Fallbeispiel Parkinson Pflege: Herausforderungen und Lösungsansätze

Parkinson, auch Morbus Parkinson genannt, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, von der in Deutschland schätzungsweise 300.000 bis 400.000 Menschen betroffen sind. Sie ist nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Die Erkrankung ist durch den Verlust von Nervenzellen gekennzeichnet, was zu einer Vielzahl von Beschwerden führt. Obwohl die Lebenserwartung bei Parkinson nicht automatisch verkürzt ist, benötigen viele Patienten im Laufe der Zeit Unterstützung von außen.

Symptome und Verlauf von Parkinson

Wie sich Parkinson anfühlt, ist sehr individuell. Zu Beginn sind die Symptome oft mild und beeinflussen den Alltag kaum. Im weiteren Verlauf der Krankheit kommen jedoch typische Beschwerden hinzu. Im Endstadium haben Betroffene oft Probleme mit der Nahrungsaufnahme, der Körperpflege und der Bewältigung des Alltags. Zu den Kernsymptomen gehören Muskelsteifheit, Bewegungsarmut und Zittern, die die Betroffenen sowohl körperlich als auch psychisch belasten können. Nicht wenige Patienten entwickeln im Zuge ihrer Erkrankung eine Depression.

Die Parkinson-Krankheit verläuft in der Regel nicht schubweise und die Diagnose wird oft erst relativ spät gestellt. Mediziner teilen die Erkrankung in sechs Stadien ein, wobei im Stadium 0 noch keine Symptome erkennbar sind. Ab Stadium 2 sind viele Patienten bereits auf Hilfe von außen angewiesen.

Typische Symptome bei Parkinson

Der Dopaminmangel, der mit dem Absterben der Nervenzellen einhergeht, führt zu den typischen Symptomen der Parkinson-Erkrankung. Meist beginnen die Symptome zunächst einseitig, werden dann nach und nach ausgeprägter und schränken die Selbstständigkeit der Parkinson-Erkrankten zunehmend ein. Es gibt zahlreiche Symptome, die in vier klassische Hauptsymptome eingeteilt werden können:

  • Bradykinese: Die geplanten und auch die automatischen Bewegungen verlangsamen sich. Typisch ist das plötzliche „Einfrieren“ der Bewegungen (sogenanntes „Freezing“) und die Unfähigkeit, Bewegungen abzubremsen. Insgesamt sind die Bewegungen deutlich reduziert.
  • Ruhetremor: Es kommt zu ungewollten, meist einseitigen Zitterbewegungen der Hände. In den frühen Phasen tritt der Tremor nur unter Belastung und Stress auf, später auch in Ruhe.
  • Rigor: Der Muskeltonus ist überhöht und für die typische Körperhaltung mit vorgebeugtem Oberkörper verantwortlich. Häufig fehlt ein Mitpendeln einer oder beider Arme beim Gehen.
  • Gleichgewichtsstörungen: Es fällt den Betroffenen schwer, die eigene Haltung zu korrigieren oder eine neue Haltung einzunehmen. Auch notwendige Ausgleichsbewegungen, zum Beispiel um nicht zu stolpern, sind erschwert oder nicht möglich.

Zusätzlich können bei Parkinson weitere Symptome auftreten, zum Beispiel Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken, Schlafstörungen und geistige Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz. Eine häufige Begleiterkrankung ist die Depression. Etwa 40 Prozent der Parkinson-Erkrankten sind davon betroffen. Eine Depression kann im Verlauf der Erkrankung auftreten, aber auch im Frühstadium oder bereits im Vorfeld von Parkinson.

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Frühzeichen von Parkinson

Frühzeichen einer Parkinson-Krankheit können übrigens schon Jahre vor den Hauptsymptomen auftreten, zum Beispiel:

  • Morgendliche einseitige Schulter- oder Rückenbeschwerden (wegen des erhöhten Muskeltonus nachts)
  • Eine Verkleinerung des Schriftbilds (Störungen der Feinmotorik)
  • Ein Masken- bzw. erstarrtes Gesicht

Herausforderungen in der Pflege von Parkinson-Patienten

Eine Parkinson-Erkrankung geht in der Regel mit einer Pflegebedürftigkeit einher. Die Pflege von Menschen mit Parkinson ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die von den Angehörigen viel Flexibilität abverlangt. Die Pflegeplanung sollte stets an den Patienten angepasst werden, unabhängig davon, ob die Versorgung zu Hause oder in einer stationären Einrichtung erfolgt. Die Pflege bei Morbus-Parkinson muss Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse nehmen. Der Parkinson-Verlauf in Phasen kann Angehörige vor einige Herausforderungen stellen:

