Facharztausbildung Neurologie und Psychiatrie: Voraussetzungen und Ausbildungsinhalte

Die Facharztausbildung in Neurologie und Psychiatrie gehört zu den anspruchsvollsten, aber auch lohnendsten Spezialisierungen in der Medizin. Sie bietet die Möglichkeit, tief in das Verständnis des menschlichen Geistes einzutauchen und Patient:innen mit psychischen und neurologischen Erkrankungen langfristig zu betreuen. In einer Zeit, in der psychische Gesundheit immer mehr in den Fokus rückt, eröffnen sich vielfältige berufliche Perspektiven und die Chance, das Leben von Menschen positiv zu beeinflussen.

Kurzprofil der Facharztausbildung Psychiatrie und Psychotherapie

Die Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie ist in Deutschland klar geregelt und bietet einen strukturierten Weg, um Experte für psychische Erkrankungen zu werden.

Dauer: Die Weiterbildung dauert in der Regel 5 Jahre in Vollzeit. Eine Verkürzung ist nur in Ausnahmefällen möglich, z. B. durch Anerkennung vorheriger Tätigkeiten.

Voraussetzungen: Eine Approbation als Arzt/Ärztin ist erforderlich. Viele Kliniken erwarten zudem erste praktische Erfahrungen, etwa durch die Arbeit in einer psychiatrischen oder psychosomatischen Einrichtung im PJ oder während der Assistenzarztzeit. Mit Erhalt der Approbation erhält man die Berechtigung den Titel Arzt/Ärztin zu tragen. Anschließend kann meine Tätigkeit als Assistenzarzt /-ärztin (Arzt/Ärztin in Weiterbildung) und damit eine Facharztweiterbildung (auch Facharztausbildung genannt) beginnen.

Organisation & Anerkennung: Die Weiterbildung unterliegt der jeweiligen Weiterbildungsordnung der Landesärztekammer. Am Ende steht die Facharztprüfung, die den Titel Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie verleiht. Nach Abschluss der mehrjährigen Facharztausbildung wird der Facharzttitel im Bereich Neurologie erlangt.

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Beliebtheit & Verbreitung: Psychiatrie gewinnt zunehmend an Bedeutung, nicht nur durch den steigenden Bedarf an Versorgungsstrukturen für psychische Erkrankungen, sondern auch durch das wachsende gesellschaftliche Bewusstsein. Viele Nachwuchsärzt:innen schätzen die langfristige Patientenbindung und die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Knapp 28 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind jährlich von psychischen Erkrankungen betroffen. Immer häufiger werden deswegen auch Psychiater aufgesucht, anstatt der Problem totzuschweigen. Nachwuchspsychiater werden daher dringend gesucht, sowohl stationär als auch in einer eigenen Praxis.

Typischer Arbeitsalltag und Tätigkeitsfelder

Die Facharztausbildung Psychiatrie und Psychotherapie bietet einen abwechslungsreichen Berufsalltag. Von der Akutbehandlung über langfristige Therapien bis hin zur Sozialarbeit ist kaum ein anderes Fach so vielseitig. Als Psychiater verfolgt man einen ganzheitlichen Ansatz: Gespräche mit den Patienten, Untersuchungen und Anordnungen von beispielsweise Bluttests oder einem EKG gehören dazu.

Stationäre und ambulante Arbeit

Während der Facharztausbildung Psychiatrie lernt man sowohl die stationäre psychiatrische Versorgung in Kliniken kennen als auch die ambulante Arbeit in Praxen oder psychiatrischen Institutsambulanzen. Dort betreut man Patient:innen mit ganz unterschiedlichen Krankheitsbildern - von Depressionen und Angsterkrankungen über Suchterkrankungen bis zu schweren Psychosen. Nach bestandener Facharztprüfung kann man sowohl in einer eigenen Praxis als auch in einer ambulanten psychiatrischen Institutsambulanz tätig werden. Viele Psychiater:innen entscheiden sich nach der Klinikzeit für die ambulante Versorgung, weil sie oft mehr planbare Arbeitszeiten ermöglicht.

