Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die in Deutschland viele Menschen betrifft und unwillkürliche Bewegungsabläufe beeinträchtigt. Die Erkrankung manifestiert sich durch verschiedene Symptome, die im Laufe der Zeit fortschreiten und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken können. Dieser Artikel beleuchtet anhand von Fallbeispielen die spezifischen Herausforderungen und notwendigen Maßnahmen in der Pflegeplanung von Parkinson-Patienten.
Einführung in Morbus Parkinson
Morbus Parkinson, auch bekannt als Schüttellähmung, ist eine chronisch fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung. Sie ist gekennzeichnet durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dieser Mangel führt zu den typischen Symptomen wie verlangsamte Bewegungen (Bradykinese), unkontrollierbares Zittern (Tremor) und steife Muskeln (Rigor).
In Deutschland sind etwa 400.000 Menschen von Parkinson betroffen, was sie zur zweithäufigsten neurodegenerativen Erkrankung nach der Alzheimer-Demenz macht. Die Häufigkeit hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen, was vor allem auf die Alterung der Bevölkerung zurückzuführen ist.
Typische Symptome und ihre Auswirkungen
Die Symptome von Parkinson beginnen meist einseitig und werden im Laufe der Zeit ausgeprägter. Zu den Hauptsymptomen gehören:
- Bradykinese: Verlangsamung der Bewegungen, die sowohl geplante als auch automatische Bewegungen betrifft.
- Ruhetremor: Ungewollte Zitterbewegungen der Hände, die besonders in Ruhe auftreten.
- Rigor: Erhöhter Muskeltonus, der zu einer typischen Körperhaltung mit vorgebeugtem Oberkörper führt.
- Gleichgewichtsstörungen: Schwierigkeiten, die eigene Haltung zu korrigieren oder eine neue Haltung einzunehmen.
Zusätzlich können weitere Symptome wie Sprach- und Schluckstörungen, Schlafstörungen, Depressionen und geistige Beeinträchtigungen auftreten.
Lesen Sie auch: Einblicke in Demenz durch Fallbeispiele
Fallbeispiele zur Pflegeplanung
Die Pflegeplanung bei Parkinson erfordert eine individuelle und strukturierte Herangehensweise, um den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht zu werden. Hier sind einige Beispiele, die zeigen, wie eine Pflegeplanung aussehen könnte:
Fallbeispiel 1: Herr Maier, 68 Jahre, Parkinson
Pflegerische Probleme:
- Bewegungsstörungen
- Verstopfung
- Schluckbeschwerden
Ziele:
- Verbesserung der Mobilität
- Regulierung der Darmtätigkeit
- Sicherstellung der sicheren Nahrungsaufnahme
Maßnahmen:
- Tägliche Bewegungsübungen
- Ballaststoffreiche Ernährung
- Schlucktraining
Fallbeispiel 2: Frau Meier, 85 Jahre, Parkinson und Demenz
Pflegerische Probleme:
- Orientierungslosigkeit
- Vergesslichkeit
- Nächtliche Unruhe
Ziele:
- Verbesserung der Tagesstruktur
- Förderung der Selbstständigkeit
- Reduktion der nächtlichen Unruhe
Maßnahmen:
- Tagesablauf mit festen Ritualen
- Erinnerungshilfen
- Beruhigende Abendrituale
Fallbeispiel 3: Herr Müller, 75 Jahre, Parkinson
Herr Müller hat die Diagnose Morbus Parkinson gestellt bekommen und zeigt folgende Symptome:
- Nach vorn gebeugte Haltung
- Leicht angewinkelte Fingergelenke
- Kleinschrittiger, schlurfender Gang
- Verminderte Mimik und Gestik (maskenhaftes Gesicht)
- Gestörte Feinmotorik (Schreibstörung)
- Erhöhter Speichelfluss
- Erhöhte Talgsekretion (Salbengesicht)
- Längeres Stehen ist anstrengend
- Benötigt mehr Zeit zum Waschen
Pflegerische Probleme:
- Eingeschränkte Mobilität
- Hautprobleme durch erhöhte Talgsekretion und Schwitzen
- Schwierigkeiten bei der Körperpflege
- Risiko von Stürzen und Verletzungen
Ziele:
- Erhaltung und Förderung der Mobilität
- Verbesserung der Hautgesundheit und des Wohlbefindens
- Unterstützung bei der selbstständigen Durchführung der Körperpflege
- Vermeidung von Stürzen und Verletzungen
Maßnahmen:
- Mobilität:
- Krankengymnastik zur Verbesserung der Beweglichkeit
- Einsatz von Hilfsmitteln wie Rollator oder Spezialstöcken
- Regelmäßige Übungen zur Förderung der Armschwingung beim Gehen
- Vermeidung von Stolperfallen und Schaffung einer sicheren Umgebung
- Hautpflege:
- Regelmäßige und gründliche Reinigung der Haut, insbesondere im Gesicht
