Schlaganfall: Medizinische Fachbegriffe, Ursachen, Prävention und Therapie

Ein Schlaganfall, medizinisch als Apoplex cerebri oder einfach Apoplex bezeichnet, ist eine akute Durchblutungsstörung des Gehirns. Im Volksmund wird er auch als Hirninfarkt oder Hirnschlag bezeichnet. Diese Störung führt zu Sauerstoffmangel und Gewebeuntergang in einer oder mehreren Gehirnregionen. Die Ausprägung eines Schlaganfalls hängt davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Apoplex wird umgangssprachlich als Schlaganfall, Hirninfarkt oder Hirnschlag bezeichnet und beschreibt eine plötzliche (schlagartige) auftretende Durchblutungsstörung im Gehirn. Diese führt zu einem Sauerstoffmangel und damit zu einem Gewebeuntergang einer oder mehrerer Gehirnregionen. Die Ausprägung eines Schlaganfalles ist davon abhängig, in welchem Bereich dieser stattfand. Folgen können dauerhaft bestehen. Der Apoplex ist eines der häufigsten Krankheitsbilder in der außerklinischen Intensivpflege.

Der medizinische Fachbegriff für einen Schlaganfall ist Apoplex cerebri, allerdings wird er häufig nur als Apoplex bezeichnet. Andere Bezeichnungen sind Apoplexie, Apoplexia cerebri, Hirninfarkt, Hirnschlag, Schlaganfall, apoplektischer Insult, zerebraler Insult, zerebrovaskulärer Insult oder ischämische Attacke.

Jährlich erleiden etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Zur Behandlung gibt es deutschlandweit 270 zertifizierte Stroke Units, also Abteilungen eines Krankenhauses, die speziell auf die Behandlung von Klient*innen mit Schlaganfall spezialisiert sind.

Ursachen und Risikofaktoren

Für eine Durchblutungsstörung im Gehirn gibt es verschiedene Gründe. Die häufigste Ursache des Apoplex stellen Gefäßverschlüsse dar. Außerdem können Blutungen für einen akuten Schlaganfall ursächlich sein.

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Die Gefäßverschlüsse können durch Blutgerinnsel oder im Rahmen einer Fettembolie auftreten. Blutgerinnsel oder, im Falle einer Fettembolie, Fettpfropfen verstopfen die Blutgefäße, sodass in den Bereichen hinter dem Verschluss keine Sauerstoff- und Glukoseversorgung mehr stattfindet.

Gefäßverschlüsse, die einen Apoplex auslösen, entstehen in den meisten Fällen durch Blutgerinnsel. Dafür sind häufig Vorhofflimmern oder die Arteriosklerose der hirnversorgenden Gefäße verantwortlich. Beim Vorhofflimmern kontrahiert sich der linke Vorhof nicht mehr vollständig, sodass das Blut im Herzen zirkuliert. Die Arteriosklerose - das ist die krankhafte Einlagerung sogenannter Cholesterinester und anderer Fette in der inneren Wandschicht arterieller Glutgefäße - verengt Blutgefäße. Die Ablagerungen können sich lösen und im Blutstrom mitgeschwemmt werden.

Ein hämorrhagischer Schlaganfall wird durch eine Hirnblutung ausgelöst. Solche Blutungen können durch ein geplatztes Aneurysma, Verletzungen wie ein Schädel-Hirn Trauma, Drogenmissbrauch oder Bluthochdruck (Hypertonie) entstehen. Aneurysmen sind sackartige Ausweitungen der Blutgefäße. Sie sind entweder angeboren oder entwickeln sich im Laufe der Jahre. Da die Gefäßwand sehr dünn ist und durch die Erweiterung die Elastizität verliert, können sie bei Blutdruckschwankungen spontan reißen.

Die Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall sind Bluthochdruck und das sogenannte Vorhofflimmern. Andere Schlaganfall-Risikofaktoren, die weniger stark, aber dennoch relevant sind, sind Diabetes, Rauchen, Bewegungsmangel und Fettstoffwechselstörung. Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit dem Alter an. Eine Person über 70 Jahre hat ein höheres Schlaganfall-Risiko als eine Person mit 60 Jahren.