Typische Aufgaben

  • Erhebung psychiatrischer Befunde und Diagnosen
  • Planung und Durchführung von Psychopharmakotherapien
  • Psychotherapeutische Gespräche und Kriseninterventionen
  • Arbeit im multiprofessionellen Team: Psychologen, Pflege, Ergotherapie, Sozialarbeit
  • Mitwirkung bei sozialpsychiatrischen Maßnahmen und ggf. rechtlichen Fragen

Arbeit im Team

Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist man oft das Bindeglied zwischen Patient, Angehörigen und unterschiedlichen Berufsgruppen. Gerade in komplexen Fällen ist die Rolle als Koordinator besonders wichtig.

Weiterbildungsinhalte und Rotationen

Die Weiterbildung Psychiatrie ist klar in der Weiterbildungsordnung Psychiatrie und Psychotherapie der jeweiligen Landesärztekammer geregelt. Sie stellt sicher, dass während der Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie alle relevanten Kompetenzen erworben werden. Im Laufe der Weiterbildung zum/-r Facharzt/-ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie müssen bestimmte Inhalte, Kenntnisse und Fähigkeiten erlernt werden, welche durch die Weiterbildungsordnung (WBO) vorgeschrieben sind.

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Inhalte der Weiterbildung

Während der rund fünfjährigen Facharztausbildung Psychiatrie sammelt man Erfahrungen in:

  • Diagnostik und Behandlung psychischer Störungen, z. B. affektive Störungen, Psychosen, Angst- und Zwangserkrankungen, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen
  • Psychopharmakotherapie und deren Überwachung
  • Psychotherapeutischen Verfahren, meist in Form von Gesprächspsychotherapie (unter Supervision)
  • Notfallpsychiatrie inkl. Kriseninterventionen und Umgang mit Zwangsmaßnahmen
  • Psychosomatik und sozialpsychiatrischen Aspekten

Typische Rotationen

Die Weiterbildungsordnung Psychiatrie schreibt meist vor, dass bestimmte Zeitabschnitte in verschiedenen Bereichen absolviert werden müssen. Dazu zählen:

  • Neurologie (i. d. R. 1 Jahr): Um differentialdiagnostisch sicher zu werden und neurologische Ursachen ausschließen zu können. Von dieser Zeit müssen mindestens 12 Monate in Psychiatrie und Psychotherapie und 6 in der intensivmedizinischen Versorgung im neurologischen Bereich verbringen. Im Bereich Neurologie dauert sie weitere 5 Jahre.
  • Psychosomatische Medizin oder andere psychiatrische Settings, manchmal auch spezielle Bereiche wie Gerontopsychiatrie oder Suchtmedizin
  • Manche Kliniken bieten zusätzlich Rotationen in Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie (Psychiatrie auf somatischen Stationen) oder Forensik an.

Methodisches Wissen

Von standardisierten Testverfahren über EEG-Befundung bis zur somatischen Mitbehandlung lernt man alles, was ein Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie im Alltag benötigt.

Prüfung und Titel

Am Ende der Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie steht die Facharztprüfung, die offiziell den Titel Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie verleiht. Damit kann man selbstständig in Klinik oder Praxis arbeiten und seine Patienten umfassend psychiatrisch-psychotherapeutisch betreuen.

Ablauf der Facharztprüfung

Die Facharztprüfung Psychiatrie ist eine mündliche Prüfung und wird von der zuständigen Landesärztekammer organisiert. Sie dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten und findet meist vor einem Dreiergremium statt. Prüfungsinhalte orientieren sich an der Weiterbildungsordnung Psychiatrie, also an den dort festgelegten Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten.

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Inhalte und Vorbereitung

Inhaltlich werden alle Bereiche abgefragt, die man während der Facharztausbildung Psychiatrie durchlaufen hat, z. B.:

  • Diagnostik und Therapie psychischer Störungen
  • Psychopharmakologie und Nebenwirkungsmanagement
  • Psychotherapeutische Techniken und Gesprächsführung
  • Notfall- und Zwangsmaßnahmen
  • Differentialdiagnosen inkl. neurologischer und internistischer Abklärung

Zur Vorbereitung nutzen viele Assistenzärzt:innen neben Fachliteratur auch spezielle Prüfungskurse für den Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie oder Lerngruppen. Häufig helfen außerdem interne Kolloquien in der Klinik, die genau auf die Prüfung zugeschnitten sind.