- Verwendung von milden, pH-neutralen Reinigungsprodukten
- Auftragen von leichten, nicht fettenden Feuchtigkeitscremes
- Regelmäßiges Waschen der Haare, ggf. mit Anti-Schuppen-Shampoo
- Sorgfältige Intimhygiene und Abtrocknen der Haut, ggf. mit Föhn
- Körperpflege:
- Unterstützung bei der Körperpflege, aber Förderung der Selbstständigkeit
- Bereitstellung eines Spiegels im Bad zur besseren Kontrolle
- Ermöglichung des Aufstützens der Ellenbogen beim Waschen und Zähneputzen
- Sicherstellung einer angenehmen Raumtemperatur im Badezimmer
- Verwendung einer Elektrozahnbürste, ggf. beidhändige Führung einer konventionellen Zahnbürste
- Vermeidung von Zeitdruck und Stress bei der Körperpflege
- Sturzprophylaxe:
- Anpassung der Wohnumgebung zur Vermeidung von Stolperfallen
- Sicherstellung guter Lichtverhältnisse
- Verwendung von rutschfesten Matten im Bad
- Überprüfung und Anpassung der Medikation zur Vermeidung von Schwindel und Kreislaufproblemen
- Regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks
- Verwendung von Hüftprotektoren bei Bedarf
Weitere wichtige Aspekte der Pflegeplanung
Neben den spezifischen Maßnahmen zur Linderung der Symptome und zur Unterstützung der Selbstständigkeit gibt es weitere Aspekte, die in der Pflegeplanung berücksichtigt werden sollten:
- Ernährung: Schluckbeschwerden und Verdauungsprobleme sind häufige Begleiter von Parkinson. Eine angepasste Ernährung mit leicht zu schluckenden Speisen und ausreichend Ballaststoffen ist wichtig.
- Kommunikation: Sprachprobleme können die Kommunikation erschweren. Geduld und alternative Kommunikationsmethoden sind hier gefragt.
- Psychische Gesundheit: Depressionen und Angstzustände sind häufig. Psychologische Unterstützung und soziale Kontakte sind wichtig für das Wohlbefinden.
- Medikamentenmanagement: Die regelmäßige und korrekte Einnahme der Medikamente ist entscheidend, um die Symptome zu kontrollieren.
- Soziale Unterstützung: Die Einbindung von Familie, Freunden und Selbsthilfegruppen kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern.
Tipps für die Pflegeplanung
- Pflegestandards einhalten: Die Einhaltung von Pflegestandards gewährleistet eine einheitliche und qualitativ hochwertige Pflege.
- Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen: Jeder Patient hat individuelle Bedürfnisse, die in der Pflegeplanung berücksichtigt werden müssen.
- Ziele und Maßnahmen klar definieren: Eine klare Definition von Zielen und Maßnahmen ist unerlässlich für eine erfolgreiche Pflegeplanung.
- Regelmäßige Evaluierung und Anpassung: Die Pflegeplanung sollte regelmäßig überprüft und an die sich ändernden Bedürfnisse des Patienten angepasst werden.
- Ressourcen nutzen: Nutzen Sie die vielfältigen Informations- und Beratungsangebote von Pflegekassen, Pflegestützpunkten und Selbsthilfegruppen.
Unterstützung durch Hilfsmittel
Hilfsmittel spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Parkinson-Patienten im Alltag. Sie tragen dazu bei, die Selbstständigkeit zu erhalten und Pflegemaßnahmen zu erleichtern. Zu den gängigen Hilfsmitteln gehören:
- Gehhilfen: Rollatoren und Spezialstöcke mit ausklappbarem Querstock bieten zusätzliche Stabilität und Sicherheit beim Gehen.
- Pflegebetten: Höhenverstellbare Betten erleichtern den Ein- und Ausstieg und ermöglichen eine komfortable Pflege.
- Badewannenlifte: Sie ermöglichen es Patienten, weiterhin ein entspannendes Bad zu nehmen.
- Notrufsysteme: Sie geben den Betroffenen und ihren Angehörigen ein Gefühl der Sicherheit.
- Alltagshilfen: Spezielles Besteck, Becher mit Henkeln und Anziehhilfen erleichtern die Nahrungsaufnahme und die Körperpflege.
Die Rolle der Angehörigen
Pflegende Angehörige spielen eine zentrale Rolle bei der Betreuung von Parkinson-Patienten. Sie sind oft die ersten Ansprechpartner und leisten einen Großteil der Pflege. Es ist wichtig, dass Angehörige sich selbst nicht überfordern und Unterstützung suchen, wenn sie an ihre Grenzen stoßen.
Lesen Sie auch: Umfassende Betrachtung: Frontotemporale Demenz
Lesen Sie auch: Lösungsansätze in der Parkinson Pflege
tags: #fallbeispiel #pflegeplanung #parkinson