Es sind vor allem „Wohlstandserkrankungen“, die Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) sowohl an kleineren Hirngefäßen (Mikroangiopathie) als auch an größeren Gefäßen (Makroangiopathie) wie der Halsschlagader nach sich ziehen. Der wichtigste Risikofaktor ist dabei der Bluthochdruck, weil er sowohl zu Hirninfarkten als auch zu Hirnblutungen führen kann. Wenn ein Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen zusammenkommen, spricht man auch vom sogenannten metabolischen Syndrom, bei dem der Stoffwechsel z. T. erheblich gestört ist. Ausgelöst und verstärkt wird das metabolische Syndrom und somit auch das Risiko für Schlaganfälle durch Übergewicht (insbesondere ein hoher Taille-Hüft-Quotient), Bewegungsmangel, und Fehlernährung. Auch Alkoholkonsum und/oder psychischer Stress erhöhen das Schlaganfallrisiko. Hinzu kommt als weiterer Schlaganfall-Risikofaktor eine bestimmte Form der Herzrhythmusstörung, die absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern.

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Arten von Schlaganfällen

  • Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Entsteht durch einen Gefäßverschluss, der die Blutversorgung des Gehirns unterbricht.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Wird durch eine Blutung im Gehirn verursacht, die das umliegende Gewebe schädigt.
  • Transitorische ischämische Attacke (TIA): Eine vorübergehende Durchblutungsstörung, die als Warnsignal für einen möglichen Schlaganfall dienen kann. Sie wird auch als stiller oder unbemerkter Apoplex oder als Mini-Schlaganfall bezeichnet. Dahinter verbirgt sich eine Durchblutungsstörung, die in einem Areal auftritt, in dem die Symptome nicht bemerkbar sind oder sich die Symptome innerhalb von längstens 24 Stunden zurückbilden. Sie gilt als Vorbote eines Schlaganfalls, da etwa ein Viertel der Betroffenen, die eine TIA erlitten, im Verlauf einen Hirninfarkt entwickeln.
  • Prolongiertes reversibles ischämisches neurologisches Defizit (PRIND): Ähnlich wie TIA, aber die Symptome dauern länger an (bis zu 3 Wochen). Die Symptome entstehen bis zu 28 Stunden nach dem Ereignis. Diese bilden sich innerhalb von 3 Wochen wieder zurück. TIA und PRIND werden in der Regel durch winzige Blutgerinnsel ausgelöst. Dadurch zeigen sich die auftretenden Symptome rückläufig.

Symptome

Die Symptome eines Schlaganfalls können vielfältig sein und hängen davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Plötzliche Schwäche oder Lähmung einer Körperseite (Gesicht, Arm, Bein)
  • Sprach- oder Sprechschwierigkeiten
  • Sehstörungen (verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, Gesichtsfeldausfälle)
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
  • Starke Kopfschmerzen
  • Bewusstseinsverlust

Auch wenig ausgeprägte Symptome wie ein herabhängender Mundwinkel oder eine gestörte Mimik in einer Gesichtshilfe können Anzeichen für einen Schlaganfall sein.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome plötzlich auftreten.

FAST-Test: Schlaganfall schnell erkennen

Der FAST-Test ist eine einfache Methode, um einen Schlaganfall schnell zu erkennen:

  • F (Face): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herunter?
  • A (Arms): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben?
  • S (Speech): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
  • T (Time): Wenn eines dieser Anzeichen auftritt, wählen Sie sofort den Notruf 112.

Diagnose

Die Diagnose eines Schlaganfalls erfolgt in der Regel durch eine neurologische Untersuchung und bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Diese Untersuchungen helfen, die Art und das Ausmaß des Schlaganfalls zu bestimmen und andere mögliche Ursachen auszuschließen.

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Zudem wird eine Blutuntersuchung durchgeführt. Hierbei spielen der Blutzucker, die Blutgerinnung und Nierenwerte eine große Rolle.

Behandlung

Die Behandlung eines Schlaganfalls zielt darauf ab, die Durchblutung des Gehirns so schnell wie möglich wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern. Es gilt das Motto „time is brain“, damit es nicht zu bleibenden Schäden durch Absterben von Gehirnzellen kommt. Je schneller die Behandlung erfolgt, desto höher sind die Chancen auf eine weitgehende oder vollständige Genesung.