Ausbildungslogbuch

Nach dem erfolgreichen Durchlaufen aller Inhalte der Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie, muss ein Ausbildungslogbuch komplett ausgefüllt und unterschrieben an die zuständige Ärztekammer geschickt werden. Das Logbuch ist als Bestandteil im Rahmen der Facharztausbildung verpflichtend. Für die Einsteiger/innen ab 2020 wird es digital als eLogbuch geführt. Das Ausbildungslogbuch ist ein verpflichtender Bestandteil im Rahmen der Facharztausbildung Neurologie. Das Logbuch enthält den strukturierten Weiterbildungsgang Neurologie und dient der Dokumentation der Inhalte und erworbenen Kenntnisse, die im Rahmen der Facharztausbildung vermittelt wurden. Seit 01.11.2020 haben die Landesärztekammern sukzessiv für alle neuen Ärzte/-innen eine digitale Version des Logbuchs eingeführt. Auch dieses eLogbuch ist verpflichtend. Ein Antrag auf Zulassung zur Facharztprüfung ohne ausgefülltes eLogbuch wird abgelehnt. Es erleichtert u.a.

Gründe für die Facharztausbildung Psychiatrie und Psychotherapie

Die Facharztausbildung Psychiatrie und Psychotherapie bietet nicht nur medizinisch spannende Herausforderungen, sondern auch tiefe Einblicke in das Leben und die Psyche der Patient:innen.

Für wen eignet sich die Weiterbildung?

Die Facharztausbildung Psychiatrie ist ideal, wenn man:

  • gerne Gespräche führt und empathisch auf Menschen eingeht,
  • Interesse an psychischen Krankheitsbildern hat und verstehen will, was Menschen in die Krise treibt,
  • gleichzeitig auch medizinisch-diagnostisch sicher arbeiten möchte (z. B. um somatische Ursachen auszuschließen),
  • und gut im Team mit Pflege, Psychologen und Sozialdiensten zusammenarbeiten kann.

Work-Life-Balance und Belastung

Die Weiterbildung Psychiatrie gilt im Vergleich zu vielen anderen klinischen Fächern als familienfreundlich. Natürlich gibt es auch hier Dienste und belastende Situationen, vor allem in Notfällen oder bei aggressiven Patienten. Trotzdem empfinden viele die Arbeitszeiten insgesamt als planbarer - was die Psychiatrie zu einer attraktiven Option für Ärzt:innen mit Familie macht.

Was macht den Facharzt Psychiatrie besonders?

Viele Kollegen schätzen an der Psychiatrie und Psychotherapie:

  • die langfristige Patientenbindung,
  • das Gefühl, Menschen wirklich in entscheidenden Lebensphasen helfen zu können,
  • und die große fachliche sowie persönliche Entwicklung, die dieser Weg mit sich bringt.

Karriereperspektiven

Für eine fertig ausgebildete Psychiaterin / Psychotherapeutin und ihre männlichen und weiblichen Kollegen/-innen gibt es hervorragenden Karriereaussichten. Der Bedarf an Fachpersonal ist besonders in diesem Bereich enorm. Die Wartelisten in den Praxen und Kliniken sind mehr als voll und Patienten/-innen müssen oft wochen- oder gar monatelang auf eine fachgerechte Betreuung warten.

Eigene Praxis

Eine eigene Praxis zu gründen bietet sich für Fachärzte/-innen für Psychiatrie und Psychotherapie ganz besonders gut an. Die Gründung einer eigenen Praxis ist für eine/n Facharzt/-ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie nicht sonderlich kostspielig, da kaum teure Gerätschaften angeschafft werden müssen, um ärztlich tätig werden zu können. Nur wenn die Versorgungsquote unter 110 Prozent liegt (in der Karte grau gefärbte Bereiche) kann eine neue Praxis aufgemacht werden. In den dunkelgrün gefärbten Kreisregionen ist nur die Übernahme einer bereits bestehenden Praxis möglich.

Spezialisierungen und Zusatzqualifikationen

Fachärzte/-innen für Psychiatrie und Psychotherapie erlernen während ihrer Weiterbildung ähnliche Inhalte wie beispielsweise Kinder- und Jugendpsychiater/innen oder Fachärzte/-innen für Psychosomatik und Psychotherapie. Auch einige Schwerpunkt-Weiterbildungen bieten sich an. Dazu zählt beispielsweise der Schwerpunkt forensische Psychiatrie, der eine Ausbildungszeit von 36 Monaten im Bereich der forensischen Psychiatrie erfordert. Neben Schwerpunktausbildungen können Fachärzte/-innen für Psychiatrie und Psychotherapie auch Zusatzweiterbildungen absolvieren. Einige können schon belegt werden, bevor die eigentliche Facharzt-Weiterbildung abgeschlossen ist.