  • Selbstbestimmung: Parkinson-Patienten sind in der Regel geistig fit und fordern ein hohes Maß an Selbstbestimmung. Die aktivierende Pflege kann hier helfen, indem sie die Selbstständigkeit fördert und dem Patienten Aufgaben überlässt, die er noch selbst erledigen kann.
  • Flexibilität: Der Verlauf der Erkrankung ist unberechenbar und Symptome können sich verstärken oder neue hinzukommen. Auch die Therapie muss möglicherweise angepasst werden, was zusätzliche Fahrtwege für die Angehörigen bedeuten kann.
  • Unberechenbarkeit: Im Rahmen der Erkrankung kann es zu Demenz oder Depressionen kommen, was eine Anpassung der Pflegetätigkeiten erforderlich macht. In manchen Fällen kann es notwendig sein, die Pflege abzugeben, insbesondere wenn Aggressivität oder ein Parkinson-Demenz-Endstadium vorliegen.
  • Medikamenten-Nebenwirkungen: Parkinson-Medikamente können erhebliche Nebenwirkungen haben oder mit der Zeit an Wirkkraft verlieren. Es ist wichtig, auf Veränderungen im Sozialverhalten und der Beweglichkeit des Patienten zu achten.

Pflege zu Hause vs. Pflegeheim

Die Pflege von Parkinsonerkrankten kann grundsätzlich im häuslichen Umfeld oder in einer stationären Einrichtung erfolgen. Die Pflege zu Hause ist durchaus möglich, erfordert aber möglicherweise eine Anpassung der räumlichen Gegebenheiten. Insbesondere im fortgeschrittenen Stadium ist es wichtig, dass der Patient in seiner Wohnumgebung keine Barrieren vorfindet.

Wenn eine umfassende Versorgung zu Hause nicht möglich ist, muss der Patient nicht zwangsläufig in ein Heim umziehen. Es gibt viele Möglichkeiten, die häusliche Versorgung mithilfe von Pflegepersonen zu unterstützen. Eine Wohngemeinschaft ist eine weitere Möglichkeit, die Versorgung von Parkinson-Patienten sicherzustellen. Dort leben sie in der Regel mit anderen Menschen zusammen, die die gleiche Erkrankung haben.

Ein Pflegeheim bietet die Möglichkeit, den Pflegebedürftigen umfassend zu versorgen. Ein professionelles Pflegeteam arbeitet dabei interdisziplinär mit Medizinern und weiterem Personal, zum Beispiel Ergotherapeuten, zusammen, um den Patienten zu pflegen.

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Die Entscheidung für oder gegen ein Pflegeheim sollte gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen getroffen werden. Es gibt jedoch nachvollziehbare Gründe, sich für ein Pflegeheim zu entscheiden, z. B. wenn der Pflegebedürftige selbst die Unterbringung im Heim wünscht, wenn sich der Angehörige der Situation nicht gewachsen fühlt, wenn der Angehörige weit entfernt wohnt oder nicht genügend Zeit für die Pflege hat oder wenn die häusliche Umgebung nicht für die Unterbringung eines Parkinson-Patienten geeignet ist.

Tipps für die Pflege von Parkinson-Patienten

  • Machen Sie sich ein genaues Bild von der Pflegebedürftigkeit: Durch Absprache mit dem behandelnden Arzt und mit einer ausgiebigen Beobachtung des Patientenalltags finden Sie heraus, bei welchen Aufgaben Ihr Familienangehöriger Ihre Unterstützung benötigt. Am besten fertigen Sie sich zur Koordinierung der anfallenden Aufgaben einen Pflegeablaufplan an.
  • Gestalten Sie den Wohnraum sicher: Da das Bewegungsvermögen bei Parkinson-Patienten herabgesetzt ist, bleibt vor allem die Vermeidung von Stürzen sehr wichtig. Gestalten Sie daher den Wohnraum möglichst unkompliziert und sicher. Entfernen Sie Stolperfallen wie Teppichkanten oder herumliegende Kabel. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Angehöriger barrierefrei wohnen kann und mit einem Rollator sicher durch die Räume navigieren kann und keine hohen Türschwellen stören. Ermöglichen Sie Ihrem Familienmitglied einen einfachen Zugang zum Bad und zur Küche - vielleicht ist ein Treppenlift sinnvoll.
  • Nehmen Sie einen Pflegekurs in Anspruch: Viele Krankenkassen bieten ihren Versicherten Pflegekurse für Angehörige an. Diese sind nicht zwangsläufig auf die Parkinson-Erkrankung maßgeschneidert, verraten Ihnen aber wichtige Kniffe für den Pflegealltag. Erkundigen Sie sich einfach bei Ihrer Krankenversicherung, welche Angebote es für die Weiterbildung im Pflegebereich gibt.
  • Weihen Sie eine Vertrauensperson ein: Viele pflegende Angehörige kümmern sich zwar vorbildlich um den Pflegebedürftigen, vergessen sich dabei selbst aber völlig. Bitten Sie eine Ihnen nahestehende Person, ein Auge auf Ihre Situation zu haben.

Pflegegrade bei Parkinson

Der Gesetzgeber unterscheidet Pflegegrade von 1-5, je höher der Pflegegrad, desto höher ist die Beeinträchtigung der Selbstständigkeit. Welcher Pflegegrad Parkinson-Patienten zugesprochen wird, ist sehr unterschiedlich und hängt davon ab, wie gut sich der Betroffene alleine versorgen kann. Ihr Angehöriger kann bei seiner Pflegekasse einen Pflegegrad beantragen. Nach erfolgreichem Antragseingang beauftragt die Pflegekasse den medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK), der wiederum einen Gutachter zum Patienten schickt.

