertenstandard Demenz
Der Expertenstandard Demenz ist ein Instrument zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität. Er wurde vom Deutschen Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Pflegerat und mit finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit entwickelt. Ziel des Expertenstandards ist es, die Beziehungsgestaltung und Förderung von Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt zu stellen und das Gefühl zu vermitteln, sich gehört, verstanden und angenommen zu fühlen sowie mit anderen verbunden zu sein.
Definition des Expertenstandards Demenz in der ambulanten Pflege
Ein Expertenstandard definiert ein professionell abgestimmtes Leistungsniveau. Er wird von Expertenarbeitsgruppen mit Fachleuten zu dem jeweiligen Thema erarbeitet, in einer Konsensuskonferenz mit der Fachöffentlichkeit diskutiert und in einem Implementierungsprojekt in der Praxis umgesetzt. Der Expertenstandard Demenz in der ambulanten Pflege legt Qualitätskriterien für die Gestaltung einer Beziehung zu Menschen mit Demenz fest und gibt Hilfestellungen für die Durchführung dieser Beziehungsgestaltung.
Ziele des Expertenstandards Demenz
Der Expertenstandard Demenz verfolgt mehrere Ziele:
- Förderung der Beziehungsgestaltung: Menschen mit Demenz sollen als gleichberechtigtes Gegenüber wahrgenommen werden, um ihr Personsein zu fördern.
- Verbesserung der Lebensqualität: Durch Interaktion, Kommunikation, Respekt, Vertrauen, Freundlichkeit und Liebe soll die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.
- Unterstützung der Pflegekräfte: Der Expertenstandard bietet Pflegekräften eine Anleitung zur Beziehungsgestaltung mit Demenzpatienten, um ihnen Sicherheit und Halt zu geben.
Entwicklung des Expertenstandards
Die Entwicklung des Expertenstandards erfolgt in mehreren Schritten:
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- Erarbeitung eines Entwurfs: Eine fachkundige Gruppe von Experten erstellt einen Entwurf, der Ziele und Maßnahmen in der Pflege festlegt.
- Vorstellung beim Fachpublikum: Der Entwurf wird in einer Konsensus-Konferenz der Fachöffentlichkeit erläutert und diskutiert.
- Praxistest: Der Expertenstandard wird in einem Modellprojekt in ambulanten und stationären Einrichtungen erprobt.
- Veröffentlichung: Der Expertenstandard wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
- Überprüfung: Der Expertenstandard wird regelmäßig auf Aktualität und Anpassungsbedarf überprüft.
Inhalte des Expertenstandards
Der Expertenstandard Demenz umfasst verschiedene Aspekte der Pflege von Menschen mit Demenz:
- Personenzentrierte Haltung: Die Pflegekraft entwickelt eine personenzentrierte Haltung, die den Menschen mit Demenz in seiner Einzigartigkeit wahrnimmt.
- Unterstützungsbedarfe: Die Pflegekraft erfasst die individuellen Unterstützungsbedarfe des Menschen mit Demenz in der Beziehungsgestaltung.
- Maßnahmenplanung: Die Pflegekraft plant individuell angepasste beziehungsfördernde und -gestaltende Maßnahmen unter Einbeziehung des Menschen mit Demenz und seiner Angehörigen.
- Anleitung, Schulung und Beratung: Die Pflegekraft informiert, leitet an, schult und berät den Menschen mit Demenz und seine Angehörigen über beziehungsfördernde und -gestaltende Angebote.
- Evaluation: Die Pflegekraft überprüft laufend die Wirksamkeit der beziehungsfördernden und -gestaltenden Maßnahmen.
Implementierung des Expertenstandards in der ambulanten Pflege
Die Implementierung des Expertenstandards in der ambulanten Pflege erfolgt in mehreren Schritten:
- Recherche und Zusammentragen: Sammeln aller notwendigen Unterlagen und Informationen zu den Expertenstandards.
- Reihenfolge bestimmen: Festlegen, welche Expertenstandards zuerst implementiert werden sollen.
- Inhaltliche Auseinandersetzung und Konkretisierung: Einarbeiten in die Expertenstandards und Konkretisierung der Standardkriterien für die Einrichtung.
- Standard vorstellen: Vorstellung des entwickelten Standards bei den Mitarbeitern und Einholung von Feedback.
- Fortbildungsbedarf feststellen: Ermittlung des Fortbildungsbedarfs der Mitarbeiter und Durchführung entsprechender Fortbildungen.
- Verbindliches Datum festlegen: Festlegung eines verbindlichen Datums für die Umsetzung des Standards im Pflegealltag.
- Kontrollieren und dokumentieren: Regelmäßige Kontrolle und Dokumentation der Umsetzung des Expertenstandards.
Bedeutung der Beziehungsgestaltung in der ambulanten Pflege von Menschen mit Demenz
Die Beziehungsgestaltung ist ein zentraler Aspekt in der Pflege von Menschen mit Demenz. Durch den Verlust von Kompetenzen und die Beeinträchtigung des Gedächtnisses und der Kommunikation benötigen Menschen mit Demenz Sicherheit, Halt und emotionale Unterstützung. Eine gelingende Beziehungsgestaltung kann dazu beitragen, Ängste und Wahnvorstellungen zu reduzieren, das Selbstwertgefühl zu stärken und die Lebensqualität zu verbessern.
Herausforderungen bei der Umsetzung des Expertenstandards
Die Umsetzung des Expertenstandards in der ambulanten Pflege kann mit verschiedenen Herausforderungen verbunden sein:
- Komplexität der Demenzerkrankung: Die Demenzerkrankung ist komplex und verläuft individuell unterschiedlich.
- Kommunikationsschwierigkeiten: Menschen mit Demenz haben oft Schwierigkeiten, sich zu verständigen und ihre Bedürfnisse auszudrücken.
- Belastung der Pflegekräfte: Die Pflege von Menschen mit Demenz kann sehr belastend sein und erfordert ein hohes Maß an Empathie und Geduld.
- Mangelnde Ressourcen: In vielen ambulanten Pflegediensten fehlen die notwendigen Ressourcen, um den Expertenstandard vollständig umzusetzen.
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