Gehaltsperspektiven

Der Verdienst von angestellten Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie ist tariflich geregelt. Er beläuft sich, je nach Haus und Position, zwischen monatlich rund 4.500 Euro/brutto (erstes Jahr Assistenzarzt) und 10.000 Euro/brutto (Chefarzt mit einigen Jahren Berufserfahrung). Als niedergelassener Psychiater mit einer Einzelpraxis verdient man im Durchschnitt etwas mehr.

Neurologie: Eine verwandte Fachrichtung

Wer eine Facharztausbildung Neurologie macht, befasst sich ausführlich mit den Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur. In Deutschland gibt es mehr als 7.500 Fachärzte/-innen für Neurologie, davon sind über 66 Prozent in Krankenhäusern und Kliniken angestellt und mehr als 19 Prozent in fachärztlichen Praxen beschäftigt.

Inhalte der Weiterbildung Neurologie

Folgende Inhalte sind in der Weiterbildung zum/-r Facharzt/-ärztin für Neurologie zu durchlaufen:

  • Durchführung und Befunderstellung von neurootologischen Untersuchungen
  • Einleitung von Maßnahmen zur Wiederherstellung der Selbständigkeit und Minderung der Pflegebedürftigkeit sowie zur Sicherung von Geschäftsfähigkeit
  • Grundlagen der Antikörperdiagnostik und Therapie anderer Autoimmunerkrankungen des Zentralnervensystems einschließlich ZNS-Manifestationen von systemischen Autoimmunerkrankungen, paraneoplastischer und autoimmuner Erkrankungen
  • Diagnostik und konservative Therapie traumatisch verursachter Nerven- und Nervenwurzelkompressionen
  • Qualifizierte Entzugsbehandlung aller stoffgebundenen Süchte

Die Rolle der Neurologie in der Notfallmedizin

Auch in der Notfallmedizin spielt die Neurologie eine immer größere Rolle: nicht nur bei der Behandlung von Schlaganfällen, sondern z.B. auch bei Unfällen, nach denen Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Neurologie und Psychiatrie: Zwei verwandte Disziplinen

Traditionell ist die Neurologie eng mit der Fachrichtung Psychiatrie und Psychotherapie verbunden - beide sich ursprünglich aus dem "Nervenarzt" hervorgegangen, seit 1950 sind beide Fächer aber voneinander getrennt. Während Neurologen sich um organische Störungen des Nervensystems kümmern, sind ihre Kollegen aus der Psychiatrie für die seelischen Vorgänge und Erkrankungen zuständig.

Fazit

Die Facharztausbildung Psychiatrie und Psychotherapie bietet die Möglichkeit, Medizin und Psychologie auf einzigartige Weise zu verbinden. Man lernt nicht nur Krankheitsbilder und Therapien, sondern auch die Geschichten und Schicksale dahinter kennen - und kann damit Menschen oft langfristig unterstützen. Wenn man sich vorstellen kann, mit viel Empathie, medizinischem Know-how und einem interdisziplinären Team psychisch erkrankte Menschen zu begleiten, ist die Weiterbildung Facharzt Psychiatrie genau das Richtige. Neben der hohen gesellschaftlichen Relevanz und dem stetig wachsenden Bedarf an Psychiater:innen profitiert man auch von einer in vielen Fällen gut planbaren Work-Life-Balance. Am Ende der Weiterbildung Psychiatrie hält man nicht nur den Facharzttitel in der Hand, sondern auch einen Schlüssel zu einem Fachgebiet, das fachlich fordert, menschlich berührt und echte Spuren hinterlässt.

Zusätzliche Informationen

Anzahl Fachärzte/-innen

In Deutschland gibt es 15.539 Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie (2024). Davon sind 13.208 berufstätig. In Deutschland gibt es 11.113 Fachärztinnen und Fachärzte für Neurologie (2024). Davon sind 10.070 berufstätig.

Weiterbildungszeit

Die Weiterbildungszeit zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie beträgt 60 Monate. Die Weiterbildung zur Neurologin ist sehr umfangreich. Du lernst außerdem, welche Verfahren es in der Diagnostik gibt und wie diese angewendet werden, bist im Bereich Intensivmedizin tätig, versorgst neurologische Notfälle.

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