Bei Pflegegrad 3 hat der Gutachter festgestellt, dass die Selbstständigkeit schwer beeinträchtigt ist. Vermutlich hat Ihr Familienangehöriger Probleme mit der Ernährung, Körperpflege und Mobilisation.

Menschen mit der neurologischen Erkrankung können einen Grad der Behinderung aufweisen und somit einen Schwerbehindertenausweis bei Parkinson erhalten.

Hilfsmittel für Parkinson-Patienten

Hilfsmittel spielen im Pflegealltag eine entscheidende Rolle, denn sie unterstützen die Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen und vereinfachen Pflegemaßnahmen. Für Parkinson-Patienten kommen verschiedene Hilfsmittel in Betracht:

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  • Technische Hilfsmittel: zum Beispiel Gehhilfen wie Rollator und Rollstuhl, Pflegebett, Badewannenlift oder Notrufsystem.
  • Elektronische Hilfsmittel und Alltagshilfen: zum Beispiel sprechende Zeigetafeln, Stimmverstärker oder Kombinationsgeräte mit Touchscreen und Sprachausgabe.

Die Kosten für Parkinson-Hilfsmittel übernimmt in vielen Fällen die Kasse. Hilfsmittel für Parkinson-Patienten, die in die Kategorie Pflegehilfsmittel zum Verbrauch fallen, werden mit 40 Euro pro Monat bezuschusst. Bei kostspieligeren Anschaffungen wie einem Kranken- oder Pflegebett muss gegebenenfalls eine ärztliche Verordnung erfolgen. Ihre Krankenkasse oder Pflegekasse kann Sie dahingehend beraten.

Wesensveränderungen bei Parkinson

Eine Wesensveränderung bei Parkinson ist nicht selten. Durch die Erkrankung wird die Gefühlswelt bei Parkinson auf den Kopf gestellt. Pflegende Angehörige berichten von depressiven Verstimmungen, Verwirrtheit und Aggressionen. Die psychischen Veränderungen, die bei Parkinson auftreten können, lassen sich nicht selten auf Parkinson-Medikamente zurückführen. Sollten Sie als pflegender Angehöriger Wesensveränderungen bemerken, die Ihre Lebensqualität oder die Ihres Angehörigen negativ beeinflussen, sollten Sie den behandelnden Neurologen darüber in Kenntnis setzen. Er kann herausfinden, inwiefern die Verwirrtheit auf Medikamenten-Nebenwirkungen hindeutet. Außerdem kann er Behandlungsangebote mit Ihnen besprechen, wie eine Parkinson-Gruppentherapie-Übung. Schließlich sind es nicht in jedem Fall Medikamente, die eine Wesensveränderung hervorrufen, sondern auch die Erkrankung selbst.

Wo bekomme ich Hilfe bei Parkinson?

Parkinson-Patienten und pflegende Angehörige können sich an verschiedene Anlaufstellen wenden, um Tipps oder Hilfe für den Alltag zu erhalten:

  • Pflegestützpunkte: Pflegestützpunkte bietenInformationen und Beratung zu allen Fragen rund um die Pflege.
  • Selbsthilfegruppen: Parkinson-Selbsthilfegruppen richten sich sowohl an Betroffene als auch an Angehörige.
  • Behandelnder Arzt: Der behandelnde Arzt ist eine wichtige Anlaufstelle für alle medizinischen Fragen.

Therapieansätze bei Parkinson

Da Parkinson eine chronische Erkrankung ist, die bislang nicht heilbar ist, zielen die Therapieansätze darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es gibt verschiedene Therapieformen:

  • Medikamentöse Therapie: Hier steht der Ersatz bzw. Erhalt des Botenstoffes Dopamin im Vordergrund. Dazu kann Dopamin als Medikament gegeben werden (z. B. L-Dopa). Auch kann der Abbau des vorhandenen Dopamins verhindert werden (MAO-B-Hemmer, COMT-Hemmer). Wichtig ist, dass Menschen mit Parkinson optimal medikamentös eingestellt werden. Das ist oft nicht leicht, da die motorischen und nicht-motorischen Symptome in Abhängigkeit von der aktuellen Wirkung der Medikamente mehrfach im Verlauf eines einzigen Tages wechseln können. Man spricht auch von sogenannten On-Off-Schwankungen.
  • Komplementäre Therapien: Hier stehen die Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie im Vordergrund. Die Bewegungstherapie und eine aktivierende Pflege sind wichtig, damit die Betroffenen in Bewegung und damit auch selbstständig bleiben. Hilfreich sind auch Entspannungsmethoden wie die Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training, die laut Studien Stimmungsschwankungen und Depressionszeichen bei Parkinson reduzieren können.
  • Chirurgische Therapie: Eine weitere therapeutische Option ist die sogenannte Tiefe Hirnstimulation (THS). Dabei werden feine Elektroden im Hirn platziert, um umschriebene Hirnregionen elektrisch zu stimulieren und diese damit positiv zu beeinflussen.

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