Die Betreuung und Begleitung von Menschen mit Demenz gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen und stellt eine große Herausforderung für Betroffene, Angehörige sowie beruflich Pflegende und Betreuungskräfte dar. Durch eine gezielte und bewusste Beziehungsgestaltung soll dazu beigetragen werden, Menschen mit Demenz mehr emotionale Stabilität und Zufriedenheit zu verschaffen. Dieser Artikel beleuchtet den Expertenstandard "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz", seine Bedeutung, Implementierung und Aktualisierungen, insbesondere im Kontext von Niedersachsen.
Expertenstandards in der Pflege: Ein Überblick
Expertenstandards sind Instrumente, die entscheidend zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege beitragen. Sie berücksichtigen pflegewissenschaftliche Erkenntnisse und pflegepraktische Erfahrungen gleichermaßen und definieren Ziele und Maßnahmen bei relevanten Themenbereichen der ambulanten und stationären pflegerischen Versorgung. Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) entwickelt und gibt diese Expertenstandards heraus.
Der Qualitätsausschuss Pflege ist für die Entwicklung und Aktualisierung wissenschaftlich fundierter und fachlich abgestimmter Expertenstandards nach § 113a SGB XI zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege zuständig.
Expertenstandard "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz"
Der Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ bildet eine zentrale Grundlage für eine personzentrierte, wertschätzende Pflege im stationären und ambulanten Bereich. Er zielt darauf ab, die Qualität der Pflege von Menschen mit Demenz durch bewusste und professionelle Beziehungsgestaltung zu verbessern. Der Standard betont die Bedeutung einer personenzentrierten Haltung und stellt die Beziehung zwischen Pflegenden und Betroffenen ins Zentrum pflegerischen Handelns.
Entwicklung und Implementierung
Das DNQP hat sich schon seit langem mit dem Thema Demenz befasst, da Demenz eine der großen pflegerischen Herausforderungen in allen Bereichen darstellt, ob in der ambulanten Pflege, im Pflegeheim oder im Krankenhaus. Dementsprechend wurde ein Expertenstandard entwickelt, um Qualitätskriterien für die Gestaltung einer Beziehung festzulegen, diese weiter zu gestalten und in der Praxis zu evaluieren.
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Um sich das noch besser vorzustellen, ist das vergleichbar mit einem Algorithmus, also mit einer Art Handlungsempfehlung. Der Standard funktioniert weniger im Sinne eines Algorithmus, womit klassischen -wenn dann Beziehung gearbeitet wird-, sondern wie übrigens alle anderen Expertenstandards auch, orientiert sich auch dieser Expertenstandard an den Schritten des Pflegeprozesses. Weil wir davon ausgehen, dass das die Grundlage des professionellen Handelns ist.
Modellhafte Implementierung
Von Januar bis Juni 2018 fand die modellhafte Implementierung des Expertenstandards in 28 Einrichtungen der stationären Altenhilfe, der ambulanten Pflege und der Krankenhausversorgung statt, um Erkenntnisse über Praxistauglichkeit und Akzeptanz des Expertenstandards zu erhalten. Die Ergebnisse der modellhaften Implementierung wurden im Rahmen des 21. Netzwerk-Workshops am 22. vorgestellt.
Das DNQP hat ein Konzept für die modellhafte Implementierung entwickelt. Der zweite Schritt ist, man muss den Standard an einigen Stellen konkretisieren, ja das ist sozusagen immer so ein bisschen abzuwägen die Standards haben den Anspruch bundesweit anwendbar zu sein, entsprechend allgemein müssen sie auch formuliert sein und das ist die zweite Aufgabe in der Implementierung zu konkretisieren was bedeutet das für die ambulanten Pflegedienst was bedeutet das im Krankenhaus, und der dritte Teil der Implementierung ist dann die tatsächliche Umsetzung und der vierte Teil ist die Evaluation wie ist es also tatsächlich gewesen? Ist es praktikabel und lassen sich die mit dem Standard verbundenen Ziele damit auch erreichen?
Inhalte des Expertenstandards
Der Expertenstandard soll eine Hilfestellung sein, um die Beziehungsgestaltung durchzuführen. Es geht nicht darum, dass der Standard etwas standardisiert oder vereinheitlicht, sondern dass ein Leistungsniveau festgelegt werden soll. Wie gestalte ich innerhalb der Pflege sinnvollerweise eine Beziehung mit Menschen mit Demenz? Wie gehe ich das an, was muss ich dabei berücksichtigen?
Mono-Disziplinäre Entwicklung
Ein wichtiger Punkt bei der Entwicklung von Expertenstandards ist, dass das DNQP die Entwicklung Monodisziplinär monoprofessionell gestaltet. Die Überlegung dahinter ist, sich auf das richtige Vorgehen zu verständigen, was ein komplizierter und komplexer Prozess ist. Die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist, zunächst in der Gruppe der Pflegenden einen Konsens herzustellen, weil dieser Konsens keineswegs vorhanden ist. Diesem Prozess geben wir Raum und lassen uns dabei von externen Fachberatern beraten.