Bei einem ischämischen Schlaganfall kann eine Thrombolyse (Lyse-Therapie) eingesetzt werden, um das Blutgerinnsel aufzulösen. Reicht eine Lysetherapie zur Auflösung des die Arterie verstopfenden Blutgerinnsels nicht aus, gibt es die Möglichkeit der sogenannten Thrombektomie, einem Eingriff, bei dem das Blutgerinnsel mechanisch entfernt wird.

Bei einer Hirnblutung liegt der Fokus darauf, die Blutung zu stoppen und den Druck im Gehirn zu senken.

Grundlegend sind Fachärzt*innen für Neurologie für die Behandlung eines Apoplex zuständig.

Rehabilitation

Nach der Akutbehandlung ist eine Rehabilitation wichtig, um verlorene Funktionen wiederzuerlangen und die Selbstständigkeit im Alltag zu verbessern. Die Rehabilitation kann Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und neuropsychologische Therapie umfassen.

Der erste Teil der Reha findet bereits in der Klinik durch Physio- und Ergotherapeutinnen und Logopädinnen statt.

Prävention

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Risiko eines Schlaganfalls zu senken:

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann helfen, Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes vorzubeugen.
  • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität kann das Herz-Kreislauf-System stärken und das Risiko von Bluthochdruck und Übergewicht reduzieren.
  • Nichtrauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Arteriosklerose und Schlaganfall.
  • Kontrolle des Blutdrucks: Ein hoher Blutdruck sollte behandelt werden, um das Risiko für Hirnblutungen zu senken.
  • Behandlung von Vorhofflimmern: Vorhofflimmern kann das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen. Eine Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten kann das Schlaganfallrisiko senken.
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Durch regelmäßige Untersuchungen können Risikofaktoren frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Experten gehen davon aus, dass bis zu 70 % aller Fälle durch gezielte Prävention verhindert werden könnten.

Leben nach einem Schlaganfall

Die Folgen eines Schlaganfalls können vielfältig sein und das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen. Viele Patientinnen und Patienten entwickeln in Folge des Schlaganfalls eine Depression, da sich ihr Leben massiv verändert hat und sie mit Folgen oder gar schweren Behinderungen leben müssen. Eine Depression ist eine schwere Erkrankung, die von Anfang an konsequent behandelt werden muss. Es ist wichtig, sich Unterstützung von Familie, Freunden und Therapeuten zu suchen, um mit den Herausforderungen umzugehen.

Die Folgeschäden eines Apoplex zeigen sich oft in halbseitigen Lähmungen sowie Schluck- oder Sprachstörungen. Auch nach erfolgter Reha und weiterer rehabilitativer Maßnahmen können viele Betroffene ihren Alltag nicht mehr allein bewältigen und sind nach dem Schlaganfall auf Pflege von Familienangehörigen oder eines Pflegedienstes angewiesen.

Schlaganfall bei Kindern und Jugendlichen

Nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche, Kinder, Neugeborene und sogar Ungeborene können einen Schlaganfall erleiden. Bei Kindern, Jugendlichen, Neugeborenen und Föten tritt ein Schlaganfall zwar deutlich seltener auf - etwa 300 Kinder und Jugendliche im Jahr - allerdings könnte die Dunkelziffer höher liegen, da er oft nicht erkannt wird. Zu den möglichen Ursachen eines Apoplex im Kindesalter zählen zum Beispiel Gerinnungsstörungen, Herz- und Gefäßerkrankungen, Infektionskrankheiten oder Komplikationen bei der Geburt.

Forschung und Zukunftsperspektiven

Ein Bereich der Forschung dreht sich aktuell um die Verbesserung der Akuttherapie. Da haben wir ja mit der Thrombektomie eine sensationell wirksame neue Therapiemethode hinzugewonnen. Auf dem Gebiet der Schlaganfall-Früherkennung wird natürlich auch viel an der Genetik des Schlaganfalls geforscht. Warum treten Schlaganfälle zum Beispiel in manchen Familien häufiger auf als in anderen? Woran kann man eine Art Veranlagung erkennen? An diese und ähnlichen Fragen wird stark geforscht. Zuletzt gibt es auch viele Forschungsprojekte zur Verbesserung der Regeneration und Rehabilitation nach Schlaganfall.

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