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Aktualisierungen des Expertenstandards
Mit der ersten Aktualisierung im Jahr 2026 wird der Standard an neue wissenschaftliche Erkenntnisse und praxisbezogene Anforderungen angepasst. Die Überarbeitung des Expertenstandards soll stärker auf die Vielfalt der Gesellschaft eingehen und die Bedürfnisse verschiedener Personengruppen, wie z. B. Menschen mit Migrationshintergrund oder Behinderungen, in Bezug auf Pflege und Beziehungsgestaltung berücksichtigen. Ein weiterer Schwerpunkt der Aktualisierung soll eine differenzierte Herangehensweise an die Beziehungsgestaltung je nach Form und Ausprägung der Demenz sein.
Interessierte Personen können sich bis zum 15. Dezember 2024 für die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe bei der DNQP bewerben.
Bedeutung für Niedersachsen
In Niedersachsen wird der Expertenstandard "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz" durch verschiedene Initiativen und Fortbildungen gefördert. Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. (LVG & AFS Nds. HB e. V.) bietet beispielsweise Fortbildungen an, die fundiertes Wissen über die Inhalte, Ziele und Umsetzungsmöglichkeiten des Expertenstandards vermitteln - inklusive der aktuellen Änderungen durch die 1. Aktualisierung.
Fortbildungen und Veranstaltungen
Die Fortbildungen vermitteln fundiertes Wissen über die Inhalte, Ziele und Umsetzungsmöglichkeiten des Expertenstandards - inklusive der aktuellen Änderungen durch die 1. Aktualisierung. Sie erhalten dadurch Sicherheit im Umgang mit dem Expertenstandard und seiner Umsetzung, Kenntnisse der neuen Anforderungen nach der 1.
Die Teilnahmegebühr beträgt 129 Euro. Anmeldeschluss ist 3 Tage vor Veranstaltungsdatum. Anmeldungen werden nur über das Anmeldeformular entgegengenommen. Unsere Veranstaltungen finden Sie unter www.gesundheit-nds-hb.de/veranstaltungen. Die Anmeldung ist verbindlich. Reservierungen sind nicht möglich. Mit Ihrer Anmeldung akzeptieren Sie die Teilnahme- und Stornobedingungen und erklären sich zur Zahlung der Teilnahmegebühr bereit. Bis 7 Tage vor Veranstaltungsbeginn ist eine kostenfreie Stornierung möglich. Folgen Sie hierfür bitte den Schritten in Ihrem Buchungscenter unter dem Punkt »Storno«. Bei späterer Absage, Nichtteilnahme oder technischen Problemen, die nicht in unserem Verantwortungsbereich liegen, erfolgt keine Rückerstattung. Die LVG & AFS behält sich beispielsweise im Krankheitsfalle vor, Termine kurzfristig abzusagen und ggf. geeignete Ersatztermine anzubieten.
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Rolle der HÖHER Akademie
Ich bin Sabine Voigt, Redakteurin bei der HÖHER Akademie. Mit meiner Erfahrung in der Pflege und meinem Blick für Sprache bereite ich Weiterbildungsthemen verständlich und praxisnah auf.
Weitere Expertenstandards in der Pflege
Neben dem Expertenstandard "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz" gibt es weitere wichtige Expertenstandards, die in der Pflege eine Rolle spielen:
- Dekubitusprophylaxe in der Pflege: 2. Aktualisierung (Juni 2017)
- Entlassungsmanagement in der Pflege: 2. Aktualisierung (Juni 2019)
- Schmerzmanagement in der Pflege: Aktualisierung 2020 (Juni 2020)
- Sturzprophylaxe in der Pflege: 2. Aktualisierung (August 2022)
- Kontinenzförderung in der Pflege: Aktualisierung 2024 (März 2024)
- Pflege von Menschen mit chronischen Wunden: 1. Aktualisierung 2015, Entwurf der 2. Aktualisierung beim DNQP einsehbar
- Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege: 1. Aktualisierung 2017
- Förderung der Mundgesundheit in der Pflege: Implementierung im Januar 2023
- Förderung und Erhaltung der Hautintegrität in der Pflege: Implementierung im Juni 2024
- Erhaltung und Förderung der Mobilität: Aktualisierung erfolgte 2019
Rechtsverbindlichkeit von Expertenstandards
Es gibt die DNQP Expertenstandards und die Expertenstandards nach § 113a SGB 11. Bislang ist noch kein einziger Expertenstandard § 113a SGB 11 veröffentlicht worden, ja das einzige was bislang veröffentlicht sind sind die DNQP Standards und streng genommen gibt es kein Gesetz das sagt man muss danach arbeiten, aber es gibt in der Pflegeversicherung und auch in der Krankenversicherung die Norm nach dem aktuellen Stand der Erkenntnisse zu versorgen, darüber kann man sich sehr lange und sehr trefflich streiten, wir sehen es beim DNQP so dass die Expertenstandards schon einen Hinweis in die Richtung geben, was eigentlich der aktuelle Stand der Erkenntnisse zu bestimmten Themen ist und deswegen empfehlen wir natürlich sehr stark die eigene Praxis vor dem Hintergrund zu reflektieren.
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